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Proteste gegen tödliche Polizeischüsse auf Abubakar Fofanar in Nantes: Jung, wohnt im „Problemviertel“, Migrantenkind, polizeilich gesucht – „Feuer frei!“

Nantes 4. Juli 2018 - Polizei gegen Proteste gegen PolizeiEin Polizist hat in der französischen Stadt Nantes einen jungen Mann bei einer Verkehrskontrolle erschossen und damit gewaltsamen Ausschreitungen in dem Wohnviertel ausgelöst. Wegen Verstößen gegen die Verkehrsordnung hatten Einsatzkräfte den jungen Mann am Dienstagabend im Stadtteil Breil angehalten, sagte ein Polizeisprecher. Dann habe der Verdächtige seinen Wagen plötzlich zurückgesetzt und einen Polizisten am Knie verletzt. Daraufhin habe ein anderer Beamten geschossen und den 22-Jährigen tödlich getroffen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge erregte der Polizeieinsatz binnen kürzester Zeit den Zorn zahlreicher Bewohner des Viertels, woraufhin es zu Protesten kam. Die Sicherheitskräfte rückten nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot an, um Krawalle zu verhindern. Binnen kurzer Zeit sei die Lage dann eskaliert…“ – aus der Meldung „Polizist erschießt Autofahrer – Gewaltausbruch in Nantes“ am 04. Juli 2018 bei Spiegel Online externer Link – wo eine der Grundlinien der Propaganda französischer bürgerlicher Medien bereits aufgenommen ist: Nicht etwa die Todesschüsse sind der „Gewaltausbruch“-  sondern die Proteste gegen die tödliche Gewalt. Siehe dazu vier weitere aktuelle Beiträge – inklusive Medienkritik:

  • „#Nantes #Breil: Communiqué by the assembly of those injured by the police“ am 05. Juli 2018 bei Enough is Enough externer Link ist ein Kommuniqué der Opfer der Polizeigewalt gegen die Proteste nach den Todesschüssen (englische Übersetzung eines Textes vom Vortag). Darin wird zum Einen unterstrichen, dass das Opfer in einer Situation erschossen wurde, die keinerlei vorgebliche Gefahr für irgendjemand darstellte, am Allerwenigsten für Polizisten. Diese Todesschüsse, so die Erklärung weiter, passten in einem Politik zunehmender polizeilicher Aufrüstung und dementsprechend zunehmender polizeilicher Anwendung scharfer Munition. Seitdem die Bürgermeisterin von Nantes im September 2017 mehr Polizeikräfte angefordert hatte – politisch zu verstehen im Zusammenhang mit den Protesten rund um das Flughafenprojekt und das Widerstandscamp ZAD (Anmerkung LabourNet) – haben auch die Kontrollen und sonstigen Polizeiaktionen in den „gefährlichen Gegenden“ zugenommen. Was alleine schon dadurch deutlich werde, dass der Todesschütze eben einer jener CRS Einheiten ist, die seitdem in die Stadt eingerückt sind.
  • „Nantes: Schnelle Eskalation nach Polizeischuss“ von Thomas Pany am 04. Juli 2018 bei telepolis externer Link unterstreicht zu den folgenden Protesten: „Die Sache eskalierte schnell – „wie gewöhnlich“. Ein junger Mann wird in einem „sozialen Brennpunkt“ in Frankreich von der Polizei erschossen und nicht viel später werden Fenster eingeschlagen, brennen Autos, Mülleimer, aber auch Gebäude, darunter ein Therapiezentrum, eine offensichtlich von den Molotowcocktailwerfern wenig geliebte staatliche Einrichtung. Die „urbanen Gewaltakte“, wörtlich übersetzt von „violence urbaines“, wie es im französischen Amtsjargon heißt (häufig mit „Straßenschlachten“ übersetzt), fanden gestern Nacht in drei Vierteln der französischen Stadt Nantes statt, in Breil, Malakoff und Dervallières. Das Bemerkenswerte daran ist, dass sie nicht in der Nachbarschaft zueinander liegen, sondern voneinander entfernt sind. Etwa hundert Personen sollen an den Ausschreitungen beteiligt gewesen sein, die Polizei mobilisierte 200 Einsatzkräfte. Das Gemeinsame der drei Viertel besteht darin, dass sie von Sicherheitsbehörden als problematische Zonen („quartiers sensibles“) geführt werden, besonders Breil, wo sich der Auslöser der Ausschreitungen zugetragen hat…“.
  • „About police violence of 3 July in Nantes“ am 04. Juli 2018 bei Nantes Révoltée externer Link ist eine Erklärung auf der polizeikritischen örtlichen Facebook-Seite, in der vor allem darauf abgehoben wird, dass die Region Loire Atlantique seit den Protesten gegen das Flughafen-Großprojekt ein landesweites Zentrum erhöhter und verschärfter Polizeiaktivitäten sei. Ebenso werden die Medien kritisiert, die faktisch die Todesschüsse damit rechtfertigen, dass das Opfer polizeilich gesucht gewesen sei.
  • „»Die Polizei tötet«: Demonstration und weitere Ausschreitungen in Nantes“ am 06. Juli 2018 in neues deutschland externer Link ist eine Meldung, in der unter anderem berichtet wird: „Nach dem tödlichen Polizeischuss auf einen 22-Jährigen in Nantes sind in der westfranzösischen Stadt am Donnerstagabend rund tausend Menschen zu einem Gedenkmarsch auf die Straße gegangen. Sie forderten »Gerechtigkeit für Abou« und die »Wahrheit« über die Umstände seines Todes. Die Demonstranten versammelten sich vor dem Ort, wo der 22-Jährige erschossen worden war. »Die Polizei tötet« war an einer Mauer zu lesen, zuvor hatten Anwohner Blumen niedergelegt. (…)Der Vorfall hatte zu schweren Krawallen in Nantes in zwei Nächten in Folge geführt. Ausschreitungen gab es auch in einer Gemeinde nördlich von Paris. Auch in der dritten Nacht in Folge gab Ausschreitungen in Nantes. Gegen Mitternacht am Freitag brannten im Stadtteil Bellevue mehrere Autos, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Aus Polizeikreisen verlautete zudem, in dem Stadtteil seien »Gruppen mit 20 bis 30 vermummten Personen« unterwegs…“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=134216
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