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Australien in Atemnot: Neoliberalismus „on fire“
Die Gruppen von Studierenden, die die 40.000 Menschen-Demonstration in Sydney am Mittwoch, 11. Dezember 2019, ganz ohne jedes Bündnis innerhalb von 5 Tagen organisierten, haben jede Menge Anrufe und Emails erhalten: Ob es auf der Demonstration Rauchmasken zu kaufen gäbe, die entsprechenden Läden sind alle ausverkauft. Die Hafenarbeiter haben sich an mehreren Orten rundweg geweigert, die Arbeit aufzunehmen – die Rauchwolken enthalten Stoffe in einer Konzentration, die um ein Vielfaches über jener Menge liegt, die offiziell als „direkt gesundheitsgefährdend“ bewertet wird. Was tut die Regierung? Der Ministerpräsident ist abgetaucht. Nicht wenige seiner zahlreichen Kritiker vermuten, er sei in Klausur bei seiner evangelikalen Sekte, um zu Jahresbeginn mit neuen Gesetzen zu drohen: Gegen Schwule, „Ausländer“ und Gewerkschaften (ist er gerade im Senat – vorübergehend? – gescheitert). Und gegen den „neuen Radikalismus der sogenannten Klimaschützer“. Die oppositionelle Labour Party? Reist durch die Kohlereviere (Australiens Exportgut Nummer 1) und macht Propaganda für fossile Energiewirtschaft. Ihre medialen Hilfstruppen? Haben Probleme – sowohl mit der eigenen Atemnot, als auch mit ihren bisherigen Untaten. Denn: Es fehlt an Feuerwehrleuten. Und an Wasser. Vorgeschichte: Eine Vorgängerregierung desselben Kalibers befand, es müsse gespart werden, Austerität praktiziert – was seit 2012, als die Feuerwehr nicht mehr als „besonders Gefahrenexponiert“ eingestuft wurde, zu massiven Kürzungen der Mittel und dementsprechend zur Schließung von Wachen geführt hat. Wurde „natürlich“ fortgesetzt. Neu ist die Behandlung des „Wasserproblems“ durch die jetzt regierende rassistische Evangelikalen-Mafia. Man habe dafür einen „marktwirtschaftlichen Ansatz“ eingeschlagen, tönte die Regierung selbst. Vor den Feuern, deren Ausmaß alles da gewesene weit übertrifft… Siehe dazu vier aktuelle Beiträge:
- „Hitze und Wind fachen Buschbrände in Australien an – Sydney in dichten Rauch gehüllt“ von Ulrich Weih, Stefan Krieger und Christian Stör am 10. Dezember 2019 in der FR online fasst zusammen: „… Australien leidet. Die gewaltigen Buschbrände nehmen einfach kein Ende, die Rettungskräfte bekommen sie nicht unter Kontrolle. Verschlimmert wurde die Situation jetzt auch noch durch enorm hohe Temperaturen und starken Wind. Auch in den nächsten Tagen ist keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil: Laut Wettervorhersage steigen die Temperaturen bei starkem Wind und geringer Luftfeuchtigkeit auf mehr als 40 Grad. Diese Bedingungen bezeichneten staatliche Behörden als „tödlich“. Betroffen ist vor allem der südöstliche Bundesstaat New South Wales, in dem auch Sydney liegt. Die Millionen-Metropole war in Rauch gehüllt. Das Amt für Meteorologie warnte vor schlechter Luft und schlechter Sicht. Allein in der Umgebung Sydneys wüten etwa 80 Brände. Im Nordwesten gibt es eine rund 60 Kilometer lange Feuerfront. Mehr als 2000 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Wegen des Rauchs war die Sicht in den meisten Teilen Sydneys laut Luftqualitäts-Index der staatlichen Umweltbehörde extrem gering. Das Gesundheitsministerium teilte mit, die „ätzende“ Luftverschmutzung stelle eine große Belastung für anfällige Menschen dar, besonders für ältere. Inzwischen sind viele in Sydney mit Atemschutzmasken unterwegs. Kindergärten und Schulen lassen die Kinder nicht mehr ins Freie. Befürchtet wird, dass das Wasser knapp wird…“
- „BUDGET CUTS TIMELINE“ am 05. Dezember 2019 bei der Feuerwehrgewerkschaft FBEU ist – als Antwort auf entsprechende Propagandalügen der australischen Regierung – die ausführliche Dokumentation aller von der australischen Bundesregierung und der Landesregierung von New South Wales vorgenommenen Kürzungen im Etat der Feuerwehr seit 2011. Dazu werden auch die jeweiligen Folgen angegeben, was etwa Reduzierung von Wachen und Ähnliches betrifft…
- „Australia’s Big Smoke“ von Kenneth Surin am 11. Dezember 2019 bei Counterpunch ist ein Beitrag, der die allseits befürchtete Wasserknappheit behandelt: Und die Verantwortung für diese Gefahr in dem einst lautstark als beispielhaft verkündeten „marktwirtschaftlichen Ansatz“ der Regierung sieht, die heute zu Thema – nichts mehr sagt…
- „‘No one is coming to save us, except us’ – Sydney demands action on the environment“ von Chloe Rafferty am 12. Dezember 2019 in Red Flag ist ein Bericht von der eher unorganisierten Großdemonstration in Sydney, die für die Autorin zeige, dass bisherige politische Bindungen sich auflösen – und dass auch die Herangehensweise über individuelle Konsumänderungen, um Klimaprobleme zu lösen, zunehmend an „Strahlkraft“ verlieren…