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[19.6.2020] „Die Häfen der amerikanischen Pazifik-Küste bleiben heute geschlossen: Wegen Rassismus und Polizeiterror“

Das Plakat zur zentralen Streikdemonstration in Oakland am 19.6.2020Es war ein Wochenende programmatischer Mobilisierung: Während in Tulsa, Oklahoma Trump seine Rednecks und Faschisten versammelte – ziemlich genau 99 Jahre, nachdem an diesem Ort eines der größten rassistischen Massaker der an Lynchmorden wahrlich nicht armen US-Geschichte stattgefunden hatte – streikten an der Westküste, von Alaska bis Hawaii Abertausende Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter, dem Aufruf der Gewerkschaft ILWU folgend, gegen systemischen Rassismus und Polizeimorde. An der zentralen Streikdemonstration in Oakland nahmen Zehntausende Menschen teil, die auch ein Hinweis darauf waren, dass dieser Streik auch andere Gewerkschaften und erst recht zahlreiche antirassistische und demokratische Organisationen und ihre Mitgliedschaft mobilisiert hat. Einen Hinweischarakter haben auch die zahlreichen Videoberichte von den Kundgebungen in Oakland – wer da war und sprach – und wer nicht da war und dementsprechend nicht sprach. Nicht da war und nicht vermisst wurde ein gewisser Joe Biden, den vermutlich die große Mehrheit der Menschen, die an der Demonstration teilnahmen, auch nicht gerade als Kämpfer gegen Rassismus sehen. Nicht da war auch beispielsweise der Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes AFL-CIO – der dessen Verwobenheit mit der Polizei trotz aller Kritik weiterhin verteidigt. Womit auch die aus guten Gründen eher peinlich-penetrant erscheinende Propaganda über die US-Grenzen hinaus, die Gewerkschaften stünden geschlossen an der Seite von BLM (und – ernsthaft – haben „sogar“ ein Transparent dafür am Gewerkschaftsbüro aufgehängt) hinfällig wurde. Sehr wohl da waren beispielsweise Angela Davies, eine zentrale Figur des antirassistischen und antikapitalistischen Kampfes in den USA, die in ihrer Rede die radikaldemokratische Tradition der ILWU nachzeichnete und massiv unterstützte, aber auch – als Beispiel für die Mobilisierung vieler junger Menschen – der Rapper Boots Riley, der unterstrich, dieser Streiktag mache den Weg deutlich, den der Kampf gegen Rassismus einschlagen müsse – sowie der ILWU-Veteran Clarence Thomas, der abschließend betonte: „Der Kampf gegen Polizeimorde und weiße Überlegenheits-Ideologie ist eine Klassenfrage“. Unsere kleine aktuelle Materialsammlung zum Tag der „Sklavenbefreiung“ vom 21.6.20 enthält Eindrücke vom Streik und der Streikdemonstration, Hintergrundmaterial zur Bedeutung des 19. Juni in der Geschichte der USA – und Beiträge zu zwei grundlegende unterschiedlichen Zusammenkünften, in Oakland und Tulsa:

„Juneteenth Port of Oakland shutdown“ am 20. Juni 2020 beim Oakland Socialist externer Link ist ein Videobericht von der zentralen Streikdemonstration in Oakland – der den Vorteil hat, bearbeitet zu sein, und so der Absicht, einen Gesamteindruck der Aktion zu geben gut nahe kommt. Deutlich wird dabei – unter anderem –  die Vielfalt der teilnehmenden Menschen, immer wieder durchsetzt von den schwarzen Fahnen der ILWU.

Zentrale Streikdemonstration in Oakland am 19.6.2020„In Oakland thousands marched from the port“ am 20. Juni 2020 im Twitter-Kanal von Jorge Martin externer Link ist ein Videoausschnitt vom eigentlichen Demonstrationszug, der vor allen Dingen deutlich macht: Es waren sehr viele…

„Motorcycle protest brigade at the Oakland Port shutdown“ am 19. Juni 2020 im Twitter-Kanal von Darwin Bond Graham externer Link ist eines der vielen Videos von der Demonstration, die sich speziellen Themen widmen: In diesem Fall dem „Einzug“ von Motorrad-Clubs in die Demonstration, die mit viel Beifall begrüßt wurden…

„Shut The World Down! Boots Riley At 2020 Juneteenth At Oakland Oscar Grant Plaza“ von laborvideo am 19. Juni 2020 bei You Tube externer Link eingestellt, dokumentiert die kurze Ansprache des Rappers, der vor allem einfordert, dieser Streiktag müsse das Beispiel werden – für die ganze Welt…

„Angela Davis At The Port Of Oakland: Speech to ILWU Juneteenth Work Action On June 19, 2020“ ebenfalls von laborvideo am 19. Juni 2020 bei You Tube externer Link eingestellt, dokumentiert die Rede von Angela Davies bei der Streikdemonstration, die vor allem unterstreicht, das solch ein Kampf der Tradition der ILWU entspreche – die schon gegen die Repression japanischer Arbeiter vor und während des zweiten Weltkriegs mobilisiert habe…

„Clarence Thomas addresses the crowd“ am 19. Juni 2020 im Twitter-Kanal der East Bay Majority externer Link dokumentiert die kurze Ansprache des langjährigen Repräsentanten von ILWU Local 10 (San Francisco), der sinngemäß betont, dass wer vom Kapitalismus nicht reden wolle, vom Rassismus schweigen soll…

„Port Of LA Workers Strike To Commemorate Juneteenth“ am 19. Juni 2020 bei der CBS externer Link ist ein Videobericht vom Streik im Hafen von Los Angeles, der hier als Beispiel für Berichte von einzelnen bestreikten Häfen entlang der Westküste externer Link steht, wie sie in den Mainstream-Medien verbreitet wurden: In diesem Hafen jedenfalls – wurde keine Hand gerührt…

ILWU: Juneteenth, June 19 - Streik der Hafenarbeiter gegen Rassismus und Polizeigewalt an der Westküste der USA„Union workers shut down West Coast ports in support of Juneteenth“ am 19. Juni 2020 bei der CBC externer Link macht deutlich, dass „Westküste“ eben „Westküste“, also den Pazifik entlang, meint: Der kanadische Sender legt den Schwerpunkt seines Berichts auf die Streikbeteiligung der Docker in der kanadischen Provinz British Columbia, die 100%-ig gewesen ist. Wie im Übrigen, so geht aus dem Bericht hervor, auch in Alaska und auf Hawaii…

„The ILWU on Juneteenth 2020 stopped work and thousands rallied at the Port of Oakland on June 19, 2020“ von Steve Zeltzer am 20. Juni 2020 bei Global Workers Solidarity externer Link (Facebook) ist eine ausführliche Materialsammlung zum gesamten Aktionstag an der Pazifik-Küste der USA und Kanadas, mit vielen lokalen Berichten und Filmdokumenten

„#StrikeForBlackLives“ externer Link ist der Hashtag unter dem sehr viele der Aktionsberichte vom Streik der ILWU auf verschiedensten Twitter-Kanälen gesammelt dokumentiert sind

„Juneteenth rallies, events take place across the U.S. to demand racial justice“ von Rich McKay and Brad Brooks am 19. Juni 2020 ist eine Reuters-Meldung (hier abopflichtig beim kanadischen Globe and Mail), die von weiteren Streiks an diesem Tag berichtet (etwa bei allen McDonalds-Filialen in Chicago…)

„NYC BlackLivesMatter protesters chant “I believe that we will win” as they proceed toward Hudson Street in lower Manhattan“ am 19. Juni 2020 im Twitter-Kanal von Keith Boykin externer Link ist ein CNN-Video von der Demonstration in New York – die ebenfalls bereits durch ihre Größe beeindruckte…

„More U.S. workers getting Juneteenth off as awareness grows“ von ALEXANDRA OLSON am 19. Juni 2020 im Cleveland Daily Banner externer Link berichtet von den zahlreichen Unternehmen, die dem Druck ihrer Belegschaften nachgaben, diesen 19. Juni als Feiertag zu begehen (der er „natürlich“ offiziell nicht ist) – so etwa Nike, Twitter und Lyft, insgesamt rund 450 Unternehmen…

„On the west coast, the International Longshore and Warehouse Union (ILWU) will observe Juneteenth by stopping work“ am 17. Juni 2020 bei der Gewerkschaft UE externer Link (Facebook) war der Aufruf der unabhängigen Basisgewerkschaft, sich an den Aktionen der ILWU am 19. Juni zu beteiligen – „in jeder möglichen Form“…

Die gründerväter der "amerikanischen Demokratie" - waren Sklavenhalter..., „Juneteenth and the Meaning of Freedom“ von Jelani Cobb am 19. Juni 2020 bei Portside externer Link dokumentiert (ursprünglich im New Yorker) ist ein Beitrag, der die Bedeutung des 19. Juni unterstreicht – als einen Tag, an dem auch deutlich gemacht wird, dass hier 1865 in Texas nichts „geschenkt“ worden war, sondern erkämpft – und dies in Kontrast zu Trumps Aufmarsch in einer eigentlich nicht besonders bedeutsamen Stadt, eben Tulsa in Oklahoma, was nur als Provokation verstanden werden kann, sich an dem Ort zu versammeln, an dem 1921 eines der übelsten rassistischen Massaker stattfand – nicht zufällig in einer der wohlhabendsten afroamerikanischen Gemeinden jener Zeit…

„Racial Terror: 2,000 Black Americans Were Lynched in Reconstruction Era, Report Says“ von Ed Pilkington am 19. Juni 2020 ebenfalls bei Portside externer Link dokumentiert (ursprünglich im britischen Guardian) berichtet von einer neuen Studie, die für den Zeitraum der (in der BRD als solche eher weniger bekannte) „Reconstruction Period“ (von 1865 bis 1877) als es zahlreiche neue afroamerikanische Zeitungen, Organisationen, Initiativen und Verbände gab, was dazu führte, dass die Sklavenhalter-Staaten des Südens mit allgemeiner Billigung der herrschenden Klasse ihre rassistischen Strukturen wieder neu organisieren konnten – die Angst war ihnen gemeinsam – von rund 2.000 Opfern der Lynchjustiz berichtet. Die große „Neuschöpfung“ des rassistischen Grand Old South in dieser Zeit war die Entstehung des Ku Klux Klans…

„A Tulsa Homecoming: Witnessing the Legacy of the 1921 Race Massacre“ am 19. Juni 2020 bei Human Rights Watch externer Link dokumentiert die Rede von Dreisen Heath bei der Kundgebung zum Gedenken an das Massaker von Tulsa – eine Veranstaltung, die sich direkt gegen den Aufmarsch der rassistischen Trump-Banden richtete…

„Indians, Slaves, and Mass Murder: The Hidden History“ von Peter Nabokov bereits am 24. November 2016 bei der New York Review of Books externer Link war eine Besprechung von zwei damals neuen Büchern, die ein gemeinsames Thema hatten (und neue Forschungsergebnisse verbreiteten): Über das Ausmaß der Versklavung der amerikanischen Urbevölkerung…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174295
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