Am zweiten Protesttag gegen die Kürzungen der brasilianischen Rechtsregierung im Bildungshaushalt: Das war schon beinahe eine Volksabstimmung…

Der 30. Mai 2019 war der zweite Tag, an dem in ganz Brasilien gegen die Kürzungspolitik der Rechtsregierung im Bildungsbereich protestiert wurde: Was zunächst als Aktionen in rund 30 Städten des Landes beschlossen worden war, führte dann in Wirklichkeit zu Protestaktionen in beinahe 200 Orten quer durchs Land – mit unglaublichen Beteiligungszahlen, höher noch, als beim ersten Protesttag Mitte des Monats. War vor rund zwei Wochen schon deutlich geworden (siehe unseren Bericht zum ersten Protesttag Mitte Mai, worin auch ausführlich dokumentiert wird „um was es geht“), dass die Beteiligung an diesen Protesten weit über die Reihen der „üblichen Verdächtigen“ hinausging, so wurde es an diesem Tag beinahe schon zu einer Art Volksabstimmung: 100.000 Menschen in Rio de Janeiro mögen noch einigermaßen „normal“ sein, nicht aber 70.000 in Belém oder Zehntausende in Provinzstädten, wie beispielsweise in São Carlos im Bundesstaat São Paulo oder auch 30.000 in der Landeshauptstadt des Bundesstaates Sergipe. Zum zweiten Protesttag vier aktuelle Beiträge:

• „Acompanhe os atos em defesa da educação pelo País“ am 30. Mai 2019 bei Carta Capital war die Live-Chronik der Proteste an diesem Tag im ganzen Land. Wie bereits vorne angedeutet, sind Teilnahmezahlen von jeweils geschätzten rund 100.000 Menschen in Rio de Janeiro und São Paulo keine so große Seltenheit, wohl aber etwa 30.000 in Aracajú oder auch 10.000 in Maceió – Landeshauptstädte von Bundesstaaten, die eher nicht an der Spitze von Protestbewegungen stehen, wie auch die 5.000 Menschen in Feira de Santana… Außerdem wird in dem Überblick auch noch über Proteste vor brasilianischen Botschaften und Konsulaten in zahlreichen Ländern berichtet, in der Regel von AuslandsstipendiatInnen organisiert…

• „Mais de 70.000 pessoa em Belém gritando fora Bolsonaro“ am 30. Mai 2019 im Twitter Kanal von KDO Queiroz ist Teil einer Reihe von Meldungen in diesem Kanal über den Protest in Belém, der an diesem Tag zum größten hinter den Metropolen viel weiter im Süden des Landes wurde, wobei hier die Forderung nach einem Rücktritt Bolsonaros ganz massiv vertreten wurde.

• „são carlos, sp. GIGANTE!“ am 30. Mai 2019 im Twitter Kanal von Isabella Cabral sind Fotos von der größten Demonstration in der Geschichte der Stadt São Carlos, rund 200 Km entfernt der Landeshauptstadt mit etwa 250.000 EinwohnerInnen und mindestens 5% von ihnen zur selben Stunde auf der Straße.

• „#TsunamiDaEducação“ ist einer der Hashtags, unter denen von den allermeisten der Aktionen berichtet wurde – aber auch Antworten auf die extrem unklugen Äußerungen des Kulturministers Weintraub sind da zu lesen…

• Zu den Massenprotesten gegen Kürzungen (vor allem) bei den Bundesuniversitäten durch die brasilianische Rechtsregierung zuerst: „Millionen auf den Straßen Brasiliens am 15. Mai: Gegen die Kürzungspolitik der Rechtsregierung im Bildungshaushalt“ am 17. Mai 2019 im LabourNet Germany