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Feuerwehrleute schuld an Todesfällen bei Grenfell – nicht Bauunternehmen oder politisch Verantwortliche?

Dossier

Feuer im Londoner Hochhaus 14.6.2017 - die MiterInnen hatten gewarntLaut eines Untersuchungsberichtes sollen Feuerwehrleute Anteil an den vielen Todesfällen bei der Grenfell-Tower-Katastrophe haben. Auch Anwohner:innen, die Angehörige beim Brand verloren, warfen der Feuerwehr schwere Fehler vor. Dass es jedoch politische Verantwortliche und Bauunternehmen waren, die daran Schuld sind, dass bei dem Hochhaus auf Brandschutz und entsprechende Vorschriften verzichtet wurde, um Geld zu sparen, rückt dabei in den Hintergrund. Betroffene und Feuerwehrleute, die bei den Rettungsarbeiten ihr Leben riskierten, werden gegeneinander ausgespielt. Auch über fünf Jahre nach dem Brand wird klar, wie gefährlich die Situation war: Immer mehr Feuerwehrleute, die beim Brand des Hauses im Einsatz waren, berichten nun von Krebs im Endstadium. Kein Wunder, dass Ende Januar 2023 wohl eine große Mehrheit der FBU Gewerkschafter:innen für einen Streik stimmen wird… Mehr zu den Folgen und Spätfolgen des Grenfell- Brandes von 2017:

  • Etwa ein Dutzend Feuerwehrleute, die bei Grenfell im Einsatz waren, leiden unter unheilbaren KrebsNew
    • „BREAKING: Bei bis zu einem Dutzend Grenfell-Feuerwehrleuten wurde leider Krebs im Endstadium diagnostiziert. Riccardo la Torre, von FBU – Gewerkschaftssekretär sagte: „Diese wichtige Untersuchung beweist, dass Feuerwehrleute an Krebs, Schlaganfällen, Herzkrankheiten und psychischen Erkrankungen leiden und sterben, weil sie zur Arbeit gehen und die Öffentlichkeit schützen. Wir wissen jetzt, dass Feuerwehrleute durch ihren Beruf gesundheitsschädlichen und lebensbedrohlichen Schadstoffen ausgesetzt sind, was bei einem Vorfall von der Größe und dem Ausmaß des Grenfell Tower Feuers mit Sicherheit der Fall gewesen ist.“ Thread der TUC vom 13. Januar 2023 externer Link (engl.)
    • Feuerwehrleute wurden zum Sündenbock von Grenfell gemacht, dabei haben sie ihr Leben riskiert
      „Bei den heldenhaften Feuerwehrleuten, die 2017 den Brand im Grenfell Tower bekämpften, werden in erschreckendem Ausmaß Krebs und Leukämie diagnostiziert. Eine Untersuchung hat ergeben, dass mehr als ein Dutzend der beteiligten Feuerwehrleute mit unbehandelbaren Krankheiten zu kämpfen haben, darunter auch Krebserkrankungen des Verdauungstrakts. 72 Menschen starben bei dem Brand im Westen Londons. Entflammbare Fassadenverkleidungen, die an dem Gebäude angebracht waren, trugen die Hauptschuld an der Ausbreitung des Feuers – und die Betroffenen kämpfen auch Jahre später noch um Gerechtigkeit.
      Deprimierende Daten
      In dem Bericht wird behauptet, dass die Krebserkrankungen, die häufig bei Männern im Alter von 40 Jahren auftreten, mit den Schadstoffen zusammenhängen, denen sie während des Brandes ausgesetzt waren. Eine Quelle bei der Feuerwehr sagte dem Mirror: Wir erwarten, dass bald einige wirklich deprimierende Daten bekannt gegeben werden. Es ist schockierend. Riccardo la Torre, ein nationaler Funktionär der Fire Brigades Union (FBU), sagte dem Mirror: „Wenn Arbeitende an vorderster Front Brände bekämpfen, um Leben und Eigentum zu retten, wie all diejenigen, die bei Grenfell dabei waren, brauchen sie jeden erdenklichen Schutz vor toxischen Gesundheitsrisiken.“ Er fügte hinzu: „Diese wichtige Studie beweist, dass Feuerwehrleute an Krebs, Schlaganfällen, Herzkrankheiten und psychischen Erkrankungen leiden und sterben, weil sie zur Arbeit gehen und die Öffentlichkeit schützen.“
      Gerechtigkeit verweigert
      Der politische Hip-Hop-Künstler Lowkey setzt sich seit langem für die Opfer von Grenfell ein. Er forderte eine ähnliche Untersuchung über die Folgen für die Gemeinde und andere, die wie er vor Ort waren. (…) Der Wohnungsbauaktivist Kwajo Tweneboa sagte, dass „Tragödie“ kein ausreichendes Wort sei, um Grenfell zu beschreiben (…)
      Sündenböcke
      Die Grenfell-Untersuchung, die 2019 berichtet wurde, wurde angegriffen, weil sie die Feuerwehrleute, die an diesem Tag versuchten, Leben zu retten, zu Sündenböcken machte. Sie sagte, dass ihr individueller Heldenmut „die Mängel in der Einsatzleitung und -durchführung nicht überdecken oder entschuldigen“ könne…“ Artikel von Joe Glenton vom 13. Januar 2023 bei The Canary externer Link („Cancer and leukemia are affecting Grenfell’s firefighters at a startling rate“)
  • Betroffene und Feuerwehr werden gegeneinander ausgespielt
    „… Doch auch die britische Feuerwehr trägt nach Ansicht der Experten einen Anteil an der Katastrophe. Ihr wird in dem Bericht „systemisches Versagen“ vorgeworfen – vor allem deswegen, weil sie die Bewohner des Hochhauses angewiesen habe, in ihren Wohnungen zu bleiben, „als die Treppen noch begehbar waren“, wie der Leiter der Untersuchung, Martin Moore-Bick, erklärte. In der Nacht auf den 14. Juni 2017 hätten „mehr Leben gerettet werden können“. Die Feuerwehr habe nach einem Hochhausbrand im Jahr 2009 „nicht ihre Lektion gelernt“. (…) „Egal wie mutig die Feuerwehrleute waren“, ihnen habe es „erheblich an gesundem Menschenverstand gefehlt“, klagte Nazanin Aghlani, deren Mutter in den Flammen starb. Die Feuerwehrleute seien in ihren Augen „keine Helden“, sondern „Profis, die dafür bezahlt werden“, sagte sie vor Journalisten in Westminster. Nabil Choucaire, der sechs Angehörige bei dem Brand verlor, kritisierte, angesichts der lodernden Flammen hätten die Brandschützer die Bewohner „sehr viel früher“ evakuieren müssen. Der Generalsekretär der Feuerwehrgewerkschaft, Matt Wrack, wies den Vorwurf schwerwiegender Fehler zurück. Es sei „völlig unklar, ob eine Evakuierung mehr Leben hätte retten können“, sagte er. Die Feuerwehrmänner hätten bei den Löscharbeiten ihr eigenes Leben riskiert. Die wahren Schuldigen sieht der Gewerkschaftsmann unter diejenigen, „die das Gebäude mit einer brennbaren Hülle verkleideten, die das Brandschutzsystem des Vereinigten Königreichs ausgehöhlt und die Bitten einer um ihre Sicherheit besorgten Öffentlichkeit nicht gehört haben“...“ – aus der Meldung „“Systemisches Versagen“ der Feuerwehr am Grenfell Tower“ am 31. Oktober 2019 bei der Deutschen Welle externer Link – ganz im Stile, wie auch britische Mainstream-Medien berichteten. Siehe zur Veröffentlichung dieses Dokuments auch einen weiteren aktuellen Beitrag über eine Versammlung Betroffener, zwei gewerkschaftliche Stellungnahmen und den Hinweis auf unseren letzten Beitrag ein Jahr nach dem Brand:
  • „Warum kam denn niemand?“ von Daniel Zylbersztajn am 31. Oktober 2019 in der taz online externer Link über eine Versammlung Betroffener unter anderem: „… Joe Delaney wohnte zum Zeitpunkt des Feuers direkt neben dem Tower. Er findet, es müsse erwähnt werden, dass die Londoner Feuerwehr vor dem Inferno unter dem damaligen Londoner Bürgermeister Boris Johnson starke Kürzungen über sich ergehen lassen musste. Er glaubt, dass dies das Agieren der Feuerwehr vor dem Tower mit beeinflusst hat. Andere fragen, wie es sein kann, dass bis jetzt zweieinhalb Jahre nach dem Unglück nicht genug getan wurde, und warum immer noch Hochhäuser mit dem gleichen brennbaren Außenmaterial stehen und weshalb keine neuen Gesetze verabschiedet wurden. „Ich habe vier Familienmitglieder verloren. Meine Familie verlor alles. Nichts wurde bisher getan“, sagt El Alami Hamdan, einer der älteren Anwesenden, bevor ihm weinend die Worte fehlen. (…) Doch andere sind weniger darauf bedacht die Feuerwehrleute zu beschuldigen. Sie stellen klar, dass sie der Untersuchung nicht trauen, halten die Schuldzuweisung an die Feuerwehr für ein Reinwaschen der Verantwortlichen in der Stadtbehörde und der Mietwohngesellschaft, ja der Regierung. Diese Punkte sollen im zweiten Teil der Untersuchung angegangen werden…“
  • „FBU response to Grenfell Tower Inquiry Phase 1 report“ am 30. Oktober 2019 bei der FBU externer Link ist eine Presseerklärung des Sekretärs der Feuerwehr-Gewerkschaft zum Report, in der im Wesentlichen die Kritik am Verhalten der Feuerwehrleute zurück gewiesen wird und auf die Einsparungen bei der Feuerwehr durch den damaligen Bürgermeister Johnson und die ausbleibenden Konsequenzen der beiden letzten Jahre verwiesen wird.

Siehe dazu auch in LabourNet Germany:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=156655
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