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Der Krieg des türkischen Regimes gegen Kurden ist überall (außer in deutschen Medien)

Nach 83 Tagen Ausgangssperre,Belagerung und Beschuss: Sur/Diyarbakir in Trümmern (Türkei, Februar 2016)„… Die türkische Armee hat am Dienstag abend im Norden Syriens drei Zivilistinnen mit Hilfe einer Drohne ermordet. Beim Beschuss eines Wohnhauses im Dorf Helince, drei Kilometer südöstlich des Stadtgebietes von Kobani, starben die Leitungsmitglieder der kurdischen Frauenbewegung Zehra Berkel und Hebun Mele Xelil sowie die 60jährige Besitzerin des bombardierten Hauses, Amina Waysi. Die 30jährige Berkel war Koordinatorin des feministischen Dachverbandes Kongreya Star für das Euphrat-Gebiet in der als Rojava bekannten nord- und ostsyrischen Autonomieregion, Xelil gehörte der Leitung des Frauenverbandes in Kobani an. Wie Remziya Mihemed von der Kongreya-Star-Koordination am Mittwoch erklärte, habe es sich um eine gezielte Attacke gegen die Frauenorganisierung in Rojava gehandelt. Das kurdische Volk solle über die Angriffe auf Frauen vernichtet werden. Tatsächlich weckt die Drohnenattacke Erinnerungen an die Ermordung von drei kurdischen Revolutionärinnen 2013 in Paris durch einen türkischen Agenten sowie von drei Politikerinnen durch Soldaten während einer Ausgangssperre in der türkischen Grenzstadt Silopi im Jahr 2016. Auch die Vorsitzende der Syrischen Zukunftspartei, Hevrin Khalaf, wurde während des türkischen Einmarsches in Nordsyrien im Oktober vorigen Jahres von Mitgliedern einer protürkischen Miliz an einer Straßensperre ermordet. Wenige Stunden vor dem Drohnenangriff bei Kobani war zudem ein Sprengsatz vor einem ­Frauenzentrum in Basira in der ostsyrischen Region Deir Al-Sor detoniert. Die in der Region aktive protürkische Untergrundorganisation Ahrar Al-Scharkija hatte zuvor entsprechende Drohungen ausgesprochen…“ – aus dem Bericht „Türkischer Staatsterror“ von Nick Brauns am 25. Juni 2020 in der jungen welt externer Link über das neueste Verbrechen des Erdogan-Regimes. Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge – Aufrufe zu Protesten gegen die neue Aggression und Berichte darüber:

  • „Breite Protestaufrufe wegen Kobanê-Massaker“ am 24. Juni 2020 bei der ANF externer Link dokumentierte die zahlreichen Protestaufrufe gegen den Mord unter anderem damit: „… Die Proteste gegen das Massaker an drei Frauen im Dorf Helîncê bei Kobanê ziehen immer weitere Kreise. Nachdem am Dienstag drei Frauen, Zehra Berkel aus der Koordination der Frauenbewegung Kongreya Star für die Euphrat-Region, Hebûn Mele Xelîl vom Kongreya-Star-Vorstand in Kobanê und ihre Gastgeberin Amina Waysî durch einen gezielten türkischen Drohnenangriff getötet wurden, machen sich Wut und Empörung breit. Frauenorganisationen und kurdische Dachverbände rufen zu Protesten um 18 Uhr auf. Die kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) erklärt, dass der gezielte Angriff in Kobanê ein Ausdruck der Angst des türkischen Staates vor Frauen ist: „Seit der IS in Kobanê eine Niederlage erlitten hat, hören die Angriffe des faschistischen türkischen Staates auf Rojava nicht auf. Er greift zu allen Methoden, um die Frauenrevolution von Rojava, die zur Inspiration für die ganze Welt wurde, auszuschalten. Frauen, die sich organisieren und kämpfen, werden gezielt ermordet.“ Weiter heißt es in dem Aufruf: „Als kurdische Frauen erleben wir zum dritten Mal ein Massaker wie das von Paris. In Paris wurden 2013 Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez vom türkischen Geheimdienst ermordet, in Nordkurdistan im Jahr 2016 Sewê Demir, Fatma Uyar und Pakize Nayır vom türkischen Staat. In Rojava sind jetzt Zehra Berkel, Hebûn Mele Xelîl und Amina Waysî ins Visier des türkischen Regimes geraten. Das kurdische Volk soll über die Frauen vernichtet werden. Für diesen Angriff sind die internationalen Mächte verantwortlich, die den Luftraum geöffnet haben. Wer dazu schweigt, macht sich mitschuldig.“ Der größte kurdischen Europadachverband KCDK-E erklärt: „Der türkische Staat setzt alles daran, jegliche Errungenschaft der Kurdinnen und Kurden zu vernichten. Der Diktator Erdoğan setzt seine Massaker an Kindern, Frauen und Alten fort. Dieser Staat, der die Leichen von Gefallenen verstümmeln und Friedhöfe verwüsten lässt, der die Natur Kurdistans ausplündert und zerstört, hat ein neues Massaker an Frauen in Kobanê verübt. Der faschistische türkische Staat greift die kurdischen Frauen an, als ob er Rache für seine IS-Verbrecher nehmen wolle. Er will offenbar das, was der IS nicht geschafft hat, selbst umsetzen. Die internationalen Kräfte, welche die Kurden für ihren Sieg über die IS beklatscht haben, sind mitverantwortlich. Ihr Schweigen bedeutet Komplizenschaft“...“
  • „Europaweite Proteste gegen Mord an Aktivistinnen in Kobanê“ am 25. Juni 2020 ebenfalls bei der ANF externer Link berichtet unter anderem aus mehreren Städten der BRD: „… Viele Menschen sind in Europa dem Aufruf der Frauenbewegung TJK-E und des Europadachverbands KCDK-E gefolgt und haben ihre Wut über die Ermordung von Zehra Berkel und Hebûn Mele Xelîl vom Frauendachverband Kongreya Star und ihrer Gastgeberin Amina Waysî im Dorf Helîncê bei Kobanê zum Ausdruck gebracht. Eine türkische Kampfdrohnen hatte die Aktivistinnen am Dienstag gezielt ins Visier genommen und getötet. In Deutschland gingen Aktivist*innen unter anderem in Hannover, Bielefeld, Berlin, Hamburg, Duisburg, Köln und Heilbronn auf die Straße. Viele Demonstrant*innen zogen voller Trauer und Wut durch Hannover. An der Aktion beteiligte sich ein breites Bündnis linker Gruppen aus der Türkei, Kurdistan und Deutschland. Zu der Aktion wurde von der kurdischen Frauenbewegung aufgerufen. Die Menschen riefen „Schulter an Schulter gegen den Faschismus“ und „Widerstand heißt Leben“. In Freiburg versammelten sich Aktivist*innen auf Aufruf des Frauenrats Nuda zu einer Protestkundgebung. Sie warfen der Bundesregierung ihre Unterstützung für den AKP-Faschismus durch Waffen und Geld vor und machten sie mitverantwortlich für die Ermordung an den drei Frauen…
  • Siehe zuletzt zum Thema: Erdogan will sein Besatzungsregime in Nordsyrien weiterführen und bekommt dafür NATO-Unterstützung – während die EU Polizei, Militär und Faschisten gegen Flüchtlinge mobilisiert
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174589
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