»
Simbabwe

Neue Massenproteste in Simbabwe – Gewerkschaften mobilisieren massiv

Zimbabwes Armee auf der Suche nach Streikorganisatoren am 14.1.2019Als Reaktion auf drastische Preiserhöhungen für Benzin und Diesel hat Simbabwes wichtigster Gewerkschaftsbund ZCTU zu einem dreitägigen Generalstreik aufgerufen. Bereits am Montag wurde bei den Protesten nach offiziellen Angaben ein Mensch getötet, 200 Streikende wurden verhaftet. Wie die in der Hauptstadt Harare erscheinende Zeitung News Day am Dienstag unter Berufung auf die Ärztevereinigung Zimbabwe Association of Doctors for Human Rights berichtete, sollen sogar fünf Menschen getötet und 24 weitere verletzt worden seien. Die Polizei feuerte demnach mit scharfer Munition auf Demonstrierende, die Straßen mit Felsbrocken und brennenden Reifen blockiert hatten. Die staatlich regulierten Preise an den Tankstellen waren mehr als verdoppelt worden, was Präsident Emmerson Mnangagwa am Samstag kurzfristig angekündigt hatte. Ein Liter Benzin kostet nun 3,11 US-Dollar (2,72 Euro) – soviel wie nirgendwo sonst auf der Welt. Diesel ist noch zehn Cent teurer…“ – so beginnt der Beitrag „Simbabwe droht Kollaps“ von Christian Selz am 16. Januar 2019 in der jungen Welt externer Link, worin insgesamt ein Scheitern des Kurses des früher – wegen seiner Rolle in den Repressionsmechanismen des Mugabe-Regimes – „Krokodil“ genannten Präsidenten festgehalten wird… Siehe zur aktuellen Protestbewegung in Simbabwe, den Mobilisierungen und ihren Hintergründe einige aktuelle Beiträge:

„ZCTU, activists call for Zimbabwe shutdown over fuel price hike“ am 14. Januar 2019 bei New Zimbabwe externer Link war die Meldung über den Beschluss des Gewerkschaftsbundes ZCTU zu einem dreitägigen Generalstreik im ganzen Land aufzurufen vom 14. bis zum 16. Januar 2019 – ein Aufruf, der gemeinsam mit anderen sozialen Organisationen verbreitet wurde.

„Angry Zimbabweans riot after 150 percent fuel price rise imposed“ von Tendai Marima am 15. Januar 2019 bei Al Jazeera externer Link ist Bericht und Stimmungsbild aus der zweitgrößten Stadt des Landes Bulawayo. Dabei wird nicht nur darauf verwiesen, dass durch die Preiserhöhung der Regierung die Preise im Nahverkehr sich mindestens verdoppelt haben, sondern auch die Entschlossenheit vieler Menschen deutlich, sich auch von den massiven Polizeieinsätzen nicht abschrecken zu lassen, sondern zu protestieren, bis diese Preiserhöhung zurück genommen wird. Die Blockade der Straßen im Zentrum und die Besetzung des Justizgebäudes werden ebenso erwähnt, wie die Selbstbedienungsaktionen in Supermärkten. Und das Statement der Regierung, die – wie anderswo nicht nur in Afrika auch – ausländische Agenten am Werk sieht…

„Zimbabwe: teachers strike over pay as currency crisis deepens“ am 09. Januar 2019 bei Education International externer Link ist ein Bericht über den Streik der Lehrerinnen und Lehrer in Simbabwe, die nach den Ärzten die zweite Berufsgruppe waren, die in den Streik traten – und diesen nach der Preiserhöhung erst recht fortsetzten. Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise Simbabwes, in diesem Fall eben speziell für Beschäftigte an den Schulen, werden anhand von Aussagen von Sprechern der Gewerkschaft ZIMTA ausführlich und konkret dargestellt.

„Zim’s tax collector, bankers down tools as living costs skyrocket“ von Crecey Kuyedzwa am 14. Januar 2019 bei Fin24 externer Link ist ein Beitrag über den Streikbeginn bei der Steuerbehörde und den Banken, von den Gewerkschaften Zimbabwe Revenue Authority and Allied Workers Trade Union (ZIMRATU) und Zimbabwe Banks and Allied Workers Union (ZIBAWU) organisiert. Da ihre Mitglieder aufgrund der explodierten Nahverkehrspreise ohnehin nicht in der Lage seien, zur Arbeit zu fahren, hätten sie den Streik erklärt, wird darin zu den Aussagen von Gewerkschaftssprechern berichtet.

„The Salary Caravan and Camp monumental success story“ am 14. Januar 2019 bei ARTUZ externer Link (Facebook) ist ein Bericht über den „Marsch nach Harare“ den die ländliche Lehrergewerkschaft im Dezember 2018 organisiert hatte, dessen Erfolg die Gewerkschaft – die sich einst vom Gewerkschaftsbund ZCTU wegen dessen „mangelnder Kampfbereitschaft“ getrennt hatte, inzwischen aber wieder beigetreten ist, nachdem eine neue Führung gewählt wurde – als Beispiel dafür sieht, wie auch heute gekämpft werden müsse.

„#zimshutdown“ externer Link ist einer der Twitter-Kanäle, auf denen aktuell informiert und mobilisiert wird – trotz der von der Regierung verhängten Internet-Sperre. Neben dieser Sperre selbst sind vor allem zahlreiche Repressionsmaßnahmen Gegenstand ausführlicher Berichterstattung.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=142781
nach oben