Weltwirtschaftsforum 2019: Messe der Scheinheiligkeit – Die Reichen und Mächtigen suchen Rettung im Ablasshandel
„In Davos versammeln sich zum Weltwirtschaftsforum wieder einmal die Reichen und Mächtigen, zumindest einige davon. Willkommen war auch der neue Regierungschef von Brasilien, Jair Bolsonaro, dem das WEF eine Bühne bot. Gut nachvollziehbar, denn Bolsonaro, der die vergangene Militärdiktatur schätzt, will keine sozialen Reformen, sondern mit der Hilfe des Militärs und auch mit Gewalt vor allem den Wohlstand der Reichen sichern. Das kommt vermutlich im Publikum an. (…) Versammelt haben sich wieder einmal 3.000 derjenigen, die sich wichtig nehmen und sich zeigen wollen. Trump wäre wohl auch gerne zu seinen Mitmilliardären gekommen, aber der Streit um den Shutdown und die Mauer ließen es nicht zu. Das Treffen steht unter dem Motto „Globalisierung 4.0“. Für Unterstützung sorgte auch eine Umfrage, die angeblich demonstrieren sollte, dass die Menschen auf der ganzen Welt die Globalisierung und damit die sich erweiternde Kluft zwischen Arm und Reich begrüßen. Es ist eine Schmierenkomödie, bei der einige „Gutmenschen“ wie dieses Jahr David Attenborough als Feigenblatt verwendet werden. Der Frauenanteil ist bei der Männerveranstaltung weiterhin unterirdisch. (…) Die Prominenz der Reichen und Mächtigen hält sich natürlich nicht wie die unteren Chargen länger auf dem Treffen auf, man düst buchstäblich kurz ein und hält, wie die NZZ süffisant bemerkt, Speed-Dating-Sitzungen, um gleich wieder abzubrausen. Das tut dem Klima, das das WEF doch so wacker retten will, nicht gut, demonstriert aber, dass man Geld und wenig Zeit hat, also wichtig ist. Allein der Flughafen Zürich rechnet mit zusätzlichen 800-1000 Starts und Landungen, wie die NZZ wohlwollend berichtet. Denn die Reichen und Mächtigen scheißen auf das Klima und fliegen mit ihren Privat- oder Staatsjets, um sich nicht unters einfache Volk mischen zu müssen. Deswegen fliegt man dann auch mit dem Hubschrauber gerne zum Treffen, um die öffentlichen Straßen zu meiden…“ Beitrag von Florian Rötzer vom 23. Januar 2019 bei Telepolis , siehe dazu auch:
- Weltwirtschaftsforum in Davos: Was will eine Gewerkschafterin auf dem Gipfel der Bosse?
„Megakonzerne wie Google und Amazon prägen immer stärker unsere Lebenswelt – und schaffen oft prekäre Arbeitsverhältnisse. In Davos will Gewerkschafterin Christy Hoffman das zum Thema machen. Hören die Manager zu?…“ Interview von David Böcking mit Christy Hoffman vom 22. Januar 2019 beim Spiegel online , in dem die Generalsekretärin des Gewerkschaftsdachverbands UNI Global Union, Christy Hoffman, u.a. erklärt: „… Ich bin zum ersten Mal dort, weil ich erst im Juni zur Generalsekretärin gewählt wurde. Aber unsere Organisation wird seit vielen Jahren nach Davos eingeladen, um die Stimme von Arbeitnehmern zu vertreten. (…) Ich kann nicht behaupten, dass unsere Ansichten unbedingt in den meisten Diskussionen vorkommen. Aber für uns ist es eine sehr gute Gelegenheit, mit den Medien zu sprechen, weil die Leute auf der Suche nach alternativen Sichtweisen sind…“
- Klüngelklub in der Alpenidylle. Nach Ansicht von Alexander Ulrich treffen sich in den Bergen von Davos die Verursacher der globalen Krise
„Wie jedes Jahr trifft sich derzeit die Crème de la Crème aus Wirtschaft, Finanzwelt und Politik zum Weltwirtschaftsforum in den schweizerischen Bergen. Wo die Öffentlichkeit hinschaut, wird viel über globale Probleme wie Klimawandel, Armut und Hunger gesprochen. Das ist an diesem Ort absurd. Denn der Klüngeklub von Davos taugt nicht zur Lösung globaler Probleme. Er ist Teil des Problems. Schließlich sind die viel thematisierten globalen Probleme die Konsequenz einer Wirtschaftsordnung, an deren Spitze jene stehen, die nun in der Schneeidylle über den Ernst der Lage schwadronieren…“ Kommentar von Alexander Ulrich vom 23.01.2019 beim ND online