Vor dem Virus sind nicht alle gleich. Sozialer Status und Gesundheit hängen bekanntermaßen zusammen. In Zeiten von Covid-19 zeigt sich dies besonders deutlich
„Das erste Corona-Opfer der Bundesrepublik war ein Streik: Die Beschäftigten der Charité-Tochterfirma CFM waren gezwungen, ihre Anfang März geplante Arbeitsniederlegung abzublasen – wegen erster bestätigter Fälle in Berlin. Seit Jahren kämpfen sie für Tariflöhne, ebenso wie die Pflegekräfte der Bundesrepublik seit langem für verbindliche Personalbemessungen, denn zu wenige von ihnen müssen sich um zu viele Patient*innen kümmern. Das durch das profitorientierte Fallpauschalen-System auf den Rücken von Beschäftigten und Patient*innen heruntergewirtschaftete Gesundheitswesen der Bundesrepublik sieht sich nun mit einer Epidemie konfrontiert – und es fehlt schon jetzt an allen Ecken und Enden. Die Folgen werden neben den dort Arbeitenden vor allem Menschen tragen, die nicht über finanzielle Ressourcen verfügen. Denn Infektionskrankheiten diskriminieren zwar nicht, dennoch sind sie immer auch Krankheiten der Armen (…) Corona ist damit nicht einfach »nur« eine gefährliche Viruserkrankung, sondern Teil eines umfassenden sozialen Verhältnisses, in dem Ansteckungsgefahren, Überlebenschancen und generell die Lebenserwartung immer auch davon abhängen, welchen ökonomischen Status eine Person genießt. Auch jenseits akuter Krisen ist Gesundheit eine soziale Frage: So beträgt hierzulande der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen ärmeren und reicheren Menschen bei Frauen vier bis sechs und bei Männern acht Jahre, der Unterschied zwischen den niedrigsten und den höchsten Einkommensgruppen liegt bei zehn Jahren…“ Artikel von Nelli Tügel in ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis vom 17.3.2020