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Die Massenproteste in Belarus gehen trotz Repression weiter – der Koordinierungsrat der Demonstrationsbewegung beinahe geschlossen hinter Gittern

ABC-Belarus - Anarchist Black Cross Belarus„… Zeugen gab es keine. Mein Vergehen: Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration“, erzählt Juri Prilaschkiewitsch. Im Gefängnis von Grodno habe er dann in einer Viererzelle gesessen, mit zwei anderen Politischen und einem Ladendieb. „Sie haben uns normal behandelt, ich kann nicht klagen, ein paar Gefängniswärter sprachen mich gar mit „Sie“ an, erzählt der Freigelassene in einem typischen Altstadt-Innenhof. An der Hausecke steht ein Pizza-Foodtruck, drei junge Frauen setzen sich mit je einem Latte-Macchiato zum Schwatz auf eine nahe Bank. Der Urlauber Juri kramt derweil eine Rechnung aus der Tasche. „Hier, 202,50 belarussische Rubel (umgerechnet knapp 70 Euro) kostet mich der Aufenthalt im Knast. Die Zahlungsfrist ist 30 Tage.“ Dabei huscht fast ein Lächeln über sein Gesicht. (…) Doch in der als Hochburg des Widerstandes geltenden 370.000-Einwohnerstadt im Nordwesten von Belarus haben die Festnahmen und Strafbefehle wegen angeblichen Umsturzversuchs gegen die beiden Koordinationsratsmitglieder Maria Kolesnikowa und Maxim Snak sowie das immer brutalere Vorgehen von Nicht-Staatspräsident Alexander Lukaschenkos Schlägertruppen vor allem in der Hauptstadt Minsk nun auch gegen Frauen ihre Spuren hinterlassen. Erst am vergangenen Sonntag waren in Grodno ein Protestmarsch mit Tränengas und Schlagstöcken verhindert sowie insgesamt 102 Demonstranten festgenommen worden. Zur traditionellen Sonntagsdemonstration kamen in Grodno deutlich weniger Bürger als noch vor zwei Wochen…“ – aus dem Beitrag „Die Angst kehrt zurück“ von Paul Flückiger am 10. September 2020 in der taz online externer Link über die Repression auch außerhalb von Minsk… Siehe dazu auch einen weiteren aktuellen Beitrag und den Hinweis auf unseren bisher letzten Bericht zu den Massenprotesten in Belarus (dort auch Verweise auf frühere Beiträge):

  • „Einen nach der anderen“ von Barbara Oertel am 09. September 2020 ebenfalls in der taz online externer Link zu neuesten Festnahmen in Belarus: „… Die belarussische Opposition hat einen weiteren führenden Kopf verloren: Am Mittwoch wurde der Anwalt Maxim Snak, der ebenfalls Mitglied des oppositionellen Koordinationsrates ist, in Minsk festgenommen. Laut Angaben seiner Un­ter­stüt­zer*innen gegenüber der unabhängigen russischsprachigen Nachrichtenseite Tut.By hatte Snak am Morgen für ein Interview aus dem Stab des inhaftierten Oppositionspolitikers Viktar Babaryka zugeschaltet werden sollen. Als sie ihn telefonisch erreicht hätten, habe er nur gesagt, dass jemand gekommen sei und sofort aufgelegt. (…) Nach der Festnahme von Snak ist von den sieben Mitgliedern des Koordinationsrats nur noch die Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Aleksijewitsch auf freiem Fuß beziehungsweise in Belarus…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=177886
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