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Kapitalismus, IGM und AFD: Die KBC Lörrach ist am Ende
„Die Firma KBC (Manufaktur Koechlin Baumgartner & Cie.) in Lörrach ist die älteste Firma in Europa und befindet sich in Abwicklung. Der Kampf um einen besseren Sozialplan trieb gestern mehr als 200 der noch 320 in der KBC arbeitenden Kolleginnen und Kollegen zu einer Kundgebung mit anschließender Demonstration auf die Straße. Heute drangen mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen kurzzeitig in den Konferenzraum ein, wo die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und der Geschäftsleitung weitergeführt werden. Verhandlungsführer auf Seiten des Betriebsrates ist der neue Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Fuhl aus Weil am Rhein, der auch das bekannteste AFD Mitglied und Vorsitzender der AFD im Kreis Lörrach ist. Fuhl ist unter anderem auch Kandidat der AFD für den Wahlkreis Lörrach bei Wahlen gewesen und ist nun auch im bundesweiten Koordinationskreis mit dabei, der die Vereinigung der „Juden in der AFD“ gründen möchte. Bei den Betriebsratswahlen im April diesen Jahres war der langjährige Betriebsratsvorsitzende Volker Fingerling von der IG Metall (IGM) zwar wieder angetreten, war jedoch nicht mehr in das Gremium gewählt worden. Er hatte auch gegenüber Tageszeitungen öffentlich behauptet das die Arbeitsplätze in der KBC sicher seien und er den „Gerüchten“ über Personalabbau und Betriebsschließung in Lörrach nicht glaube, obwohl bereits Jeder Bescheid wusste. Wolfgang Fuhl ist in der KBC als Abteilungsleiter technischer Angestellter und gehört damit zur Werksleitung. Und er hatte bei den Betriebsratswahlen das beste Ergebnis und wurde damit Betriebsratsvorsitzender. Am Abwärtstrend der KBC Lörrach ist die IG Metall mitschuldig. Managment und Co Managment sind hier endgültig verschmolzen…“ Bericht vom 27.9.2018 von und bei Siegfried Buttenmüller (Artikel auf Basis von Informationen von Kolleginnen und Kollegen vor Ort und eigener Recherchen) und einige Pressemeldungen dazu:
- „KBC Lörrach: Der Abschluss ist geschafft“ – und der Afd-Betriebsratsvorsitzende aus der Schußlinie?
“Am Freitagvormittag konnte der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Fuhl nach „einem zwölfstündigen Verhandlungsmarathon“ den Durchbruch vermelden: „Betriebsrat, Thomas Bittner von der IG Metall und die Geschäftsleitung KBC Fashion haben sich … am Donnerstag … um 22 Uhr auf den Sozialplan für die von Entlassung betroffenen Mitarbeiter geeinigt. Für die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen konnte eine Standortgarantie bis zum 31. Dezember 2022 vereinbart werden. Der Sozialplan läuft ebenfalls bis zum 31. Dezember 2022.“ (…) In einem Papier werden die Eckpunkte des Sozialplans skizziert: Abfindung für jüngere Arbeitnehmer (jünger als 60 Jahre): Sicher 1450 Euro brutto pro Beschäftigungsjahr. Teilzeitbeschäftigte erhalten die Abfindung anteilmäßig. (…) Transfergesellschaft: Alle Mitarbeiter die unter den Sozialplan fallen und mindestens drei Monate Kündigungsfrist besitzen, haben Anspruch auf die Transfergesellschaft mit doppelter Laufzeit (der Kündigungsfrist) – maximal zwölf Monate. Der Nettolohn wird auf 80 Prozent aufgestockt. IG Metall-Mitglieder erhalten fünf Prozent mehr, also Aufstockung auf 85 Prozent. Für über 60-Jährige gilt: Nach der Transfergesellschaft frühest möglicher Rentenbeginn. Zuzahlung bei Arbeitslosengeld 1 auf 85 Prozent. Bei Rentenabschlag: Ausgleich des Abschlags in Höhe von 85 Prozent für 15 Jahre auf Basis einer 1200 Euro Rente…“ Artikel von Bernhard Konrad in der Oberbadische Zeitung online vom 28.09.2018
- KBC: 210 Arbeitsplätze sollen bei KBC abgebaut werden
„Der Betriebsrat des Textilunternehmens KBC erhöht den Druck auf die Arbeitgeberseite und wird dabei von der IG Metall unterstützt. Am Lörracher Standort der Holding Imprima sollen 210 der 330 Arbeitsplätze abgebaut werden, die Verhandlungen stecken fest. Am Mittwoch fand eine Betriebsversammlung vor dem Werkstor statt, zu der sehr viele kamen. Der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Fuhl und Thomas Bittner von der IG Metall berichteten vom Verhandlungsstand und riefen angesichts der „Blockadehaltung“ der Arbeitgeberseite zu Aktionen auf. Eine davon fand gleich im Anschluss an die Versammlung statt – die Belegschaft formierte sich spontan zum Demonstrationszug und ging mit viel Lärm und Transparenten von einem Werkstor zum anderen. Bittner ergänzte, wenn kein befriedigendes Ergebnis erzielt werde, dann würden Busse bereitgestellt für die Fahrt zur Protestkundgebung nach Como. Dorthin will das italienische Unternehmen Imprima, dem KBC gehört, die 210 Arbeitsplätze zulasten von Lörrach verlagern. (…) Fuhl wie Bittner erklärten, sie hätten so etwas wie die Haltung der Imprima trotz langjähriger Erfahrung noch nicht erlebt. Manche Mitarbeiter seien seit 20, 30, 40 Jahren im Betrieb – „seit 48 Jahren!“, kommentierte einer. Diese Leute dürfe Imprima nicht mit leeren Händen nach Hause schicken. Eine Umkehr der Entscheidung sei nicht möglich, so Bittner – doch ein fairer Interessensausgleich und ein guter Sozialplan müssten sein. Es gehe um Abfindungen, um Weiterbildung, eine Transfergesellschaft und Zuschläge für Kinder. Es gehe um verlässliche Regelungen für jene 120 Arbeitsplätze, die in Lörrach bleiben sollen, und um die Klärung der Frage, was aus den Beschäftigten der Segeltuch-Sparte werde. Hier sei noch kein Käufer gefunden…“ Artikel von Sabine Ehrentreich vom 27.09.2018 im Südkurier online
- Etwa 200 KBC-Mitarbeiter halten öffentliche Betriebsversammlung ab
„Vor dem Werkstor der KBC Fashion in Lörrach haben sich mindestens 200 Mitarbeiter versammelt. Sie werden über den neusten Verhandlungsstand informiert. Am Montagabend hätten die Eigentümerin Imprima und der Betriebsrat verhandelt, für Mittwoch sei die nächste und wohl letzte Runde angesetzt. Betriebsrat und IG Metall lehnen das Angebot der Arbeitgeberseite ab. (…) Bittner zählt auf, um was der Betriebsrat ringe. Es gehe um den Übergang in eine Transfergesellschaft, damit die Beschäftigten nicht sofort arbeitslos werden würden. Er nennt die Stichworte Abfindung, Weiterbildung und erinnert an die Familien derjenigen, denen gekündigt werden soll, besonders an die Kinder. (…) Er übergibt noch einmal das Wort an Wolfgang Fuhl. „Kommt morgen mit Selbstbewusstsein vors Tor und zeigt denen von Imprima, was ihr von ihnen haltet.“ Sollte keine Einigung zustande kommen, so Fuhl, werde es bald jeden Tag eine öffentliche Betriebsversammlung geben. Diese endet mit dem „Probelauf für eine Demonstration“, der von einem Werkstor zum anderen führte – unterstützt von der Werksfeuerwehr.“ Artikel von Dorothee Soboll vom 26.09.2018 in der Badischen Zeitung online
- Und zu Wolfgang Fuhl: „AfD-Politiker Wolfgang Fuhl: Rechtspopulistisch und jüdisch“
„Wolfgang Fuhl war bei den Jusos aktiv und in der Gewerkschaft. Heute ist er AfD-Politiker im baden-württembergischen Lörrach und Jude. Kein Widerspruch für ihn. Denn er setzt auf die Angst vor antisemitischen Einwanderern. Die Leitung seiner jüdischen Gemeinde fürchtet um ihr Ansehen…“ Beitrag von Jens Rosbach vom 11.04.2016 beim Deutschlandfunk