Niedriglohnsektor bleibt unverändert groß – Noch immer arbeitet fast jede fünfte Vollzeitkraft zu Niedriglöhnen

Achtung Niedriglohn! Löhne unter 10 €/Std....… Vor wenigen Tagen hat die BA die Zahlen für das Jahr 2017 veröffentlicht. Wie sich zeigt, ist die bundeseinheitliche Schwelle zu Niedriglöhnen auf ein Bruttomonatsentgelt von 2.139 Euro gestiegen. Parallel dazu erhöhte sich auch die Zahl der Vollzeit-Niedriglohnbeschäftigten auf knapp 4,17 Millionen. Ihr Anteil an allen Vollzeitbeschäftigten ist hingegen auf 19,8 Prozent gesunken. Seit 2011 hat sich der Niedriglohnsektor damit leicht, aber stetig verkleinert. Trotzdem zählt immer noch fast jede fünfte Vollzeitkraft zu den Geringverdienenden. (…) Verwundern kann das allerdings nicht, denn niemand sollte erwarten, dass eine konjunkturelle Hochphase allein die Ursachen für Niedriglöhne (auch im Segment der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung) beseitigen kann. (…) Nicht zuletzt sorgt auch das Sanktionsregime Hartz IV weiterhin dafür, dass Arbeitslose unter starkem Druck stehen, auch Jobs unterhalb ihres Qualifikationsniveaus und/oder zu schlechterer Bezahlung anzunehmen – schließlich gelten Löhne, die deutlich unterhalb der ortsüblichen Bezahlung liegen, offiziell als zumutbar. Die Ursachenauflistung ließe sich noch weiter fortsetzen, doch sollte der entscheidende Punkt deutlich geworden sein. Wenn der Arbeitsmarkt komplett in Unordnung geraten ist und alte Regulierungsmuster (Korporatismus; Sozialpartnerschaft) ihm nicht mehr den prägenden Stempel aufdrücken können, dann folgt daraus: Wer den Niedriglohnsektor zurückdrängen will, der muss die institutionellen Rahmenbedingungen verändern.“ Beitrag von Markus Krüsemann vom 14. August 2018 bei Makroskop externer Link, siehe auch:

  • 4,2 Millionen Menschen arbeiten in Vollzeit zum Niedriglohn New
    4,2 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in Vollzeit zu einem Niedriglohn. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach lagen fast 20 Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten im vergangenen Jahr unter der bundesweiten Schwelle für den Niedriglohn von monatlich 2139 Euro brutto. Im Osten waren das im vergangenen Jahr 33,6 Prozent, im Westen 16,7 Prozent. (…) Auch der Sozialverband VdK Deutschland zeigte sich entsetzt über die Zahlen. „Es darf nicht sein, dass immer mehr Menschen trotz Arbeit arm sind und nicht in gesicherten Verhältnissen leben können“, erklärte dessen Präsidentin Verena Bentele. „Wir brauchen wieder gute und fair bezahlte Arbeit für alle. Dazu gehört, dass der Mindestlohn auf über 12 Euro die Stunde angehoben wird, damit Arbeitnehmer im Alter nicht in Armut rutschen.“ Leiharbeit und Minijobs müssten zurückgedrängt werden.“ dpa-Meldung vom 30. November 2018 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • 4,17 Mio. Vollzeitkräfte haben 2017 zu Niedriglöhnen gearbeitet
    „Wie erste Zahlen für das Jahr 2107 zeigen, bleibt der Niedriglohnsektor von der konjunkturellen Hochphase am Arbeitsmarkt nahezu unbeeindruckt. Trotz einer erneut leicht rückläufigen Tendenz arbeitet immer noch fast jede fünfte Vollzeitkraft zu Niedriglöhnen. Wer das ändern will, muss bei den institutionellen Rahmenbedingungen Hand anlegen. (…) Vor wenigen Tagen hat die BA die Zahlen für das Jahr 2017 veröffentlicht. Wie sich zeigt, ist die bundeseinheitliche Schwelle zu Niedriglöhnen auf ein Bruttomonatsentgelt von 2.139 Euro gestiegen. Parallel dazu erhöhte sich auch die Zahl der Vollzeit-Niedriglohnbeschäftigten auf knapp 4,17 Millionen. Ihr Anteil an allen Vollzeitbeschäftigten ist hingegen auf 19,8 Prozent gesunken. Seit 2011 (frühere Zahlen sind aufgrund einer Umstellung im Erhebungsverfahren nicht vergleichbar) hat sich der Niedriglohnsektor damit leicht, aber stetig verkleinert. Trotzdem zählt immer noch fast jede fünfte Vollzeitkraft zu den Geringverdienenden. (…) Anhand der von der BA vorgelegten Zahlen muss man ernüchtert zur Kenntnis nehmen, dass der viel beschworene Boom am Arbeitsmarkt zwar dafür gesorgt hat, dass seit einigen Jahren wieder mehr Menschen eine Vollzeiterwerbstätigkeit aufgenommen haben. Gleichwohl bleibt der Niedriglohnsektor davon nahezu unberührt. Verwundern kann das allerdings nicht, denn niemand sollte erwarten, dass eine konjunkturelle Hochphase allein die Ursachen für Niedriglöhne (auch im Segment der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung) beseitigen kann. Nach Jahrzehnten der neoliberalen Deregulierung zeigt sich der Arbeitsmarkt extrem polarisiert. Kernbereichen mit guter, abgesicherter Beschäftigung stehen wachsende Randbereiche mit schlechten Beschäftigungsbedingungen (nicht nur, aber auch bei der Entlohnung) gegenüber…“ Beitrag von Markus Krüsemann vom 15. August 2018 bei miese Jobs externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=136161
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