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Sozialwesen in Deutschland: Niedrige Löhne in einem rasant wachsenden Wirtschaftszweig
„… Die Wirtschaftsleistung im Sozialwesen, zu dem insbesondere die ambulante und stationäre Altenpflege sowie die Kinder- und Jugendhilfe gehören, ist zwischen 1991 und 2015 überdurchschnittlich gestiegen: um 140 Prozent. In der gesamten Wirtschaft waren es 40 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten hat sich in diesem Bereich seitdem fast verdoppelt, während sie in der gesamten Volkswirtschaft lediglich um elf Prozent stieg. Die Löhne im Sozialwesen erreichen indes nur etwa 60 Prozent des durchschnittlichen Lohnniveaus in Deutschland – und das, obwohl die Nachfrage nach qualifizierten Kräften vor allem im Bereich der Pflege wächst. Seit 2012 spiegelt sich dies nun auch in stärker steigenden Löhnen wider. Das sind die Hauptergebnisse einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) über die Entwicklung des Sozialwesens in Deutschland…“ Pressemitteilung DIW Berlin vom 18.04.2018 , siehe dazu:
- Studie: 17 Prozent weniger Verdienst im sozialen Sektor – trotz hohen Bedarfs
„Die rund drei Millionen Beschäftigten im sozialen Sektor in Deutschland verdienen laut einer Studie durchschnittlich 17 Prozent weniger als Beschäftigte in anderen Bereichen. Zudem sind wechselnde Arbeitszeiten, eine hohe Fluktuation und Teilzeit für mehr Beschäftigte an der Tagesordnung als in der übrigen Wirtschaft. Das geht aus der heute vorgestellten Studie „Vor dem Kollaps? Beschäftigung im sozialen Sektor“ hervor, den das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Deutsche Rote Kreuz in Auftrag gegeben haben. Ob in der Kinderbetreuung, der Alten- und Krankenpflege oder der Sozialarbeit – der Bedarf an sozialer Arbeit hat demnach in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. So sei die Zahl der Beschäftigten seit 2010 zwar von zwei Millionen um eine Million gestiegen, dennoch gebe es einen gravierenden Personalmangel. (…) Jeder Zweite im sozialen Sektor arbeitet trotz Personalmangels in Teilzeit – auch wegen der hohen Arbeitsbelastung, heißt es weiter. Schicht- und Nachtarbeit sei bei mehr als doppelt so vielen wie in anderen Sektoren üblich. Auch hohe Krankheits- und Fehlzeiten markieren den sozialen Sektor. (…) Die Forscherinnen und Forscher sprechen vom „Care Pay Gap“: Plakativ formuliert würden Vollzeittätigkeiten im sozialen Sektor weitaus geringer bezahlt und damit auch weniger wertgeschätzt als in anderen Branchen. (…) Das Deutsche Rote Kreuz forderte die Politik auf, mehr Mittel für den sozialen Sektor bereitzustellen. „Am Ende sind es politische Entscheidungen und Akteure wie Kommunen, Kassen, Länder und der Bund, die eine entscheidende Rolle spielen“, sagte der DRK-Bereichsleiter Joß Steinke. Er ist Mitautor der Studie.“ Meldung vom 18. März 2024 beim Deutschlandfunk , siehe beim DRK:- Krise im sozialen Sektor: „Das größte Risiko ist, dass grundlegende Leistungen der sozialen Daseinsvorsorge wegbrechen“
„Der soziale Sektor steht im Wettbewerb um Arbeitskräfte schlecht da, zeigen aktuelle Studien. In Teilen beeinträchtigt Personalnot jetzt schon die Erbringung wichtiger sozialer Leistungen. Ein Team von Autor*innen aus Forschung und Praxis hat sich nun zusammengeschlossen, um seine Expertise zu diesem Thema zu bündeln. In ihrem Buch, das heute erscheint, zeichnen Christian Hohendanner, Jasmin Rocha und Joß Steinke ein düsteres Bild dessen, was ohne grundlegende politische Maßnahmen auf den deutschen Wohlfahrtsstaat zukommen könnte. Zugleich zeigen sie Wege auf, um den sozialen Kollaps zu verhindern…“ Gastbeitrag und Interview von Christiane Keitel vom 18.03.2024 in drk-wohlfahrt.de zu: - Hohendanner, Christian; Rocha, Jasmin; Steinke, Joß (2024): Vor dem Kollaps!? Beschäftigung im sozialen Sektor. Empirische Vermessung und Handlungsansätze . Berlin: De Gruyter Oldenbourg
- Krise im sozialen Sektor: „Das größte Risiko ist, dass grundlegende Leistungen der sozialen Daseinsvorsorge wegbrechen“
- Siehe weitere Details zur DIW-Studie von 2018 im DIW Wochenbericht 16/2018