[Bedingungsloses Grundeinkommen] „Ohne Hausarbeit keine Lohnarbeit“
Philip Kovce im Interview mit Reinhard Jellen bei Telepolis vom 9. Januar 2020 zum bedingslosen Grundeinkommen: „… Das bedingungslose Grundeinkommen ist ein neues Grundrecht. Es gewährleistet ein menschwürdiges Existenzminimum aller Bürger jederzeit. Das hat weitreichende Konsequenzen: Wo heutzutage noch Arbeitszwang und Ausbeutung herrschen, da kann mit einem Grundeinkommen tatsächlich von Sicherheit und Freiheit die Rede sein. Das Hartz-IV-Regime, das Bürger wie Bettler und Betrüger behandelt und die verfassungsgemäß garantierten Freiheits- und Gleichheitsrechte empfindlich verletzt, ließe sich damit endlich überwinden. (…) Das vormoderne Pendant zum Grundeinkommen ist ein Grundstück, das agrarische Selbstversorgung frei von feudalen Frondiensten ermöglicht. Ansätze dazu finden sich bereits in der griechischen und römischen Antike. (…) Wer andere – aus welchen Gründen auch immer – zur Arbeit oder zu ihrem Glück zwingen will, der lehnt ein bedingungsloses Grundeinkommen eher ab. Wer hingegen der – wie auch immer begründeten – Ansicht ist, dass wir auf Zwangsarbeit und Zwangsbeglückung künftig lieber verzichten sollten, der ist eher ein Befürworter des Grundeinkommens. (…) Der Kapitalismus hat ein echtes Problem: Er ist auf dem sozialen Auge weitgehend blind. Deshalb verkennt er seine eigenen antikapitalistischen Wurzeln: Ohne Hausarbeit keine Lohnarbeit, ohne Reproduktion keine Innovation. Weil der Kapitalismus dies übersieht, bedroht er andauernd seine eigene Grundlage. Doch anstatt dem Kapitalismus auch noch das liberale Auge auszureißen, indem man sozialistische Planwirtschaft einführt, sorgt das Grundeinkommen lieber dafür, dass der Kapitalismus sozial werden kann…“