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Georgien bleibt: Auswanderungsland

Bergregionen in Georgien - Abanderung seit 30 Jahren„…Auf georgischer Seite des sich immer wieder um ein paar Meter ändernden Grenzverlaufs leiden die Bewohnerinnen und Bewohner des Kaukasus-Staats unter den ohnehin schon schwierigen Lebensbedingungen. Wenige Kilometer von Russland und Südossetien entfernt liegt Stepanzminda, die Hauptstadt des Distrikts Qasbegi. Das Zentrum der Stadt ist geprägt vom Tourismus. Zumeist russische Urlauberinnen und Urlauber kommen hierher, um im Großen Kaukasus die Berge zu besteigen und Wintersport zu treiben. Während es für georgische Staatsangehörige oft Monate dauert, um eine Einreisegenehmigung nach Russland zu bekommen, ist es russischen Bürgerinnen und Bürgern seit 2011 wieder möglich, die Grenze ohne Visum zu passieren. Besonders für die fast 30 000 Vertriebenen aus Südossetien, von denen viele seit Jahren in eigens erbauten Flüchtlingsunterkünften ausharren, ist der Grenzübertritt fast unmöglich. Viele glauben hier nicht mehr an eine Rückkehr in ihre alten Häuser und haben sich in kleinen Hütten in den Siedlungen eingerichtet. Die georgischen Dörfer abseits von Stepanzminda, oft schwer zu erreichen und für Touristen meist uninteressant, haben ein enormes Problem mit der Abwanderung. Besonders für die Jugendlichen gibt es hier keine Perspektive. Fast die Hälfte aller Bewohnerinnen und Bewohner der landwirtschaftlich geprägten Gebiete Georgiens gelten als nicht oder nur zeitweise erwerbstätig. Die jungen Menschen gehen nach Tiflis oder versuchen ihr Glück im Ausland. Im Rest des Landes beträgt die Arbeitslosenquote über zwölf Prozent – das sind zumindest die offiziellen Zahlen. Etwa ein Drittel der georgischen Bevölkerung hat seit dem Zerfall der Sowjetunion das Land verlassen…“ – aus der Reportage „Niemand zu Hause“ von Johannes Stein am 24. Mai 2017 in der jungle world externer Link (Ausgabe 21/2017)

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=164371
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