Pharmaindustrie: Wenn der Geldbeutel über die Gesundheit bestimmt

Dossier

Gesundheit für Alle / Salud para todosArmut ist der Krankmacher Nummer 1: Beengter Wohnraum, einseitige Ernährung, mangelnde Sanitäranlagen und gesundheitsgefährdende Arbeitsplätze begünstigen die Ausbreitung von Krankheiten. Die nötige medizinische Versorgung fehlt häufig. Medikamente sind nicht bezahlbar oder es gibt keine adäquaten Arzneimittel. Denn im Bereich der Krankheiten, die vor allem ärmere Menschen betreffen, wird nicht aureichend nach Medikamenten geforscht. Für eine global gerechte Arzneimittelversorgung und sinnvolle Medikamentenforschung: Die Pharma-Kampagne des unabhängigen Dachverbandes Bundeskoordination Internationalismus BUKO setzt sich für eine global gerechte Arzneimittelversorgung und sinnvolle Medikamentenforschung ein, um das Menschenrecht auf Gesundheit zu erfüllen…“ poonal-Artikel vom 17. Juni 2020 externer Link, siehe mehr daraus und dazu:

  • Milliardengeschenk für Milliardäre: Wie die Pharmaindustrie satte Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit einfährt New
    „Vergangene Woche ging ein Aufschrei durch die Community des globalen Gesundheitsaktivismus, als die Journalist:innen von Investigate Europe die Ergebnisse einer monatelangen Recherche zu Medikamentenpreisen in Europa veröffentlichten. Über zwanzig Journalist:innen, unter anderem von SZ, WDR, NDR, Arte und Der Standard, analysierten die Erstattungspreise für seit 2019 neu in der EU zugelassene patentgeschützte Medikamente. Also den Preis, den beitragsfinanzierte Krankenkassen für patentgeschützte Medikamente an Pharma-Unternehmen zahlen. Keine leichte Aufgabe, denn die Preise, die Gesundheitsbehörden mit den Herstellern aushandeln, unterliegen in den meisten Ländern höchster Geheimhaltung. Welche Abschläge Pharmaunternehmen den Staaten gegenüber dem Listenpreis eines Medikaments gewähren, bleibt verborgen. Gleichzeitig wird die Öffentlichkeit über die immensen Kosten für die Gesundheitssysteme im Unklaren gelassen. Ohne Vergleichswerte verhandeln die Staaten mehr oder weniger blind – die einzige Referenz ist zurzeit Deutschland, eines der wenigen Länder, in dem noch Transparenz über die oft sehr hoch angesetzten Erstattungspreise besteht. (…) Da sich wohlhabende Länder höhere Abnahmemengen leisten können, die mit größeren Abschlägen verbunden sind, zahlen in der EU die ärmeren osteuropäischen Länder zum Teil mehr als doppelt so viel für dasselbe Medikament wie Länder im reicheren Westeuropa. Das ist ein Problem, auf das Gesundheitsaktivist:innen wie die BUKO Pharma-Kampagne seit Jahren aufmerksam machen. Ein wirklicher Skandal aber ist, dass viele neue – zum Teil lebenswichtige – Medikamente in den ärmeren Ländern Europas aufgrund der hohen Preise überhaupt nicht verfügbar sind. Die öffentlichen Gesundheitsdienste dieser Staaten können sich die teuren Medikamente schlichtweg nicht leisten. Innerhalb der EU gilt also das gleiche Prinzip, das wir während der Covid-19-Pandemie schmerzhaft erlebt haben: Wohnort und Geldbeutel entscheiden darüber, ob Patient:innen Medikamente erhalten, die ihr Leben verlängern oder gar retten können. (…) Worum es bei der Debatte um die Marktmacht der Pharmahersteller im Kern geht, darauf hat medico zuletzt auch während der Covid-19-Pandemie mit der Kampagne „Patente töten“ hingewiesen: Die Hersteller können diese exorbitanten Preise für ihre Medikamente nur verlangen, weil sie durch den Patentschutz eine mindestens 20-jährige Monopolstellung auf dem Markt haben. Bisweilen verhängen Länder zwar sogenannte Zwangslizenzen, mit denen sie Medikamente günstiger herstellen können. Dies passiert aber äußert selten und nur gegen immensen politischen Druck der Hersteller und der Länder, in denen diese ihren Sitz haben – neben den USA vor allem auch Deutschland. Dabei führen die Unternehmen gebetsmühlenartig das Argument der wirtschaftlichen Notwendigkeit an, welches die hohen Preise rechtfertige. Sie unterschlagen dabei, dass die Entwicklung neuer Medikamente maßgeblich auf teilweise jahrzehntelanger öffentlich finanzierter Forschung basiert. Pharmafirmen geben fast doppelt so viel für Werbung aus wie für Forschung. Doch solange die Hersteller durch das Patentsystem geschützt sind, helfen auch gute Argumente nichts. Die Leidtragenden sind nicht nur diejenigen, die das Pech haben, in einem Land mit einem finanzschwachen Gesundheitssystem zu leben, das sie mit ihrer Krankheit im Stich lässt. Auch in Deutschland könnten die Milliarden Euro, die die Allgemeinheit jährlich für „Blockbuster-Medikamente“ ausgibt und damit Pharmafirmen mit durchschnittlich 36 Prozent die höchsten Gewinnmargen aller Wirtschaftssektoren beschert, sehr gut woanders gebraucht werden. Etwa zur Zahlung besserer Löhne für Pfleger:innen oder den flächendeckenden Ausbau niedrigschwelliger Programme zur Gesundheitsprävention. (…) Es ist höchste Zeit, auch hierzulande gegen die Auswüchse der Kommodifizierung von Gesundheit zu kämpfen…“ Beitrag von Felix Litschauer vom 19. Juni 2024 bei medico international externer Link
  • Lauterbachs Pharmagesetz: Milliardengeschenk für Konzerne?
    Die Preise für patentgeschützte Medikamente steigen in Deutschland seit Jahren stark an. Früher forderte der heutige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mehr Transparenz bei den europaweiten Pharmapreisen – jetzt will ausgerechnet er den Pharmakonzernen ermöglichen, die in Deutschland erstatteten Medikamentenpreise geheim zu halten. Kritiker sprechen von einem Milliardengeschenk an die Pharmabranche und warnen vor verheerenden Folgen in ganz Europa…“ Beitrag in der ARD-Sendung MONITOR am 13.06.2024 externer Link von Achim Pollmeier, Markus Grill, Harald Schumann, Nico Schmidt, Maxence Peigné (Text und Video)
  • Fehlende Medikamente in EU-Staaten: Tödliche Preise
    In der EU soll der Wohnort nicht über die Lebenserwartung entscheiden. Dennoch fehlen in vielen Ländern im öffentlichen Gesundheitssystem lebenswichtige Medikamente, wie Recherchen von NDR, WDR, SZ und „Investigate Europe“ zeigen. (…) Alle Patienten in der EU sollen „frühzeitigen und gleichen Zugang zu wirksamen Medikamenten“ haben. Doch von diesem Ziel ist Europa weit entfernt, wie eine Recherche des europäischen Journalistenteams „Investigate Europe“ externer Link zeigt, an der auch NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung (SZ) über Monate mitgearbeitet haben. Doch wie groß sind die Ungleichheiten in der EU wirklich? Zunächst ging es darum, jene Medikamente zu identifizieren, die tatsächlich einen deutlichen Vorteil gegenüber bisherigen Präparaten haben. Die Pharmaindustrie wirft jedes Jahr rund 40 neue Mittel auf den Markt, die meisten davon zu extrem hohen Preisen. Doch nur die wenigsten dieser Neuheiten bringen auch wirklich einen therapeutischen Fortschritt. Im Auftrag der Recherche-Kooperation wählte das unabhängige Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) unter allen Neuzulassungen der vergangenen fünf Jahre jene 32 Medikamente aus, die einen „erheblichen“ oder „beträchtlichen Zusatznutzen“ für Patienten haben. Bei den meisten dieser Präparate handelt es sich um moderne Krebsmedikamente, aber auch Mittel gegen Migräne, Mukoviszidose oder Diabetes finden sich auf der Liste. (…) Die Reporter recherchierten daraufhin in jedem der 27 EU-Länder, wie viele dieser oft sehr teuren Medikamente für Patienten der staatlichen Gesundheitssysteme fehlen, welche also nicht von den dortigen Krankenkassen übernommen werden. Von den insgesamt 32 Arzneimitteln werden demnach nur in Deutschland und Österreich alle von den Krankenkassen bezahlt. In Estland, Lettland und Litauen hingegen fehlen für die Patienten im öffentlichen Gesundheitswesen rund 30 Prozent, in Zypern fehlt die Hälfte, in Malta sogar 59 Prozent und in Ungarn sogar drei Viertel der wichtigen neuen Medikamente…“ Recherche am 13.06.2024 in tagesschau.de externer Link von Euridice Bersi, Markus Grill, Palina Milling, Maxence Peigne, Achim Pollmeier, Nico Schmidt und Harald Schumann, WDR/NDR/Investigate Europe
  • [Feature] Profite vor Gesundheit? Die Pharmaindustrie weltweit
    „Armut ist der Krankmacher Nummer 1. Und wenn man einmal krank ist, gibt es oft keine adäquaten Medikamente oder sie sind zu teuer. Max Klein von der BUKO-Pharma-Kampagne erzählt uns, warum das so ist. Und wie schafft es die Pharmaindustrie, teure Medikamente am Markt zu poitionieren? Darüber gibt uns der chilenische Arzt Rodrigo Salinas Auskunft. Er ist Teil des internationalen No-Free-Lunch-Netzwerks, das sich gegen die Einflussnahme der Pharmaunternehmen zur Wehr setzt. Und wir werfen natürlich auch noch einen Blick darauf, wie eine Forschung und Entwicklung für bezahlbare und wirklich notwendige Medikamente aussehen kann.“ Feature vom und beim Nachrichtenpool Lateinamerika (npla.de) vom 19. Juni 2020 externer Link Audio Datei (Audiolänge: 8:57 Min.)
  • Weiter aus dem poonal-Artikel vom 17. Juni 2020 externer Link: „… Überteuerte Medikamente, die sich nur wenige leisten können, stellen mittlerweile auch im globalen Norden ein Problem dar. (…) Bringt die Pharmaindustrie ein neues patentiertes Medikament auf den Markt, so hat das jeweilige Unternehmen dann meist für 20 Jahre das Monopol auf die Herstellung und den Verkauf des Medikaments. Diese Marktexklusivität führt zu sehr hohen Medikamentenpreisen, die die Gesundheitssysteme und die privaten Geldbeutel überfordern. (…) Horrende Medikamentenpreise werden mit den hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung begründet. Was wirklich investiert wird, bleibt jedoch im Dunkeln. (…) Gegen diese Einflussnahme haben sich Ärztinnen und Ärzte weltweit im No-Free-Lunch-Netzwerk organisiert. In Deutschland hat sich 2007 die Gruppe MEZIS externer Link – Mein Essen Zahl Ich Selbst – gegründet, in Lateinamerika nennen sie sich Medicos sin Marca externer Link – Ärzte ohne Marken…“

Siehe zum Thema u.a. im LabourNet:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174314
nach oben