»
Griechenland »
»
»
Griechenland »
»

(Nicht nur) griechische Antifaschisten trauern um Manolis Glezos

Manolis GlesosMit tiefer Trauer müssen wir mitteilen, dass Anfang dieser Woche im Alter von 97 Jahren der griechische Widerstandskämpfer Manolis Glezos verstorben ist. Er war zuvor in ein Krankenhaus eingeliefert worden, weil er Atembeschweren und Schmerzen im Brustbereich hatte. Glezos war bis ins hohe Alter politisch aktiv. Bekannt geworden war er einer breiten Öffentlichkeit, als er gemeinsam mit Apostolos Sandas bei einer lebensgefährlichen Aktion am 30. Mai 1941 die Hakenkreuzfahne von der Athener Akropolis eingeholt hatte. Es war eine symbolträchtige Widerstandstat gegen die deutschen Besatzer. Diesem Beispiel schlossen sich damals viele Griechen an. Bis in die Gegenwart hinein galten Glezos und Santas seither als Symbol des Widerstandes der Völker gegen faschistische Fremdherrschaft und Unterdrückung. Während des Krieges wurde er mehrfach verhaftet und gefoltert. Sein jüngerer Bruder wurde von den Besatzern hingerichtet. Nach der Befreiung des Landes von der faschistischen Okkupation leitete Glezos zunächst die KP-Zeitung „Rizospastis“ als Chefredakteur. Die Zeitung wurde im Dezember 1947 verboten; 1948 wurde er wegen dieser Tätigkeit zum Tode verurteilt; auf Grund starker Proteste, die vor allem auch aus dem Ausland kamen, wurde dieses Urteil nicht vollstreckt. Erst im Juli 1954 wurde Glezos freigelassen. In den Folgejahren erhielt er wegen seiner politischen Betätigung weitere langjährige Haftstrafen. Unmittelbar nach dem Militärputsch am 21. April 1967 wurde er erneut ins Gefängnis gesteckt. Erst 1971 kam er durch eine Generalamnestie frei. Insgesamt wurde er 28 Mal wegen seiner politischen Aktivitäten verurteilt, darunter dreimal zum Tode…“ – so beginnt der Nachruf „Widerstandskämpfer Manolis Glezos im Alter von 97 Jahren verstorben“ vom 30. März 2020 von und bei der FÉDÉRATION INTERNATIONALE DES RÉSISTANTS (FIR) – ASSOCIATION ANTIFASCISTE externer Link , der auch von LabourNet Germany geteilt wird. Siehe auch:

  • »Volksheld? Das ist noch zu klein gesagt«. Erinnerung an Manolis Glezos, den griechischen Antifaschisten und Widerstandskämpfer New
    „[In der Nacht zum 30. Mai 1941 erklommen Manolis Glezos und Apostolos Santas die Akropolis in Athen, holten die Hakenkreuzflagge ein und hissten die griechische Flagge – ein Fanal des Widerstands. Glezos, der in Griechenland nicht nur deshalb zur Legende wurde, starb vor zwei Monaten, am 30. März, im Alter von 97 Jahren. Sie haben ihn mehrfach getroffen. Wann haben Sie sich kennengelernt?] Zum ersten Mal im September 2012, kurz nach seinem 90. Geburtstag, als wir von der gewerkschaftlichen Solidaritätsgruppe »Gegen Spardiktate und Nationalismus« in Griechenland waren. Der erste Gang führte nach Kesariani, einem Vorort von Athen, wo sich die Hinrichtungsstätte der Wehrmacht befand und heute eine Gedenkstätte ist. Da kam ein Mann in dunkler Hose und blauem Hemd wie zufällig über den Platz geschlendert. Das war Manolis Glezos. Er hat damals mit keinem Wort erwähnt, dass sein Bruder an dieser Wand, an der wir standen, 1944 erschossen worden war. Auch kein Wort über die Todesurteile gegen ihn, die Verhöre, Folterungen, die insgesamt elf Jahre Haft im Krieg und später während der Obristendiktatur. Erst ein Jahr später, bei einem privaten Besuch, zeigte er uns das herausgerissene Futter der Mütze, das sein Bruder beim Transport zur Erschießung vom Lastwagen hatte werfen können. Da habe ich es das einzige Mal erlebt, dass er Tränen vergossen hat…“ Interview von Felix Jota in der jungen Welt vom 30.05.2020 mit Rolf Becker externer Link, Rolf Becker ist Schauspieler und aktiv in der gewerkschaftlichen Solidaritätsgruppe »Gegen Spardiktate und Nationalismus«
  • Zum Abschied von Manolis Glezos 9.9.1922 – 30.3.2020 New
    16. September 2012: der erste Besuch unserer Solidaritätsreise „Gegen Spardiktate und Nationalismus“, organisiert von griechischen Gewerkschaftskolleginnen und Kollegen sowie dem griechischen Nationalrat, führte uns nach Kesariani zum „Altar der Freiheit“, der Gedenkstätte für 600 von der Deutschen Wehrmacht hingerichtete Widerstandskämpfer – Geiseln, Kommunisten, auch Deserteure. Wir standen mit Transparenten und Blumen betroffen um den Gedenkstein vor der aus Steinen geschichteten Mauer, dem „Schießstand der Deutschen Wehrmacht“, als er, der 90jährige, dem warmen Spätsommertag entsprechend nur mit einem kurzärmligen offenen blauen Hemd über der dunklen Hose und mit einer Aktentasche in der Hand, wie zufällig über den Platz auf uns zu kam: Manolis Glezos, Vorsitzender des Nationalrates für die Entschädigungsforderungen gegenüber Deutschland. Kein Wort, auch nicht auf Nachfrage, über das Ereignis, das ihn weltweit bekannt machte (…) Rachegedanken und Individualisierung politischer Fragen wies er zurück, auch gegenüber griechischen Mitstreitenden. (…) Hamburg, 1. Mai 2015. Nach wochenlangen Verhandlungen mit dem DGB war es gelungen, Manolis Glezos als Redner auf der Mai-Kundgebung durchzusetzen. Er hatte zuvor schriftlich erklären müssen, nicht über die Reparationsforderungen Griechenlands zu sprechen. Die Zusage schien ihm nicht schwer zufallen. Katja Karger, DGB-Vorsitzende in Hamburg empfing ihn auf dem Podium: „Fünftausend hier auf dem Platz begrüßen Sie!“ Antwort von Manolis Glezos: „Ich freue mich über die Fünftausend, aber ich habe eine Frage: Wo sind die anderen?“ Jubelnde Zustimmung der Fünftausend, die verstanden und, anders als sonst, seiner Rede aufmerksam folgten (…) Meine letzten Worte: Es kann sein, dass ich morgen sterbe, aber Ihr sollt sicher sein, ich werde Euch mein ganzes Leben, auch nach meinem biologischen Tod, verfolgen und Euch fragen: Was habt Ihr gemacht für die Zukunft Eurer Länder, Europas, für die Zukunft dieser Welt? Ihr werdet an diesen Moment immer denken, weil ich Euch nicht in Ruhe lassen werde!“…“ Beitrag der Gruppe Arbeiterpolitik (ohne Datum) externer Link – siehe zum genannten Hintergrund unsere Rubrik Solidaritätsreisen nach Griechenland
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=168607
nach oben