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Nach über 5 Wochen tot aufgefunden: Steve Maia Caniço, ein weiteres Opfer der Polizeigewalt in Frankreich

5 Wochen galt er als "vermisst", nun wurde Steve Canico tot aufgefunden - ein weiteres Opfer der französischen Polizei. In der ganzen Zeit wurde gefragt "Wo ist Steve?"„… In Nantes, in jener Nacht, beließen es die Bullen nicht beim Tränengas. Es gab etwas Gerangel, die eine oder andere Flasche ist in Richtung Bullen geflogen, von organisierter Gegenwehr kann nicht gesprochen werden. Die Menschen waren auf die Situation nicht vorbereitet, hatte die ganze Nacht getanzt, sich vielleicht auch was eingepfiffen, was man halt so macht bei einem Rave. Es war spät in der Nacht und dann wurden auch noch die Bullenhunde auf die Menschen gehetzt. Es brach Panik aus, viele stürzten etliche Meter eine Böschung hinunter in die Loire. Vierzehn Menschen wurden anschließend von der Feuerwehr aus dem Fluss gezogen. Steve Maia Caniço war nicht darunter. Freunde sagen, er könne gar nicht schwimmen. Seit dem 21. Juni findet man überall in Frankreich die immer gleiche Parolen an den Wänden: „Wo ist Steve?“. Als Macron am Nationalfeiertag hoch auf einem Jeep die Militärparade auf den Champs Élysées anführte, riefen die an die abgesperrte Strecke eingesickerten Gilets Jaunes „Wo ist Steve?“. Als am Ende der Militärparade die Absperrgitter von wütenden Demonstranten kurzerhand zu Barrikadenmaterial umgewidmet wurden, wurden die herbei eilenden Bullen mit „Mörder, Mörder“ und „Wo ist Steve?“ Rufen empfangen. Heute nun hat man in der Loire eine Leiche gefunden. Sie sei stark aufgedunsen und man müsse noch eine Obduktion abwarten, um ihre Identität zweifelsfrei belegen zu können. Aber mit größter Sicherheit handele es sich um die sterblichen Überreste von Steve Maia Caniço.,,“ – aus dem Beitrag „Steve Maia Caniço, ein weiterer Toter nach Bullengewalt in Frankreich“ von Sebastian Lotzer am 30. Juli 2019 bei non.copyriot externer Link, als noch nicht ganz sicher war, dass es sich um den Vermissten handelt. Siehe dazu auch einen weiteren aktuellen Beitrag, ein Beispiel für Aufrufe nach dem Fund des Todesopfers und einen Hintergrundbeitrag zur Polizeistruktur in Frankreich und ihren Waffen:

  • „Todesfall Steve Caniço († 24) bewegt Frankreich“ am 30. Juli 2019 bei Euronews externer Link meldet dazu: „… Der französische Ministerpräsident Edouard Philippe hat die vollständige Aufklärung des Todesfalls Steve Caniço angekündigt. Die Leiche des 24-Jährigen war am Montag in Nantes im Fluss Loire gefunden worden. Der junge Mann hatte am 21. Juni ein Konzert besucht, das durch einen umstrittenen Polizeieinsatz beendet worden, Caniço wurde seitdem vermisst. Die Justiz ermittelt wegen Totschlag. Die Anwältin von Caniços Angehörigen sagt: „Die Familie ist schockiert und leidet sehr. Denn mit dem Fund der Leiche steht fest, dass ihr Sohn und Bruder tot ist.“ Laut Polizeibericht ergibt sich keine Verbindung zwischen dem Eingreifen der Polizei und dem Verschwinden des 24-Jährigen. Das sehen nicht alle so…“
  • „Die flics – ihre Strukturen und Waffen“ von Pipette Relais am 18. Juli 2019 bei de.indymedia externer Link mit umfassenden Grundinformationen über die stets korrekte französische Polizei, hier zu den alltäglichen Gummigeschossen: „… Offiziell heißen sie LBD – lanceur de balle de défense (de.Verteidigungsball – Werfer). Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich mittlerweile allgemein Flashball durchgesetzt. Das aktuell eingesetzte Modell heißt „LBD 40“, die Munition ist 40 x 46 mm groß und aus Hartgummi. Sie wiegt zwar „nur“ 68 Gramm, wenn er allerdings z.B. nach 40 Metern aufprallt geschieht das mit einer Wucht von 84 Joule, das entspricht einem Gegenstand von 8,4 Kg, wenn dieser aus 1em Meter Höhe fallen gelassen wird. Bei geringerer Distanz erhöht sich dieser Wert natürlich noch weiter. Die offizielle Zielgenauigkeit liegt bei 14cm auf 25m und bei 24cm auf 40m. Die Waffe gilt als potentiell tödliches Kriegsmaterial und unterliegt entsprechenden Exportkontrollen. Im Jahr 2016 gab der Hersteller Verney-Carron an, jährlich 115.000 Schuss Munition an die französische Polizei und Gefängnisverwaltungen zu verkaufen. Am 7. März 2019 gab Staatssekretär Laurent Nuñez an, dass seit Beginn der Gelbwestenproteste 13 095 Projektile der LBD 40 verschossen worden – das sind immerhin ca. 130 pro Tag. Der gesetzliche Rahmen für den Einsatz der Gummigeschosse ist aus guten Gründen eigentlich strikt und eindeutig: Gezielt und vor allem getroffen werden darf ausschließlich nur deutlich unterhalb des Halses – am Rumpf oder an den Beinen. Außerdem ist eine Mindestdistanz von 10m vorgeschrieben und der Einsatz ist ausdrücklich für Situationen vorbehalten, wenn sich Polizist*innen selber in äußerster Gefahr befinden. Nur werden diese Richtlinien ständig bewusst missachtet, insbesondere von der BAC – mit entsprechender politischer Rückendeckung. So entstehen die zahlreichen schweren Gesichtsverletzungen, insbesondere zig ausgeschossene Augen, Schädelbasisbrüche, Kiefern- und Nasenfrakturen, sowie hunderte von rausgeschossenen Zähnen. Im Februar 2019 – nach zahlreichen Schwerverletzten – forderte sogar der Europäische Rat Frankreich auf, den Gebrauch der LBD 40 einzustellen um eine Verbesserung der Menschenrechtslage zu erzielen – ohne Konsequenz…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=152339
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