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Auch auf Madagaskar trifft die Corona-Epidemie auf ein konsequent vernachlässigtes Gesundheitswesen

Protestversammlung gegen die Entlassung von 43 Hafenarbeitern in Tananarive am 11.4.2017„… Zwei Monate später, am 1. April 2020, veröffentlicht die angesehene NGO, die Beobachtungsstelle des öffentlichen Lebens in Madagaskar (Observatoire de la vie publique – SeFaFi), eine kritische Beurteilung des madagassischen Gesundheitswesens und äussert schwerwiegende Zweifel an dessen Fähigkeiten im Hinblick auf die Bewältigung der Pandemie. Zehn Tage vorher hatte der Staatspräsident, Andry Rajoelina, in einem pompösen Fernsehauftritt, in Gestus und Wortwahl verdächtig an den zwei Jahre jüngeren Emmanuel Macron erinnernd, offiziell eingestanden, dass das Corona-Virus zwischen dem 11. und 22. März mit Flügen aus Europa gelandet sei. Die Regionen um die Hauptstadt Antananarivo und um die Hafenstadt Tamatave wurden unter Quarantäne gestellt, der Luftraum seit dem 22. März gesperrt, ebenso die Häfen. Einer neuerlichen Fernsehansprache des Präsidenten zufolge zählt das Land (Stand 2. April 2020) 59 Covid-19-Fälle. Kein Mensch im Land glaubt es, dafür werden die Ausgabestellen für Lebensmittelpakete von Tausenden gestürmt. Bilder vom Massenandrang verspotten die vom Präsidenten – der sich jetzt jeden zweiten Tag über die per Notstandsmassnahme requirierten Medien ans Volk wendet – beschworene Distanzhaltung. SeFaFi, seit Jahren die einzige unabhängige Beobachtungsstelle für das öffentliche Leben, welche die Missstände in Politik, Verwaltung und Armee (dazu gehört auch die omnipräsente Gendarmerie) bis in die jeweils obersten Führungsspitzen anprangert, weist in ihrer neusten Verlautbarung auf ein zur Kultur gewordenes Phänomen hin: die Korruption. Auch im Gesundheitssystem seien Machtmissbrauch, Veruntreuung und offene Korruption längst zu einer existentiellen Bedrohung geworden. Was selbstredend von der Ärzteschaft zurückgewiesen werde, auch wenn jeder Arzt- und Spitalbesucher das Offenkundige jederzeit bestätigen könne. Die jahrelange budgetäre Vernachlässigung des Gesundheitssektors habe zudem die Spitäler praktisch ihrer Behandlungsmöglichkeiten beraubt. Ausländische Geldgeber hätten das Schlimmste verhindert, sonst wäre das Gesundheitssystem Madagaskars verschwunden. Angesichts des realen Zustandes der Spitäler in den Städten, wie er vom Schreibenden gerade überprüft werden konnte – von den so genannten «Basisgesundheitszentren» auf dem Land, wo über 80 Prozent der madagassischen Bevölkerung lebt, ganz zu schweigen –, benennt SeFaFi die Katastrophe in sehr dezenten Worten. Neun von zehn Menschen der ländlichen Bevölkerung haben übrigens überhaupt keinen Zugang zum Gesundheitswesen...“ – aus dem Beitrag „Madagaskar: Schaufenster für die afrikanische Katastrophe“ von Stefan Frey  am 05. April 2020 beim Infosperber externer Link über die Zustände in einem Land, die keineswegs ein „Alleinstellungsmerkmal“ sind

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=169371
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