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Gezielte Räumung des einstigen Flughafengeländes bei Nantes: 2.500 Mann Gendarmerie sollten im Auftrag der französischen Regierung als erstes 250 „besonders radikale Elemente“ vertreiben – und setzen ihre Gewaltorgie am Dienstagmorgen fort

Polizeiaufmarsch zur Räumung des ZAD in Nantes am 6.4.2018Die bisher letzte Meldung kurz vor sieben Uhr an diesem Dienstag, 10. April 2018 berichtet von Hunderten von Fahrzeugen, die sich an verschiedenen Stellen zu einem neuerlichen Überfall  auf das besetzte ZAD-Gelände sammeln. Die Regierung hatte zum Beginn der Repressionsoffensive deutlich gemacht, die Aktion richte sich gegen jene, die sich außerhalb des Gesetzes stellen. Nachdem der erste Angriff eben den „radikalen Kräften“ gegolten hat, definiert nun die Regierung, wer sich alles außerhalb der Gesetze gestellt habe. Gesetze wohlgemerkt, die es auch in Frankreich untersagen wollen, alternatives Leben zu ermöglichen. Während sie es nicht nur ermöglichen, sondern fördern, dass Reste städtischen Lebens durch das grau-bunte Einerlei von Shopping Centern und Apple Stores und ähnlichen Tempeln erstickt werden. So in etwa lautete die Kritik, die über 100 StadtplanerInnen und ArchitektInnen in ihrer Solidaritätserklärung mit den BesetzerInnen äüßerten. Die gleichzeitige Räumung besetzter Universitäten macht den Charakter dieser Politik sehr klar: Dem einstigen sektiererischen Glaubenssatz „Es gibt keine Alternative“ lassen die neoliberalen Radikalen heute den realpolitischen Standpunkt folgen: „Es darf keine Alternative geben“. Zur Gewaltorgie der französischen Regierung gegen ZAD und zum landesweiten Widerstand vier aktuelle Beiträge sowie zwei Videoberichte und der Verweis auf unseren gestrigen Beitrag:

„Infos 10 avril – ALERTE EXPULSIONS !“ am 10. April 2018 bei der Webseite von Zone A Défendre externer Link ist der chronologische Tagesticker des Besetzungsnetzwerkes in dem um 6 Uhr 42 am Morgen zuletzt von der erwähnten Ansammlung von Polizeifahrzeugen berichtet wird: Dabei hervor zu heben: „Zu viele, um sie zu zählen“…

„2500 Polizisten gegen 250 Besetzer“ von Ralf Klingsieck am 10. April 2018 in neues deutschland externer Link berichtet vom Montag einleitend: „Um 3:30 Uhr in der Früh rollen am Montag die ersten Polizeiautos und Räumpanzer heran. Ihre Aufgabe: Die Räumung des besetzten Geländes in Notre-Dame-des-Landes bei Nantes. Hier sollte nach Plänen, die bis ins Jahr 1972 zurückreichen, ein neuer Großflughafen für den Westen Frankreichs gebaut werden. Doch nach zahlreichen Prozessen und Petitionen von Gegnern und angesichts des anhaltenden Widerstands vor allem von Umweltschützern hat die Regierung im vergangenen Januar endgültig auf die Baupläne verzichtet. Die Besetzer, die das Gelände ZAD (Zone à défendre – zu verteidigende Zone) nannten, hatten hier in den vergangenen Jahren insgesamt 97 Häuser und Hütten gebaut, in denen mehr als 150 von ihnen dauerhaft lebten. Ihnen hatten die Behörden zuvor drei Monate Zeit zum freiwilligen Abzug gelassen. Diese Frist ist jetzt abgelaufen und die Regierung demonstriert Härte. Unter Einsatz von Tränengas rückten mehr als 2500 Polizisten vor und trieben die schätzungsweise 250 bis 300 Besetzer vor sich her. Die wehrten sich mit Steinen, ein Polizist wurde am Auge verletzt. Um das Vorrücken der Polizei zu behindern, wurden Reifen und Barrikaden angezündet. Die Scharmützel hielten über Stunden an, allerdings mussten sich die Besetzer angesichts der Übermacht zurückziehen und eine Position nach der anderen aufgeben. Den Weisungen des Innenministers folgend wurde niemand verhaftet, aber die Ordnungskräfte zwangen die Bewohner der ZAD zum Verlassen ihrer provisorischen Unterkünfte. Diese wurden umgehend mit Baggern und Planierraupen zerstört und die Trümmer angezündet“.

„Non aux expulsions à Notre-Dame-des-Landes“ am 09. April 2018 beim Gewerkschaftsbund SUD Solidaires externer Link ist die Dokumentation einer gemeinsamen Solidaritätserklärung gegen die Räumung von Organisationen wie eben dem alternativen Gewerkschaftsbund SUD, attac, Greenpeace,  aber auch einzelner Gruppen aus dem Gewerkschaftsbund CGT und politischer Gruppierungen aus dem linken Spektrum.

„Il est temps de défendre d’autres manières d’habiter“ am 07. April 2018 bei Zone à Défendre externer Link dokumentiert, war die Solidaritätserklärung gegen die drohende Räumung von einer wachsenden Zahl von in Architektur und Stadtplanung aktiven Personen, die nachdrücklich das Recht und die Notwendigkeit verteidigen, andere Wohn- und Lebensformen zu entwickeln.

„Les images de l’évacuation de la ZAD de Notre-Dame-des-Landes“ am 09. April 2018 bei You Tube externer Link ist ein (Polizei)Videofilm (in einem vom Vortag fortgesetzten Beitrag  der Huffington Post) über den Beginn der Aktion, die der politischen Ausrichtung folgend, von der Bildkomposition her regelrechte Kriegsberichterstattung praktiziert…

„Sur la ZAD, l’évacuation de la ferme des Cent Noms“ ebenfalls am 09. April 2018 bei You Tube externer Link ist ein Videofilm (von Médiapart) über die erste konkrete Räumungsaktion an diesem Montag – eben jene gegen die berüchtigten besonders radikalen Elemente, die auf den Bildern eigentlich ganz normal aussehen und ihre Widerstandsaktionen, wie Ketten bilden, sind im Angesicht dieses Aufmarsches der Staatsgewalt eher „bescheiden“ – die Gasmasken jedenfalls haben die uniformierten Schlägerbanden…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130363
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