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Tarifrunde für tarifliches Weihnachtsgeld in der Gebäudereinigung: Jetzt wird´s richtig dreckig
Dossier
„Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) startet am heutigen Montag, 19. November, bundesweit mit Warnstreiks in der Gebäudereinigung. Die ersten Warnstreiks laufen seit 0.00 Uhr. Die IG BAU fordert für die rund 600 000 Beschäftigten im Gebäudereiniger-Handwerk ein tarifliches Weihnachtsgeld. Die Branche ist immer noch eine der wenigen, in der es kein Weihnachtsgeld gibt. Doch die Arbeitgeber sind nicht einmal bereit, über das Thema Verhandlungen aufzunehmen. Per Pressemitteilung informierten sie ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, dass es mit ihnen keinen Tarifvertrag über ein Weihnachtsgeld geben wird. „Die Beschäftigten in der Gebäudereinigung sind sauer. Sie wollen endlich die Anerkennung, die sie sich verdient haben und nicht länger als Arbeitnehmer zweiter Klasse behandelt werden. Die meisten arbeiten in der untersten Lohngruppe. Sie arbeiten zuverlässig und hart. Reichtümer scheffeln sie dabei nun wirklich nicht“, sagte IG BAU-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführerin Ulrike Laux...“ IG BAU-Presemitteilung vom 19.11.2018 zum Start der Warnstreiks für Weihnachtsgeld, für aktuelle Infos siehe die Sonderseite der IG BAU und Aktiven-Blog der Gebäudereiniger „Sauberkeit braucht Zeit“ . Für uns besonders interessant:
- Tarifstreit in der Gebäudereinigung beigelegt – IG BAU: „Deutliche Verbesserungen“ Höhere Lohn-Zuschläge – mehr Urlaub: Neuer Rahmentarifvertrag für 650.000 Gebäudereiniger steht
“… So sollen Teilzeitbeschäftigte, die über fünf Monate hinweg kontinuierlich ein Überstundenpensum von mindestens 15 Prozent leisten, einen Anspruch darauf bekommen, dass ihr Arbeitsvertrag auf die tatsächlich geleistete, höhere Wochenstundenzahl angepasst wird. Für Überstunden wird künftig ab der neunten Arbeitsstunde ein Belastungszuschlag von 25 Prozent vom Stundenlohn bezahlt. (…) So hat die Gewerkschaft einen einheitlichen Nachtzuschlag von 30 Prozent durchgesetzt – das sind 5 Prozent mehr als bislang. An Sonn- und Feiertagen soll es einen Aufschlag von 80 Prozent (statt bisher 75 Prozent) geben. Für die Arbeit am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, an Neujahr und am 1. Mai wird, so sieht es die neue Vereinbarung vor, sogar Zuschläge von 200 Prozent des Lohns geben. (…) So soll es ab 2021 für alle Beschäftigten einen einheitlichen Urlaub von 30 Tagen auf Vollzeitbasis geben – egal, wie lange sie in der Branche arbeiten. Neueingestellte haben, so die Vereinbarung, im kommenden Jahr bereits einen Anspruch von 29 Urlaubstagen…“ IG BAU Pressemitteilung vom 18.10.2019 , siehe dazu:- Warnstreik in der Gebäudereinigung: Sichtbarkeit für alle
“… Auch gegen diese Unsichtbarkeit und für Anerkennung haben die Beschäftigten gekämpft. Die Unsichtbaren haben sich Sichtbarkeit verschafft mit ihren Warnstreiks vor Großkonzernen wie VW oder Bayer und Flughäfen. Auf einmal mussten Arbeitgeber hinschauen, Medien berichteten. Wer aber nicht für seine Rechte streiten kann, weil sie unsichtbar bleiben müssen, sind die Angestellten ohne Vertrag. Gebäudereiniger*innen, die etwa illegalisiert hier leben oder heimlich Hartz IV aufstocken. Sie müssen auf faire Chef*innen hoffen. Und was heißt schon »fair«, wenn in neoliberaler Manier Computerjobs als mehr wert gelten und besser bezahlt sind.“ Kommentar von Marion Bergermann vom 19.10.2019 in Neues Deutschland online
- Warnstreik in der Gebäudereinigung: Sichtbarkeit für alle
- Mehr Geld, sonst bleibt der Dreck. Deutschlandweit streiken Gebäudereiniger für einen neuen Rahmentarifvertrag
„Vielleicht muss es erst richtig dreckig werden, bevor Gebäudereiniger*innen unter besseren Bedingungen arbeiten. Um das zu erreichen, haben Reinigungskräfte am Donnerstag in mehreren Großbetrieben Deutschlands gestreikt. In Berlin demonstrierten sie vor dem Werk des Chemieunternehmens Bayer für einen neuen und besseren Rahmentarifvertrag. (…) Putzen ist kein leichter Job. Landgraf betont, dass es Standards brauche, um Industrieanlagen und Krankenhäuser zu reinigen. Einige der Streikenden vor dem Bayer-Gebäude tragen weiße Masken, wie auch an anderen Streikorten in Deutschland. Das soll für »die Unsichtbaren« stehen, so die Gewerkschaft. Die Idee dahinter ist, dass Arbeitnehmer*innen die Reinigungsarbeit oft nicht wertschätzen. Wenn man an den Arbeitsplatz kommt, ist dieser meist schon sauber geputzt. (…) Am Dienstagmorgen hatten Reinigungskräfte unter anderem an den Flughäfen Berlin-Tegel und Düsseldorf für einige Stunden ihre Arbeit niedergelegt. Auch für diesen Freitag hat die Gewerkschaft deutschlandweit zu Streiks vor Industrieobjekten aufgerufen. (…) »Wir haben gezeigt, dass die Unsichtbaren gesehen werden wollen. Dass sie Anerkennung möchten, und das auch im Portemonnaie«, sagte Antonia Kühn dem »nd«. Als IG-BAU-Regionalleiterin war sie am Donnerstag beim Streik vor ThyssenKrupp in Duisburg dabei. Etwa 80 Menschen legten dort ab vier Uhr morgens die Arbeit nieder, berichtete Kühn. Auch vor den VW-Werken in Wolfsburg und Kassel, dem BMW-Werk im bayerischen Dingolfing wurde gestreikt.“ Artikel von Marion Bergermann vom 10.10.2019 beim ND online , siehe auch den Bericht der IG Bau vom 11.10.19
- Dirty-Job-Pranger
„Drückerei bei Lohn und Urlaub – viele Unternehmen der Gebäudereiniger-Branche nutzen den tariflosen Zustand, um Reinigungskräfte durch die Änderung von Arbeitsverträgen zu deutlich schlechteren Konditionen zu beschäftigen. Das können und wollen wir nicht hinnehmen, ab sofort machen wir diese Unternehmen öffentlich. #1 – Piepenbrock. Wir legen nach – am Freitag, 11. Oktober, wird der nächste Arbeitgeber veröffentlicht!!!..“ Aktionsseite der IG BAU , siehe dazu:- IG Bau prangert Arbeitgeber von Gebäudereinigern online an
„In der Gebäudereiniger-Branche tobt ein heftiger Tarifstreit. Es geht um Weihnachtsgeld, Zeitzuschläge und Urlaubstage. Ein „Dirty-Job-Pranger“ im Internet soll Unternehmen entlarven, die den seit August herrschenden tariflosen Zustand ausnutzen. (…) Als erstes wurde das Unternehmen Piepenbrock aus Osnabrück an diesen Pranger gestellt, das bundesweit rund 26.000 Gebäudereiniger beschäftigt. Die IG BAU veröffentlichte einen Arbeitsvertrag, den das Unternehmen einem schon angestellten Beschäftigten zur vorgelegt haben soll. Darin werden vor allem die Zeitzuschläge zum Nachteil des Arbeitnehmers neu geregelt – „bis ein neuer Rahmentarifvertrag in der Gebäudereinigung für allgemeinverbindlich erklärt worden ist“, wie es in dem Vertrag heißt. Der Mitarbeiter bleibt anonym, der Einzelfall ist nicht nachvollziehbar. Die IG BAU rechtfertigt die drastische Maßnahme. Die Verhandlungsführerin Ulrike Laux sagte dem Deutschlandfunk: „Wir wollen, dass die Beschäftigten wissen, welches Unternehmen welche Praxis anwendet. Und wir wollen auch, dass die Kunden es wissen. Die Kunden müssen wissen, ob das Unternehmen, das bei ihnen reinigt, gerade versucht, Ansprüche der Beschäftigten abzubauen, zu verschlechtern – und damit den Leuten wirklich Geld wegzunehmen.“ (…) Piepenbrock weist die Darstellung der IG Bau zurück: Bestehende Arbeitsverträge seien nicht geändert worden. Der Innungsverband schlägt schärfere Töne an: Die Rede ist von öffentlicher Dreckschleuderei und scheinheiliger Propaganda seitens der Gewerkschaft. Diese habe bisher alle Angebote der Arbeitgeber abgelehnt...“ Beitrag von Silke Hahne vom 8.10.2019 beim Deutschlandfunk
- IG Bau prangert Arbeitgeber von Gebäudereinigern online an
- Gebäudereinigung – Streikwoche steht bevor: Infrastruktur und Automobilindustrie betroffen
“Der Tarifstreit in der Gebäudereinigung beschert Deutschland eine neue Streikwoche: Ab Wochenbeginn wird es bundesweit zu weiteren Warnstreiks kommen. Das kündigte die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) am Freitag an. Insbesondere „sensible Bereiche der Infrastruktur“ sollen von Arbeitsniederlegungen im Reinigungssektor betroffen sein, so die Gebäudereiniger-Gewerkschaft. Ebenso die Autoindustrie sowie deren Zulieferer. Die Warnstreiks werden sich über mehrere Tage erstrecken und jeweils mehrere Stunden andauern. Gestreikt wird bundesweit an unterschiedlichen Orten“, sagte Ulrike Laux vom Bundesvorstand der IG BAU. Grund für die erneute Warnstreikphase sind festgefahrene Tarifverhandlungen für das Gebäudereiniger-Handwerk. Die IG BAU und der Bundesinnungsverband hatten in dieser Woche ihre 6. Verhandlungsrunde über einen neuen Rahmentarifvertrag ergebnislos beendet. Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft wirft den Arbeitgebern vor, durch „Tarif-Trickserei Gebäudereinigerinnen sowie Glas- und Industriereiniger bei Lohnzuschlägen beschneiden“ zu wollen. „Die Arbeitgeber scheuen sich nicht, neue Mogelpackungen zu präsentieren und damit öffentlich Augenwischerei zu betreiben“, sagte Ulrike Laux. …“ IG BAU-Pressemitteilung vom 04.10.2019
- Viel Schmutz bei Auftragsvergaben in der Gebäudereinigung!
“In der Gebäudereinigung knirscht es gewaltig. Im April hat der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks den bis Juli laufenden Rahmentarifvertrag einseitig gekündigt. Ein tarifpolitisches Foulspiel. Damit wollen sich die Möchtegern-Saubermänner vor einem Gerichtsurteil drücken, wonach Überstundenzuschläge auch für Teilzeitkräfte gelten müssen. Davon wollen die Firmen nichts wissen. Ohne den Tarifvertrag stehen für die Beschäftigten nun viele Errungenschaften auf dem Spiel. Mangelnde Wertschätzung gehört für die Arbeitgeber offenkundig zum Standardrepertoire! (…) Hinzu kommt ein neuer Trend: Viele Betriebe nutzen die derzeitige Tarif-Lücke und diktieren ihren Beschäftigten geänderte Arbeitsverträge. Schamlos werden Urlaubstage gekürzt, Zuschläge gestrichen und andere Standards gesenkt. (…) Einen solchen Fall gibt es aktuell beim NDR in Hannover. Dort hat die Götz GmbH & Co KG gerade den Auftrag erhalten. Da die bisherigen Reinigungskräfte ihre Arbeit behalten wollen, müssten sie den Dienstleister wechseln. Nach Informationen der IG BAU hat dieser ihnen neue Verträge vorgelegt. Konkret wird ein Vorarbeiter nur noch für die Hälfte der Schicht in dieser Funktion eingesetzt. Für den Rest wurde er als Reinigungskraft eingruppiert und verdient weniger. Insgesamt soll die Stimmung bei allen Beschäftigten im Keller sein. Das sollte der NDR wissen. So etwas schadet unnötig seinem guten Ruf. Dieses Beispiel ist kein Einzelfall, auch viele andere Auftraggeber sollten um ihren Ruf besorgt sein…“ Beitrag vom 04.10.2019 beim DGB Niedersachsen
- Gegenbauer Services setzt Streikbrecherinnen in Berliner Staatsbibliothek ein
„Die Reinigungskräfte der „Staatsbibliothek Unter den Linden“ streikten geschlossen am Mittwoch, dem ersten Warnstreiktag in Berlin. Gegenbauer versetzte dies in helle Aufregung. Der Streikposten beobachtete auffälliges Verhalten der Objektleiterin im Objekt am Donnerstagmorgen. An der nächsten Straßenecke trafen sich dann die Objektleiterin sowie die Streikbrecherinnen. Diese begannen mit der Objektleiterin in großer Hektik die Reinigungsarbeiten. (…) Als sich im Streiklokal rumsprach, dass die Firma Gegenbauer Streikbrecherinnen organisiert, machte sich spontan eine 20-köpfige Delegation auf zum Streikobjekt. Einige versuchten auch die Streikbrecherinnen ausfindig zu machen. Da sich diese zu gut versteckten, wurden die Reinigungswagen entsprechend gestaltet. Als die Delegation vor der Staatsbibliothek demonstrierte und Plakate anbrachte kam der Geschäftsführer der Staatsbibliothek vor die Tür. Energisch äußerte er seinen Unmut über die Delegation und sprach gleich von Hausfriedensbruch. Er zeigte zudem kein Verständnis, dass der Streik ausgerechnet in seinem Haus staatfindet. Glücklicherweise gab es von vielen Kunden als auch Angestellten der Staatsbibliothek am Streiktag sowie am heutigen Freitag viel Solidarität für die Streikenden.“ Bericht vom 27. September 2019 mit Bildern auf der Aktionsseite „Sauberkeit braucht Zeit“
- Während Reinigungskräfte im Dortmunder Seniorenzentrum streiken, setzt Arbeitgeber Streikbrecher ein
„Große Aufruhr gab es am Donnerstagmorgen in Dortmunder Seniorenzentren. Denn die streikenden Reinigungskräfte wurden durch Streikbrecherinnen ersetzt. „Wir haben den Kolleginnen erklärt, warum wir im Arbeitskampf sind. Das Verhalten des Arbeitgebers ist für uns nicht akzeptabel. Statt die Streikenden zu ersetzen, sollten sie lieber endlich faire Verhandlungen führen“, so Sven Bönnemann von der IG BAU Westfalen. Streikende aus den anderen Objekten haben vor dem Seniorenzentrum in Dortmund ihren Unmut über die Streikbrecher zum Ausdruck gebracht.“Unsere Aktiven sind jetzt noch motivierter. Die Kolleginnen und Kollegen sind entsetzt und jetzt erst Recht bereit, für einen fairen Tarifabschluss zu kämpfen“, so Bönnemann abschließend.“ Bericht vom 26. September 2019 mit Bildern auf der Aktionsseite „Sauberkeit braucht Zeit“