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Streik bei Neupack: Verhandlungen abgebrochen – Jetzt eine Demo am Samstag
Am Dienstagmorgen waren nicht nur young unkwon flying pickets vor den Toren von Neupack am Doerrisweg 15, es waren auch etliche ältere Unterstützer da, als die Streikbrecher aus Polen wie seit über vier Wochen reinwollten um für die Krüger-family die Produktion zu erhöhen und den Streik der Stammbelegschaft zu schwächen. Sie mußten im Transporter wie schon letzten Dienstag etwas warten. Allerdings waren diesmal schon etliche Polizeiwagen vor fünf Uhr vor Ort. Die UnterstützerInnen wollten mit den polnischen „KollegInnen“ reden und ihnen Flugblätter auf polnisch geben. Das verhinderte die Polizei, der Wagen blieb verschlossen – was denken die polnischen „KollegInnen“, wenn sie eingeschlossen eineinviertel Stunden aufgehalten werden, von den UnterstützerInnen und den Streikenden ausgepfiffen werden? Die Sozialpartner der Familie Krüger muten ihnen für 8,50 Euro allerhand zu. Die Krügers haben außerdem etliche Sicherheitskräfte mehr eingestellt, einige davon mit Hunden (ohne Maulkorb), die nervös an der Kette zerren, als das Pfeifen einsetzt. Den Streikenden muten sie zu, auf den Arbeitsämtern aufzustocken auf Kosten des Steuerzahlers, für Sicherheitskräfte in Stellingen und Rotenburg ist genug Geld da. Wenn man die Villen an Alster und Elbchaussee hat, sind auch kleine vorübergehende Mehrkosten leicht verkraftbar und können sicher auch noch von der Steuer abgesetzt werden.
Nachdem der Bus mit den Streikbrechern aus Polen eine halbe Stunde durch die Unterstützer aufgehalten war, Streikende durften da nicht mitmachen, weil sonst die IG BCE mit 250.000 Euro in Regress genommen worden wäre, passierte ein kleines Malheur, als ein herbeieilender Betriebsrat auf der spiegelglatten Straße ausrutschte (Hamburg hat zum Streuen zu wenig Geld – wahrscheinlich, weil zuviel Geld an die Aufstocker ausgezahlt werden muß) und dicht vor dem Bus der Streikbrecher hinknallte und mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb. Nach einiger Zeit kam ein Krankenwagen und transportierte ihn ab. Schon nach wenigen Metern hielt der wieder, weil der Betriebsratskollege darauf bestand, auf eigene Verantwortung aus dem Wagen wieder „entlassen“ zu werden. Ihm war eingefallen, daß am Vormittag mehrere Sitzungen des Betriebsrates anstanden.
Wir wünschen dem Kollegen gute Besserung! Eine Kollegin, die eine Sanitäterausbildung hat, kümmert sich intensiv um ihn.
Danach dann gab es einen massiven Polizeieinsatz, mit Polizeibegleitung macht der Bus mit den polnischen Streikbrechern eine kleine Rundtour durch das Industriegebiet und ca. 30 PolizistInnen machten an einer anderen Einfahrt eine Gasse, durch die der Wagen dann durchfahren konnte.
Eine Verzögerung von eineinviertel Stunden war erreicht.
Siehe dazu unten auch die Presseerklärung der IG BCE (*) und den link zum Artikel im Abendblatt vom 12.12.12
Im Zelt, das nicht alle UnterstützerInnen und Streikende faßte, wärmte man sich auf bei Tee und Kaffee, Frühstück war noch nicht da. Die UnterstützerInnen waren leicht erkennbar: Sie waren entweder jünger als die Streikenden selbst oder älter als diese! Es waren etliche Studierende gekommen, die am Freitagnachmittag auf einer Info-Veranstaltung waren, wo fünf KollegInnen von Neupack über ihren Streik berichtet hatten. Sie wollen den Streik unterstützen und den Soli-Kreis verstärken!
Der Unternehmenssprecher Lars Krüger erklärte in einer Pressemitteilung: „Die heutige Eskalation läßt nur einen Schluß zu: Den Streikenden und ihren mittlerweile zahlreichen und offensichtlich gewaltbereiten Sympathisanten geht es nicht um eine Lösung des Konflikts. Wir erleben hier einen persönlichen Kampf mit allen Mitteln, wie man auf den einschlägigen Foren im Internet auch nachlesen kann“. Und weiter: „Das scheint das Ende eines Streiks und der Beginn von sinnloser Gewalt zu sein. Die Auseinandersetzung hat damit eine neue Dimension erreicht, die uns erschüttert“. Krüger Jun. faselt von „umfassenden Sitzblockaden und im Zuge dessen zu massivem Rechtsbruch“. Keiner der UnterstützerInnen saß auf der Straße vor den Toren von Neupack und von den Streikenden auch keine/r. Vielleicht sollte sich Krüger Junior mal ein besseres Nachtglas besorgen, wenn er vom Bürogebäude die Vorgänge auf der Straße beobachtet, um zwischen Stehen und Sitzen unterscheiden zu können.
Wichtig für die Fortsetzung des Streiks waren die beiden Veranstaltungen vom Montag. Um 10 Uhr gab es eine Mitgliederversammlung aller Streikenden aus Stellingen und Rotenburg. Der Landesbezirksleiter der IG BCE, Ralf Becker, unterbreitete ihnen den Vorschlag, zu versuchen, bei der Krüger-family eine Vereinbarung zu erreichen. Aber die gesamte Streik-Belegschaft beharrte auf der Forderung: Tarifvertrag Jetzt! Mit dieser Forderung waren sie zusammen mit der IG BCE vor über fünf Wochen in den Streik gegangen. IG BCE Funktionäre, darunter der Vorsitzende Vassilidadis, hatten ihnen Unterstützung garantiert, „koste es was es wolle“, „auch über Weihnachten hinaus“. Um so deutlicher wurde der Vorschlag von Ralf Becker abgelehnt, mit teilweise sehr emotionalen Argumenten…
Um 14 Uhr war dann die Verhandlung mit den Vertretern der Arbeitgeberseite. Der Arbeitgeber hielt auch diesmal an den alten Positionen fest: Kein Tarifvertrag und Raushaltung der IG BCE. Diese Bedingung lehnte die Tarifkommission ab. Die Verhandlungen wurden daraufhin abgebrochen.
Die IG BCE will einen Zahn zulegen: Am Samstag, 15.12. um 11 Uhr ist eine Solidaritätsdemo. Ort Hachmann-Platz (Hbf – Ausgang Kirchenallee)
(*) Unterdessen weist die IG BCE die Darstellung der Neupack zurück, für eine Eskalation am Werkstor Hamburg-Stellingen gesorgt zu haben. Jan Eulen: “Keiner unserer Streikposten ist an der Aktion beteiligt gewesen. Unser Eindruck ist, das Neupack durch ständige Anrufe bei der Polizei und strafrechtliche Vorwürfe die Situation verschärfen will, weil sie keine wirklichen Argumente mehr gegen Tarifverhandlungen hat und deswegen nun versucht, den Streik, den Betriebsrat und die IG BCE zu diskreditieren.”
Abendblatt vom 12.12.: Arbeitskampf bei Neupack eskaliert
Dieter Wegner, Soli-Kreis Neupack, 12.12.2012. Kontakt: soli-kreis@gmx.de