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- Ärzteschaft
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- Pflegedienste und Care-Arbeit
[#Pflexit] DBfK-Umfrage: 35% der Pflegenden erwägen Berufsausstieg
Dossier
„Mehr als jeder dritte Pflegende (35,2 %) hat in den vergangenen 12 Monaten darüber nachgedacht, den Beruf aufzugeben und eine andere Tätigkeit zu beginnen. Rund 40% erwägen, den Arbeitgeber zu wechseln. Dies sind zentrale Ergebnisse einer Online-Umfrage des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK). (…) Die Angaben der Befragten zu Wechselgedanken und Berufsausstieg seien laut DBfK ein „dramatischer Befund.“ Vor dem Hintergrund des bereits heute gravierenden Personalmangels in der Pflege und dem steigenden Bedarf an Pflegefachpersonen seien die Befragungsergebnisse „besorgniserregend“ und sollten Verantwortliche in Politik und Unternehmen dazu veranlassen, ihre „bisherigen Strategien zu überdenken.“…“ Beitrag von Stephan Lücke vom 11.04.2019 bei Bibliomed zur Umfrage des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) . Siehe dazu:
- Doch kein Pflexit? Laut IAB hat die Pandemie keine Kündigungswelle in Pflegeberufen ausgelöst, v.a. in Krankenhäusern
„Aufgrund der gestiegenen Belastung im Gesundheits- und Pflegesektor infolge der Pandemie wurde befürchtet, dass mehr Pflegekräfte ihren Job aufgeben. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: Die Zahl der Pflegefach- und Pflegehilfskräfte stieg insgesamt deutlich und die Beschäftigungsverhältnisse waren nach Beginn der Corona-Pandemie ähnlich stabil wie vorher. Der befürchtete verstärkte Personalabgang aus dem Sektor trat damit nicht ein. Dabei waren die Beschäftigungsverhältnisse in Krankenhäusern am stabilsten: Fast 90 Prozent der Fach- und Hilfskräfte waren ein Jahr später noch im selben Betrieb tätig, nach zwei Jahren waren es noch etwa 80 Prozent. Demgegenüber war die Beschäftigungsstabilität in der ambulanten Pflege und in den Pflegeheimen deutlich niedriger als bei Beschäftigten in Krankenhäusern – vor und nach Beginn der Pandemie. „Dies weist auf die großen Probleme hin, die Pflegeeinrichtungen grundsätzlich damit haben, ihre Mitarbeitenden zu halten“, erklärt IAB-Forscher Max Kunaschk. Nach einem Jahr waren 15 Prozent der Fachkräfte in der ambulanten Pflege in einen anderen Betrieb im Gesundheitswesen gewechselt, nach zwei Jahren war es fast jede vierte Fachkraft. Aber auch der Anteil der Beschäftigten, der in eine andere Branche wechselt, fällt in Heimen und in der ambulanten Pflege höher aus als in Krankenhäusern. Insgesamt ist die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Fach- und Hilfskräfte im Gesundheits- und Pflegesektor in den Jahren 2016 bis 2021 um 80.000 Personen beziehungsweise um 8,5 Prozent gestiegen. Anteilig am stärksten – fast um ein Drittel – nahm dabei die Zahl der Pflegehilfskräfte in Krankenhäusern und in der ambulanten Pflege zu. Bei den Fachkräften in Pflegeheimen gab es hingegen einen leichten Rückgang. „Auch wenn die Zahl der Beschäftigten in der Pflege gestiegen ist, müssen in Zukunft mehr Menschen für eine Tätigkeit im Gesundheits- und Pflegesektor gewonnen werden. Dabei kommt der Ausbildung und Rekrutierung von Fachkräften sowie der Weiterbildung von Hilfs- zu Fachkräften eine besonders hohe Bedeutung zu“, so Gesine Stephan, Leiterin des Forschungsbereichs „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit” am IAB…“ IAB-Presseinformation vom 23. Januar 2024 - Bis zu 660.000 Pflegende sagen „ich pflege wieder wenn…“ die Arbeitsbedingungen stimmen
- Neue Studie: Mindestens 300.000 zusätzliche Pflegekräfte durch Wiedereinstieg in Beruf oder aufgestockte Arbeitszeit möglich
„Mindestens 300.000 Vollzeit-Pflegekräfte stünden in Deutschland durch Rückkehr in den Beruf oder Aufstockung der Arbeitszeit zusätzlich zur Verfügung – sofern sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege deutlich verbessern. Das ergibt die neue Studie „Ich pflege wieder, wenn…“. Die Untersuchung macht auf Basis einer großen bundesweiten Befragung mehrere Modellrechnungen auf und rechnet das Potenzial für alle aufstockungswilligen Teilzeit-Pflegefachkräfte sowie erstmals auch für Beschäftigte in der Pflege hoch, die ihrem Beruf in den vergangenen Jahren den Rücken gekehrt haben und sich eine Rückkehr vorstellen können. So ergibt sich ein rechnerisches Potenzial von 300.000 Pflegekräften in Vollzeit bei sehr vorsichtiger Kalkulation, in einem optimistischen Szenario sogar von bis zu 660.000 Vollzeitkräften. Mehr als 80 Prozent dieses Potenzials beruht auf der Rückkehr „ausgestiegener“ Fachkräfte. An der Online-Befragung haben im vergangenen Jahr rund 12.700 „ausgestiegene“ sowie in Teilzeit beschäftigte Pflegekräfte teilgenommen. Die Studie baut auf einer Bremer Pilotstudie auf und ist Ergebnis einer Kooperation der Arbeitnehmerkammer Bremen, der Arbeitskammer im Saarland und des Instituts Arbeit und Technik (IAT), Westfälische Hochschule in Gelsenkirchen. Die Hans-Böckler-Stiftung hat die Studie gefördert…“ HBS-Mitteilung vom 03.05.2022 - Bundesweite Studie „Ich pflege wieder, wenn …“ mit mehr als 12.000 Befragten: Kurzversion und Langversion der Studie
- Die Aktionsseite www.ich-pflege-wieder-wenn.de der Arbeitnehmerkammer Bremen
- ver.di fordert politische Konsequenzen aus der Studie über das Potenzial zur Rückgewinnung von Pflegekräften
„Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) sieht durch die heute veröffentlichte Studie „Ich pflege wieder, wenn…“ ihre Position bestätigt, dass der Teufelskreis aus schlechter Personalausstattung und fehlenden Fachkräften unverzüglich mit bedarfsgerechten Personalvorgaben und besseren Arbeitsbedingungen in der Pflege durchbrochen werden muss. „Die Studienergebnisse zeigen die enorme Bereitschaft. in die Pflegeberufe zurückzukehren bzw. Teilzeitverträge aufzustocken, wenn die Bedingungen stimmen“, erklärte Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. „Es gibt keinen Mangel an qualifizierten Pflegepersonen, sondern einen Mangel an Beschäftigten, die unter den derzeitigen Bedingungen bereit sind, in der Pflege zu arbeiten.“ Das Potenzial zur Wiedergewinnung von Pflegekräften müsse endlich gehoben werden. „Wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für die Einführung der PPR 2.0 als bedarfsgerechtes Personalbemessungsinstrument im Krankenhaus noch auf ein wissenschaftlich untermauertes Argument gewartet hat, liefert dies spätestens die neue Studie. Der Koalitionsvertrag muss hier umgesetzt werden – und zwar sofort.“…“ ver.di-Pressemitteilung vom 03.05.2022
- Neue Studie: Mindestens 300.000 zusätzliche Pflegekräfte durch Wiedereinstieg in Beruf oder aufgestockte Arbeitszeit möglich
- ASH-Studie: Knapp 40 Prozent der Pflegenden erwägen ihren Beruf zu verlassen
„… Wissenschaftler_innen der Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin haben ca. 2.700 Pflegepersonen zu Veränderungen ihrer Arbeitsfähigkeit und beruflichen Gratifikationskrisen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie befragt. (…) Die Studie zeigt, dass Pflegende einen sehr hohen Aufwand (bspw. Zeitdruck, Verantwortung) leisten, um eine moderate Belohnung (bspw. Anerkennung, Arbeitsplatzsicherheit, höhere Entlohnung) zu erhalten. Dieses Missverhältnis zwischen Aufwand und Belohnung ist der größte Einflussfaktor auf die Absichten eines Berufsausstiegs sowie eines Arbeitgeberwechsels. 40 Prozent der befragten Pflegenden geben an, mindestens monatlich daran zu denken, den Pflegeberuf zu verlassen. Rund 30 Prozent überlegen monatlich den Arbeitsplatz zu wechseln und rund ein Drittel will die Arbeitszeit reduzieren. Prof. Dr. Johannes Gräske schlussfolgert: „Sowohl der Politik als auch den Arbeitgeber_innen scheint es bisher nicht gelungen zu sein, dem Bedürfnis der Berufsgruppe nach mehr Anerkennung und Belohnung zu entsprechen. Die Gesundheitspolitik muss also sowohl Belohnungsanreize setzen, als auch – und das ist wesentlich dringender – die Belastungen der Pflegenden nachhaltig senken. Nur so kann das ungünstige Verhältnis von Aufwand und Belohnung korrigiert werden und damit würde dann auch der Wunsch, den Beruf zu verlassen, an Bedeutung verlieren. Wenn die Pflegenden ihre Ausstiegsabsichten realisieren, besteht für das deutsche Gesundheitssystem akute Gefahr für einen Zusammenbruch. In der Pandemie hat die Berufsgruppe den Kollaps bisher verhindert.“…“ Pressemitteilung der Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin vom 13. Januar 2022 - „Dass sich viele Pflegekräfte abwenden, liegt nicht an der Pandemie“: Weshalb sie ausgestiegen sind und was sich ändern müsste, damit sie zurückkehren
„Immer mehr Corona-Erkrankte liegen auf Intensivstationen. Kliniken melden, dass sie keine neuen Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen können. Menschen werden nach dem Kleeblatt-Prinzip durchs Land geflogen. Das deutsche Gesundheitswesen erlebt mal wieder einen Ausnahmezustand – ein dramatisches Déjà-vu. Doch diesmal ist die Lage zusätzlich verschärft: Auf vielen Stationen fehlen Pflegekräfte, um die Erkrankten behandeln zu können. Noch mehr als ohnehin schon. Zahlreiche Pflegende haben in der Krise ihre Arbeitszeit reduziert oder ihren Job sogar gekündigt. Der sogenannte Pflexit wird für viele Kliniken zu einem Problem. Wie viele Pflegekräfte in der Krise ausgestiegen sind, ist statistisch nicht erfasst. Doch an einer anderen Zahl lässt sich der Effekt gut erkennen: Waren im vergangenen Jahr noch 12.000 Intensivbetten mit Beatmungsgerät betriebsbereit, sind es jetzt nur noch 9.000. Und das liegt nicht daran, dass Beatmungsgeräte defekt oder Betten verschwunden sind, sondern dass das Personal fehlt, um sie zu betreuen. Warum kündigen Pflegekräfte mitten in einer Pandemie? Wir haben in einer Umfrage unsere Leserinnen und Leser gefragt, weshalb sie aus der Pflege ausgestiegen sind. Und ob sie nun ein schlechtes Gewissen haben, was sie heute stattdessen tun und was geschehen müsste, damit sie in die Pflege zurückkehren. Aus den zahlreichen Einsendungen haben wir 25 Stimmen ausgewählt. Sie sind nicht repräsentativ, zeigen aber die Bandbreite der Antworten…“ Protokolliert von David Gutensohn und Tülay Karakuş in der Zeit online am 1. Dezember 2021 - Langzeitpflege und Corona in der EU: Fast eine halbe Million Pflegekräfte gibt den Job auf
„Der Europäische Gewerkschaftsverband für den Öffentlichen Dienst prangert die teils prekären Arbeitsbedingungen von Pflegekräften an und fordert von der EU-Kommission eine Resilienzstrategie. Während der Corona-Pandemie haben in den 27 EU-Mitgliedstaaten bereits knapp 421.000 Beschäftigte in der Pflege ihren Job an den Nagel gehängt und die Branche verlassen. Das geht aus einem nun veröffentlichten Bericht des EGÖD – Europäischen Gewerkschaftsverband für den Öffentlichen Dienst (European Federation of Public Service Unions/EPSU) – hervor. Für EPSU-Generalsekretär Jan Willem Goudriaan stellt der Massenexodus aus der Pflegebranche während der Pandemie aber nur die Spitze des Eisberges dar. „Der Ausbruch von COVID-19 hat viele Probleme in der Langzeitpflege verschärft, die die EPSU bereits seit Jahren identifiziert – wie fehlende Finanzierung, Arbeitskräftemangel, zunehmende psychosoziale Risiken für Pflegekräfte und beschleunigte Privatisierung von Dienstleistungen. Das muss aufhören. Wir müssen den Trend umkehren“, so Goudriaan. (…) Die Beteiligung der Gewerkschaften und ein angemessener sozialer Dialog sind für den Gewerkschaftsverband unerlässlich, um sicherzustellen, dass sich der Langzeitpflegesektor bei seinem weiteren Wachstum in solch einer Weise entwickelt, die sowohl für die Pflegekräfte als auch für die Empfänger von Pflegedienstleistungen gerecht ist. Aus diesem Grund habe die EPSU gemeinsam mit dem Verband der sozialen Arbeitgeber bei der EU-Kommission einen Antrag auf Einrichtung eines sektoralen Ausschusses für den sozialen Dialog im Bereich der sozialen Dienstleistungen und auf Anerkennung als Sozialpartner auf EU-Ebene gestellt. Es sei entscheidend, als Gewerkschaften und Arbeitgeber von der Kommission angehört zu werden. Eine Antwort werde im Frühjahr 2022 erwartet…“ Artikel von Matthias Wallenfels vom 01.11.2021 in der Ärzte Zeitung online - Zugespitzte Situation in der Altenpflege: Zahl der Hilfskräfte steigt – die der Fachkräfte sinkt
„Fachkräfte in der Altenpflege werden händeringend gesucht und gebraucht, doch ein Blick in die Statistik zeigt: Ihre Zahl ist zuletzt zurückgegangen. Die Zahl hochbetagter, multimorbider Bewohner in den rund 14.000 deutschen Alten- und Pflegeheimen steigt. Damit wachsen auch die fachlichen Anforderungen an Pflege und Versorgung. Dass es dafür ausreichend qualifiziertes Personal braucht, ist Konsens. Aus aktuellen Zahlen, die von der Linksfraktion bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg abgefragt wurden, geht jetzt hervor: Der Anteil der Pflegehelfer in den Einrichtungen ist seit 2012 um knapp drei Prozentpunkte auf 48,8 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Spiegelbildlich dazu sank der Anteil der Fachkräfte von 52 Prozent auf 49,7 Prozent. Die Auswertung liegt der „Ärzte Zeitung“ vor. Dabei gibt es große regionale Unterschiede: Während etwa in Nordrhein-Westfalen der Anteil der Helfer zuletzt bei 41,8 Prozent und der der Fachkräfte bei 56,9 lag, waren es in Brandenburg 60,2 Prozent beziehungsweise 37,9 Prozent…“ Meldung am 16.09.2021 in der Ärztezeitung online - Personalmangel in der Pflege: Pflexit in der Intensivpflege nimmt zu
„Die personellen Engpässe in der Intensivpflege nehmen zu. Das legen Auswertungen des seit Frühjahr 2020 betriebenen Melderegisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) nahe. Die Zahl der betreibbaren Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit gehe von Monat zu Monat zurück, twitterte der Präsident der Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin (DGIIN) und wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, am Mittwoch: (…) „Viele Kliniken melden uns Personalprobleme. Das Personal ist müde und wird weniger.“ 20-30 % der Pflegefachpersonen auf Intensivstationen wollten ihren Beruf verlassen, weil dieser zu anstrengend geworden sei, verdeutlichte Karagiannidis am Mittwoch dem WDR. Das liege nicht allein an der Corona-Pandemie, sondern auch an strukturellen Bedingungen: Während in Deutschland eine Pflegefachperson tagsüber 2 Intensivpatientinnen und -patienten sowie nachts 3 betreue, sei das Verhältnis z. B. in den Niederlanden oder den skandinavischen Ländern 1:1. (…) Als Folge der permanenten Überlastung des Personals und dem bereits bestehenden Mangel an Pflegefachpersonen würden die großen Krankenhäuser ihren Bestand an Intensivbetten mit invasiver Beatmungsmöglichkeit reduzieren. Der DGIIN-Präsident erläuterte im WDR weiter: „Mitte Dezember gab es davon in Deutschland noch rund 12.000, nun sind es nur noch rund 9.000.“ Seiner Meinung nach ist die Entlastung des Personals das einzige, was hilft, um aus der Krise herauszukommen.“ Beitrag von Nadine Millich vom 26. August 2021 beim Portal ‚BibliomedPflege‘ - Ein Drittel der Intensivpflegenden will Arbeitsstelle aufgeben
„31 Prozent der nichtärztlichen Mitarbeiter in den Intensivstationen, Notaufnahmen und im Rettungsdienst wollen in den kommenden zwölf Monaten ihre Arbeitsstelle aufgeben. Bei den ärztlichen Mitarbeitern sind es 19 Prozent. Darüber hinaus wollen 46 Prozent der nichtärztlichen Mitarbeiter und 30 Prozent der Ärzte ihren Stellenanteil reduzieren. Bei 77 Prozent der nichtärztlichen sowie bei 68 Prozent der ärztlichen Mitarbeitern ist diese Entscheidung durch die Belastungen während der Coronapandemie beeinflusst. Das geht aus einer Onlineumfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) hervor, an der sich zwischen dem 5. und dem 16. April 1.321 Mitarbeitende von Intensivstationen, Notaufnahmen und vom Rettungsdienst beteiligten. (…) 72 Prozent der nichtärztlichen Mitarbeiter gaben an, dass sie sich während der aktuellen dritten Welle der Coronapandemie signifikant überlastet fühlen. Bei den Ärzten machten 46 Prozent diese Angabe. Die große Mehrheit der Umfrageteilnehmer glaubt dabei nicht, dass die Intensiv- und Notfallmedizin nach drei Coronawellen noch strukturell und personell für die Zukunft ausreichend belastbar aufgestellt ist. 94 Prozent der nichtärztlichen und 80 Prozent der ärztlichen Mitarbeiter machten diese Aussage. 97 Prozent der nichtärztlichen und 89 Prozent der ärztlichen Teilnehmer glauben, dass der Pflege- beziehungsweise Ärztemangel nach der Coronapandemie noch ausgeprägter sein wird als bislang. Dabei empfinden fast alle Umfrageteilnehmer (95 Prozent) ihren Arbeitsplatz grundsätzlich noch als attraktiv und würden dort gerne weiterarbeiten, wenn die Arbeitsbelastung akzeptabel wäre. (…) Fast alle Umfrageteilnehmer (96 Prozent) glauben nicht, dass die Politik den Fachkräftemangel auflösen kann. Auch den Krankenhäusern oder den Spitzenverbänden von Krankenhäusern und Krankenkassen trauen sie dies nicht zu. 100 Prozent der nichtärztlichen und 99 Prozent der ärztlichen Mitarbeiter der Intensivmedizin glauben, dass es eine nachhaltige Krankenhausreform mit Stärkung der Intensiv- und Notfallmedizin sowie bessere Arbeitsbedingungen brauche. Für 40 Prozent ist eine Zusammenlegung von Krankenhäusern ein möglicher Weg aus der drohenden Krise…“ Meldung vom 22. April 2021 bei der Ärztezeitung online - Zu hohe Belastung in der Corona-Krise: „Hoffentlich stirbt niemand, weil ich nicht mehr kann“
„… Ich konnte nicht mehr. In den letzten zehn Jahren waren wir immer knapper auf Kante genäht. Der Schutz der Mitarbeiter wurde nach und nach vollkommen ausgehebelt. Und dann kam Corona. Es wurde immer mehr, vor allem als Bundesarbeitsminister Hubertus Heil dann das Arbeitszeitgesetz änderte, sodass wir zwölf Stunden arbeiten durften. Auch die elf Stunden Ruhezeiten, die ohnehin nie eingehalten wurden, wurden auf neun reduziert. Dazu kommt, dass die Anfahrtszeit nicht mit einberechnet ist. Bei mir war das zuletzt eine Dreiviertelstunde, mir blieben also nur ungefähr sieben Stunden zuhause zur Erholung. In der Zeit geht man duschen, isst etwas, redet mit dem Partner über den Tag, fährt runter. Für Schlaf und reine Erholung bleibt da wenig Zeit. Ich kenne Kollegen, die bei einem kurzen Wechsel auf nur zwei Stunden Schlaf kommen, weil die Ereignisse des Tages nachhallen und sie nicht abschalten können. Zeigen Sie mir jemanden, der daran nicht kaputtgeht! Darüber habe ich im vergangenen Jahr auch mit dem „Spiegel“ gesprochen. Bei meinem damaligen Arbeitgeber habe ich dann gekündigt und unzählige Bewerbungen geschrieben. Aufgrund des Interviews und dem damit verbundenen, nicht anonymen Benennen der schlechten Situation bundesweit wurde ich subjektiv als jemand wahrgenommen, der das System verrät und es gestaltete sich fast unmöglich, eine Anstellung in meinem Beruf zu bekommen. Sehr schnell kam dann aber auch der Wunsch nach Neuorientierung, etwas anderem außer Klinik und Pflege am Bett. Heute arbeite ich in einem medizinnahen Umfeld im Büro. Im Nachhinein war das also meine Rettung. (…) Vor Corona hat man drei Patienten gleichzeitig betreut und kam halbwegs gut über die Runden. Und halbwegs gut ist immer noch schlecht. Aber ich hatte nie Angst, dass ich etwas vergessen habe oder einem Patienten vielleicht geschadet habe. Mit Covid wurde das anders. Vom Arbeitsaufwand her ist man mit einem Patienten voll ausgelastet, aber wir hatten dann schon mal zwei, im schlimmsten Fall noch einen dritten, und am Ende hat man einfach nur gedacht: Hoffentlich stirbt niemand, weil ich einen Fehler mache, weil ich überarbeitet bin, weil ich nicht mehr kann. Sie müssen sich überlegen: Wir gehen in dieses Covid-Zimmer mit Vollschutz, Visier, FFP2- Maske, Kittel, Schürze, doppelt Handschuhen. Weil man sich nicht dauernd ausschleusen kann, ist man in diesem Zimmer dann schon mal vier bis sechs Stunden. Ressourcenschonend, da es Zeiten gab, in denen es schlichtweg zu wenig Schutzausrüstung gab. So wurde in der ersten Welle schon die Maskentragedauer in einigen Häusern auf bis zu drei Schichten ausgedehnt. Ich hatte vergleichsweise Glück mit meiner Klinik, die rechtzeitig Material bestellt hatte, bei anderen sah das anders aus…“ Interview von Lea Schulze vom 22.03.2021 beim Tagesspiegel online mit Kathrin Hüster, einer der vielen Pflegekräfte, die sich für den „Pflexit“ entschieden hat – für die Darstellung der Lage erinnern wir an unser Dossier: Auch in Deutschland stehen dem Corona-Virus (politisch gewollt) knappe Ressourcen des Gesundheitswesens gegenüber - Große Kulleraugen allein helfen nicht gegen Berufsflucht aus der Pflege
„“Es spricht für die Leidensfähigkeit unserer Berufsgruppe, dass die Zahl der Pflegekräfte zwischen April und Juli 2020 lediglich um rund 9.000 zurückgegangen ist. Und das trotz katastrophaler Zustände in der Pflege, egal, ob wir gerade eine Pandemie bewältigen müssen oder nicht.“ Darauf weist Clarissa Fritze genannt Grußdorf hin, stellvertretende Vorsitzende der Pflegegewerkschaft BochumerBund. Zwar höre sich eine Zahl wie 9.000, angesichts von rund 1,8 Millionen Beschäftigten in der Pflege, zunächst nicht besonders beunruhigend an: „Allerdings entspricht sie rund zehn Prozent aller Pflegefachkräfte in Niedersachsen und dahinter stehen tausende Kinder, Kranke und alte Menschen, die keine professionelle Pflege erhalten können. Allein an diesem Beispiel wird deutlich, wie dramatisch dieser Rückgang in Wirklichkeit ist.“ Ob sich diese Entwicklung zu einem dauerhaften Trend entwickle, bleibe abzuwarten. Kerstin Paulus, Beisitzerin im BochumerBund-Vorstand: „Die Bevölkerung muss allerdings mit dem Schlimmsten rechnen.“ Denn die Gesundheitspolitik habe es in Jahrzehnten, trotz aller Warnungen aus dem Berufsstand, nicht geschafft, die Pflege zukunftssicher aufzustellen: „Die Probleme wie Pflegekräftemangel oder schlechte Bezahlung, über die jetzt so viel geredet wird, sind nun wirklich nicht wie aus heiterem Himmel gekommen.“ (…) Bereits die Kündigungen einiger weniger Pflegepersonen könne zur Schließung von Wohnbereichen bzw. Stationen führen, wie Kerstin Paulus hervorhebt, die ebenfalls in der Intensivpflege arbeitet: „Damit fehlen ganz schnell Dutzende von Heimplätzen bzw. Klinikbetten und die pflegebedürftigen Menschen bezahlen dafür im schlechtesten Fall mit ihrem Leben.“ Deswegen müsse man auch vermeintliche Erfolgsmeldungen mit Vorsicht betrachten. Zwar steige die Zahl der Auszubildenden in den Pflegeberufen: „Doch rund ein Viertel von ihnen beendet die Ausbildung nicht oder steigen nach ihrem Abschluss direkt wieder aus dem Beruf aus. Es steht zu befürchten, dass dieser Anteil steigen wird. Schließlich wurden in der Pandemie ganze Jahrgänge regelrecht verheizt.“ Richtig gut seien die Ausbildungsbedingungen vor Ausbruch der Corona-Krise in vielen Betrieben allerdings auch nicht gewesen – ganz im Gegenteil. (…) Die Pflegegewerkschaft BochumerBund fordert zur Verbesserung der Situation in der Pflege u. a. bessere Arbeitsbedingungen, eine deutlich höhere Entlohnung und mehr Mitspracherechte für Pflegende in pflegerelevanten Belangen, z. B. durch die Etablierung von Pflegekammern. Kerstin Paulus erwartet, dass bis zur Erfüllung der wichtigsten Gewerkschaftsforderungen noch ein langer und steiniger Weg zu gehen sein wird. Was aber nicht nur an fehlender Ernsthaftigkeit in Politik und Gesellschaft liege: „Leider fehlt bei zahlreichen Pflegenden nach wie vor das Verständnis dafür, wie wichtig es ist, sich gewerkschaftlich zu organisieren…“ Pressemitteilung vom 20.03.2021 der Pflegegewerkschaft BochumerBund - Kündigungswelle erwartet: Pflegebranche am Limit
„Sie beklagen chronische Überlastung am Arbeitsplatz, nun kommen weitere Härten durch die Corona-Krise für Pflegekräfte on top. Die Stimmung ist im Keller, viele denken darüber nach aufzugeben. Es ist eine von Corona besonders betroffene Branche, in der sich derzeit immer wieder wahre Albträume abspielen: Im Pflegebereich ist das Corona-Infektionsrisiko für Beschäftigte besonders hoch – vor wenigen Wochen erwischte es gar ein ganzes Krankenhaus in Berlin, das wegen eines Ausbruchs von rund 30 Fällen mit der Coronavirus-Mutation B.1.1.7. komplett unter Quarantäne gestellt werden musste. Für die etwa 1700 Beschäftigten des Humboldt-Klinikums bedeutete das „Pendelquarantäne“ – sie durften nur zwischen ihrem Zuhause und der Klinik unterwegs sein. Solche Umstände treiben den Unmut der Pflegerinnen und Pfleger in der Pandemie in ihrer aktuell zweiten Welle auf die Spitze. Die „Arbeitsquarantäne“ sei der Gipfel gewesen, berichtet ein Krankenpfleger und Praxisanleiter aus Niedersachsen gegenüber tagesschau.de über vergleichbare dortige Arbeitsbedingungen: „Zur Arbeit und nach Hause, dazwischen keine Einkäufe möglich – und dass man Familie hat, war egal“. (…) Sie wird kein Einzelfall bleiben, so schätzt es auch der Gesundheitsexperte Heinz Rothgang ein: „Wir haben Bedingungen geschaffen, die den Beruf für viele nicht mehr erträglich machen“. Die Stimmung sei im Keller, die Belastungen objektiv hoch – und in der Krise nun zweimal weiter hochgefahren worden. „Die Überlastung in diesem Bereich ist chronisch“, erklärt Rothgang, der an der Universität Bremen zu Gesundheit, Pflege und Alterssicherung forscht und lehrt. Der Berufsstand habe auch schon vor der Pandemie überdurchschnittlich hohe Werte bei Arbeitsunfähigkeits-Diagnosen, Frühverrentung und Erwerbsminderung. Überlange Schichten und durchgearbeitete Wochenenden durch Corona kommen nun noch obendrauf: „Die gehen auf dem Zahnfleisch“. (…) Ein Pflegekräfteschwund widerspräche „unserer Politik, alles für die Pflege zu tun“, kommentiert Gesundheitsministeriums-Sprecher Hanno Kautz, der den kurzfristigen Zahlenrückgang zwischen April und Juni als Effekt vor allem von vorübergehend Beschäftigten in Reha-Einrichtungen beschreibt…“ Beitrag von Corinna Emundts vom 10.03.2021 bei tagesschau.de- Siehe dazu: „Der ver.di Werbeblock oder der Pflegenotstand, der aus dem Osten kam?“ Antwort an ver.di als Update zur Petition „Corona-Krise: Gemeinsamer Aufruf von Pflegefachkräften an Jens Spahn!” von Paul-David Deike, Eva Ohlerth, Marcus Jogerst-Ratzka, Yvonne Falckner : „… Wenn man diesem Abschnitt hinzufügen würde, dass uns im Jahr 2030 vermutlich mehrere hunderttausend Pflegefachkräfte in der Pflege fehlen werden und anerkennen würde, dass die Ausbildung zur Pflegefachkraft mindestens drei Jahre benötigt, dann hätte man die richtige Rezeptur im Topf für Maßnahmen, die uns helfen könnten. Da wir schon lange die meisten Kolleg*innen nach einer kurzen Verweildauer im Beruf verlieren, sollten wir uns auch darum kümmern. Die jetzt verlorenen 9.000 Kolleg*innen sind dramatisch, erscheinen aber vor dem wahren Hintergrund der Misere reichlich kurz gegriffen. (…) Schauen wir gemeinsam in die Zukunft. Ver.di fordert mit den anderen Akteuren gemeinsam ein Einstiegsgehalt von 4.000 Euro für Pflegefachkräfte bundesweit. Menschen kommen in den Beruf. Menschen kehren zurück in den Beruf. Wir können bessere Arbeitsbedingungen und auch qualitativ bessere Pflege durchsetzen, weil wir wieder Luft zum Atmen haben. Der Pflegefachberuf kann sich entwickeln. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Kosten für Pflege entsteht ein Respekt, der sich nicht auf Lavendeltöpfe beschränkt. Es entsteht der Druck für weitere dringend notwendige Reformen im SGB XI und im SGB V. Die Finanzierung muss neu und gerechter justiert werden. Andere, dringend notwendige Tätigkeitsfelder für Pflegefachkräfte können erschlossen werden. Die Gewerkschaften können oberhalb dieser 4.000 Euro ein attraktives Lohngefüge für Weiterqualifizierungen festlegen. Werden Sie endlich Teil der Lösung und schließen Sie sich der Forderung an!„
- Kliniken und Heime in Coronakrise: Noch weniger Pflegekräfte
„Die Zahl der Pfleger:innen in Deutschland hat während der Coronakrise deutlich abgenommen. Dabei waren viele Kliniken und Heime schon zuvor unterbesetzt. Seit Beginn der Coronapandemie hat Deutschland tausende Pflegekräfte verloren. Der Rückgang betreffe Krankenhäuser ebenso wie die Altenpflege, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf bislang unveröffentlichte Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA), die die Linken-Bundestagsfraktion anfragte. Demnach ging die Zahl der Beschäftigten in der Pflege zwischen Anfang April und Ende Juli 2020 um mehr als 9.000 zurück – dies entspreche einem Rückgang um 0,5 Prozent. Insgesamt waren demnach in Deutschland zuletzt rund 1,8 Millionen Menschen in der Pflege tätig. Vor der Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen in der Pflegebranche dagegen leicht gestiegen. Besonders von dem jüngsten Rückgang betroffen sei die Krankenpflege in den Kliniken. Das Minus bei den Beschäftigtenzahlen habe hier – nach einem leichten Anstieg im April – in der ersten Hochphase der Coronakrise von Ende März bis Ende Juli 2020 bei 5.124 gelegen. Für den viermonatigen Zeitraum sei dies ein Rückgang um 0,44 Prozent. In der Altenpflege sei die Zahl der Beschäftigten im selben Zeitraum um 3.885 Beschäftigte beziehungsweise um 0,6 Prozent zurückgegangen. Nach Angaben der Bundesagentur seien alle 16 Bundesländer betroffen…“ Meldung vom 9.3.2021 in der taz online - Zahl der Beschäftigten in Pflegeberufen im Lockdown gesunken
“In den ersten Monaten der Coronapandemie ist die Zahl der Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege leicht gesunken. (…) Demnach ging in der Altenpflege von Ende März bis Ende Mai 2020 bundesweit die Beschäftigung um knapp 3.000 Menschen zurück – ein Minus von 0,5 Prozent. In der Krankenpflege sank die Zahl um knapp 1.000, ein Minus von 0,1 Prozent. Ein befürchteter Anstieg der Leiharbeit in der Pflege blieb allerdings aus…“ Meldung vom 18.12.2020 im Ärzteblatt online - Befragung zur Arbeitszufriedenheit: Arbeitsbedingungen und Gehalt treiben Pflegende aus dem Beruf
“Professionell Pflegende sind zwar höchst zufrieden mit ihrer pflegerischen Tätigkeit, allerdings sehr unzufrieden mit den aktuellen Arbeitsbedingungen. Das verdeutlichen gleich 2 Umfragen: von der Pflegekammer Schleswig-Holstein und der Pflegekammer Rheinland-Pfalz. In den Ergebnissen spiegele sich einerseits der tägliche Spagat wider zwischen dem eigentlich geliebten Beruf und einem hohen Ethos sowie andererseits den widrigen Umständen der Berufsausübung, teilte der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest mit. Dass allein fast 2.000 Pflegefachpersonen für die Befragung in Schleswig-Holstein teilgenommen haben, zeige ihr Bedürfnis, über ihre berufliche Situation Auskunft zu geben. Eine „überraschend hohe Anzahl“ der Befragten trage sich aktuell mit dem Gedanken, aus dem Beruf auszusteigen. Dies zeigten die unerwartet ausführlichen Eintragungen in den ergänzenden Freifeldern der Befragung, heißt es in dem Projektbericht der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, die mit der Evaluation von der Pflegekammer beauftragt wurde, und den BibliomedPflege vor Veröffentlichung einsehen konnte. Vielfach fänden sich Hinweise, dass hierfür der Leidensdruck unter den derzeit herrschenden Arbeitsbedingungen, das belastete Berufsethos und das Gefühl fehlender Wertschätzung den Ausschlag gäben. Auch die monetäre Entlohnung werde als zu niedrig gesehen. Die Situation verschärfe sich durch die Tatsache, dass aktuell der Altersdurchschnitt der Pflegefachpersonen 45 Jahre beträgt, und spitze sich noch zu, da eine „nicht unerhebliche Anzahl““ der Befragten angebe, aufgrund gesundheitlicher Problemen bereits akut beeinträchtigt zu sein. (… ) „Die Befragung zeigt deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der Pflegefachpersonen ihrem Beruf positiv gegenübersteht und sie pflegerische Tätigkeiten gern ausüben. Neben dem Gehalt müssen sich aber die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern, damit Pflegende so arbeiten können, dass sie sich auf das Wesentliche in der professionellen Pflege konzentrieren können. Neben einer Personalausstattung, die den entsprechenden pflegewissenschaftlichen Standards entspricht, sind auch neue Arbeitszeitmodelle, eine moderne Organisationskultur sowie die Neuorganisation der interprofessionellen Aufgabenteilung wichtige Bausteine, um ein Ausbluten der professionellen Pflege in Deutschland zu verhindern“, sagte Kammerpräsident Markus Mai in der vergangenen Woche.“ Beitrag von Nadine Millich vom 18.08.2020 bei BibliomedPflege - Pflege nach Corona: Der Exodus wird kommen
“Wird es mit der Ökonomisierung sozialer Arbeit nach der Pandemie aufhören? Unser Autor – der auch Pfleger ist – hat wenig Hoffnung. (…) Ich erwarte eine baldige Rezession und damit auch eine Beschneidung finanzieller Mittel im Sozialen. Damit einhergehend erwarte ich eine Verschärfung der Professionalisierungsdebatte. Soziale Arbeit soll effektiver und messbarer werden, das heißt mehr Bürokratie, mehr Hierarchie. Das wird zulasten der Menschen gehen, die Hilfe brauchen. Und diese Menschengruppe wird größer werden. Von den Sozialarbeiter:innen wird nur wenig Widerspruch kommen: An den Hochschulen wird das Professionalisierungsdogma schon seit Jahren gelehrt. Einige wenige im Sozialen werden sich politisieren und dann mangels Strukturen in der großen Normalisierungsmühle, die das Sozialwesen ist, aufgeraucht werden. Ich erwarte schon für die nahe Zukunft einen Exodus der Mitarbeiter:innen, die in den Krisenzeiten am engagiertesten waren. Insgesamt erwarte ich eine noch stärkere sozialdarwinistische Ausrichtung des Diskurses. Es wird sehr viel mehr über die Rettung des Wirtschaftssystems gesprochen als über die Rettung von Menschenleben. Die Infektionsrate auf unter 1 zu senken geschieht mit dem Ziel, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, über eine Ausrottung des Virus wie in Neuseeland wird nicht einmal nachgedacht. Eine Gesellschaft zu entwickeln, die die Menschen vor Ansteckung schützt, wird, wenn überhaupt, nur am Rande diskutiert. Dass auch bei einer Infektionsrate von 1 viele Menschen an dem Virus sterben werden, wird einfach hingenommen: wer stirbt, war ohnehin nicht zu retten, wird es heißen. Ich erwarte, dass der bereits tief verankerte Fatalismus im Sozialen weiter um sich greift. Und ich erwarte, dass sich noch mehr Pflegende diesem Fatalismus entziehen, indem sie sich in eine unpolitische, obskurantistische Traumwelt von Verschwörungstheorien, Esoterik und rechtslastiger Propaganda flüchten...” Kommentar von Frédéric Valin vom 1.5.2020 in der taz online - Siehe bei Twitter die Debatte unter #Pflexit
- Siehe auch unser Dossier: Überlastung treibt Krankenpflegekräfte in die Leiharbeit