[Rezension] Nina Verheyen: „Die Erfindung der Leistung“
„Deutschland präsentiert sich gern als „Leistungsgesellschaft“. Dahinter steckt das Versprechen, dass der, der viel leistet, dafür belohnt wird: mit einem guten Job, mit Geld und Sicherheit. Dieses Versprechen bröckelt. Die Historikerin Nina Verheyen geht dem Leistungsbegriff auf die Spur. (…) Eine individuelle Leistungszuschreibung, wie sie gang und gäbe ist, hält sie für eine Illusion, weil „[…] hinter dem, was vermeintlich eine Person leistet, immer ganz viele andere stehen, die dieser Person geholfen haben, und da wird eben manchen sehr viel mehr geholfen als anderen. Und ich finde, das sollte man berücksichtigen, wenn man sich überlegt, wen man befördert oder wen man wie gut benotet, als Lehrer etwa, und indem man daran denkt, welche Rolle man selber spielt als Leistungsbewerter.“ (…) Auch die Kritik am ewigen Leistungsdruck ist so alt wie der neue Leistungsbegriff der sich auflösenden ständischen Gesellschaft. Und, das betont Nina Verheyen mehrfach, diese Kritik sei selten „edel“ motiviert. „Die Kritik ist meines Erachtens oft sehr problematisch, weil sich dadurch unter anderem auch die Eliten abschotten. An solche Mechanismen oder solche Denkmuster, finde ich, muss man auch erinnern, wenn man die Kritik an Leistungsstandards oder an Formen der Leistungsbelohnung in den Blick nimmt.“ (…) Gerade Linke, so die Autorin, sollten „Leistung“ als Leitgedanken daher weiterhin im Schilde führen.“ Beitrag von Sandra Pfister beim Deutschlandfunk vom 26. März 2018 (Audiolänge: 7:10 Min., abrufbar bis zum 2. Oktober 2018). „Die Erfindung der Leistung“ von Nina Verheyen erschien bei Hanser Berlin 2018, 256 Seiten, zum Preis von 23 Euro