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Der ewige Krieg in Afghanistan ist das Vorbild aller Menschenrechtskriege: Endloser Terror – merken jetzt sogar seine Propagandisten selbst…
„… Unter Donald Trump wurden sukzessive mehr Bomben von Flugzeugen abgefeuert. Zum Auftakt ließ Trump im April 2017 in Afghanistan die stärkste nicht-nukleare Bombe, eine MOAB oder GBU-43 auf einen Tunnelkomplex abwerfen, in dem sich der IS verschanzt haben sollte. 2013 waren es 2758, was in den letzten Jahren von Obama auf 947 (2015) und 1337 (2016) zurückging, in ersten Jahr von Trump verdreifachte sich mit 4361 die Zahl der Abwürfe, um sich mit 7362 im Jahr 2018 noch einmal fast zu verdoppeln und in 2019 den Rekordwert von 7423 zu erreichen. Zum Vergleich: 2006 wurden 310 Bomben abgeworfen, auf dem Höhepunkt des „Afghan Surge“ waren es mit 5101 im Jahr 2010 am meisten. Trump gelang es nicht, mit dem Bombenhagel die Taliban niederzuschlagen. Dazu wurden dem Militär und den Geheimdiensten mehr Entscheidungsfreiheiten beim Vorgehen gewährt, d.h. Rücksichtnahme auf Zivilisten hatte eine noch geringere Bedeutung. Nicht zuletzt zeigte Trump, dass er auch Kriegsverbrechen gutheißt, als er sich hinter diesbezüglich angeklagte Soldaten stellte oder diese begnadigte. (…) Die Unabhängige Menschenrechtskommission Afghanistans (AIHRC) berichtete, dass seit Beginn des Jahres 54 Zivilisten im Norden des Landes getötet worden seien. Dabei spielen Angriffe und Razzien der Sicherheitskräfte eine große Rolle. Bei einem Luftangriff der afghanischen Luftwaffe sind nach der Kommission in der Provinz Balkh am letzten Samstag 7 Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, getötet worden. Die afghanische Luftwaffe hat in den letzten 12 Monaten 485 Zivilisten getötet und 265 verletzt…“ – aus dem Beitrag „Trumps Bombenkrieg in Afghanistan ohne Erfolg“ von Florian Rötzer am 30. Januar 2020 bei telepolis über den wieder verstärkten Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung. Siehe dazu auch eine kleine Zusammenstellung von Materialien zu den Auswirkungen des Krieges auf die Menschen in Afghanistan und das so wenig menschenrechtliche System, das die Menschenrechtskrieger im Land installierten – inklusive des Mittäters Bundeswehr, sowie zu Ansätzen von demokratischen Alternativen gegen beide kriegführende Seiten:
„Wie die „Mutter aller Bomben“ Afghanistan verseucht hat“ von Emran Feroz am 18. Januar 2020 bei Freie Sicht über den auch im ersten Beitrag erwähnten „Trump-Auftakt“ zur neuen Bombenwelle: „… Es war ein kleiner Bericht, der kaum Beachtung fand. Vor wenigen Wochen berichtete der afghanische Lokalsender Kabul News aus dem Distrikt Achin in der östlichen Provinz Nangarhar. 2017 geriet Achin kurzzeitig in die Schlagzeilen. Der Grund: Die afghanische IS-Zelle sowie die „Mutter aller Bomben“ („Massive Ordnance Air Blast oder „MOAB“), die größte nicht-nukleare Bombe des US-Militärs, die in ebenjener Region abgeworfen wurde. Doch nun berichten Einwohner Achins von mysteriösen Krankheiten, die seit der Detonation der Bombe regelmäßig auftreten und sich mittlerweile stark verbreitet haben. Gegenüber Kabul News sprechen einige Menschen aus Achin von einer „Seuche“, die vor allem Kinder befällt. Genannt werden unter anderem auffällige Hautkrankheiten. Vor wenigen Tagen berichtete auch der afghanische Mainstream-Sender Tolo News, der eher US-freundlich gesinnt ist, über die Auswirkungen der Bombe in Achin, und zwar auf Mensch und Umwelt. „Nachdem die Bombe hier benutzt wurde, sind viele Krankheiten aufgetaucht. Viele Menschen haben Hautprobleme“, meint etwa Jam Roz, ein Einwohner Achins. Der afghanische Militäranalyst Atiqullah Amarkhil betont die langfristigen Effekte, die die Bombe auf Menschen hat: „Die Bombe hat Auswirkungen auf die Augen. Betroffene spüren Irritationen im Sehfeld. Hinzu kommen Auswirkungen auf die inneren Organe. Dies wird dann deutlich, wenn man die Luft im Detonationsumfeld einatmet. Des Weiteren sind Auswirkungen auf schwangere Frauen und Neugeborene wahrzunehmen.“ Eine weitere Folge ist die massive Zerstörung von Flora und Fauna. Laut den Einwohnern des Distriktes Mohmand Dara, der ebenfalls in der Provinz Nangarhar liegt, sind zahlreiche Ackerflächen aufgrund der Bombe zerstört und dort könne nichts mehr angebaut werden. Berichtet wird auch von vertrockneten Bäumen und Pflanzen sowie von Felsen, die schnell zu Staub zerfallen. „Derartige Berichte sind äußerst besorgniserregend und müssen ernst genommen werden. Die „Mutter aller Bomben“ und andere Waffen haben Afghanistan im Laufe der Jahre verseucht und die Lebensgrundlage vieler Menschen zerstört…“
„Afghanistans Schattenregime“ ebenfalls von Emran Feroz am 29. Januar 2020 bei den Nachdenkseiten zu Aspekten des politischen Regimes, das von den Menschenrechtskriegern mit ihren Bomben installiert wurde unter anderem: „… Währenddessen gibt es andere Akteure, die kaum Beachtung gewinnen. Das beste Beispiel hierfür ist der NDS, der afghanische Geheimdienst, der nach Beginn des „War on Terror“ in Afghanistan von der CIA geschaffen wurde. Vor einigen Tagen wurde im afghanischen Parlament heftig debattiert. Im Fokus der Kritik standen diesmal weder die Taliban noch US-Soldaten oder die afghanische Armee. Stattdessen ging es um die jüngste Operation des NDS (National Directorate of Security), dem berühmt-berüchtigten afghanischen Geheimdienst, über den sonst kaum gesprochen wird. Anfang Januar hatte eine NDS-Einheit mitten in Kabul eine Wohnung gestürmt und fünf Menschen getötet. (…) Seit der US-Invasion Afghanistans Ende 2001 wurden zahlreiche Institutionen geschaffen, die pro-amerikanische Interessen am Hindukusch durchsetzen sollten. Dies betrifft de facto den gesamten afghanischen Sicherheitsapparat, der eben nicht nur aus Militär und Exekutive besteht, sondern auch den Geheimdienst. Mit dem NDS hatte die CIA in Afghanistan einen kleinen Bruder geschaffen, der in jederlei Hinsicht von Langley gefördert wurde. Dies betrifft nicht nur technisches Know-how und Logistik, sondern auch die Schaffung eines afghanischen Folterapparats, der sich im „War on Terror“ durchsetzt und mit jeglichen „Terrorverdächtigen“ dementsprechend umgeht. Dass das US-Militär und die CIA in Afghanistan gefoltert haben und dies wohl auch weiterhin tun, ist mittlerweile umfassend bekannt. Doch in vielen Fällen ließ man die afghanischen Gehilfen Hand anlegen, während die amerikanischen „Berater“ im Hintergrund saßen und die Anweisungen gaben. Bekannte NDS-Chefs sind unter anderem Amrullah Saleh, der womöglich nächste Vizepräsident Afghanistans, und Asadullah Khaled. Beide spielten in den Karzai-Jahren eine federführende Rolle und waren für Terror und Folter bekannt. Vor allem die Menschenrechtsverbrechen Khaleds, der aktuell als Verteidigungsminister Kabuls agiert, sind gut dokumentiert…“
„Nach uns kommen nur noch Steine“ von Christoph Reuter am 29. Dezember 2019 beim Spiegel online über das Leben in einer Provinz Afghanistans: „… Exzellente Pfirsiche, denn die Kombination aus viel Sonne, erträglicher, trockener Wärme und Bodenbewässerung ist perfekt für Obst. Wenn nur genügend Wasser da ist. Daran mangelte es stets. Nach der Schneeschmelze im Frühjahr fällt den Sommer über fast nie Regen. Um wenigstens das Schmelzwasser nicht ungenutzt in den Kokcha-Fluss rauschen zu lassen, soll nun der Kanal entstehen. Bei aller Armut haben die Bewohner der sieben Dörfer von Hamidabad etwas, womit sie Eindruck hinterließen bei früheren Projekten in der Gegend, wie den Grundschulen oder dem Straßenbau: eine funktionierende Gemeinschaft, ohne Fehden, ohne konfessionelle Gräben. Die Ältesten der Dorfräte, eine lokale Hilfsorganisation, die Flussbehörde der Provinz und das Welternährungsprogramm WFP kamen hier zusammen, Südkorea gab das Gros der Finanzierung. Das Sisyphus-Projekt am Granitberg konnte beginnen. Seit Spätsommer 2018 fräsen sich die Männer hier durch den Stein. Erst kommen die Sprengmeister und schaffen die Schneise im Fels. Dann rücken die Arbeiter an, schichten und mauern die Gesteinsbrocken zur Rinne für das Wasser. Sechs Tage die Woche von acht Uhr morgens bis 16 Uhr am Nachmittag wird gearbeitet. Nachts bewacht ein Wächter mit einem Knüppel die Spitzhacken und Schaufeln, aber weggekommen sei noch nie etwas. Es gibt Fladenbrot und grünen Tee aus großen Thermoskannen. Bezahlt wird in Lebensmitteln, Reis, Mehl, Tee, aber die Jobs sind so begehrt, dass einige der Männer aus Pakistan und Iran zurückgekommen sind, wo sie als Tagelöhner, Bauarbeiter, Erntehelfer arbeiteten…“
„Die Afghanistan Papers müssen auch für Deutschland ein Thema werden“ von Emran Feroz am 20. Dezember 2019 bei den Nachdenkseiten zur Bedeutung der Veröffentlichung der Afghanistan Papers durch die Washington Post: „… In der vergangenen Woche veröffentlichte die Washington Post die sogenannten Afghanistan Papers. Obwohl die Dokumente medial eine große Runde machten, blieb eine angemessene Reaktion weiterhin aus. Immerhin sind es nicht nur die USA, die die Öffentlichkeit belogen und betrogen haben, sondern auch Verbündete wie Deutschland, das „die Freiheit am Hindukusch verteidigte“. (…) All dies macht nur abermals deutlich, inwiefern gewisse Medien eine enorme Deutungshoheit haben und Realitäten schaffen oder neu erfinden können. Diese Feststellung soll keineswegs als Relativierung der Afghanistan Papers aufgenommen werden. Im Vergleich zu vielen Medien, vor allem im deutschsprachigen Raum, leisten Washington Post, New York Times und Co. oftmals hervorragende Arbeit zum Krieg in Afghanistan. In diesem Fall wollte das betroffene Medium allerdings die erlangten Daten besonders ausschlachten, und das, obwohl es sich eben bei vielen der genannten Fakten keineswegs um neue Erkenntnisse gehandelt hat. Seit dem Beginn meiner journalistischen Arbeit befasse ich mich mit dem Krieg in Afghanistan, und seit jeher kritisiere ich ihn. Bereits vor Jahren berichtete ich über korrupte Warlords, die mit den Amerikanern zusammenarbeiten. Ich schrieb über die Taliban und deren zunehmenden Machteinfluss oder über den Mythos der Demokratisierung und der Frauenbefreiung. Hinzu kam die große Anzahl der zivilen Opfer im Land, die eben nicht nur durch Taliban und anderweitige aufständische Gruppierungen zustande kommt, sondern auch durch US-Drohnen, NATO-Truppen und CIA-Milizen…“
„Afghan Papers Inadvertently Document WaPo’s Role in Spreading Official Lies“ von Joshua Cho am 18. Dezember 2019 bei FAIR (einer medienkritischen US-Initiative) legt ausführlich dar, wie die von der Post veröffentlichten Papers auch die eigene Rolle der Zeitung im Lügengeflecht der Propaganda unfreiwillig deutlich machen.
„»Bildung ist der Schlüssel gegen die Besatzung in Afghanistan«“ am 15. Januar 2020 bei der Linken im Bundestag ist ein Gespräch von Heike Hänsel mit der Aktivistin Malalai Joya, worin diese sowohl zur Frage, ob sie die Enthüllungen der Washington Post überrascht hätten, als auch auf die Frage nach Alternativen sagt: „ „… Um es kurz zu sagen: Nein. Alles, was in diesen Papieren über das Leiden der afghanischen Zivilbevölkerung gesagt wird, habe ich seit 2003 immer wieder betont. Die Korruption etwa, die falsche Politik der Besatzer, ihre Verstrickung in Kriegsverbrechen. In den Washington Papers finden sich ja sogar Aussagen hochrangiger US-Beamter gegenüber dem US-Generalinspekteur für den Wiederaufbau in Afghanistan, die ein Scheitern des Afghanistan-Krieges eingestehen. Auf der anderen Seite beharren US-Regierungsvertreter öffentlich auf der gegenteiligen Position, sie sagen, der Afghanistan-Krieg sei ein großer Erfolg. US-Präsident Donald Trump hat diese These bei einem Truppenbesuch in der US-Basis Bagram vor wenigen Wochen wiederholt. Nachdem er abreiste, wurde eben diese Basis Ziel eines Angriffs. (…) Wir wollen, dass die ausländischen Truppen Afghanistan verlassen. Wir haben doch seit 2001 sehen und erleben müssen, wie die westlichen Regierungen die Menschen in Afghanistan betrogen haben. Unter ihrem Einfluss wurden die Taliban durch fundamentalistische Warlords ersetzt, die einen Bürgerkrieg angezettelt haben. Die westlichen Truppen sollten Afghanistan besser heute als morgen verlassen. Die Besetzung hat mehr Risiken für die Menschen gebracht, die Warlords sind mächtiger geworden, die Opferzahlen sind gestiegen, auch aufgrund von Angriffen der Besatzungstruppen. Sie haben Bomben eingesetzt, die den Boden und die Umwelt nachhaltig vergiftet haben, sie haben Clusterbomben eingesetzt und auf die Leichen von Afghanen gepinkelt. Zuletzt wurden mehrere Terroristen im Austausch gegen zwei Gefangene – einen Australier und einen US-Amerikaner – freigelassen. Das sind Entscheidungen der Besetzer, die das Desaster in Afghanistan nur vergrößern, weil sich die freigelassenen Terroristen, unter ihnen die Faschisten Anas Haqqani und Sirajuddin Haqqani, wieder ihren Strukturen anschließen werden. (…) Ich glaube wirklich, dass die Bildung der Menschen ein Schlüsselaspekt im Kampf gegen Fundamentalismus und die Besatzung ist. Ich habe also eine Kampagne gestartet, um Mittel für Schulen und Bildungsprogramme zu sammeln. Das ist auch nötig, weil die Regierung hunderte Schulen geschlossen hat und behauptet, es gäbe keine Gelder mehr zum Unterhalt…“
„Große Kammer des EGMR verhandelt Luftangriff bei Kundus“ am 02. Februar 2020 beim ECCHR ist neben der Ankündigung des Verfahrens auch eine Erinnerung daran, dass die Bundeswehr Mittäter ist: „… Am 4. September 2009 bombardierten zwei US-amerikanische Kampfflugzeuge auf Befehl von Bundeswehroberst Georg Klein eine Menschenmenge sowie zwei Tanklastzüge auf einer Sandbank des Kundus-Flusses in Afghanistan. Mehr als 100 Menschen – großteils Zivilist*innen – wurden getötet oder verletzt. Während der Ermittlungen stellten Bundesregierung und Bundeswehr wiederholt die eigenen Interessen vor die Aufklärung und Strafverfolgung der Verantwortlichen. Das ECCHR unterstützt den Fall von Abdul Hanan, der bei dem Bombardement seine beiden acht und zwölf Jahre alten Söhne verlor. Am 26. Februar 2020 – mehr als zehn Jahre nach dem Angriff – wird der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg den Fall wegen seiner außerordentlichen Bedeutung vor der Großen Kammer verhandeln…“ In der Meldung auch Links zur ausführlichen Darstellung der Untaten.
„Nonviolent Afghans Bring a Breath of Fresh Air“ von Hakim Young bereits am 17. Oktober 2018 bei Countercurrents war ein Beitrag über einheimische Friedenskräfte in Afghanistan, worin verschiedene Aktive des People’s Peace Movement zu Wort kommen, die sich ebenfalls von keiner der beiden kriegführenden Seiten irgendetwas Positives erwarten.
- Zum ewigen Krieg gegen Afghanistan zuletzt: „18 Jahre Krieg, 18 Jahre Lügen“ am 14. Dezember 2019 im LabourNet Germany
- Siehe auch unser (riesiges) Dossier: Mehr Soldaten nach Afghanistan aber trotzdem dorthin abschieben? – am 12.02.20 wird dorthin wieder abgeschoben!