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„Bolsonaros Welle“: Duldet keine Kritik an wichtigen „Geschäftsfreunden“ in Brasilien
Da haben sie doch im Seehofer-Stil („wehe, wer die Polizei kritisiert, das sind Hassreden“) kund getan, die Deutsche Welle würde per sofort eine Beitragsreihe einstellen. Das liest sich im Original so: „A Deutsche Welle comunica que deixa de publicar a coluna quinzenal Periscópio, de J.P. Cuenca, após o colunista ter escrito, em perfil privado nas redes sociais, mensagem que contraria os nossos valores. A Deutsche Welle repudia, naturalmente, qualquer tipo de discurso de ódio e incitação à violência. O direito universal à liberdade de imprensa e de expressão continua sendo defendido, evidentemente, mas ele não se aplica no caso de tais declarações“ – so gewagt formuliert am 18. Juni 2020 in der Erklärung „Comunicado – Deutsche Welle cancela publicação da coluna Periscópio“
– kurz die Sache auf den Kern: Die vierzehntägige Kolumne J.P.Cuencas wird gestrichen, weil der Autor in sozialen Medien Hassreden verbreitet hätte, was mit den Werten der DW nicht übereinstimme und die Meinungsfreiheit verteidigen sie selbstverständlich total auch, nur eben nicht in solchen Fällen. Was der Mann geschrieben hatte: Dass Brasilien erst frei sein werde, wenn der letzte Bolsonaro am Darm des letzten Pastors der Igreja Universal aufgehängt sei. Das Vorgehen des Senders freute natürlich die Bolsonaro-Banden, die es ja gewohnt sind, aus der BRD kontinuierlich Unterstützung zu finden… Siehe dazu auch zwei weitere aktuelle Beiträge zu den Reaktionen sowohl in Brasilien, als auch in der BRD auf diese Zensurmaßnahme – die, wenig überraschend, sehr unterschiedlich ausfallen (je nachdem, wie man zu Bolsonaro steht…):
- „Protest nach Rausschmiss von Brasilien-Autor Cuenca bei Deutscher Welle“ von Mario Schenk und Harald Neuber am 30. Juni 2020 bei amerika21.de
über die unterschiedlichen Reaktionen auf diesen Schritt: „… Daraufhin wurde Cuenca in den sozialen Netzen massiv angegriffen. Der Präsidentensohn Eduardo Bolsonaro warf dem Journalisten „fehlenden Respekt vor dem Präsidenten“ vor, und Cuenca erhielt Hunderte Morddrohungen. Wegen früherer Bedrohungen hatte Cuenca bereits 2019 das Land verlassen. Der deutsche Auslandsrundfunk in Brasilien sah in dem Tweet den Tatbestand der „Hassrede und der Aufstachelung zur Gewalt“ gegeben und kündigte die Kolumne Cuencas. Dieser habe mit seinem Post gegen die Werte der Deutschen Welle verstoßen. Man verteidige die Presse- und Meinungsfreiheit, „doch trifft das nicht im Fall dieser Äußerungen [Cuencas] zu“, so die DW weiter. Ultrarechte Anhänger der Regierung begrüßten die Entscheidung und Eduardo Bolsonaro sah „Hoffnung für bestimmte Segmente in der Presse“. Cuenca selbst bezeichnete die Stellungnahme der DW als „verlogen, feige und verleumderisch“ und will gegen den Vorwurf der Hassrede klagen. Kritiker werfen der DW vor, sich dem Druck des Bolsonaro-Lagers zu beugen und Zensur in Kauf zu nehmen. „Journalisten oder Kolumnisten unter dem Gebrüll der Bolsonaro-Anhänger zu entlassen, spielt nach den Regeln des Faschismus“, so der Journalist Paulo Werneck. Der Globo-Journalist Marcelo Lins warf der DW vor, aufgrund einer „oberflächlichen Lesart, externen Drucks und fehlender [historischer] Bezüge“ entschieden zu haben. Das englischsprachige Magazin Brasilwire schreibt von Zensur. Nun fordern auch in Deutschland lebende Brasilianer und Deutsche, darunter der Vize-Präsident des PEN-Clubs Deutschland, Ralf Nestmeyer, der namhafte Schriftsteller und FAZ-Kolumnist Rafael Cardoso und der Übersetzer Michael Kegler, in einem offenen Brief an die Deutsche Welle Brasilien die Rückkehr von Cuenca...“
- „Bolsonaros Welle“ von Harald Neuber am 29. Juni 2020 bei telepolis
kommentiert zum selben Vorgang einleitend die anschließend (deutsch) dokumentierte Stellungnahme Cuencas: „… Während die Entlassung im Bolsonaro-Lager für Begeisterung sorgte, formiert sich Widerstand gegen die Entscheidung der Sendeleitung. Der offene Brief wurde von zahlreichen Journalisten und dem Vizepräsidenten des PEN-Clubs Deutschland, Ralf Nestmeyer, unterzeichnet. Dabei ist nicht unwahrscheinlich, dass die Verantwortlichen im Hauptsitz des Senders in Bonn erstens einer Kampagne der brasilianischen Rechtsextremisten auf dem Leim gegangen sind und zweitens den Tweet nicht verstanden haben. Denn Cuenca schrieb über den Kurznachrichtendienst: „Die Brasilianer werden erst frei sein, wenn der letzte Bolsonaro an den Gedärmen des letzten Pfarrers der Universalkirche erhängt wird.“ Harter Tobak, sicher, aber eben auch die Paraphrasierung eines historischen Zitats. Anfang des 18. Jahrhunderts hatte der Franzose Jean Meslier, der sich vom katholischen Priester zum Religionskritiker gewandelt hatte und der frühen Aufklärung zugerechnet wird, das Zitat in seinem Werk „Mèmoire“ angeführt: „Il serait juste que les grands de la terre et que tous les nobles fussent pendus et étranglés avec les boyaux de prêtres“, also etwa: „Es wäre gerecht, dass alle Großen der Erde und alle Adligen mit den Gedärmen der Priester erhängt und erwürgt werden sollten.“ Cuencas Bolsonaro-Abwandlung bezog sich – ähnlich motiviert – auf die massive Unterstützung der amtierenden brasilianischen Regierung für die Igreja Universal do Reino de Deus. Diese sektenähnliche evangelikale Massenbewegung gehört zu den wichtigsten Unterstützern der Bolsonaro-Führung – und wurde dafür unlängst mit Millionenmitteln aus der Staatskasse bedacht. Cuencas Kritik daran grämte die Bolsonaro-Führung offenbar ebenso, wie sie sein öffentlicher Rauswurf freute. Der Kongressabgeordnete und Präsidentensohn Eduardo Bolsonaro beglückwünschte den deutschen Auslandssender auf Twitter persönlich zu der Entscheidung. Zuvor hatten Vertreter des Bolsonaro-Lagers eine massive Kampagne gegen Cuenca gestartet. Auf den Rausschmiss und den Jubel bei Brasiliens Rechtsextremisten reagierten nun deutsche und brasilianische Wissenschaftler, Journalisten, Künstler sowie Aktivisten. Man könne darüber diskutieren, ob Cuencas Spiel mit dem historischen Zitat gelungen oder geschmacklos, schlecht formuliert oder schlecht kontextualisiert war, schreiben sie in dem offenen Brief, der Telepolis vorab vorlag...“