[Kommentierte Presseschau] Was noch „fundamental“ fehlt beim Corona-(Aktien)-Crash

Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 19.3.2020 – wir danken!

Und vorneweg ein Zitat: „Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Max Frisch

Und keiner fragt, woher denn das Corona-Virus so plötzlich heraustritt: Könnte es nicht die ausschließlich auf Gewinnmaximierung orientierte globalisierte Ernährungswirtschaft sein? Ein Mangel der Perspektive bleibt, dass Corona ausschließlich durch die biomedizinische Brille wahrgenommen wird. (https://www.fr.de/meinung/praevention-statt-panik-13601381.html externer Link)

Nur diese Sichtweise greift viel zu kurz, denn man muss gegen die Ursachen vorgehen, die im Krisenfall das menschliche und gesellschaftliche Leben dermaßen einschränken, wie das Corona macht. Eine wirklich verantwortungsvolle Gesundheits- und Sicherheitspolitik darf sich nicht allein auf diese Quarantäne und Notfall-Maßnahmen beschränken, sondern muss auch diesen Zusammenhängen Rechnung tragen. Aber offenbar ist es einfacher, die Bewegungsfreiheit der Menschen einzuschränken als diese kapitalorientierte Landwirtschaft, deren Gewinnabsichten die Entwicklung besonders virulenter  und infektiöser Krankheitserreger fördert, in die Schranken zu weisen. (https://www.fr.de/meinung/praevention-statt-panik-13601381.html externer Link)

Beachte dazu weiter noch „Woher kommt das Corona-Virus?“ von Sonia Shah in der März-Ausgabe der „Monde-diplomatique“ auf der Seite 8: Es kommt selten zur Sprache, dass bei den Übertragung auf den Menschen die Zerstörung von Lebensräumen eine zentrale Rolle spielt. Und: Das Gesundheitssystem – neoliberal weg von einer gemeinwirtschaftliche Organisation (vgl. dazu auch „Gemeingut in BürgerInnenhand“ (https://www.gemeingut.org/ externer Link) umgekrempelt – ist nicht fit für eine solche Corona-Krise, musste Attac noch feststellen: (https://www.attac.de/presse/detailansicht/news/gesundheitssystem-nicht-fit-fuer-corona-1/ externer Link)

Deshalb müsste dieses eine Fehlorientierung programmierende sehr stark privatisierte Gesundheitssystem für eine Gemeinwohlorientierung gewonnen werden. (https://www.attac.de/presse/detailansicht/news/corona-jetzt-sozial-oekologische-transformation-und-aufbau-eines-gemeinwohlorientierten-gesundheitss/ externer Link) Attac unterstützt dabei auch das Bündnis „Krankenhaus-statt -Fabrik“ (https://www.krankenhaus-statt-fabrik.de/ externer Link). Das Bündnis stützt das mit Fakten und Argumenten. (https://www.krankenhaus-statt-fabrik.de/196 externer Link) und mit weiteren Materialien will es den Protest gegen diese gewinnorientierte Praxis des Krankenhauses vorgehen (https://www.krankenhaus-statt-fabrik.de/101 externer Link), was Verdi wiederum gut findet: (https://gesundheit-soziales-bb.verdi.de/themen/nachrichten/++co++f86f9ef0-e6c5-11e6-bbcd-52540066e5a9 externer Link)

Noch aber ist das deutsche Gesundheitssystem den Anforderungen gewachsen, erklärt die Pandemie-Beauftragte der Bundesärztekammer. (https://www.rnd.de/politik/marburger-bund-chefin-im-interview-zu-corona-stresstest-fur-kliniken-LC65A7ASGVFYZJ5J5N6JWQXYOI.html externer Link) Ziel muss es jetzt sein, die Bevölkerung zu immunisieren.

Und die nicht wahrgenommenen Bullen- und Bärenmärkte auf den krisenhaften Finanzmärkten.

Nun weiß ich nicht, ob du dir die Mechanismen der Finanzmärkte mit ihren „Auf und Abs“ noch wegen eines Kleinaktionärsdepots so genau antun willst? Aber ich finde, Stephan Schulmeister hat dies ziemlich eindrucksvoll versucht – mit diesen „Bullen- und Bärenmärkten“ zum Beispiel: Deshalb könnte dich dieser Radio-Podcast bezüglich der Aktien vielleicht zusätzlich noch interessieren – allerdings müsstest du dir gut eine halbe Stunde Zeit nehmen: (jedoch ist Zeit vielleicht jetzt „dank“ Corona „ausreichend“ zur Verfügung…): Stephan Schulmeister zur aktuellen Corona-Krise und dem Aktienverfall… https://www.falter.at/falter/radio?ref=menu externer Link) … aber die Politik wird alles tun, um den Verfall aufzufangen…

… nur ob das so gut gelingt – noch wie 2012 – ist die Frage… – aber umgekehrt brauchst du derzeit die Hoffnung noch nicht aufzugeben, dass – mit etwas Geduld – doch wieder etwas zu Dir zurückkommt… Bis zum nächsten Mal im Hin und Her der Bullen- und Bärenmärkte – bei denen wohl immer wieder ein Gewinner schon feststeht: Die Reichen, die immer weiter dazu gewinnen können. (https://www.zeit.de/kultur/2020-02/kapital-und-ideologie-thomas-piketty-ungleichheit externer Link)

Die Spekulanten wetten jetzt jedoch auf den Crash. (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/leerverkaeufe-spekulanten-wetten-auf-kurskrach-1.4849591?reduced=true externer Link)

Und wer kann diese Sauerei des Finanzkapitals noch verhindern? Wenigsten der Diebstahl der Banken durch die Cum-Ex-Geschäfte ist jetzt klar rechtswidrig. (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/urteil-im-ersten-cum-ex-strafprozess-angeklagte-zu-bewaehrungsstrafen-verurteilt-1.4849620?reduced=true externer Link)

Und in Deutschland wird jetzt auch noch die Automobil-Industrie in die Knie gezwungen – mit Produktionseinstellungen (https://www.fr.de/wirtschaft/coronavirus-bmw-vw-daimler-opel-audi-shutdown-autokonzerne-wirtschaft-produktion-13603966.html externer Link) und so stoppen VW und Daimler ihre Produktion in Europa: (https://www.sueddeutsche.de/politik/autoindustrie-vw-und-daimler-stoppen-die-produktion-in-europa-1.4848335?reduced=true externer Link)

Auch BMW stoppt wegen der Corona-Pandemie seine Fabriken (https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/auch-bei-bmw-drohen-werksschliessungen-wegen-corona,RtVkEX6 externer Link).

Und so trägt – eventuell – die Coronakrise noch stark zum – erforderlichen – Wandel des Verkehrssektors in dieser Klimakrise bei. (https://www.vcd.org/themen/klimafreundliche-mobilitaet/ externer Link)

Aber Corona erweckt – bei Italien, Griechenland und Spanien auch die Eurokrise zu einer neuen Blüte und die Risikoaufschläage für Kredite an Griechenland und Italien steigen – Spanien droht ähnliches (https://taz.de/Corona-Folgen-fuer-Suedeuropa/!5668519/ externer Link)

Und bisher verhält sich die Europäische Zentralbank – anders als Draghi 2012 – distanziert zu diesen Problemen.

Und der Schuldenberg gefährdet Italien gerade (https://www.fr.de/wirtschaft/coronavirus-pandemie-italiens-schuldenberg-gefaehrdet-13601199.html externer Link). Sven Giegold fordert deshalb, dass der Europäische Stabilitätsmechanismus jetzt Italien helfen müsse. (https://www.wallstreet-online.de/nachricht/12281908-gruene-europaeischer-stabilitaetsmechanismus-italien-helfen externer Link) Allein die Solidarität mit den Italienern durch den Gesang wird nicht genügen – auch wenn es für die erforderliche Solidarität so wichtig ist! (https://www.youtube.com/watch?v=xyDk9hEeinE externer Link )

Es gilt jetzt eben die Angriffe von Spekulanten abwehren. (https://www.op-marburg.de/Mehr/Welt/Politik/Gruener-Europa-Politiker-fordert-Angriffe-von-Spekulanten-abwehren externer Link)

Deshalb ist jetzt die Hilfszusage des ESM, um – gegen die Spekulanten – die Zahlungsfähigkeit von Italien zu gewährleisten, wichtig. Die italienischen Staatsanleihen leiden nämlich schon wieder unter den Risikoaufschlägen. (https://www.fr.de/politik/lehren-eurokrise-ziehen-13599522.html externer Link)

Wichtig wäre es auf jeden Fall nicht wieder der EZB – wie 2012 – die Drecksarbeit zu überlassen.

Derweilen rechnet die EZB-Chefin Lagarde schon mit einem Konjunktureinbruch von 5 Prozent. (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/coronavirus-ezb-chefin-erwartet-konjunktureinbruch-von-5-prozent-16684805.html externer Link) Wann, wenn nicht jetzt muss der Staat in die Vollen gehen und eingreifen (https://www.sueddeutsche.de/politik/weltwirtschaft-erste-hilfe-1.4849593?reduced=true externer Link)

Und Claus Hulverscheidt erklärt: Mancherorts in Deutschland hat derweil eine Grundsatzdebatte begonnen, ob der Staat Bürgern und Firmen eigentlich Blankoschecks ausstellen darf, eine Diskussion, die man in früheren Rezessioen durchaus führen konnte. In Zeiten einer einzigartigen, weltumspannenden, gesundheitlichen wie ökonomischen Bedrohung aber muss die Frage schlicht anders lauten: Wenn der Staat nicht einmal in einer Krise wie dieser als Vollkasko-Versicherung fungieren darf – wann dann? (https://www.sueddeutsche.de/politik/weltwirtschaft-erste-hilfe-1.4849593?reduced=true externer Link)

Deshalb ist die aktuelle Verabschiedung des Bundeshaushaltes schon jetzt überholt (https://www.fr.de/politik/plan-schon-keiner-mehr-13604665.html externer Link)

Und so fordert auch der Ökonom Rudolf Hickel, dass dieser Staat – über die Hindernisse des Föderalismus hinaus – jetzt mit einer finanziellen Stützung eingreifen muss. (http://rhickel.iaw.uni-bremen.de/ccm/homepages/hickel/aktuelles/erste-lehren-aus-der-corona-wirtschaftskrise.de externer Link)

Aber bei dieser „viralen“ Gesamtbetroffenheit der Gesellschaft bleibt auch der Fussball nicht verschont. Und so werden für die Bundesliga – sonst ein Publikumsmagnet – die Geisterspiele die einzige Überlebenschance. (https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-corona-geisterspiele-pause-1.4847229 externer Link) Wie also umgehen mit dieser coronabedingten Fussball-Krise? Wegen der drohenden finanziellen Einbußen bleibt auch ein Streit ums Geld nicht aus. Und zunächst hatte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, festgestellt, es kann doch nicht sein, dass im Profi-Fussball eine Unterstützung – jetzt – für notleidende DFL-Mitglieder durch besser gestellte Clubs – wie den BVB – mit den marktwirtschaftlichen Bedingungen des Profifussballs vereinbar sind? (https://www.sueddeutsche.de/sport/dfl-treffen-bundesligisten-corona-1.4848694?reduced=true externer Link)

Watzkes Fürsprecher interpretierten diese Aussage als obligatorische Pflichterfüllung gegenüber den Aktionären von Borussia Dortmund AG. Andere urteilten über diese Position: Absolut unsolidarisch! Das sind dann die Konfliktlinien in der coronabedingten Fussball-Krise Das Geschickte Management dieser Sitzung vermied noch eine Festlegung in diesem Punkte – fürs erste! Und immer mehr Sportler treten für eine Absage von Olympia in Japan ein. „Erhört die Athleten“ (https://www.sueddeutsche.de/sport/olympia-coronavirus-tokio-1.4849949?reduced=true externer Link)

Wird Corona auch noch zum Zwangstest für eine neue Arbeitskultur mit dem Home-Office? (https://www.elektroniknet.de/markt-technik/karriere/zwangstest-fuer-eine-neue-arbeitskultur-174514.html externer Link) So zwingt Corona Betriebe zum Experiment Home-Office (https://www.sueddeutsche.de/karriere/arbeit-coronavirus-zwingt-betriebe-zum-experiment-homeoffice-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200317-99-355366 externer Link)

Und der Chef des Digitalverbandes Bitcom, Achim Berg, meint Corona ist Chance wie Aufforderung, Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheitswesen noch entschiedener und schneller zu digitalisieren. (https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/homeoffice-bereits-bei-40-der-unternehmen-praxis-15468784.html externer Link)

Deshalb hier noch die aktuellen Empfehlungen des DGB zu Corona: (https://www.dgb.de/themen/++co++fdb5ec24-5946-11ea-8e68-52540088cada externer Link)

Aber mit viel Geld muss durch Europa auch noch der Türkei-Flüchtlingspakt wieder stabilisiert werden (https://taz.de/EU-Fluechtlingsdeal-mit-der-Tuerkei/!5672247/ externer Link) und so wird das Versagen in der Nah-Ost-Politik gegenüber Russland doch einfach wieder auch mit Geld kompensiert: https://taz.de/Versagen-der-EU-in-der-Fluechtlingspolitik/!5668947/ externer Link

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=164601
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