»
Brasilien »
»

Einen Monat nach dem Mord an Marielle Franco: Nichts geklärt. Außer, dass in Brasilien das blutigste Jahr seit langem ablief – 70 ermordete AktivistInnen

Marielle Franco ermordet am 14.3.2018 in RioAn mehreren Stellen in der brasilianischen Millionen-Metropole versammelten sich Verwandte, Freunde und Weggefährten von Marielle Franco und gedachten der beliebten Politikerin. Die 38-Jährige war vor genau einem Monat zusammen mit ihrem Fahrer Anderson Gomes erschossen worden. Auch Francos Schwester und die Frau des Fahrers nahmen an einem der Trauermärsche teil. Bei den Kundgebungen an einigen Sehenswürdigkeiten der Stadt am Zuckerhut waren Plakate zu sehen mit Slogans wie „Kämpft wie Marielle!“ (…) „Wer hat die Ermordung Marielles befohlen?“ steht auf einem Transparent aus bunten Stoffen und Ballons, das die Trauernden auf dem bekannten Platz Largo Machado im Süden Rios präsentieren. Die Demonstranten kritisieren unter anderem, dass einen Monat nach der Tat noch immer keine Tatverdächtigen ermittelt wurden“ – aus dem Beitrag „Rio gedenkt ermordeter Politikerin Marielle Franco“ am 15. April 2018 bei der Deutschen Welle externer Link über die Proteste in Rio – die es an diesem Tag in insgesamt 25 Landeshauptstädten Brasiliens gab. Siehe dazu einen weiteren Protestbericht, einen Hintergrundbetrag zu Frauenmorden in Brasilien und die Bestandsaufnahme von amnesty international über die Mordwelle an sozialen AktivistInnen, sowie den Verweis auf den bisher letzten unserer Beiträge zum Mord in Rio:

  • „Marielle Franco und die Zukunft in Brasilien: Hoffnung oder Barbarei“ von Breno Bringel am 16. April 2018 bei amerika21.de externer Link ist ein Beitrag, in dem unter anderem die gesamtgesellschaftliche Realität Thema ist: „Die Nachricht von ihrer Ermordung trat bei einem großen Teil der brasilianischen Bevölkerung eine Lawine verschiedenster Gefühle los: Schock, Schmerz, Fassungslosigkeit, Empörung und Wut. Ein Meer von Tränen, Lobreden, Katharsis, lange, feste Umarmungen und schließlich auch geballte Fäuste und Schreie der Empörung. Schreie aus den Kehlen Tausender Brasilianer, die bei zahlreichen Kundgebungen an vielen verschiedenen Orten widerhallten; Schreie nach Gerechtigkeit, die Marielles Überzeugungen und ihren Kampf für die Demilitarisierung der Polizei und Menschenrechte und gegen Rassismus vervielfachten, die Stimmen der Favelas und der Frauen. Nach Angaben der Initiative Monitoring der Gewalt (Monitor de la Violencia), wurden in Brasilien im vergangenen Jahr 4473 Frauen vorsätzlich ermordet. Der Atlas der Gewalt von 2017 (Atlas de la Violencia 2017) erklärte, besonders beunruhigend sei der hohe Anteil von Schwarzen Jugendlichen mit geringer Schulbildung bei Opfern von Gewalttaten. 71 von 100 Mordopfern sind Schwarz. Laut dem Jahresbericht 2017/2018 von Amnesty International nehmen die Exzesse der Polizei, Gewalttaten und Morde, gesetzliche Rückschritte, die die Menschenrechte direkt angreifen sowie Morde an Menschenrechtsaktivisten kontinuierlich zu. Die Hinrichtung Marielles ist eine weitere traurige Bestätigung dieser Tendenz, jedoch ist ihre Ermordung viel mehr als eine Zahl in der Statistik. In dem tödlichen Angriff auf Marielle offenbart sich eine besondere Symbolkraft. Hier geht es um den Angriff auf das, wofür sie stand, was sie sichtbar gemacht hat und wogegen sie sich auflehnte. Und um ihr politisches Amt, das Schwarzen, jungen Menschen, Frauen, der armen Bevölkerung aus der Peripherie und Feministinnen normalerweise verwehrt wird“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130729
nach oben