Fleischindustrie – zu Lasten von Menschen und Tieren und Erzeugerpreisen. Dr. Florian Kossen und Prälat Peter Kossen: „Menschen werden verschlissen und entsorgt“

Dossier

20.3.2017: Wiesenhof-Schlachtfabrik in Königswusterhausen/Niederlehme blockiertDr. Florian Kossen, hausärztlich tätiger Internist in Goldenstedt, und Prälat Peter Kossen, Pfarrer in Lengerich, erheben schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen in der Fleischindustrie: „Menschen werden benutzt, verbraucht, verschlissen und dann entsorgt!“ Arbeitsmigranten aus Rumänien, Bulgarien und Polen behandelt Dr. Kossen täglich in seiner allgemeinmedizinischen Praxis. Sie arbeiten in Großschlachthöfen in Wildeshausen, Ahlhorn und Lohne. Was er sieht und hört, macht den Mediziner fassungslos und zornig. Die Totalerschöpfung der Patientinnen und Patienten ist fast schon alltäglich: „Viele arbeiten sechs Tage in der Woche und zwölf Stunden am Tag. Sie haben keine Möglichkeit der Regeneration, weil sie durch ihre Arbeits- und Lebensbedingungen ständig physisch und psychisch unter Druck stehen. Daraus resultieren eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen (…) Oft erzählen ihm Patienten von Kolleginnen und Kollegen, die aufgrund von Krankheit sofort aussortiert und ersetzt werden. Entsprechend hoch sei der Druck, trotz Krankheit und Schmerzen durchzuhalten. Prälat Peter Kossen ergänzt: „Der Nachschub von Arbeitskräften geht den Subunternehmern offensichtlich nicht aus. Dafür sorgt ein florierender Menschenhandel.“ Was den Arbeitern zugesagt worden ist und was sie bekommen, liegt oft weit auseinander. Kürzlich hat ein bulgarischer Werkvertrags-Arbeiter eines Großschlachthofs in Wildeshausen dem Arzt Kossen seine Lohnabrechnung gezeigt: 1200,- € für 255 geleistete Arbeitsstunden. „Zur Ausbeutung kommt die Demütigung: Du bist, deine Arbeitskraft ist, nicht mehr wert!“ Peter Kossen: „Die Fleischindustrie behandelt Arbeitsmigranten wie Maschinen, die man bei externen Dienstleistern anmietet, benutzt und nach Verschleiß austauscht.“…“ Bericht von Florian Kossen und Peter Kossen aus dem Newsletter „AGRAR-HINWEISE“ vom 19.08.2018 von Eckehard Niemann – wir danken für die Freigabe des Textes! Siehe im Beitrag den vollständigen Text sowie weitere Berichterstattung (Kossen ruft Arbeitsmigranten zu Streiks auf New) zu ihrem Protestbrief gegen Ausbeutung in der Fleischindustrie und eine Rede von Peter Kossen zum Thema:

Fleischindustrie – zu Lasten von Menschen und Tieren und Erzeugerpreisen
Dr. Florian Kossen und Prälat Peter Kossen: „Menschen werden verschlissen und entsorgt“

Dr. Florian Kossen, hausärztlich tätiger Internist in Goldenstedt, und Prälat Peter Kossen, Pfarrer in Lengerich, erheben schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen in der Fleischindustrie: „Menschen werden benutzt, verbraucht, verschlissen und dann entsorgt!“

Arbeitsmigranten aus Rumänien, Bulgarien und Polen behandelt Dr. Kossen täglich in seiner allgemeinmedizinischen Praxis. Sie arbeiten in Großschlachthöfen in Wildeshausen, Ahlhorn und Lohne. Was er sieht und hört, macht den Mediziner fassungslos und zornig. Die Totalerschöpfung der Patientinnen und Patienten ist fast schon alltäglich: „Viele arbeiten sechs Tage in der Woche und zwölf Stunden am Tag. Sie haben keine Möglichkeit der Regeneration, weil sie durch ihre Arbeits- und Lebensbedingungen ständig physisch und psychisch unter Druck stehen.

Daraus resultieren eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen: Von Überlastungsschäden im Bereich der Extremitäten und Wirbelsäule über psychovegetative Dekompensationen bis hin zu wiederholten bzw. hartnäckigen Infekten durch mangelhafte hygienische Zustände in den Unterkünften und gesundheitswidrige Bedingungen an den Arbeitsplätzen. Aber auch eine totale körperliche Erschöpfung, wie ich sie in meinen 20 Jahren ärztlicher Tätigkeit vorher selten gesehen habe.“ Arbeitsunfälle wie Schnittverletzungen seien an der Tagesordnung. „Häufig lassen sich die Verletzten aber nicht krankschreiben, weil ihnen vom Arbeitgeber ganz deutlich gesagt worden ist: Wer mit dem gelben Schein kommt, kann gehen. So geschehen bei einer Arbeiterin mit einer ca. 10 cm langen, mit Naht versorgten, Schnittwunde, die sie sich bei der Arbeit zugezogen hatte. Trotz mehrmaligen dringenden Anratens lehnte sie eine Krankschreibung ab.“

Verätzungen am ganzen Körper sieht Kossen bei Patienten, die für Reinigungsarbeiten in den Schlachthöfen keine ausreichende Schutzkleidung zur Verfügung haben und zudem unter hohem Zeitdruck arbeiten. „Das berichtete ein Mitarbeiter einer Reinigungskolonne auf einem Großschlachthof in Lohne, der sich, übersät mit ausgeprägtesten Verätzungen am ganzen Körper, in der Praxis vorstellte. Sämtliche Arbeiter der Reinigungskolonne, so berichtete er, hätten ähnliche Verätzungen, da es zwar Schutzanzüge gäbe, diese jedoch defekt und völlig unzureichend wären.“ Oft erzählen ihm Patienten von Kolleginnen und Kollegen, die aufgrund von Krankheit sofort aussortiert und ersetzt werden. Entsprechend hoch sei der Druck, trotz Krankheit und Schmerzen durchzuhalten.

Prälat Peter Kossen ergänzt: „Der Nachschub von Arbeitskräften geht den Subunternehmern offensichtlich nicht aus. Dafür sorgt ein florierender Menschenhandel.“  Was den Arbeitern zugesagt worden ist und was sie bekommen, liegt oft weit auseinander. Kürzlich hat ein bulgarischer Werkvertrags-Arbeiter eines Großschlachthofs in Wildeshausen dem Arzt Kossen seine Lohnabrechnung gezeigt: 1200,- € für 255 geleistete Arbeitsstunden. „Zur Ausbeutung kommt die Demütigung: Du bist, deine Arbeitskraft ist, nicht mehr wert!“

Peter Kossen: „Die Fleischindustrie behandelt Arbeitsmigranten wie Maschinen, die man bei externen Dienstleistern anmietet, benutzt und nach Verschleiß austauscht.“ Weil in der Regel ein Großteil der Arbeiter (80% oder mehr) nicht beim Schlachthof angestellt ist, sondern bei einem Subunternehmer, bräuchten sich die Unternehmer der Fleischindustrie bei dieser Form moderner Sklaverei gar nicht die Hände schmutzig machen. Subunternehmen würden vielfach von Kriminellen nach Mafia-Art geführt; Drogenhandel, Frauenhandel und Zwangsprostitution gehörten zum „Geschäft“. Manchmal seien es auch nur Briefkastenfirmen, die bei Problemen vom Markt verschwinden und unter neuem Namen bald wiederauftauchen. „Mit Ausnahme weniger wie Brand in Lohne, Schulte in Lastrup oder Böseler Goldschmaus in Garrel weigern sich die Unternehmen, Verantwortung für die Arbeits- und Lebensbedingungen der eingesetzten Arbeitskräfte zu übernehmen“, so Kossen,

„Und man lässt sie gewähren – auf Kosten der Gesundheit der Arbeiter und auf (Sozial-)Kosten der Allgemeinheit.“ Überall dort, wo Werkverträge und Leiharbeit das Mittel seien, um Arbeitskräfte wie Verschleißmaterial behandeln zu können, sei die Mitarbeiterfluktuation enorm hoch. Inzwischen würden die Arbeitskräfte aus immer ärmeren Regionen Osteuropas rekrutiert: „Erst waren es Menschen aus Polen, später aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien, jetzt kommen sie aus Moldawien oder der Ukraine, dann ist ihr Einsatz nicht selten illegal“, weiß Kossen.

Sein Bruder sieht jeden Tag in der Praxis, „dass diejenigen, die es trotz der Menschenschinderei schaffen, über mehrere Jahre durchzuhalten, chronische Leiden davontragen. Durch die harte körperliche Arbeit in feuchten und sehr kalten Räumen unter ständigem Druck, noch schneller zu arbeiten, ist auch der Stärkste irgendwann physisch und psychisch am Ende.“

Prälat Kossen ergänzt: „Durch die Arbeitszeiten sind die Betroffenen über Jahre hin nicht in der Lage, Sprachkurse oder Integrationsangebote wahrzunehmen. So sprechen viele kaum Deutsch. Rund um die Uhr haben sie bereit zu stehen, Arbeit wird häufig kurzfristig per SMS befohlen, Überstunden werden nicht selten spontan angeordnet.“ Die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben in den Orten sei dadurch sehr erschwert. „Eine Integration der Arbeiter und ihrer Familien findet kaum statt. Parallelwelten sind entstanden.“

Ein Übriges tue die auf Abschottung angelegte Unterbringung. „Rattenlöcher, die zu Wuchermieten mit Werkvertragsarbeitern vollgestopft werden“, daran hat sich nach dem Eindruck der Brüder flächendeckend nichts verändert. „Die Verhältnisse entwickeln sich zurück“, ist Dr. Kossen überzeugt, und weist hin auf das, was Patienten ihm über ihre Wohnverhältnisse anvertrauen, und er nennt als ein Beispiel für viele eine Arbeiterunterkunft in Ellenstedt, bei der das ganz offensichtlich sei.

„Wenn hier nicht Unternehmer und Staat und Kommunen für einen sozialen Wohnungsbau zusammenwirken und Lösungen schaffen, wird sich absehbar nichts ändern, und das Elend und die Abzocke nehmen ihren Lauf“, ist Prälat Kossen sicher. „Erzieherinnen erzählen mir von verstörten, verängstigten und geschwächten Kindergartenkindern, die in solchen Verhältnissen leben und aufwachsen. Manche verschlafen fast den ganzen Kindergartentag, weil sie nachts in den Unterkünften Gewalt, Alkohol- und Drogenmissbrauch und auch Prostitution miterleben.“

Es brauche einen Neuanlauf der Politik, um die Branche zu zwingen, für die eigenen Leute Verantwortung zu übernehmen und sich nicht zu verstecken hinter dubiosen Subunternehmen und Leiharbeitsfirmen. Selbstverpflichtungserklärungen der Fleischindustrie hätten allenfalls den Sklaventreibern Luft und Zeit verschafft, ihr menschenverachtendes Geschäft unbehelligt weiter zu betreiben. „Wenn der Rechtsstaat hier nicht völlig ad absurdum geführt werden soll, braucht es eine Behörde, die Recht und Gesetz durchsetzen kann. Die nicht, wie die Kontrollbehörden bisher, der Mafia machtlos hinterher schaut,“ sagt Peter Kossen. „Arbeitsabläufe müssen so gestaltet sein, dass sie die Gesundheit der Arbeitskräfte nicht ruinieren“, fordert Florian Kossen. „Wie lange will die Öffentlichkeit der menschenverachtenden, systematischen Ausbeutung noch zusehen?“

Florian und Peter Kossen fordern: „Das Ausbeuten und Verschleißen von Menschen muss ein Ende haben! Es braucht einen Systemwechsel – jetzt!“

Bericht von Florian Kossen und Peter Kossen aus dem Newsletter „AGRAR-HINWEISE“ vom 19.08.2018 von Eckehard Niemann – wir danken für die Freigabe des Textes!

Siehe weitere Berichterstattung zu ihrem Protestbrief gegen Ausbeutung in der Fleischindustrie:

  • Kossen ruft Arbeitsmigranten zu Streiks auf / Engagement gegen Ausbeutung von Arbeitsmigranten: Peter Kossen gründet Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ New 
    • Kossen ruft Arbeitsmigranten zu Streiks auf
      In der plattdeutschen Reihe „Dat kannst´ mi glööven“ im NDR Radio Niedersachsen gestaltet Peter Kossen in der Zeit vom 16.-20. März 2020 die täglichen Mittagsandachten um 14.15 Uhr zum Thema Würde und Gerechtigkeit. Er vergleicht die Arbeitsmigration der „Hollandgänger“ im 18. und 19. Jahrhundert mit der Situation der ost- und südosteuropäischen Arbeitsmigranten heute. „Die Heimat der Arbeitsmigranten von damals, meine Heimat, ist heute zum Schauplatz moderner Sklaverei geworden“, so Kossen. „Man könnte annehmen, dass Menschen aus Rumänien und Bulgarien im Oldenburger Land und im Münsterland Fürsorge und Wertschätzung erfahren. Ihre Schwerstarbeit in der Fleischindustrie, in Ausstallkolonnen, bei Gebäudereinigern und bei Paketdiensten will hier ja sonst auch keiner tun. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Wie Maschinen werden Frauen und Männer angemietet, verschlissen und aussortiert, ausgebeutet, betrogen und gedemütigt – Wegwerfmenschen statt Mitbürger!“ Schwere Menschenrechtsverletzungen gebe es in unserem Land tagtäglich hunderttausendfach an dieser Gruppe von Mitbürgern, so Kossen. „Moderne Sklaverei ist die Wirklichkeit.“ Er nennt Unternehmen beim Namen: „Wenn der Wernsing-Feinkost-Konzern immer schon ohne Werkvertragsarbeiter auskommt und die Großschlachterei „Böseler Goldschmaus“ die Arbeiter fest anstellt und ihnen Wohnungen baut, warum dann nicht Tönnies, Heidemark, Plukon, Wiesenhof, Geestland, Sprehe, Westfleisch, Vion, Danish Crown und die Meyer-Werft?“ Kossen ruft die Arbeitsmigranten zu Streiks auf. „Erst wenn sie die Sklavenarbeit verweigern, werden die Unternehmen und wird die Gesellschaft spüren, was sie an diesen Menschen haben, wie würdelos und ungerecht die Ausbeutung und Abzocke dieser Frauen und Männer ist.“ Kossen regt an, dass Gruppen und Personen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, in Erwägung ziehen, Ihr Engagement auszuweiten auf die große Gruppe der Arbeitsmigranten. „Die Fachkenntnisse darüber, was zu einer gelingenden Integration in die Gesellschaft nötig ist (Wohnungen, Sprachkurse, Behördenkontakte, informelle Treffpunkte, Ausbildungsplätze, Zugang zu Sportvereinen und anderen Freizeitaktivitäten…) – diese Fachkenntnisse bringen die Engagierten der Flüchtlingshilfe mit. Und die Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa brauchen sie so dringend und finden bisher fast nichts davon vor!“ Und er zitiert eine Dame, die in Lengerich sehr engagiert ist im Sportbereich und die beobachtet: „Die geflohenen Menschen finden den Weg in unsere Sportvereine, die Arbeitsmigranten nie.“ Kossen erinnert an die Aussage Dietrich Bonhoeffers, es könne die Situation eintreten, in der es für die Kirchen darauf ankäme „nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen“ Dann müsse die Kirche genau dort stehen, sagt Kossen, und Widerstand leisten gegen Ausbeutung von Menschen, Tieren und Umwelt. Denn „eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“. Dieser Dienst bedeute, denen zu helfen, die unter die Räder geraten sind, und die Räder moderner Sklaverei anzuhalten. „Christentum heißt: Aufbegehren gegen Unrecht und Streiten und Streiken für Würde und Gerechtigkeit!““ Meldung von faire-mobilitaet.de am 11.3.2020 per e-mail
    • Engagement gegen Ausbeutung von Arbeitsmigranten: Peter Kossen gründet Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“
      „Der Menschenrechtler und katholische Priester Peter Kossen will künftig mit einem Verein für einen würdevollen Umgang mit Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa kämpfen. Obwohl bis zu vier Millionen Menschen aus Rumänien, Bulgarien oder Polen in Deutschland arbeiteten, finde eine Integration praktisch nicht statt, sagte Kossen. Sie würden in der Fleischindustrie, der Landwirtschaft, in der häuslichen Pflege und bei Paketdienstleistern ausgebeutet und in der Gesellschaft an den Rand gedrängt und diskriminiert. Kossen ist Vorsitzender des Vereins „Aktion Würde und Gerechtigkeit“, der an seinem Sitz im westfälischen Lengerich am 6. März seine erste Beratungsstelle offiziell einweihen wird. Die Beratungstätigkeit werde sich bis nach Niedersachsen ausdehnen, wo viele Schlacht- und fleischverarbeitende Betriebe ansässig seien. Kossen ist seit 2017 Pfarrer in Lengerich. Zuvor war er Prälat im niedersächsischen Teil des Bistums Münster in Vechta. Über Jahre hat er die Situation der Werkvertragsarbeiter in der Fleischindustrie im Oldenburger Münsterland angeprangert. (…) Erste Beratungen hätten bereits stattgefunden, berichtete der Theologe. Ehrenamtliche des Vereins stellten häufig den Erstkontakt her. Juristen gäben wichtige Hinweise und böten Rechtsbeistand bis vor Gericht an. Das alles sei kostenlos. Ferner plane der Verein, sich in der Bildung und beim Spracherwerb zu engagieren. Die Erwachsenen hätten bei Arbeitszeiten bis zu zwölf Stunden täglich kaum Möglichkeiten, Deutsch zu lernen. Die Kinder säßen oft ohne besondere Hilfen in den Schulklassen.“ Artikel von Martina Schwager und Björn Schlüter vom 7. März 2020 bei der NWZ online externer Link
    • Siehe dazu auch: Paketfahrer, Reinigungskräfte oder PflegerInnen: „Moderne Sklaverei“ in der Arbeitswelt 
  • „Wegwerfmenschen“: Schockierender Vortrag über Leiharbeiter in der Fleischindustrie 
    “… „Menschen werden angemietet, verschlissen und dann entsorgt“, sagt Peter Kossen und fordert eine Änderung des Systems mit Werkverträgen und Leiharbeit, mit Lohn- und Sozialdumping. (…) Die Arbeitsmigration begann bereits in den 1990er Jahren: „Erst waren es Menschen aus Polen, später aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien, jetzt kommen sie aus Moldawien oder der Ukraine, dann ist ihr Einsatz nicht selten illegal“, so Kossen Das Wohlstandsgefälle innerhalb der EU begünstige krasse Ausbeutung und eine Mehrklassen-Gesellschaft auf dem Arbeitsmarkt: Arbeitnehmer mit Tarifen und Rechten und solche, die in vielfacher Hinsicht um einfachste Lohn- und Sozialstandards betrogen würden. Dass Menschen aus Rumänien und Bulgarien als gleichwertige Mitbürger und Nachbarn gelten und nicht missbraucht werden als Billiglöhner und Drecksarbeiter – davon seien wir noch weit entfernt, so Kossen. Große und namhafte Unternehmen und Persönlichkeiten dieser Region scheuten sich nicht, mit Subunternehmen und Leiharbeitsfirmen zusammenzuarbeiten, hinter denen verurteilte Straftäter stehen, so der Pfarrer: „Ein Sumpf von kriminellen Subunternehmern und dubiosen Leiharbeitsfirmen wird genutzt, um Lohnkosten zu drücken und Unternehmer-Verantwortung abzuwälzen.“ (…) Die ständige Ausweitung der Werkvertrags- und Leiharbeit in unserem Land und ihr Missbrauch zum Zweck von Lohn- und Sozialdumping hätten ihren Ausgang genommen von der Fleischindustrie. Mittlerweile hätten Teile der Metallindustrie, der Logistik und viele andere Branchen sich ein Beispiel genommen. Es gehe dabei keineswegs um Flexibilisierung, sondern um primitive Lohndrückerei und das Absenken von Sozialstandards, kritisierte Kossen. Der von ihm gegründete Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ setzt sich für die ausgebeuteten Leiharbeiter ein…“ Artikel von Eberhard Jansen vom 17.01.2020 bei MK-Kreiszeitung.de externer Link
  • EU-Arbeitsmigranten: Krasse Ausbeutung und eine Mehrklassen-Gesellschaft auf dem Arbeitsmarkt, eine „Geisterarmee“ von Arbeitskräften ohne Gesicht, ohne Namen und Geschichte 
    „Dies alles wird begünstigt durch das Wohlstandsgefälle innerhalb der EU. Pfarrer Kossen hat den Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ gegründet. Das Ziel: „Wir wollen Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa stark machen und so dazu beitragen, dass ihre Integration gelingt. Würde und Gerechtigkeit wird ihnen in unserem Land oft vorenthalten (…) Die Verantwortlichen sind bekannt. Konzerne verstecken sich hinter ihren kriminellen Subunternehmern. In Nordrhein-Westfalen hat Arbeitsminister Karl-Josef Laumann im Sommer 30 Großschlachthöfe kontrollieren lassen. Die Ergebnisse in Sachen Arbeitsausbeutung sind nach Laumanns Bekunden „katastrophal“. (…) Mein Bruder Florian behandelt Arbeitsmigranten, Frauen und Männer aus Rumänien, Bulgarien und Polen täglich in seiner allgemeinmedizinischen Praxis. Sie arbeiten in Großschlachthöfen in Wildeshausen, Ahlhorn und Lohne. Was er sieht und hört, macht ihn fassungslos und zornig. Die Totalerschöpfung der Patientinnen und Patienten ist fast schon alltäglich. Viele arbeiten sechs Tage in der Woche und zwölf Stunden am Tag. Sie haben keine Möglichkeit der Regeneration, weil sie durch ihre Arbeits- und Lebensbedingungen ständig physisch und psychisch unter Druck stehen. Daraus resultieren eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen: Von Überlastungsschäden im Bereich der Extremitäten und Wirbelsäule über psychovegetative Dekompensationen bis hin zu wiederholten bzw. hartnäckigen Infekten durch mangelhafte hygienische Zustände in den Unterkünften und gesundheitswidrige Bedingungen an den Arbeitsplätzen. (…) Überall dort, wo Werkverträge und Leiharbeit das Mittel sind, um Arbeitskräfte wie Verschleißmaterial behandeln zu können, ist die Mitarbeiterfluktuation enorm hoch. Inzwischen werden die Arbeitskräfte aus immer ärmeren Regionen Osteuropas rekrutiert. Erst waren es Menschen aus Polen, später aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien, jetzt kommen sie aus Moldawien oder der Ukraine, dann ist ihr Einsatz nicht selten illegal. Oder man verlegt sich darauf, geflohene Menschen anzuwerben und auszubeuten. Mein Bruder sieht jeden Tag, dass diejenigen, die es trotz der Menschenschinderei schaffen, über mehrere Jahre durchzuhalten, chronische Leiden davontragen. (…) Was ist zu tun, um Arbeitsmigranten vor der Ausbeutung zu schützen? 1. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort! 2. Unfallschutz und Krankenversicherung im Land der Arbeit, also hier und nicht irgendwo! 3. Ortsnahe, unabhängige, kostenlose muttersprachliche Rechtsberatung der betroffenen Arbeitsmigranten – bis vor Gericht! 4. Eine Arbeitskontrollbehörde, die Gesetze durchsetzt und kriminelle Strukturen zerbricht! 5. Wohnungen für die Arbeitsmigranten und ihre Familien, Wohnungen, nicht Rattenlöcher! 6. Zurück zur Stammbelegschaft! – Begrenzung der Werkvertrags- und Leiharbeit!…“ Vortrag von Pfarrer Peter Kossen vom 29. Oktober.2019 bei Jour Fixe vom 4. November 2019 externer Link (der Vortrag wurde gehalten auf einer Veranstaltung des Landescaritasverbandes Oldenburg in Vechta mit der Überschrift „Zur Situation von (EU-)Arbeitsmigranten im Oldenburger Land“)
  • [Rede von Peter Kossen beim Live-Konzert in Lengerich am 29. August] Gegen Hass und Hetze gegen Flüchtlinge und gegen Werksverträge und Wegwerfmenschen in der Schlachtindustrie 
    „Bei „Hass und Hetze“ denken wohl die meisten von uns an betroffene Syrer und Afrikaner und an Hassprediger und bestimmte Gruppen und Parteien. Hass und Hetze trifft in unserer Gesellschaft mitunter Menschen mit anderer Hautfarbe, fremder Sprache. Juden und Muslime sind nicht selten das bevorzugte Feindbild von Hetzern und Demagogen. Heute Abend möchte ich Ihre Aufmerksamkeit lenken auf Opfer und auf Täter, die mitten in unserer Gesellschaft agieren und leiden, die aber kaum bekannt sind. Ich meine die Ausbeutung und Abzocke von Arbeitsmigranten, von Rumänen, Bulgaren und Polinnen. Die Menschenverachtung, die hier zu Tage tritt, steht der Menschenverachtung rechtsextremer Worte und Taten in nichts nach. Clemens Tönnies, der größte deutsche Schlachthofbetreiber und Schalke 04-Präsident, hat sich mit seinen unsäglichen Äußerungen über Afrikaner kürzlich ins Abseits geschossen. Dass aber in seinem Konzern allein in Deutschland mehr als 10.000 Arbeitssklaven schuften, mehrheitlich Frauen und Männer aus Ost- und Südosteuropa, bleibt meist unerwähnt. Die deutsche Fleischindustrie behandelt im großen Stil Arbeitsmigranten wie Maschinen, die man bei externen Dienstleistern anmietet, benutzt und nach Verschleiß austauscht, wegwirft. (…) In Lengerich leben mehr als 1000 Menschen rumänischer und bulgarischer Nationalität. Viele von ihnen arbeiten in der Fleischindustrie im Umland, oft unter erbärmlichen Umständen. (…) Dass Rumänen und Bulgaren als gleichwertige Mitbürger und Nachbarn gelten und nicht missbraucht werden als Billiglöhner und Drecksarbeiter – davon sind wir noch weit entfernt! Ein Sumpf von kriminellen Subunternehmern und dubiosen Leiharbeitsfirmen wird genutzt, um Lohnkosten zu drücken und Unternehmer-Verantwortung abzuwälzen. Ausbeutung von Menschen, Sklaverei, „funktioniert“ bis heute immer da, wo Menschen als Nummer geführt werden, wo sie kein Gesicht haben, keinen Namen und keine Geschichte. Osteuropäische Werkvertragsarbeiter sind uns meist nicht persönlich bekannt: Sie leben unter uns und sind doch Bürger einer dunklen Parallelwelt, eine große anonyme Gruppe, eine „Geisterarmee“: Arbeitskräfte ohne Gesicht, ohne Namen und Geschichte. So werden sie ohne Aufsehen und ohne schlechtes Gewissen ausgebeutet, betrogen und gedemütigt – mitten unter uns…“ Rede von Peter Kossen vom 29. August bei Jour Fix der Gewerkschaftslinken Hamburg am 30. August 2019 externer Link
  • Kossen-Brüder beklagen Schimmelzimmer für Arbeiter 
    „Der Menschenrechtler und katholische Geistliche Peter Kossen prangert gemeinsam mit seinem Bruder Florian erneut die Lebensbedingungen von Arbeitern in der Fleischindustrie an. Bei einem Hausbesuch in einer Unterkunft in Goldenstedt im Landkreis Vechta habe sich der Arzt Florian Kossen ein Bild von den dortigen Verhältnissen gemacht. „Es übertraf meine schlimmsten Befürchtungen bei weitem“, sagte der Mediziner am Montag. Die Zimmer seien zu klein, an den Wänden habe er große Schimmelflächen entdeckt, direkt davor die Pritschen der Arbeiter und ihrer Familien. (…) „Das erklärt Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren mit Patienten gemacht habe, die hier untergebracht sind“, sagte Florian Kossen. Etliche seiner Patienten, darunter oft Kinder im Kleinkind- und Säuglingsalter, litten an dauerhaften Infekten der Atemwege. Die Krankheiten seien mit herkömmlichen Therapien nur schwierig in den Griff zu bekommen. (…)Die Brüder Kossen kritisierten Lokalpolitiker scharf, denen zufolge sich die Wohnbedingungen nach einem Besitzerwechsel verbessert hätten. Solche Behauptungen seien „an Ignoranz nicht zu übertreffen“, sagte Florian Kossen. Sein Bruder Peter ergänzte: „Hier wohnen Menschen, die tagtäglich bei der Arbeit ihre Gesundheit ruinieren im Dienste der Profitgier der Fleischindustrie.“ In ihren Unterkünften sollten sie sich erholen können. „Stattdessen ist durch die Wohnverhältnisse eine weitere Gesundheitsgefährdung sicher.“…“ Meldung vom 27. Mai 2019 beim NDR 1 Niedersachsen Regional Oldenburg externer Link
  • Arbeit in der Fleischindustrie: Erschöpfte Niedriglöhner aus dem Osten im Landkreis Oldenburg. Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ gegründet 
    Prälat Kossen hat Firmen der Fleischindustrie jüngst in Wardenburg vorgehalten, sie behandelten Arbeitsmigranten wie Maschinen, die angemietet, verschlissen und ausgetauscht werden. Die Grünen wollen nun erfahren, wie weit der Landkreis Oldenburg im Kampf gegen menschenunwürdiges Leben und Arbeiten gekommen ist. Menschen aus 100 Ländern leben im Landkreis Oldenburg und viele von ihnen in prekären Wohn- und Arbeitsverhältnissen als Werkvertrags-, Zeitvertrags- und Leiharbeiter im Baugewerbe, in der Landwirtschaft, im Transportwesen und vor allem in der Fleischindustrie. Unwürdige Arbeitsverhältnisse, anfangs in der Fleischindustrie, längst auch in anderen Branchen, hat Prälat Peter Kossen jüngst in der Ziegeleiakademie Westerholt in der Gemeinde Wardenburg angeprangert. Elke Szepanski, Kreistagsabgeordnete der Grünen, hat den Vortrag verfolgt und fordert nun eine politische Diskussion im Integrationsausschuss des Kreistags. (…) Prälat Kossen belässt es nicht beim Anprangern. Er hat kürzlich mit Unterstützern den Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ gegründet mit dem Ziel, Arbeitsmigranten zu stärken. Unter anderem soll ein Rechtshilfefonds aus eingeworbenen Spenden gefüllt werden, und die Öffentlichkeit soll weiter sensibilisiert werden. Auch der Landkreis Oldenburg setzt Zeichen. Eine Koordinierungsstelle für Migration und Teilhabe ist eingerichtet. Die Leiterin Ute Frankenfeld knüpft und nutzt ein Netz von Menschen, die von Berufs wegen Zugang zu Arbeitsmigranten haben.“ Artikel von Reiner Haase vom 12.04.2019 bei der Osnabrücker Zeitung online externer Link
  • Radio Bremen: Thementag am Mittwoch, 27.03.19 zum Thema Fleischkonsum und Fleischindustrie samt Interview mit Peter Kossen 
    Radio Bremen 2 gestaltet am Mittwoch, 27.03.19, einen Thementag zum Thema Fleischkonsum und Fleischindustrie. Am Ende steht ein längeres Interviewgespräch mit Peter Kossen, Pfarrer, das ab 18.05 Uhr übertragen wird. Siehe dazu Infos bei Radio Bremen externer Link
  • Für Würde und Gerechtigkeit – Peter Kossens Rede in Stapelfeld.“ Menschen werden verschlissen und entsorgt“ 
    Der Lengericher Pfarrer Peter Kossen hat vor dem christlichen Netzwerk ND in Stapelfeld über die Situation der osteuropäischen Wanderarbeiter gesprochen. Hier der Wortlaut seiner Rede:
    Menschen werden verschlissen und entsorgt
    Mein Bruder Florian ist hausärztlich tätiger Internist in Goldenstedt im Landkreis Vechta. Arbeitsmigranten, Frauen und Männer aus Rumänien, Bulgarien und Polen behandelt er täglich in seiner allgemeinmedizinischen Praxis. Sie arbeiten in Großschlachthöfen in Wildeshausen, Ahlhorn und Lohne. Was er sieht und hört, macht ihn fassungslos und zornig. Die Totalerschöpfung der Patientinnen und Patienten ist fast schon alltäglich. Er berichtet: „Viele arbeiten sechs Tage in der Woche und zwölf Stunden am Tag. Sie haben keine Möglichkeit der Regeneration, weil sie durch ihre Arbeits- und Lebensbedingungen ständig physisch und psychisch unter Druck stehen. Daraus resultieren eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen: Von Überlastungsschäden im Bereich der Extremitäten und Wirbelsäule über psychovegetative Dekompensationen bis hin zu wiederholten bzw. hartnäckigen Infekten durch mangelhafte hygienische Zustände in den Unterkünften und gesundheitswidrige Bedingungen an den Arbeitsplätzen. Aber auch eine totale körperliche Erschöpfung, wie ich sie in meinen 20 Jahren ärztlicher Tätigkeit vorher selten gesehen habe.“ Mein Bruder berichtet: „Arbeitsunfälle wie Schnittverletzungen sind an der Tagesordnung. Häufig lassen sich die Verletzten aber nicht krankschreiben, weil ihnen vom Arbeitgeber ganz deutlich gesagt worden ist: Wer mit dem gelben Schein kommt, kann gehen. (…) Die Fleischindustrie behandelt im großen Stil Arbeitsmigranten wie Maschinen, die man bei externen Dienstleistern anmietet, benutzt und nach Verschleiß austauscht. Mit Ausnahme weniger wie Brand in Lohne, Schulte in Lastrup oder Böseler Goldschmaus in Garrel weigern sich die Unternehmen, Verantwortung für die Arbeits- und Lebensbedingungen der eingesetzten Arbeitskräfte zu übernehmen. Und man lässt die Unternehmen bisher gewähren – auf Kosten der Gesundheit der Arbeiter und auf (Sozial-)Kosten der Allgemeinheit. (…) Werkvertrags- und Leiharbeit wird übrigens als „Sachkosten“ verrechnet – als Sachkosten, nicht als Personalkosten! Hunderttausende haben in Deutschland diesen Status: Ihre Lohnkosten sind keine Personalkosten, sondern Sachkosten! Dahinter steht ein hochproblematisches Menschenbild! Der Mensch als „Sache“: austauschbar, wegwerfbar
    …“ Die Rede dokumentiert am 02.01.2019 bei den Westfälischen Nachrichten online externer Link
  • Protestbrief gegen Ausbeutung in Fleischindustrie: „Arbeiter werden benutzt und entsorgt“
    Der Arzt Florian Kossen aus Goldenstedt (Landkreis Vechta) und sein Bruder, der katholische Pfarrer Peter Kossen, prangern die Arbeitsbedingungen in großen Schlachthöfen an. Osteuropäische Arbeiter, die in Großschlachthöfen wie Wildeshausen, Ahlhorn und Lohne tätig sind, würden „benutzt, verbraucht, verschlissen und dann entsorgt“, berichten sie in einer am Freitag verbreiteten Stellungnahme. Florian und Peter Kossen, der sich schon seit Jahren für die Rechte von Leih- und Werkvertragsarbeitern einsetzt, kritisieren darin sowohl Arbeitsbedingungen, Unterbringungen und psychische Belastung der Schlachthofmitarbeiter. Der als Hausarzt tätige Internist Florian Kossen berichtet in dem Schreiben über verschiedene gesundheitliche Folgen mit den Werkvertragsarbeiter in seine Praxis kommen. (…) Selbst Verletzte ließen sich nicht krankschreiben, weil dann die sofortige Kündigung drohe. „Der Nachschub von Arbeitskräften geht den Subunternehmern offensichtlich nicht aus. Dafür sorgt ein florierender Menschenhandel“, so Peter Kossen. Die Fleischindustrie behandele Arbeitsmigranten wie Maschinen, die man bei externen Dienstleistern anmiete und nach Verschleiß austausche. (…) Der Verband der Fleischindustrie war auf Anfrage von NDR 1 Niedersachsen nicht zu einer Stellungnahme bereit. Für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sind der Vorwürfe der Brüder Kossen nicht neu…“ NDR-Beitrag vom 17.08.2018 externer Link, dort auch das Video der Sendung externer Link „Protestbrief gegen Ausbeutung in Fleischindustrie“
  • Pfarrer und Arzt aus Kreis Vechta klagen an: „Schluss mit der Sklaventreiberei in der Fleischindustrie“
    „In der Praxis von Dr. Florian Kossen in Goldenstedt lassen sich täglich Arbeitsmigranten aus Rumänien, Bulgarien und Polen behandeln. Sie arbeiten in Großschlachthöfen in Wildeshausen, Ahlhorn und Lohne. Viele von ihnen sind total erschöpft: Sie arbeiten sechs Tage in der Woche und zwölf Stunden am Tag. Sie haben keine Möglichkeit der Regeneration, weil sie durch ihre Arbeits- und Lebensbedingungen ständig physisch und psychisch unter Druck stehen. Daraus resultieren eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen: von Überlastungsschäden im Bereich der Extremitäten und Wirbelsäule über psychovegetative Dekompensationen bis hin zu hartnäckigen Infekten durch mangelhafte hygienische Zustände in den Unterkünften und gesundheitswidrige Bedingungen an den Arbeitsplätzen. Arbeitsunfälle wie Schnittverletzungen sind an der Tagesordnung. Häufig lassen sich die Verletzten aber nicht krankschreiben, weil ihnen vom Arbeitgeber ganz deutlich gesagt worden ist: Wer mit dem gelben Schein kommt, kann gehen. So geschehen bei einer Arbeiterin mit einer etwa zehn Zentimeter langen, mit Naht versorgten Schnittwunde, die sie sich bei der Arbeit zugezogen hatte. Trotz mehrmaligen dringenden Anratens lehnte sie eine Krankschreibung ab. (…) Offensichtlich geht den Firmen der Nachschub von Arbeitskräften nicht aus. Dafür sorgt ein florierender Menschenhandel. Was den Arbeitern zugesagt worden ist und was sie bekommen, liegt oft weit auseinander. Kürzlich hat ein bulgarischer Werkvertrags-Arbeiter eines Großschlachthofs in Wildeshausen in der Arztpraxis seine Lohnabrechnung vorgezeigt: Er hatte 1200 Euro bekommen – für 255 geleistete Arbeitsstunden. Zur Ausbeutung kommt die Demütigung: Du bist nicht mehr wert! Die Fleischindustrie behandelt Arbeitsmigranten wie Maschinen, die man bei externen Dienstleistern anmietet, benutzt und nach Verschleiß austauscht. Weil in der Regel ein Großteil der Arbeiter nicht beim Schlachthof angestellt ist, sondern bei einem Subunternehmer, brauchen sich die Unternehmer der Fleischindustrie bei dieser Form moderner Sklaverei gar nicht die Hände schmutzig zu machen. (…) Wie lange will die Öffentlichkeit der menschenverachtenden, systematischen Ausbeutung noch zusehen? Wir fordern: Das Ausbeuten und Verschleißen von Menschen muss ein Ende haben! Es braucht einen Systemwechsel – jetzt!“ Beitrag von Peter Kossen und Florian Kossen vom 18.08.2018 in der NWZ online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=136378
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