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[05. September 2019] Weltweiter Protesttag zur Verteidigung des Amazonas – gegen seine kapitalistische Verwertung

Aktion zur Verteidigung des Amazonas am 5.9.2019 - indigene Netzwerke rufen aufZahlreiche Gruppierungen aus verschiedenen Ländern – unter anderem Amazonwatch, die nationale indigene Koordination Brasiliens Apib und Extinction Rebellion – rufen dazu auf, am 05. September 2019 weltweit Proteste gegen die Zerstörung des Amazonas zu organisieren – und es sind bereits sehr viele an sehr vielen Orten in Vorbereitung. Bei „Global Day of Action for the Amazon – #Sept5Act4Amazoniaexterner Link sind eine ganze Reihe davon gesammelt – die länderübergreifend Gemeinsamkeiten aufweisen: Beispielsweise, dass sie das „Wirken“ ihrer jeweiligen Regierungen und der Unternehmen diverser Länder, in denen solche Proteste stattfinden werden, in den Mittelpunkt ihrer Kritik stellen. Kein Zufall, dass – etwa in den USA – Unternehmen, wie der Black Rock Konzern, aber auch etwa Cargill und weitere dabei eine prominente negative Rolle spielen – und auch darauf verwiesen wird, dass die US-Regierung gerade eine Volloffensive gegen Wälder in Alaska gestartet hat. (Schönen Gruß aus Hambach). Bergbau, Plantagenwirtschaft und Viehzucht sind dabei die drei Branchen, gegen die sich die Kritik vor allem richtet. Siehe dazu einige Beiträge zur Kritik an den kapitalistischen Verwertungsstrategien, die solche Erscheinungen wie Brandrodungen mit sich bringen – mit einem Schwerpunkt darauf, wie Regierung und Unternehmen aus der BRD mitwirken…

  • „Palmöl – der Tod des Regenwaldes“ im Februar 2019 bei Regenwald.org ist ein „5 Minuten Info“ externer Link zum Thema, in dem unter anderem hervor gehoben wird: „… Mit 66 Millionen Tonnen pro Jahr ist Palmöl das meist produzierte Pflanzenöl. Inzwischen dehnen sich die Palmölplantagen weltweit auf mehr als 27 Millionen Hektar Land aus. Auf einer Fläche so groß wie Neuseeland mussten die Regenwälder, Mensch und Tier bereits den „grünen Wüsten“ weichen. Der niedrige Weltmarktpreis und die von der Industrie geschätzten Verarbeitungseigenschaften haben dazu geführt, dass Palmöl inzwischen in jedem zweiten Supermarktprodukt steckt. Neben Fertigpizza, Keksen und Margarine begegnet uns Palmöl auch in Körpercremes, Seifen, Schminke, Kerzen und Waschmitteln. Was kaum einer weiß: Mittlerweile gehen in der EU 61 % des Palmöls in die Energieerzeugung: 51 % (4,3 Millionen Tonnen) für die Produktion von Biodiesel sowie 10 % (0,8 Millionen Tonnen) in Kraftwerke für die Strom- und Wärmeerzeugung. Deutschland importiert 1,4 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl: 44% der Palmölimporte (618.749 t) wurden für energetische Zwecke eingesetzt, davon 445.319 t (72 %) Palmöl für die Produktion von Biodiesel sowie 173.430 t (28 %) für die Strom- und Wärmeerzeugung. Die fehlgeleitete erneuerbare Energien Politik von Deutschland und der EU ist damit eine wichtige Ursache der Regenwaldabholzung. Die 2009 von der EU beschlossene Erneuerbare Energien Richtlinie schreibt die Beimischungspflicht von Agrosprit in Benzin und Diesel vor…“
  • „Guayanische Goldminen untergraben Macrons Glaubwürdigkeit“ von Rudolf Balmer am 01. September 2019 in der NZZ online externer Link ist ein weiterer Beitrag, der die Glaubwürdigkeit des großen Urwald-Verteidigers aus Paris in Frage stellt: „… Zwar gibt es tatsächlich keine grossen Waldbrände und keine rücksichtslosen Rodungen im brasilianischen Stil in diesem Überseedepartement in Südamerika, das doppelt so gross ist wie die Schweiz. Doch wirklich in Sicherheit ist der östliche Teil des Amazonaswalds in dieser an Brasilien und Surinam grenzenden Exklave Frankreichs keineswegs. Der Anlass für begründete Befürchtungen hinsichtlich des Fortbestands einzigartiger Wälder mit ihrer Biodiversität ist am besten aus der Luft zu sehen: Neben einem Stausee, der seit 1994 die europäische Raketenabschussbasis in Kourou mit Strom versorgt, fallen im weitflächigen Grün orangefarbene Flecken wie «Mottenlöcher» auf. Dabei handelt es sich um von Goldgräbern mit Cyaniden und anderen Chemikalien verschmutzte Gewässer. Selbst im 20 000 km2 grossen Amazonas-Naturschutzpark gibt es laut dem WWF-Sprecher in Guayana, Laurent Kelle, mindestens 132 illegale Goldförderungen. Die auf dem gesamten Territorium verstreut liegenden Minen internationaler Konzerne vergiften mit ihren Abbaumethoden die Umwelt in unverhältnismässig grösserem Ausmass und mit dem Segen des französischen Staates. Zum Symbol dieser Plünderung der Bodenschätze auf Kosten der Natur ist das gigantische Projekt «Montagne d’Or» eines russisch-kanadischen Konsortiums (Nordgold und Columbus Gold) geworden, das eine Lizenz für zwölf Jahre und eine Fläche von 360 000 Hektaren verlangt. Im Namen der lokalen Wirtschaftsförderung war Emmanuel Macron noch als Wirtschaftsminister und zuerst auch als gewählter Präsident dafür gewesen, kurz vor Baubeginn aber hat die Justiz in diesem Frühling das Vorhaben bis auf weiteres gestoppt. Die Einwände der Naturschützer hatten den Ausschlag gegeben. Pro Stunde sollen 470 000 Liter Wasser verbraucht werden, und in der bereits durch kleinere Goldminen an der Oberfläche verunstalteten Landschaft würde zur Förderung von 28 Millionen Tonnen Gestein pro Jahr ein 2500 Meter breites und 300 Meter tiefes Loch entstehen...“
  • „Donald Trump lässt holzen“ von Joachim Wille am 02. September 2019 in der FR online externer Link verbirgt zwar keineswegs, dass der Amazonas nicht in Alaska liegt (noch umgekehrt) aber handelt von einem weiteren, im Macron-Stil, selbsterklärten Umweltschützer: „… Donald Trump ist Umweltschützer. Sagt er jedenfalls über sich selbst. Er wolle das sauberste Wasser und die sauberste Luft für seine USA, bekundete der US-Präsident jetzt auf dem G7-Gipfel in Biarritz. Allerdings wolle er auch ein reiches Land mit vielen Jobs. Und wie bei dem mächtigsten Mann der Welt im Zweifel die Abwägung zwischen Ökologie und Ökonomie ausfällt, zeigte sich just zum selben Zeitpunkt: Sein Agrarminister Sonny Perdue öffnete die Hälfte des größten US-Staatsforsts für die Holzindustrie, den „Tongass National Forest“ in Alaska, der zum pazifischen gemäßigten Regenwald gehört. Trump-Vorgänger Bill Clinton hatte ihn 2001 unter strengen Schutz gestellt. (…) Trump lässt sich nicht von seinem fossilen Kurs abbringen, den er mit dem angekündigten Ausstieg aus dem Pariser Weltklimavertrag signalisiert hat. Auch beim Alaska-Regenwald geht es ihm offenbar nicht nur um Holz, sondern auch um Bodenschätze. Davon lässt er sich nicht abbringen, weder von Wissenschaftlern noch Umweltverbänden noch Forstbehörden. Letztere sorgen sich wie die Tourismusindustrie um die unberührte Tongass-Natur die immer mehr Urlauber anziehe. Und um die großen Lachsbestände in Gewässern des riesigen Waldgebiets. Der Nutzen den der Lachs der regionalen Wirtschaft bringt, wird auf eine Milliarde Dollar geschätzt. Das ist viel mehr, als der Holzeinschlag bringen würde…“
  • „Brasilien: Tage des Feuers“ von Markus Lehner am 01. September 2019 in der arbeiterInnenmacht externer Link – hier als Beispiel für verschiedene Beiträge linker Gruppierungen zum Thema – hebt unter anderem zur keineswegs neuen Rolle der BRD in dieser Entwicklung hervor: „… Bolsonaros Politik steht jetzt weltweit am Pranger – und dies ist angesichts der großen Exportpläne speziell des Agrobusiness keine gute Publicity. Hatte man sich doch gerade durch das Mercosur/EU-Abkommen riesige Geschäfte mit Fleisch und Tierfutter nach den zu erwartenden Zollsenkungen versprochen. Sicherlich hat besonders der französische Präsident sein Herz für den Amazonas speziell auch aufgrund der Bedenken seiner heimischen Agrarlobby entdeckt. Klar ist jedoch, dass jetzt auch die brasilianische Agroindustrie „Maßnahmen“ fordert und erkennt, dass Bolsonaro ihrem Geschäft gerade schadet. In vielen Punkten muss jetzt zurückgerudert werden. Der Einsatz der brasilianischen Armee zur Brandbekämpfung muss jedoch auch als Element des inneren Klassenkampfes verstanden werden. Die Armee wirkt dort nicht nur als erweiterte Feuerwehr, sondern als Unterstützung im Kampf gegen die dortigen „TerroristInnen“ (UmweltschützerInnen, Indigene, Landlose,…). Ebenso werden die „Hilfsaktionen“ aus Europa und den USA, besonders die zur „Wiederaufforstung“, sicher wieder als „Entschädigung“ zum Verzicht auf weitere Brandrodungen eingesetzt werden. Aus Deutschland und Co. sind diese PR-Aktionen vor allem als Instrumente zu verstehen, das Mercosur-Abkommen in jedem Fall zu retten. Trotz der großen Bekenntnisse zum Klimaschutz und der Ermahnungen an den „bösen“ Bolsonaro wollen deutsche Industrie und Politik ihr großes Brasiliengeschäft („ein unheimlich interessanter Zukunftsmarkt“ nach einem Anlagefondsmanager, der der deutschen Bank nahesteht) nicht durch „so etwas Nebensächliches“ in Frage stellen lassen. Hatten doch wichtige VertreterInnen der deutschen Konzerne (von Daimler, VW, Bayer bis zur Deutschen Bank) ihre unverhohlene Unterstützung für Bolsonaro schon vor dessen Wahl zum Ausdruck gebracht…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=153934
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