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»Das war für uns danach ein anderes Land«. Mit einem wilden Streik bei den Kölner Fordwerken wurden Gastarbeiter im August 1973 erstmals sichtbar zu Akteuren
„Wenn man mit Peter Bach – 70 Jahre, ehemaliger Ford-Arbeiter – über den »großen Streik« von 1973 reden will, geht es erst einmal um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Dieser hatte 2004 ein Nagelbomben-Attentat in der Kölner Keupstraße verübt. Das Attentat, da ist sich Bach sicher, richtete sich gezielt gegen die Straße als erfolgreiche migrantische Wirtschaftszone. Und dass sie das in den 70er und 80er Jahren werden konnte, sei, so Bach, auch eine Folge des berühmten Streiks bei den Kölner Fordwerken gewesen. (…) Dann kam es zu dem sechstägigen Ausstand, der sich am 24. August 1973, an einem Freitag, spontan entwickelt und in kurzer Zeit über das gesamte Werk verbreitet hatte, und der am 30. August gewaltsam durch die Polizei beendet wurde. Dies geschah mit Unterstützung der Arbeitnehmervertretungen, die sich für die Belange migrantischer Kollegen wenig interessierten und deren radikale Aktion ablehnten. Die »Bild« machte daraus die Schlagzeile »Deutsche Arbeiter kämpfen Ford frei«. Trotz des gewaltsamen Endes und der Kündigungen, mit denen einige der Streikenden bestraft wurden, finden sowohl Peter Bach als auch Mitat Özdemir, dass der Arbeitskampf ein Erfolg war. Er habe gelernt, dass »man auch als Türke in Deutschland den Mund aufmachen kann«, sagt Özdemir heute. »Für die deutschen Kollegen war es vielleicht normal, auch mal den Mund aufzumachen. Für uns nicht. Für mich hatte sich durch den Streik die Welt verändert, Deutschland war für uns danach ein anderes Land als vorher. Deswegen war der Streik für mich ein großes Ereignis.« Das war er auch für die Öffentlichkeit: Nicht allein, weil es ein »wilder«, spontaner Streik war – davon gab es im Jahr 1973 viele. Sondern vor allem, weil es der erste von türkeistämmigen Kollegen geführte Arbeitskampf war, der es auch in die überregionale Presse schaffte. (…) Für Betriebsrat und IG Metall waren die Anführer des wilden Streiks hingegen »Extremisten«. Bei Ford zeigte sich in diesen Augusttagen deutlich, dass die Arbeitnehmervertretungen es versäumt hatten, Gastarbeiter mit ihren Anliegen ernst zu nehmen…“ Artikel von Nelli Tügel vom 27.08.2018 beim ND online – siehe auch den Artikel von Peter Bach von 2013: Lektion gelernt – Kein Thema mehr? Vor 40 Jahren: Ford-Streik in Köln