Schlammschlacht um einen neuen Wirtschaftsweisen – „absolute“ Absicherung der Effizienz der Finanzmärkte

Überblick von Volker Bahl vom 2.10.2018

KapitalismuskritikEs ist schon bemerkenswert, dass bei den Äußerungen von Ökonomen gerade das Handelsblatt Stephan Schulmeister zur Rechtfertigung der Benennung von Achim Truger als Wirtschaftsweisen zitiert: Truger hat sich durch saubere empirische Arbeiten in der Ökonomie hervorgetan, was man ja von der Mehrheit des Sachverständigenrates mit ihrer „idealistischen“ Wahrnehmung über einen dogmatischen Marktradikalismus wahrlich nicht behaupten kann…

Schlammschlacht der Neoliberalen gegen neuen „Wirtschaftsweisen“ Achim Truger – „Absolute“ Absicherung der Effizienz der Finanzmärkte –

Zunächst ist es recht vorteilhaft mit Stephan Kaufmann in der Frankfurter Rundschau den bisherigen Zwist im Sachverständigenrat noch einmal zu rekapitulieren – Peter Bofinger mit der Notwendigkeit der „Minderheitsmeinungen“ gegen den Rest des SVR: http://www.fr.de/wirtschaft/wirtschaftsweise-alle-gegen-einen-a-1593150 externer Link

Nun haben also die Gewerkschaften als nächsten Sachverständigen Achim Truger vorgeschlagen: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/neuer-wirtschaftsweiser-gewerkschaften-nominieren-achim-truger-als-bofinger-nachfolger/23125992.html?ticket=ST-6129553-CQCQbjcY5K6njw9eiFhs-ap3 externer Link

Und die Wirtschaftsweisen Lars Feld und Isabel Schnabel äußern Zweifel an der wissenschaftlichen Qualifikation, die nur einfach ihrem Weltbild entgegensteht: https://oxiblog.de/der-naechste-wirtschaftsweise-gewerkschaften-nominieren-achim-truger/ externer Link

Nun wollen sie bei diesem Wechsel für die Zeit nach Bofinger mit allen Mitteln – selbst der Denunziation – ihr ökonomisches Weltbild für alleinig – also so gut wie sakrosankt – erklären lassen. Dabei geriet gerade auch schon vor zwei Jahren der Sachverständigenrat mit seinen doch immer abstruser werdenden Vorschlägen in seinen ideologischen Gräben allzusehr stecken, was ihm in der Politik schon einiges an Reputation gekostet hatte. (https://www.labournet.de/?p=106557)

An diesem zwar „unrealistischen“ aber einheitlichen Weltbild wirkte bisher schon Peter Bofinger als Störfaktor: Siehe noch einmal „Der Sachverständigenrat auf dem Weg zu einem Monopol“. (https://www.labournet.de/politik/wipo/wipo-deb/wipo-all/der-sachverstaendigenrat-auf-dem-weg-zu-einem-oekonomischen-meinungsmonopol/ oder auch kurz https://www.labournet.de/?p=123751)

Nun gilt es also den Wechsel zu nutzen um jegliches „alternatives“ Denken – z. B. für mehr Gerechtigkeit – auszuschalten.

Das erscheint jetzt „natürlich“ umso erforderlicher als mit der Finanzkrise 2008 ff. das Scheitern der idealistischen neoliberalen Theorie sehr deutlich wurde. (Vgl. dazu vielleicht auch noch die Seite 2 bei https://www.labournet.de/?p=135721)

Und diese Ökonomischen Weltbilder sind – was sich jetzt immer stärker herausstellt – Konstruktionen ohne empirischen Bezug zur Realität. Siehe dazu das neue Standardwerk für diese Fragen von Stephan Schulmeister,“Der Weg zur Prosperität“ und man beginne dort mit dem Kapitel 2 „Der Markt als höheres Wesen: Idealistische versus realistische Wirtschaftstheorien“, um dann noch spezifischer fortzufahren mit dem Kapitel 3 „Exkursion mit Ludwik Fleck: Wissenschaft als „Harmonie der Täuschungen“.

Was also darf noch Wissenschaft sein? Gegen die Abschaffung des Soli auftreten? (https://www.boeckler.de/114705_114712.htm externer Link) Oder den wenig einleuchtenden Sinn der „Schwarzen Null“ in Frage stellen? (https://www.blaetter.de/archiv/autoren/achim-truger externer Link) Oder die Politik gegen diese Finanzmarktkrise als ungenügend ansehen? (http://www.spw.de/data/hein_truger.pdf externer Link pdf) – einfach weil man mit dieser „neoliberalen Brille“ nicht scharf auf das Wirken der Finanzmärkte blicken kann.

Wie meinte dazu Stephan Kaufmann: Eindeutigkeit ist in der Ökoonomie oft nicht zu haben. Und daher ist es besser, der Sachverständigenrat dient künftig als Schauplatz der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. (FR vom 1. Oktober 2018) Und man möchte noch ergänzen einfach mehr saubere Empirie – bei allen!

Mal schauen, was bei der Politik dabei rauskommt?

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=138168
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