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Amazon ohne neues „Hauptquartier 2“ in New York: Milliarden-Deal an Protesten gescheitert…
„Doch nun ist die Goldgräberstimmung so plötzlich verflogen, wie sie aufloderte. Amazon hat den Bau des 400.000-Quadratmeter-Campus in New York storniert – dem Konzern wurde der Widerstand vor Ort gegen HQ2 zu lästig. Zwar hätten 70 Prozent der New Yorker die Pläne unterstützt, erklärte das Unternehmen beleidigt, aber: „Eine Reihe von Lokal- und Bundesstaatspolitikern haben klar gemacht, dass sie unsere Präsenz ablehnen und nicht mit uns an den notwendigen Beziehungen arbeiten wollen, um das Projekt fortzusetzen“. Anders gesagt: zu unseren Bedingungen oder gar nicht. Tatsächlich hatten viele Anwohner, Gemeindevertreter und Aktivisten dagegen protestiert, dass die Stadt für Amazon den roten Teppich ausrollt. Sie fürchteten, dass die Ansiedlung von bis zu 25.000 Tech-Jobs in dem schnell wachsenden Stadtteil eine Turbo-Gentrifizierung zu Lasten der sozial Schwachen und den Kollaps der ohnehin überlasteten U-Bahn auslösen würde. (…) Doch das wollte Amazon nicht abwarten. Bezos‘ Konzern ist es gewohnt, umschwärmt zu werden. 238 Städte und Gemeinden hatten sich während des 14-monatigen Bieterwettbewerbs um das HQ2 dem Unternehmen aus Seattle angedient. Sie hatten mit Steuernachlässen, preiswertem Bauland und anderen Vergünstigungen geworben. Am Ende entschied sich Amazon für die üblichen Verdächtigen: die Metropolen New York und Washington. Die ewigen Verlierer in der Provinz gingen leer aus…“ – aus dem Bericht „Annahme verweigert“ von Ines Zöttl am 15. Februar 2019bei Spiegel online über diesen (diesmal gescheiterten) Musterfall des heutigen Kapitalismus: Die Diktatur der „Investoren“… Siehe dazu zwei weitere Beiträge über die Entwicklung zu dieser Vorhaben-Streichung, darunter einer, in dem lokale AktivistInnen zu Wort kommen – sowie, als Drittes, ein Beispiel für Journalismus im Dienste der „Investoren“…und, neu ergänzt am 18. Februar: Wer Amazons Entscheidung bedauert? Die Gewerkschaft natürlich…
- „»Das ist eine Gewerkschafterstadt«: Amazon gibt Protesten nach“ am 15. Februar 2019 in neues Deutschland zu den Summen und zum Widerstand: „… »Das ist eine Gewerkschafterstadt, wir stehen für unsere Werte ein«, so reagierten Kritiker der Amazon-Ansiedlung wie der Stadtverordnete Jimmy Van Bramer auf eine Anhörung mit Konzernvertretern Anfang der Woche. Dort hatten Amazon-Manager laut Bramer erklärt gegen gewerkschaftliche Organisierungsversuche vorgehen zu wollen. Wegen der Union-Busting-Geschichte des Konzerns hatten zuvor auch lokale Gewerkschafter gegen das neue Amazon Hauptquartier mobil gemacht. »Sorry Jeff Bezos, es sind nicht wir, du bist es, es hätte nicht funktioniert zwischen uns«, schrieb am Donnerstagabend das Gewerkschafterbündnis ALIGN auf Twitter. (…) In New York konnte sich Amazon Hoffnungen auf Steuervergünstigungen von in der Spitze nahezu drei Milliarden Dollar machen – und versprach im Gegenzug einen Schub für die lokale Wirtschaft und Investitionen von 2,5 Milliarden Dollar. Doch ob die vollmundig versprochenen Steuereinnahmen für den Bundesstaat und die Stadt tatsächlich im Steuersäckel gelandet wären ist mehr als fraglich. Nach einem Bericht des US-Wirtschaftsmagazin »Fortune« vom Donnerstag hat der Digitalkonzern 2017 noch rund 5,6 Milliarden Dollar Gewinn in den USA erwirtschaftet und diesen im vergangen Jahr auf 11,2 Milliarden beinahe verdoppelt. Darauf zahlte der Konzern 0 Dollar Steuern. Die Steuerrate des an der Börse mit 800 Milliarden US-Dollar bewerteten digitalen Warenhauses lag dabei bei -1 Prozent, weil Amazon im vergangenen Jahr 129 Millionen Dollar an Subventionen erhalten hatte…“
- „A Dispatch From the Anti-Amazon Victory Party“ von Jeremiah Moss am 15. Februar 2019 in The Atlantic ist ein Beitrag des langjährigen Chronisten New Yorker Zeitgeschichte, in dem er anhand der Aussagen von Aktiven bei der „Siegesfeier“ in Queens vom möglichen Ende des Niedergags der Stadt zum Bereicherungsgegenstand der „Investoren“ schreibt: Ein Niedergang. Der unter anderem mit Millionengeschenken an einen gewissen Herrn Trump begonnen habe. Die Kundgebung war von Gruppierungen wie TakeBackTheCity oder SaveNewYork organisiert worden, in denen vor allem AnwohnerInnen aus migrantischen und afroamerikanischen Communities organisiert sind – für die es nicht um die „Mittelschichtprobleme“ von Manhattan gehe, sondern ums Überleben.
- „Amazon held last-minute negotiations with union and local officials before canceling New York HQ2 plans“ am 15. Februar 2019 bei CNBC ist eine Meldung über ein Last-Minute-Treffen von Amazon Managern mit örtlichen Gewerkschaftern – die sich anschließend von der Streichung des Vorhabens überrascht zeigten – in dem das übliche neoliberale Journalistengeschwurbel verbreitet wird über die entgangenen Möglichkeiten für den Aufschwung. Der Stadt, wie die Autoren glauben machen möchten, nicht von Amazon…
- „Amazon’s pullout will be bad for the very workers that opponents of the deal claim to care about“ von Hector Figueroa am 15. Februar 2019 in den New York Daily News ist ein Beitrag des New Yorker Sekretärs der Gewerkschaft SEIU zu Amazons Rückzug: Er bedauert diesen Schritt, natürlich weil die Ansiedlung „Jobs gebracht“ hätte (wie schon seine Gesinnungsfreunde in Seattle gegen die Reichensteuer waren, weil sie „Jobs gekostet“ hätte) – wenn man sich nur noch vorstellen kann, die „Jobs“ mit Steuergeschenken an Unternehmen zu “bekommen“, kann man eigentlich seinen Verein gleich zumachen, oder?
- Siehe v.a. für die Proteste bei Twitter #AmazonHQ2