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Ölboom in Guyana und was sich nicht geändert hat: Es profitiert Exxon

Landkarte Guyana auch "Ende der Welt" genannt, aber jetzt mit Öl...„… Seit 2015 vor der Küste von Guyana reiche Ölvorkommen entdeckt wurden, ist alles anders. Etwa acht Milliarden Barrel schlummern dort unter dem Meeresboden – eines der grössten noch nicht erschlossenen Ölfelder der Welt. Das arme Guyana könnte in Kürze eines der reichsten ölfördernden Länder werden – eine Art Katar im tiefen Westen. Daran ändern nicht einmal die politischen Probleme des Landes etwas. Ein Land wie Guyana fördert Öl natürlich nicht allein. Neben ExxonMobil bemühen sich die US-basierte Hess Corporation und die staatliche chinesische CNOOC um die Entwicklung des Ölfeldes. (…) Ein Teil dieses Geldes floss in Beratungsleistungen, die der in diesen Dingen unerfahrenen Regierung Guyanas helfen sollten. Externe Berater sollten den Umbau begleiten. Auf diesem Weg finanzierte die Weltbank unter anderem Unterstützung durch die Kanzlei «Hunton Andrews Kurth». Das etwas stossende Detail daran: Der grösste Klient von «Hunton Andrews Kurth» ist seit langer Zeit ExxonMobil. Auch einige andere Kontraktoren haben Verbindungen zu Exxon. Mehrere Organisationen bemängeln diesen und einen weiteren offensichtlichen Interessenkonflikt. So hat sich die Weltbank in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 verpflichtet, die Förderung fossiler Rohstoffe nicht mehr zu finanzieren. Am Aufbau eines gigantischen Ölfeldes mitzuwirken, widerspricht dieser Selbstverpflichtung. Die Weltbank rechtfertigt sich, sie habe mit der Finanzierung ja nicht direkt Geld in die Entwicklung des Ölfelds gesteckt.  Zum Zweiten kann es eigentlich nicht gut ausgehen, wenn eine Firma, deren Haupteinkommen seit Jahrzehnten von einem grossen Ölkonzern stammt, einem kleinen südamerikanischen Land Gesetze zur Ölförderung, Besteuerung und zum Umweltschutz diktiert. Der Gewinn von «Hunton Andrews Kurth» sei womöglich weit abhängiger von der Ölindustrie als von dem Land, für das sie Gesetze vorschlägt, sagt Philip Nichols, der an der Universität von Pennsylvania Ethik und Recht unterrichtet. Die Organisation «Urgewald» hat mehrere Interessenkonflikte ausfindig gemacht und sich damit an die Weltbank gewandt…“ – aus dem Beitrag „Ölboom in Guyana: Schlecht beraten“ von Daniela Gschweng am 10. Mai 2020 im Infosperber externer Link über alltägliche Arbeit von Beraterfirmen… Siehe dazu auch einen mehrteiligen Beitrag über eine Urgewald-Reise nach Guyana zur Faktenfindung:

  • „Guyana und das Öl“ von Ute Koczy bei Urgewald ist ein Reisebericht vom März 2020 externer Link über die Fakten-Findungs-Mission in Guyana, worin es unter – vielem – anderen einleitend heißt: „… Als urgewald 2019 erfuhr, dass die Weltbank Guyana mit einem Beratungsvolumen von 55 Millionen US-Dollar dabei unterstützt, sich den Ölfirmen zu öffnen, war uns klar, dass dies der Startschuss für eine Kampagne sein muss, um die Ölförderung zu stoppen. So hatte die Weltbank doch in Paris das Versprechen unterschrieben, das Klimaziel von 1,5 Grad Erderhitzung einzuhalten. Doch in Guyana assistiert die Bank bei der risikoreichen Öl- und Gasgewinnung aus der Tiefsee. Das Ölprojekt würde aus der derzeitigen Kohlenstoffsenke Guyana – das Land ist zu über 80 Prozent von nahezu unberührtem Regenwald bedeckt – jedoch den größten Pro Kopf-Emittenten weltweit von CO2 machen. (…) Unser kleines Team erreichte Guyana in einer politisch schwierigen Zeit. Kurz zuvor waren Präsidentschaftswahlen abgehalten worden. Die Verkündung der Ergebnisse wird noch immer von der (voraussichtlich) abgewählten Regierungspartei hinausgezögert, es gibt Proteste und Reisewarnungen. Generell ist Korruption ein großes Problem in Guyana, ähnlich wie die hohe Kriminalitätsrate...“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=172234
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