Eisenbahn-„Weihnachtspause“ im Kampf gegen Macrons Rentenprojekt: Satz mit „x“…?

Es war vor allem der Dachverband Unsa, bei der Bahngesellschaft SNCF ein wichtiger Faktor (bei den Gewerkschaftswahlen zweiter Verband, hinter der CGT Cheminots und vor der SUD Rail), der öffentlich dazu aufgerufen hatte, die von der französischen Regierung gewünschte „Weihnachtspause“  in der Streikbewegung der EisenbahnerInnen zu befolgen (siehe dazu auch den Hinweis unten auf unseren Beitrag vom 20. Dezember 2019). Die BahngewerkschafterInnen des Verbandes hatten dazu eine eindeutige Antwort: „Non“. Ebenso öffentlich führten sie den Streik an mindestens 14 Standorten weiter. Bei der CFDT, dem zweiten Verband, der dem Wunsch der Regierung folgen wollte, war es anders – und genauso. Genauso, weil auch die CFDT Eisenbahngewerkschaft sich öffentlich weigerte, dem Aufruf des Vorstandes der Föderation zu folgen. Anders, weil ja die CFDT nur ausgesprochen beschränkt an der Bewegung gegen die Gegenreform der Rentenversicherung teilnimmt: Hier war es von Beginn an klar, dass sie erst im Januar 2020 wieder mobilisieren wollte, um ihren einzigen wesentlichen Kritikpunkt aus dem Reformprojekt gestrichen zu bekommen – die Erhöhung des Renten-Eintrittsalters. Die – oftmals gemeinsam mit den Gelbwesten organisierten – Aktionen am Samstag, 21. Dezember 2019, zeigen die Entschlossenheit, sei es bei Streikversammlungen, Demonstrationen oder Betriebs- und Straßenblockaden. Die Bildungsgewerkschaften von CGT und Solidaires haben ihre Mitglieder aufgerufen, sich während der Weihnachtsferien an allen Aktionen anderer Berufsgruppen zu beteiligen, die Streiks an mehreren Hundert Einrichtungen des Gesundheitswesens gehen ebenfalls weiter. Siehe im kleinen Überblick zu einem Samstag, der deutlich machte, dass diese Bewegung so leicht nicht „abzubiegen“ ist, eine Reihe aktueller Beiträge und den Hinweis auf unseren Beitrag zum Thema am Freitag:

„Les grévistes de l’Unsa ferroviaire respectent peu la «trêve de Noël» de leur fédération“ am 20. Dezember 2019 bei Rapports des Forces ist eine der zahlreichen Meldungen, die sich dem „Nicht gehorchen wollen“ der Unsa-Gewerkschaftsbasis bei der Bahn ausführlich widmeten. Auch hierbei haben die Streikversammlungen offensichtlich eine wesentliche Rolle gespielt.

„L’UNSA RATP appelle à continuer la lutte“ am 20. Dezember 2019 beim Syndicollectif meldet, dass die Unsa-Gewerkschaft in den Pariser Nahverkehrsbetrieben (im Gegensatz zum machtlosen Vorstand der Eisenbahngewerkschaft – und natürlich im Gegensatz zur Föderation) zur Fortsetzung des Streiks aufruft.

„Coup dur pour le gouvernement: la CFDT Cheminots appelle à poursuivre la grève pendant les fêtes!“ von Cléo Rivierre am 20. Dezember 2019 bei Révolution Permanente berichtet vom „ungehorsam“ der CFDT Eisenbahngewerkschaft, wo sich die nationale Gewerkschaftsleitung dazu durchgerungen hat, entgegen der Haltung der Föderation zur Fortsetzung des Streiks über die Weihnachtszeit aufzurufen.

„Unis, continuons pour gagner!“ am 20. Dezember 2019 bei SUD Rail dokumentiert, ist der gemeinsame Aufruf von CGT Cheminots und SUD Rail zur Fortsetzung des Streiks, was deutlich macht, dass die CGT ihre vorsichtige Haltung zu dieser Weihnachts-Frage aufgegeben hat.

„Grève à la RATP: seules deux lignes de métro sur seize circuleront dimanche“ am 21. Dezember 2019 bei FranceTvinfo meldet das Ergebnis dieser Haltungen im Pariser Nahverkehr: Nur die beiden vollautomatischen Linien fahren am Sonntag, 22. Dezember, die 14 anderen werden bestreikt.

„La foule est impressionnante en ce dernier samedi avant les fêtes de Noël à Toulouse“ am 21. Dezember 2019 bei Aury Bouzar (Facebook) ist ein Video von der Demonstration am selben Tag in Toulouse, in dem der Zusammenschluss von Gelbwesten und Rentenstreik deutlich wird – und die ungebrochene Kraft der Mobilisierung – und soll hier als Beispiel dafür stehen, wie es solcherart Aktionen samt gelungener Mobilisierung an vielen Orten in Frankreich an diesem Samstag gab.

„La CGT soutenue par les clients d’Auchan Avignon Nord“ am 20. Dezember 2019 bei France Bleu berichtet von einer CGT Aktion in einer Supermarktkette – die auf massive Unterstützung seitens der „Kundschaft“ traf…und ist auch ein Beispiel für zahlreiche Aktionen solcher Art ebenfalls an vielen Orten.

„RETRAITES: ECHEC TOTAL de l’opération trêve/détournement!“ am 21. Dezember 2019 beim Front Syndical de Classe ist am Abend des Samstags eine Art Gesamtbilanz des Aktionstages und damit auch der Offensive, die Streikbewegung zu eier Pause zu zwingen: Diese sei rundherum gescheitert, so bewertet es die WGB-Fraktion in der CGT.

„Réunion SNCF-RATP: les grévistes à la base établissent un plan de bataille pour une semaine noire!“ am 21. Dezember 2019 bei Révolution Permanente berichtet von einer gemeinsamen Pariser Streikversammlung von Eisenbahn und Nahverkehr, die die Orientierung auf Fortsetzung und Intensivierung der Streikbewegung unterstrich und die besondere Rolle, die dabei die Streikversammlungen als demokratisches Instrument der Mitgliedschaft der Gewerkschaften spielen und erst recht künftig spielen sollten.

• Siehe dazu auch: „Frankreich vor Weihnachten: Mit Streikkassen gegen die Renten„reform“ zum nächsten zentralen Aktionstag am 09. Januar“ von Bernard Schmid am 20. Dezember 2019 im LabourNet Germany