KSK: Der rechtsradikale Einzelfall der Bundeswehr – endgültige und ersatzlose Auflösung der Munitionsbeschaffer!

Dossier

Der rechtsradikale Einzelfall der Bundeswehr – beim Namen genannt: KSK. Endgültige und ersatzlose Auflösung der Munitionsbeschaffer statt „Bewährung“ und „Reform“ sind gefordert (Grafik von @UnsereNeueSPD, wir danken!)„… Der Militärische Abschirmdienst (MAD) sieht eine „neue Dimension“ beim Problem des Rechtsextremismus in der Bundeswehr. Wie der Präsident der Behörde, Christof Gramm, im Bundestag bei einer öffentlichen Anhörung des Parlamentarischen Kontrollgremiums sagte, sind die Verdachtsfälle von Rechtsextremisten und sogenannten Reichsbürgern erkennbar auf mehr als 600 angestiegen…“ aus der Meldung „Militärgeheimdienst sieht neue Dimension von Rechtsextremismus“ am 29. Juni 2020 in der Zeit online externer Link worin, wie auch in anderem Meldungen vom Montag, die Frage ausgeblendet bleibt, warum der MAD seinen Kurs geändert hat, der vorher in wirkungsloser „Überprüfung“ (kombiniert mit dem einen oder anderen Tipp an KSK-Nazis) bestand. Siehe dazu weitere Beiträge – sowohl zum Thema, wie nun „Schadensbegrenzung“ betrieben werden soll, als auch zu Kommentaren und Positionierungen zum KSK-Nazibiotop:

  • Elitesoldat packt aus: Wie die Bundeswehr Rechtsextreme schützt New
    Die Bundeswehr hat immer wieder Ärger mit Rechtsextremisten in den eigenen Reihen. Doch das Schicksal eines Soldaten zeigt: Statt die Probleme zu lösen, knüpft sich die Armee offenbar lieber den Überbringer schlechter Nachrichten vor.
    Er will zu einem Elitesoldaten ausgebildet werden und ins Kommando Spezialkräfte, kurz KSK. Und er ist auf einem guten Weg. Doch dann fällt Patrick J. auf, dass viele seiner Kameraden nicht auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, rechtsextreme Parolen grölen, sich mit anderen Rechtsextremen vernetzen. Er meldet die Vorfälle seinen Vorgesetzten, denkt, damit das Richtige zu tun. Doch statt seine Hinweise ernst zu nehmen, straft die Bundeswehr ihn ab – und beendet seine Karriere. Die Bundeswehr wird immer wieder von Skandalen durch Rechtsextreme in den eigenen Reihen erschüttert. Sei es der mutmaßliche Terrorist Franko A., der Anschläge geplant hatte und Waffen schmuggeln wollte. Oder seien es gleich ganze Strukturen wie der Nordbund, der aus rechtsextremen Kampfsportlern und Soldaten bestand. Lange wurden die Belege ignoriert oder sogar vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) unter den Teppich gekehrt. Die Geschichte von Patrick J. ist die eines Soldaten, der diesem Treiben nicht länger zuschauen wollte und deshalb immer wieder rechtsextreme Verdachtsfälle meldete. Und der sich nun genauso wenig gefallen lassen will, dass die Bundeswehr ausgerechnet gegen ihn vorgeht…“ Beitrag von Carsten Janz vom 09.04.2023 bei t-online externer Link
  • Ermittlungen gegen Ex-KSK Soldaten eingestellt – trotz enger Beziehungen in die rechtsterroristische Szene 
    Die Ermittlungen gegen den Ex-KSK Soldaten Matthias D. wurden eingestellt. Im Herbst 2020 wurde der Soldat wegen des Verdachts der „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ in Mecklenburg-Vorpommern festgenommen. Die Einstellung des Verfahrens externer Link gegen Matthias D. bestätigte nun ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Rostock auf Anfrage von NDR und WDR. Über Monate hinweg war der Soldat akribisch durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD) beobachtet worden. Dabei wurde mehr als nur ein Kontakt in die rechtsterroristische Szene festgestellt. Matthias D. bestreitet alle Vorwürfe gegen sich. Der Soldat, der an zahlreichen geheimen Kommando-Operationen in Deutschland beteiligt war, ist in der Kampfsportszene aktiv. Dort bietet er auch Trainings an und hat dort auch den Faschisten Tom S. trainiert. Tom S. kommt aus dem Umfeld der 2016 verbotenen „Weißen Wölfe Terrorcrewexterner Link. Diese faschistische Gruppierung griff systematisch Migrant:innen und Linke an. (…) Trotz der offensichtlichen Kontakte in die rechtsterroristische Szene gab die Staatsanwaltschaft Rostock nun bekannt, dass sich die Vorwürfe nicht erhärten ließen. Die einzigen Maßnahmen, die noch gegen ihn laufen, sind ein möglicher Strafbefehl wegen des Besitzes von Anabolika und einige disziplinarrechtliche Maßnahmen bei der Bundeswehr. Dieser Fall ist nicht das erste Mal, dass Soldaten der Bundeswehr auffällig enge Kontakte zu der rechtsterroristischen Szene haben. Durch Waffendepots, Todeslisten und Schießtrainings sind rechte Netzwerke – besonders innerhalb des KSK – immer wieder aufgefallen…“ Beitrag von Perspektive Online vom 7. Dezember 2021 externer Link
  • Weitere Ermittlungen gegen KSK-Neonazis: Rechtsradikale Vorfälle im Kommando Spezialkräfte reißen nicht ab 
    „Der Militärische Abschirmdienst (MAD) untersucht zwei mehrere Jahre zurückliegende Verdachtsfälle wegen Rechtsextremismus in der Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK). Ermittelt werde gegen einen Offizier sowie einen Unteroffizier, hieß es am Sonntag aus Sicherheitskreisen, nachdem die »Bild am Sonntag« zuerst berichtet hatte. So soll ein KSK-Oberstabsfeldwebel bereits 2015 während einer Ausbildung die schwarz-weiß-rote Reichsflagge neben der Bundesflagge angebracht oder nichts dagegen unternommen haben, lautet ein Vorwurf. Zudem wird ein Leutnant beschuldigt, im Jahr 2014 eine »geringe Zahl« von Bildern mit einem rechtsextremen Hintergrund über Whatsapp verbreitet zu haben. Ob beide Fälle strafrechtlich relevant sind, wird noch geprüft. Die Fälle waren im September gemeldet worden. Die Innenminister von Bund und Ländern hatten – allerdings im Juni dieses Jahres – einen Mustererlass vorgelegt, um einheitlich gegen das Zeigen von Reichsfahnen und Reichskriegsflaggen aus der Kaiser- und NS-Zeit in der Öffentlichkeit vorzugehen. Ein Grund für die neue Bewertung: Die Fahnen werden vermehrt von rechtsextremistischen Gruppen als Symbol und Ersatz für die verbotene Hakenkreuzfahne genutzt. »Darauf, dass die strukturellen Probleme beim KSK weiter bestehen, hatte ich beim sogenannten Abschlussbericht schon hingewiesen«, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Tobias Pflüger, gegenüber »nd«. (…) Etwa 50 Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr sind seit 2017 wegen des Verdachts rechtsextremistischer Aktivitäten ins Visier des Militärischen Abschirmdienstes geraten, gab Generalinspekteur Eberhard Zorn im März in einem Zwischenbericht bekannt. Die Elitetruppe umfasst dabei nur etwa 1400 Soldat*innen. Fünf Soldaten wurden aus der Bundeswehr entlassen, 16 weitere wurden versetzt oder haben das KSK verlassen. Erste Gerichtsprozesse fanden statt. Ein Beschuldigter, der gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen hatte, erhielt indes nur eine Bewährungsstrafe…“ Artikel von Daniel Lücking vom 19. September 2021 in neues Deutschland online externer Link
  • [Gründungsmitglied des KSK Maximilian Eder im Flutgebiet in Ahrweiler] „Querdenker“ im Kampfmodus 
    Ein Netzwerk von Ex-Soldaten und Polizisten um einen Ex-Bundeswehrkommandeur wähnt sich mit „Querdenkern“ und „Reichsbürgern“ im Kampf gegen eine vermeintliche Corona-Diktatur. Einige träumen von einem Umsturz. Zu dem Netzwerk, das sich nach dem Hochwasser im Flutgebiet in Ahrweiler versammelt, zählen ehemals hochrangige Militärs. Einer von ihnen ist Maximilian Eder. Als er 1999 als Kommandeur sein Panzergrenadierbataillon zum ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr seit ihrer Gründung in den Kosovo führte, folgte er damit einer Entscheidung des Deutschen Bundestags. Heute ist er pensioniert, hält einige der Parlamentsentscheidungen zum Infektionsschutz für ein Verbrechen und folgte mit seinem jüngsten Einsatz in Ahrweiler einer Entscheidung der sogenannten „Querdenker“. Denen hat er sich vor einiger Zeit angeschlossen – und mit ihm nach Informationen des ARD-Politikmagazins Kontraste und rbb24 Recherche rund Hundert Veteranen und ehemalige Polizisten, die sich inzwischen im Umfeld der „Querdenker“ organisieren. (…) Zuvor war Oberst a.D. Eder bereits bei einem Corona-Protest an Pfingsten als Redner aufgetreten: „Man müsste das KSK mal nach Berlin schicken und hier ordentlich aufräumen, dann könnt ihr mal sehen, was die können“, sagte er dort auf der Bühne. Seit diese Rede öffentlich wurde, beschäftigen sich auch Sicherheitsbehörden mit ihm, darunter das Bundesverteidigungsministerium. Eder selbst war Gründungsmitglied des „Kommandos Spezialkräfte“ (KSK), das später immer wieder durch rechtsextreme Umtriebe einiger Soldaten erschüttert wurde. Für die Spezialeinheit der Bundeswehr hatte Eder Kriegsverbrecher vom Balkan nach Den Haag gebracht, die sich dort vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten mussten. Heute sieht der ehemalige Bataillonskommandeur bereits ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit in dem Umstand, dass Kinder hierzulande über viele Stunden am Tag Masken tragen müssten. Im Interview mit Kontraste verweist er darauf, dass seine „Freiheitsbewegung“ vermeintliche Beweise gegen die Verantwortlichen in der Corona-Krise sammele. „Den Haag hat einen sehr langen Atem.“ (…) Frank Horn, mit dem er im regelmäßigen Austausch stehe, will die Militärs aus seiner Gruppe für den „Tag X“ vernetzen. An diesem solle die Bundesregierung an den Internationalen Strafgerichtshof überstellt werden. Horn sagt, er würde Bundeskanzlerin Angela Merkel gerne festnehmen und persönlich nach Den Haag fahren. Wie Eder und zahlreiche andere Veteranen reiste auch Ex-Polizist Karl Hilz am Wochenende zu den Anti-Corona-Protesten nach Berlin. Er war offenbar einer der Rädelsführer von rund 5000 Menschen, die am Sonntag trotz Demonstrationsverboten durch die Stadt zogen, und dabei immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei suchten…“ Reportage von Silvio Duwe, Markus Pohl und Olaf Sundermeyer, rbb, am 05.08.2021 externer Link in der ARD-Sendung Kontraste (Text und Video)
  • KSK vergab rechtswidrig Aufträge: Bundeswehreinheit soll bis zu 40 Prozent der Verträge entgegen den Richtlinien abgeschlossen haben 
    „… Nach den Berichten hat das Bundeswehrdienstleistungszentrum in Bruchsaal etwa 200 der insgesamt rund 2000 Auftragsvergaben des KSK aus den Jahren 2014 bis 2020 als Teil einer »erweiterten Stichprobenüberprüfung« untersucht. In 97 Fällen habe es die entsprechenden Unregelmäßigkeiten gegeben, dazu teils gravierende Mängel in der Dokumentation. Laut Recherchen des NDR und WDR hatten mehrfach Bekannte oder ehemalige Soldaten des KSK von den Geschäften profitiert. Die möglichen Verflechtungen von privaten Interessen und dienstlichen Entscheidungen der Eliteeinheit scheinen generell umfangreich: Laut jüngsten Berichten des Medienprojekts »The Pioneer« umfasste eine interne Liste der Bundeswehr im vergangenen Juni mindestens 124 Nebentätigkeiten von KSK-Angehörigen, ehe die Zahl nun auf rund 150 solcher Tätigkeiten anwuchs. Ob es dabei zu größeren Interessenkonflikten oder unerlaubter Weitergabe von Dienstgeheimnissen kam, werde derzeit geprüft. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf direkten oder indirekten Verbindungen von KSK-Soldaten zu privaten Sicherheitsfirmen. Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft reagierten empört auf diese neuen Erkenntnisse. »Ist es nicht langsam an der Zeit, diesen kriminellen Clan zu verbieten?«, frage die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten am Dienstag. »Jetzt muss nur noch rauskommen, dass beim KSK dieser Kaffee gerne bestellt wurde, dann ist die Geschichte rund«, erklärte die Linke-Abgeordnete Martina Renner und verwies dabei auf den »Black Ops Coffee«. Die Marke des Kaffee-Unternehmens wurde im November 2016 eingetragen – ihr damaliger Besitzer war Mitbegründer von Uniter, einem unter Rechtsextremismusverdacht stehenden Verein. Beobachter vermuten schon länger, dass es Unternehmen beziehungsweise private Sicherheitsunternehmen ehemaliger Soldaten mit massiven Verbindungen in die extrem rechte Szene gibt. Das ARD-Magazin »Kontraste« und der »Spiegel« hatten vergangenes Jahr diesbezüglich auch etwa über die Firma Asgaard Security berichtet, die verstärkt Mitarbeiter aus Eliteeinheiten rekrutiert. Deren Chef hatte die Vorwürfe jedoch zurückgewiesen…“ Artikel von Sebastian Bähr vom 23. März 2021 in neues Deutschland online externer Link
  • KSK: Amnestie in eigener Regie 
    „… Anlässlich der heutigen Sitzung des Verteidigungsausschusses, die sich mit dieser jüngsten KSK-Affäre befasste, erklärte der Linkspartei-Abgeordnete Alexander S. Neu, seines Zeichens Obmann in diesem Gremium des Bundestages, dass zuvorderst geklärt werden müsse, ob die Verteidigungsministerin etwas über diese Vorgänge „wusste oder hätte wissen müssen“. Ferner müsse ermittelt werden, ob dabei „eine Straftat vereitelt“ wurde. In einem solchen Fall wäre ein Rücktritt der Verteidigungsministerin „alternativlos“, so Neu. (…) Das Künstlerkollektiv „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS) hat im vergangenen Herbst im Rahmen einer Aktion auf die massenhafte Entwendung von Waffen und Munition durch Rechtsextremisten in der Bundeswehr aufmerksam gemacht. Laut Recherchen des ZPS sind nicht nur Zehntausende Schuss Munition unterschiedlichsten Kalibers entwendet worden, sondern auch Dutzende Maschinengewehre und Pistolen sowie große Mengen Plastiksprengstoff. Gerade das KSK soll als Ausgangspunkt rechtsextremer Umtriebe in der Bundeswehr fungiert haben. (…) Schließlich wurde aber nur dessen zweite Kompanie aufgelöst, während der neue Kommandeur Kreitmayr als Reformer präsentiert wurde, der den braunen Sumpf in der Spezialtruppe der Bundeswehr trockenlegen werde. Die vom Kreitmayr organisierte „Munitionsamnestie“ scheint aber seinem Postulat unbedingter Aufklärung rechter Umtriebe in der Truppe zu widersprechen, da die Soldaten anonym und straffrei bleiben sollen. (…) Im vergangenen Jahr meldete der Militärische Abschirmdienst (MAD) 477 Verdachtsfälle auf Rechtsextremismus in der Bundeswehr, während 2019 nur 363 Fälle vom Nachrichtendienst gemeldet wurden. (…) Indes gilt der MAD vielen Insidern gerade als Teil des Problems, da der Nachrichtendienst die rechtsextremen Umtreibe bei der Truppe aufgrund der Personalprobleme der Bundeswehr jahrelang weitgehend ignoriert hat. Der Buchautor Dirk Laabs bezeichnet den MAD vor dem Hintergrund schleppender Ermittlungen gegen rechtsextreme Strukturen in der Bundeswehr als ein „Hauptproblem“. Der Dienst sei vor allem bemüht zu verhindern, dass „weitere Skandale publik“ würden. In den MAD-Akten werde zudem eine Haltung deutlich, laut der „Verfassungsfeinde ruhig Soldaten bleiben“ dürften, solange sie keine Bedrohung für die Sicherheitsbehörden darstellten, so der Autor des Buches „Staatsfeinde in Uniform“. (…) Der selbst aus der AfD ausgeschlossene Neonazi Christian Wenzel konnte jahrelang ungestört seinen Dienst bei der Bundeswehr verrichten…“ Beitrag von Tomasz Konicz vom 24. Februar 2021 bei Telepolis externer Link
  • Skandal beim KSK: Verdacht auf Strafvereitelung – Elitesoldaten der Bundeswehr konnten entwendete Munition abgeben, „ohne negative Konsequenzen“ befürchten zu müssen 
    „… Wochenlang durften Soldaten des skandalumwitterten und wegen Extremismusvorwürfen belasteten Kommandos Spezialkräfte (KSK) im Frühjahr 2020 unterschlagene Kriegsmunition zurückgeben – ohne dafür Konsequenzen befürchten zu müssen. So konnten sie wohl auch einer strafrechtlichen Verfolgung entgehen. Befehligt hatte die beispiellose Amnestie nach Recherchen von NDR und WDR die Kommandeur-Ebene der Eliteeinheit. Am Ende kamen wohl Zehntausende Schuss Munition zusammen, die zuvor mutmaßlich illegal von Soldatinnen und Soldaten unterschlagen und gelagert worden waren. (…) Dann allerdings endete die Sammelaktion in Calw für den Kommandeur Markus Kreitmayr mit einem Problem: Beim straffreien Einsammeln der Munition kam offenbar wesentlich mehr zusammen als überhaupt formal vermisst worden war. Neben Zehntausenden Schuss Munition für Kriegswaffen befanden sich unter anderem auch Hand- und Nebelgranaten im Fundus. Offenbar hatten sich in vielen Teilen des KSK über Jahre Rückstände gebildet. Wo die Soldatinnen und Soldaten die Munition in der Zwischenzeit gelagert hatten, ist unklar. Für den KSK-Kommandeur jedenfalls wird das Ergebnis der Amnestieaktion nun zum Problem: Denn in den sogenannten Amnestieboxen landeten auch Gegenstände, deren Unterschlagen oder undokumentierter Besitz strafrechtliche Ermittlungen hätten nach sich ziehen müssen. Dazu kam es allerdings offenbar nicht. Auf wiederholte Anfrage konnte das Verteidigungsministerium keinen Fall nennen, in dem ein Verfahren an eine Staatsanwaltschaft abgegeben worden wäre. Auch die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft in Tübingen teilte auf Anfrage mit, es gebe kein entsprechendes Verfahren. (…) Der Staats- und Verwaltungsrechtler Ulrich Battis sieht in einer Amnestie eine mögliche Strafvereitelung. Er sagte NDR und WDR: „Wenn ein Kommandeur sich anmaßt, eine Amnestie auszusprechen, dann überschreitet er seine Kompetenzen, und es stellt sich die Frage, ob er Strafvereitelung, sogar im Amt, also als Amtsdelikt, begangen hat.“ (…) Im Bundesverteidigungsministerium in Berlin sorgt die Amnestieaktion derzeit für helle Aufregung. Dort will man aus der Presse von den Vorgängen in Calw erfahren haben. Offiziell äußern wollte sich das Ministerium auch auf wiederholte Nachfrage nicht. Inoffiziell ist allerdings zu hören, dass es im Ministerium bislang keine Aktenvorgänge dazu gegeben haben soll. Sollte sich das als falsch erweisen, könnte dies gravierende politische Konsequenzen haben. Denn das KSK steht bereits seit langem unter verschärfter Beobachtung aufgrund zahlreicher Extremismusvorfälle…“ Beitrag von Volkmar Kabisch, Martin Kaul und Sebastian Pittelkow vom 19. Februar 2021 bei tagesschau.de externer Link, siehe dazu auch:

    • taz-Recherche zu rechtem Waffenhandel: Eine alternative Finanzierung. Mit Geld aus Waffendeals sollte offenbar eine AfD-nahe Organisation aufgebaut werden
      „… Nach taz-Recherchen waren mehrere der Beschuldigten treibende Kräfte beim Aufbau der „Patriotischen Alternative“, einer Organisation, die zunächst in Hessen als eine Art Förderverein zur Unterstützung des rechtsextremen „Flügels“ der AfD um Björn Höcke entstanden war. Das geht unter anderem aus internen Dokumenten, E-Mails und Messenger-Nachrichten von Beteiligten sowie Gesprächen mit mehreren der insgesamt 16 Beschuldigten und Zeugen hervor. Nach taz-Informationen ergaben die Ermittlungen der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bislang, dass die Erlöse aus den Waffenverkäufen zumindest teilweise dem Aufbau eines bayerischen Landesverbandes der „Patriotischen Alternative“ dienen sollte. Ein der taz vorliegendes Foto zeigt, wie Vertreter der Organisation auf dem Kyffhäusertreffen 2016 gemeinsam mit Höcke ein Banner der „Patriotischen Alternative“ präsentieren. Mutmaßlicher Kopf des Waffenhandelsrings ist Alexander R., ein 48-jähriger ehemaliger Zollbeamter aus München, der früher bei der NPD aktiv war und sich seit 2016 systematisch mit vielen rechtsextremen Organisationen vernetzt hat, unter anderem mit der Identitären Bewegung, der Europäischen Aktion oder der Gedächtnisstätte Guthmannshausen in Thüringen, einem Treffpunkt von Holocaust-Leugnern. Er trat auch in die AfD ein. (…) Laut den der taz vorliegenden Unterlagen waren die Planungen rund um die „Patriotische Alternative“ sehr umfassend. Es gehe darum, „zielorientiert und effizient Kräfte zu bündeln und Parallelstrukturen zu schaffen für nationale volksbewusste Deutsche und Europäer“, so formuliert es Alexander R. in einem internen Dokument. Es gab Pläne, deutsche Siedlungen in Ungarn, Russland und Kroatien aufzubauen, als Rückzugsort “fernab von Gender-Mainstreaming und geschichtlicher Indoktrinierung“. In den Unterlagen ist ebenso von Kampftrainings und Sicherheitsunternehmen die Rede. Das Ganze sollte demnach unter dem Deckmantel einer vermeintlich unpolitischen Tarnorganisation organisiert werden. Die Generalstaatsanwaltschaft München ermittelt nach taz-Informationen gegen fünf weitere Personen, die am Verkauf und Vertrieb der Waffen beteiligt gewesen sein sollen. Zehn weitere Personen sind als Abnehmer von Waffen beschuldigt. Darunter ist auch eine Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro des bayerischen AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron. Sie soll für die Waffenhändler eine Kriegswaffe bei sich zu Hause aufbewahrt haben…“ Artikel von Christina Schmidt, Sebastian Erb, Luisa Kuhn und Doris Akrap vom 19. Februar 2021 in der taz online externer Link
    • Siehe auch den Thread von WDR Investigativ vom 19.2.21 externer Link: „Eine #Amnestie-Aktion beim #Bundeswehr-Elitekommando #KSK sorgt derzeit im Verteidigungsministerium für Aufregung. Hier ein #Thread dazu…“
  • Rechte Ausbilder für Bundeswehr-Spezialeinheit KSK? 
    „„Das Kommando Spezialkräfte (KSK) stellt im gesamten Einsatz- und Intensitätsspektrum der Bundeswehr reaktionsschnell einsatzbereite Spezialkräfte für weltweite nationale und multinationale Einsätze (…) bereit“, heißt es voller Stolz aus der Bundeswehr zu ihrer Spezialeinheit, die mit Millionen von Euro gefördert wurde. (…) Langjährige AIB-Leser_innen werden sich noch an den Fall Reinhard Günzel, Kommandeur des KSK, erinnern. Er veröffentlichte  2005  gemeinsam  mit  dem GSG-9-Gründer Ulrich Wegener und dem ehemaligen Wehrmachtsoffizier Wilhelm Walther das Buch „Geheime Krieger“ in dem „Pour le Mérite Verlag“. Dieser Verlag gehört zum Firmennetzwerk des ultra-rechten Verlegers Dietmar Munier. In dem Buch wurde das KSK in eine gewisse Tradition der „Division Brandenburg“, einer Spezialeinheit der Wehrmacht, gestellt. Schließlich wurde Günzel jedoch nicht deswegen, sondern aufgrund eines Unterstützerbriefes an den ultra-rechten Politiker Martin Hohmann entlassen, den er auf dienstlichem Papier verfasst hatte. (…) Im April 2008 wurde bekannt, dass der KSK-Hauptmann Daniel Kaufhold das Mitglied der kritischen Soldatenvereinigung „Darmstädter Signal“, Oberstleutnant Jürgen Rose, per E-Mail bedroht hatte. In dieser hieß es u.a.: „Ich beurteile sie als Feind im Inneren und werde mein Handeln daran ausrichten, diesen Feind im Schwerpunkt zu zerschlagen. Die Phase des 68er Marsches ist beendet, kehren Sie um in den Gulag der politischen Korrektheit oder in die Sümpfe des Steinzeitmarxismus, dem Sie entkrochen sind. Sie werden beobachtet, nein nicht von impotenten instrumentalisierten Diensten, sondern von Offizieren einer neuen Generation, die handeln werden, wenn es die Zeit erforderlich macht.“ (…) Erst über zehn Jahre später, im Februar 2019, wurde gegen den zum Oberstleutnant aufgestiegenen Kaufhold aufgrund von „rechtsextremen Beiträgen“ in einer Facebook-Gruppe ein Dienst- und Uniformtrageverbot verhängt. Kurz darauf folgte seine Entlassung, da ihm Verbindungen zur ultra-rechten „Identitären Bewegung“ (IB) nachgewiesen wurden (…) Andre Schmitt („Hannibal“) war als KSK-Soldat eine Art Anführer und Namensgeber des sog. Hannibal-Netzwerkes. (…) 2017 fanden Ermittler des Bundeskriminalamtes bei ihm Patronen, Nebel- und Signalgranaten und Zünder für Handgranaten. Die Bundesanwaltschaft (BAW) warf ihm die Planung von rechtsextrem motivierten Anschlägen vor. (…) Der frührere KSK-Soldat und Bundeswehroffizier Franco A. war im April 2017 ebenfalls zeitweilig in den Verdacht geraten gemeinsam mit dem Oberleutnant Maximilian T. und Mathias F. einen rechtsextrem motivierten Terroranschlag geplant zu haben. (…) Der KSK-Soldat Philipp Sch. geriet im April 2017 im Zuge einer Abschiedsfeier der „2. KSK-Kompanie“ für den Kompaniechef Oberstleutnant Pascal D. in den Fokus geheimdienstlicher Ermittlungen. Auf einer Bundeswehr-Standortschießanlage wurde u.a. RechtsRock-Musik gehört und der „Hitlergruß“ gezeigt. Die Konsequenzen waren minimal. Pascal D. wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, einige wenige andere erhielten Disziplinarmaßnahmen. (…) Als Reaktion auf die extrem rechten Vorfälle beim KSK wurde unter anderem die Auflösung der „2. Kommandokompanie des KSK“ beschlossen. Laut einem Bundeswehrbericht herrschte dort ein „Nährboden für extremistische Tendenzen“. Doch ob sich der „betreffende Personenkreis“ wirklich nur auf diese eine Kompanie „inklusive des ehemaligen Kompaniechef“ eingrenzen lassen kann, erscheint fraglich…“ Beitrag vom 26. Januar 2021 im Antifaschistischen Infoblatt 129  externer Link
  • Verstoß gegen Vergaberecht? Bundeswehr prüft KSK-Übungen in Namibia 
    „Jahrelang reiste die Bundeswehr-Eliteeinheit zu Geheimübungen nach Namibia. Nun überprüft das Ministerium die gesamte Vergabepraxis beim KSK nach einem Hinweis auf Rechtsextremismus. Es geht um geheime Übungen in der Wüste Namibias, und sie fanden bei einem alten Bekannten statt. Auf der Ranch eines ehemaligen KSK-Soldaten sollten sich die früheren Kameraden aus der Bundeswehr wohl fühlen. Aber ging die Kameradschaft vielleicht ein bisschen zu weit? Das Bundesministerium der Verteidigung geht derzeit dem Verdacht nach, dass es bei der Anbahnung der Wüstenübungen für die geheim operierende Eliteeinheit KSK (Kommando Spezialkräfte) zu Verstößen gegen vergaberechtliche Bestimmungen gekommen sein könnte. Das ergeben Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ (SZ). Demnach überprüft das Bundesverteidigungsministerium inzwischen auch die gesamte Vergabepraxis des zuständigen Bundeswehr-Dienstleistungszentrums im Hinblick auf die Auftragsvergaben beim KSK im baden-württembergischen Calw. (…) Im Fall Namibia aber alarmierte das Ministerium noch etwas anderes: rechtsextreme Verdachtsmomente. Denn der frühere Bundeswehrsoldat, der die Safaris veranstaltete, hatte sich jüngst für eine Wiedereinstellung in die Bundeswehr beworben und 2019 auch zunächst eine Einstellungszusage beim KSK erhalten. Im August 2020 sollte er dann seinen Dienst aufnehmen – eigentlich. Dazu soll es nun aber nicht mehr kommen. Kurz vor Wiederbeginn bei der Bundeswehr war ihm die Einstellung doch noch verweigert worden. Denn der Ex-Soldat soll auch in Kontakt gestanden haben mit jenem mutmaßlich rechtsextremen KSK-Kameraden aus Sachsen, Philipp S., in dessen Garten Ermittler bei Durchsuchungen im Mai neben Sprengstoff und Munition auch Waffenteile und Schalldämpfer gefunden hatten. Gegen S. soll Ende Januar der Prozess vor dem Landgericht Leipzig beginnen. Im Rahmen dieser Untersuchungen war die Bundeswehr auch auf Hinweise zu einer möglichen extremistischen Gesinnung des Kameraden aus Namibia gestoßen. Dessen Neueinstellung wurde gestoppt. Das Verteidigungsministerium will sich auf Anfrage allerdings nicht zu dem Fall offiziell äußern. Der Ex-Soldat ließ eine Presseanfrage unbeantwortet. (…) Die skandalumwitterte Eliteeinheit KSK steht seit Monaten unter besonderer Beobachtung, auch weil es dort wiederholt zu rechtsextremen Zwischenfällen gekommen ist. In Sachsen hat die Staatsanwaltschaft zuletzt Anklage gegen einen mutmaßlich rechtsextremen KSK-Soldaten erhoben, in dessen Garten Ermittler eine Kalaschnikow, mehrere Tausend Schuss Munition und insgesamt zwei Kilogramm Plastiksprengstoff gefunden hatten…“ Beitrag von Volkmar Kabisch, Martin Kaul und Amir Musawy vom 13. Januar 2021 bei tagesschau.de externer Link
  • Die KSK-Affäre dauert an: In seinem Zwischenbericht kündigt Generalinspekteur Zorn an, die Spezialeinheit bis Mitte 2021 umzubauen
    „Bei der sonst nur im Geheimen agierenden Truppe des Kommando Spezialkräfte KSK im baden-württembergischen Calw ist seit Mai nichts mehr, wie es war. Bei einem Oberstabsfeldwebel der Einheit wurden Munition und Sprengstoff gefunden. Nicht im Büro, nicht in der Kaserne oder auf einem Übungsplatz – der Fundort lag im Garten seines Hauses in Nordsachsen. Was folgte, nennen zahlreiche Soldaten eher »Verrat«. Ein Hauptmann der KSK-Truppe schrieb einen Brandbrief an das Verteidigungsministerium, schilderte massive Probleme mit rechtsradikalen Soldaten, die im KSK offenbar mitschwimmen wie Fische im Wasser. Eilig und in aller Öffentlichkeit nahmen sich die Spitze des Verteidigungsministeriums und der Generalinspekteur der Truppe, Eberhard Zorn, der Affäre an, verkündeten drastische Maßnahmen und lösten binnen weniger Wochen eine Kompanie der Spezialeinheit komplett auf. Der dort anzutreffenden »toxischen Führungskultur« sei nicht anders beizukommen. Ins Hausaufgabenheft notierte sich das Ministerium auch, zehntausende Schuss Munition und 62 Kilogramm Sprengstoff wiederzufinden – mit der sonst in der Bundeswehr absolut peniblen Buchführung scheint die KSK-Truppe nicht viel am Flecktarn-Hut gehabt zu haben. Am Mittwoch widmet sich nun der Verteidigungsausschuss des Bundestages dem Zwischenbericht des Generalinspekteurs Zorn. Hatte man im Juli gar die komplette Auflösung des Eliteverbandes nicht ausschließen wollen, erhält der Verband nun vor allem eines: einen Personalaufwuchs. Im Zwischenbericht, der »nd« vorliegt, heißt es, es werde mehr »logistisches Fachpersonal« geben, damit Vorgesetzten in Zukunft ausreichend Zeit bleibe, um Dienstaufsicht zu führen. Es liest sich, als habe jeder KSK-Kompaniechef höchst selbst die Munitionsschlamperei begangen, statt nur die Verantwortung dafür zu haben. Bis zum 1. Oktober 2020 sei der begonnene Ausbau der Stabsstrukturen bereits zu einem Drittel erfolgt und solle bis April 2021 abgeschlossen werden. Das Personal der aufgelösten KSK-Kompanie absolviere derzeit eine Überprüfung durch das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst BAMAD. (…) Doch so viel organisatorischer Aktionismus beim Thema Personal auch betrieben wird, es fehlt Munition. (…) Alexander Neu kritisierte die bislang verwehrte Kontrolle der Einheit: »Diese wird uns Parlamentariern bis heute mit den abenteuerlichsten Argumenten versagt. Das KSK ist ein Teil der Bundeswehr und darf daher keine Ausnahme hinsichtlich der parlamentarischen Kontrolle spielen.«“ Artikel von Daniel Lücking vom 3. November 2020 bei neues Deutschland online externer Link
  • KSK: Neue alte Probleme 
    „Bei der Entlassung des KSK-Soldaten Daniel K. gibt es offensichtlich Probleme. Dieser war bereits 2008 (!) mit einem Drohbrief an einen anderen Soldaten aufgefallen, in dem er u.a. äußerte: „Ich beurteile Sie als Feind im Inneren und werde mein Handeln danach ausrichten, diesen Feind im Schwerpunkt zu zerschlagen. […] Sie werden beobachtet, nein nicht von impotenten instrumentalisierten Diensten, sondern von Offizieren einer neuen Generation, die handeln werden, wenn es die Zeit erforderlich macht. […] Es lebe das heilige Deutschland“. Ernsthafte Konsequenzen hatte dieser Vorfall damals nicht, K. stieg sogar noch weiter innerhalb des KSK auf. Erst elf Jahre später – im Februar 2019 sollte Daniel K. entlassen werden, weil dem MAD aufgefallen war, dass er mutmaßlich rechtsextreme Bezüge aufweise und Kontakte in die Reichsbürgerszene habe. Entlassen wurde er bis zum heutigen Tage immer noch nicht. Die Marbacher Zeitung berichtet: „Im Streit um die Entlassung eines politisch in die Schlagzeilen geratenen früheren Offiziers des Kommandos Spezialkräfte (KSK) stößt das Verteidigungsministerium auf juristische Hürden. Der Oberstleutnant muss nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Sigmaringen zunächst in der Bundeswehr weiterbeschäftigt werden, ist aber nicht im Dienst und „KzH“ – Krank zu Hause. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat das Verteidigungsministerium in der vergangenen Woche Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg gegen die Anordnung des Gerichts eingelegt.“ Daniel K. erhält also weiter Bezüge von der Bundeswehr – obwohl er schon (damals bereits zu spät) vor 19 Monaten entlassen werden sollte.“ Meldung von IMI-Aktuell 2020/561 vom 25. August 2020 externer Link
  • „Kramp-Karrenbauer will KSK reformieren und in Teilen auflösen“ am 30. Juni 2020 bei der SZ online externer Link meldet die Operation Schadensbegrenzung unter anderem so: „… Die Missstände beim Kommando Spezialkräfte (KSK) sind noch weit gravierender als bislang bekannt. Internen Ermittlungen der Bundeswehr zufolge sind dort 48 000 Schuss Munition und 62 Kilogramm Sprengstoff verschwunden. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte der Süddeutschen Zeitung, diese Erkenntnisse seien „beunruhigend“ und „alarmierend“. Nun müsse dringend geklärt werden, ob nur über Jahre hinweg schlampig Buch geführt oder ob in großem Stil Kriegsmaterial entwendet worden sei. Die Ministerin sieht sich nun zu drastischen Schritten gezwungen. Sie will den Eliteverband der Bundeswehr, der zuletzt durch rechtsextreme Vorfälle erschüttert wurde, reformieren und in Teilen auflösen. (…) Ende Oktober soll eine erste Bilanz gezogen werden. Bei einem Besuch beim KSK am Standort in Calw in Baden-Württemberg teilte die Ministerin am Montag mit: Es habe nun jeder die Chance zu entscheiden, ob er „Teil des Problems bleiben oder Teil der Lösung werden“ wolle. Der SZ sagte die Ministerin: „Wenn aber die Angehörigen des KSK diesen Schuss jetzt nicht gehört haben, wird sich unausweichlich die Frage nach einer Neuordnung des KSK stellen.“ Auslöser für ihr Einschreiten war der Waffenfund auf dem Privatgrundstück eines KSK-Soldaten in Sachsen, der zuvor durch rechte Gesinnung aufgefallen war. Der 45-jährige Oberstabsfeldwebel Philipp Sch. hatte zwei Kilo Sprengstoff, Tausende Patronen, dazu Schusswaffen und Waffenteile – darunter auch ein Schalldämpfer – bei sich gebunkert. Er gehörte zu einem Kreis von KSK-Soldaten, die bei einer Abschiedsfeier eines Offiziers 2017 Rechtsrock gehört und den Hitlergruß gezeigt haben sollen. An der Feier nahmen etwa 70 KSK-Angehörige teil. Bei dem Versuch, die Vorgänge aufzuklären, sei man laut Kramp-Karrenbauer auf eine „Mauer des Schweigens“ gestoßen. Nur wenige auffällig gewordene Soldaten wurden bisher vom KSK abgezogen. Kommandeur Markus Kreitmayr, der seit 2018 den Verband führt und die Probleme deutlich angesprochen hat, soll das KSK durch den Reformprozess begleiten...“
  • „Kramp-Karrenbauer krempelt KSK um“ von Markus Decker  und Daniela Vates am 30. Juni 2020 in der FR online externer Link bewertet dieses Vorgehen so: „… Die Ausbildung des KSK wird künftig vom Heer übernommen. Reine KSK-Karrieren schließt das Verteidigungsministerium aus. Erwogen wird schließlich eine schärfere Sicherheitsüberprüfung für KSK-Soldaten. Die Eliteeinheit wird einer Generalinventur unterzogen, um den Verbleib von 37 000 Schuss Munition und 62 Kilo Sprengstoff zu klären. Die Auflösung des KSK lässt das Ministerium weiter offen. Am 31. Oktober werde Kramp-Karrenbauer bewerten, wie die bis dahin vorgenommenen Maßnahmen wirkten, heißt es. Er war Mitglied einer Arbeitsgruppe, die Kramp-Karrenbauer eingesetzt hatte, um Reformvorschläge zu machen. Die Ministerin wird deren Bericht mit den beschriebenen Konsequenzen am Mittwoch im Verteidigungsausschuss und dann der Öffentlichkeit präsentieren. Aus der insgesamt 1600-köpfigen Einheit hatte es seit 2017 immer wieder Schlagzeilen über rechtsextremistische Vorfälle gegeben. Im Januar gab der Militärische Abschirmdienst (MAD) bekannt, dass beim KSK 20 Soldaten unter Rechtsextremismus-Verdacht stehen – und damit relativ zu anderen Einheiten überproportional viele. Erst am Montag hatte der „Spiegel“ überdies berichtet, dass der MAD einen brisanten neuen Fall von Rechtsextremismus in der Truppe aufgedeckt habe…
  • „Gewachsenes Braun“ von Andres Förster am 29. Juni 2020 im Freitag online externer Link (Ausgabe 26/2020) bewertet dies grundsätzlicher und erinnert an einige der zahllosen Tatsachen: „… Im KSK sei eine Art Sonderbewusstsein herangewachsen, konstatiert Klaus Naumann, Militärhistoriker und Mitglied des Beirates für Fragen der Inneren Führung des Bundesverteidigungsministeriums. Auch deshalb, weil die „Schrumpfperiode“ in der Ausstattung der Bundeswehr nahezu spurlos am KSK vorbeigegangen sei. „Im Gegenteil, das Ausstattungs- und Ausbildungsniveau des Kommandos ist beständig gewachsen“, sagte Naumann im Deutschlandfunk. „Man hat eine gute Personalstärke, eine große Führungsdichte, sie genießt in Ausstattung, Ausbildung, Verweildauer, Binnenstruktur einen Sonderstatus innerhalb der Bundeswehr. Das wirft aber andrerseits Probleme auf, etwa die Isolierung von der übrigen Truppe und ein Elitedenken.“ Hinzu kommt das Selbstverständnis, das dem Verband von der Führung vorgegeben wird. Klare Worte dazu hatte der zeitweilige KSK-Chef, Brigadegeneral Reinhard Günzel, gefunden. Günzel hatte das Kommando von 2000 bis 2003 geleitet, bevor ihn der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) feuerte, weil er auf Bundeswehr-Briefpapier eine von antisemitischen und völkischen Stereotypen durchsetzte Rede des CDU-Abgeordneten Martin Hohmann gelobt hatte. 2006 berichtete Günzel im Bildband Geheime Krieger offen vom Wehrmachts-Traditionsbewusstsein seines ehemaligen KSK. „Das Selbstverständnis der deutschen Kommandotruppen hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht geändert“, schrieb Günzel in dem von einem rechten Verlag veröffentlichten Buch. So würden sich die Elitekämpfer des Kommandos Spezialkräfte vor allem in der Tradition der – an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligten – Sondereinheit „Brandenburger“ sehen: „Die Kommandosoldaten des KSK wissen genau, wo ihre Wurzeln liegen. Die Einsätze der ‚Brandenburger‘ (…) gelten in der Truppe als geradezu legendär.“ Mit der Mitgliedschaft im KSK sei zudem ein „Ordensgedanke“ verbunden, vergleichbar dem Selbstverständnis der SS als Eliteorden, als „eingeschworener Männerbund“…“
  • „Konsequenzen statt Symbolpolitik“ bereits am 01. Juni 2020 in neues deutschland online externer Link war ein Gespräch von Daniel Lücking mit Florian Pfaff (Arbeitskreis „Darmstädter Signal“) zum Zeitpunkt, da die Munitionsbeschaffungsaktionen im KSK bekannt wurden – worin dieser zur Beförderung rechten Verhaltens unter anderem ausführte: „… Für mich liegt einer der Gründe darin, dass von Soldaten immer häufiger auch Dinge verlangt werden, die nicht legal sind. Das kritisieren wir. Viele Aufträge beim Kommando Spezialkräfte KSK sind nicht legal durchführbar. Zugriffsoperationen in Afghanistan, bei denen Gefangene gemacht und an die US-Truppen übergeben werden und der Irakkrieg sind da nur Beispiele. Da ist jedem klar, dass die nach Guantanamo oder in Geheimgefängnisse kommen. Wer solche Aufträge akzeptiert und daran mitwirkt, der muss schon einen gewissen Mangel an Verfassungstreue mitbringen. (…) Insbesondere, dass es laut dem Präsidenten des Militärischen Abschirmdienstes nicht nur um Rechtsradikalismus, sondern auch mangelnde Verfassungstreue gehen soll. Wie soll man Bundeswehrangehörigen vermitteln, dass Rechtsradikalismus und Antisemitismus tabu, aber völkerrechtswidrige Angriffskriege, wie gegen Saddam Hussein, schon in Ordnung seien? Das kann nicht funktionieren. Die Bundeswehr muss insgesamt auf den Boden der Verfassung zurückgebracht werden. Nur dann kann auch der Rechtsradikalismus in der Truppe eingedämmt werden. (…) Leider gibt es diese Tendenz. Das habe ich selbst erleben müssen, als ich mich gegen einen Einsatz im Irak gewehrt habe. Ich habe mich gesetzestreu verhalten und wurde daraufhin nicht mehr befördert. Wenn die Bundeswehr derartig abstraft, dann bleiben natürlich nur noch die übrig, die sich so verhalten, wie wir das jetzt beim KSK sehen. Darüber darf sich die Bundeswehrführung, solange sie selbst auffordert, die Gesetze zu ignorieren, nicht wundern…“
  • „KSK regelrecht durchsetzt von rechten Akteuren“ am 29. Juni 2020 im Deutschlandfunk externer Link ist ein Interview von Jürgen Zurheide mit Tobias Pflüger, worin vom Linken-Abgeordneten unter anderem unterstrichen wird: „… Es ist tatsächlich so, dass wir seit längerem, seit Jahren darauf hinweisen, dass es diese Rechten innerhalb der Bundeswehr gibt, rechtsextreme, Neonazistische Netzwerke. Und über Jahre hinweg wurde uns gesagt: Nein, es sind keine Netzwerke, sondern das sind quasi Einzelfälle, und es ist unangenehm, dass es diese Einzelfälle gibt. Heute hat jetzt Herr Grimm vom Militärischen Abschirmdienst erstmals selbst explizit davon gesprochen, dass es Netzwerke von neonazistischen Rechtsextremisten gibt innerhalb der Bundeswehr, und insofern fühlen wir uns bestätigt. Es ist erschreckend, dass es so ist, aber es ist tatsächlich eine Bestätigung. (…) Man muss gleichzeitig wissen, dass eine ganze Reihe von Informationen aus dem Militärischen Abschirmdienst ans Kommando Spezialkräfte abgeflossen sind, und zwar auch offensichtlich über Jahre wie jetzt gerade. Offensichtlich sind eine ganze Reihe von Kommando Spezialkräfte Soldaten vorgewarnt worden, dass da quasi entsprechende Untersuchungen laufen, und wir hatten die verrückte Situation, dass eine zentrale Hauptperson selbst Quelle des Militärischen Abschirmdienstes beim Kommando Spezialkräfte war. Das heißt, der Militärische Abschirmdienst ist nun tatsächlich nicht die Gruppe, die sich da besonders mit Ruhm bekleckert hat. Nichtsdestotrotz ist es gut, dass da jetzt Stück für Stück tatsächlich die Tatsachen ans Licht kommen...“
  • „»Das KSK ist nicht reformierbar«“ am 23. Juni 2020 bei IMI-Online externer Link dokumentiert ein Gespräch ebenfalls mit Tobias Pflüger in der jungen welt, worin zur „Reformierbarkeit“ und zur „Notwendigkeit“ des KSK ausgeführt wird: „… Das KSK ist nicht reformierbar, die Fehler sind systemischer Natur. Die Truppe muss aufgelöst werden. So wie das jetzt angegangen werden soll, mit internen Arbeitsgruppen – das wird nicht viel bringen. / Braucht die Bundeswehr eine solche Spezialtruppe überhaupt? / Nein. Das ist eine ganz interessante Kontroverse. Im Verteidigungsausschuss sagen alle anderen Fraktionen: Spezialkräfte braucht es unbedingt. Dann muss man aber auch akzeptieren, dass man sich das Problem rechter Netzwerke damit ins Haus holt. Das ist einer der Gründe dafür, dass ich sage: Solcher Spezialeinheiten bedarf es eben nicht. Insgesamt bekomme ich viele Rückmeldungen, dass die Forderung nach Auflösung des KSK sinnvoll ist und unterstützt wird. Selbst in Foren, in denen Bundeswehr-Angehörige und militärnahe Kreise sich austauschen, bekommt die Forderung übrigens auch ziemlich viel Zustimmung...“

Siehe dazu auch: „Die rechtsradikale Kadertruppe KSK: Sofort auflösen!“ am 19. Juni 2020 im LabourNet Germany – worin unter anderem der „Insider-Brief“ eine wesentliche Rolle spielt, der nicht unwesentlich zur Steigerung (und Änderung) der MAD-Aktivitäten beigetragen haben dürfte…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174851
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