Berthold Huber: „Ein Gewerkschafts-Chef mit neoliberalen Zügen“
Dossier
- Offener Brief an den Vorsitzenden der IG Metall
Offener Brief der Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken (IVG) vom 8. November 2012 . Aus dem Text: „…Zuletzt müssen wir uns fragen, wie ernst deine Solidaritätserklärung an die Spanischen Gewerkschaften war, die du drei Tage vor deinem Interview abgegeben hast. Wir begrüßen, dass der Europäische Gewerkschaftsbund für den 14. November zu europaweiten Protesten aufruft, dass für mehrere Länder Generalstreiks angekündigt sind. Der Aufruf ist auf der Seite der IG Metall auch nach 3 Wochen noch nicht veröffentlicht. Jetzt hast du noch im Schwäbischen Tagblatt die Streiks, die an diesem Tag in Griechenland, Spanien, Portugal und Italien stattfinden sollen, als „Unfug“ bezeichnet. Wir halten dein Verhalten nicht nur für unsolidarisch, sondern auch für ein schwieriges Hindernis für die Entwicklung von Gegenwehr in Deutschland angesichts der deutlich nahenden Krise. Wie sollen wir uns hier gegen Betriebsschließungen und Entlassungen verteidigen? Wieder eine längere Kurzarbeit zu fordern, kann da nicht reichen!
Wir fordern von der IG Metall Mobilisierung statt Empfehlungen für Lohnverzicht! Diejenigen, die die Krise verursacht haben sollen zahlen – und es sind nicht die Löhne, die zu hoch sind! Diejenigen, die von den Rettungspaketen profitiert haben, die Banken, die Fonds und die Großunternehmen müssen zur Kasse gebeten werden!
Wir fordern Aktionen am 14.November gemeinsam mit den Gewerkschaften Europas!“ Zum Hintergrund siehe
- IG Metall: Vorsitzender Huber auf Abwegen!
Artikel von Stephan Krull vom 28.10.2012. Aus dem Text: „… Im Gespräch mit der Zeitung Schwäbisches Tagblatt vom 25.10.2012 ging er jetzt noch einen Schritt weiter in der Zerstörung europäischer gewerkschaftlicher Zusammenarbeit, indem er die geplanten Streiks in einigen Ländern als voluntaristischen Unfug bezeichnete und allen Solidaritätsaktionen der IG Metall an diesem Tag eine Absage erteilte. (…) So sorgt der Vorsitzende der IG Metall sich um die Finanzausstattung der Unternehmen, nicht um die Nöte der Krisenopfer in Spanien, Griechenland oder in Deutschland. Was den DGB betrifft, sieht es nicht viel besser aus…“ Siehe dazu auch: Interventionen » Wirtschaftspolitische Gegenwehr: Wirtschaftskrisen und der alltägliche Kapitalismus » Gewerkschaftliche Mobilisierung in der Krise: Deutsche Gewerkschaftsbewegung und N14 – Generalstreik in (Süd)Europa
- Debatte um unsägliches Interview von Huber
„Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin sehr empört und stinksauer über die Aussagen unseres / des Vorsitzenden der IG Metall im Interview bei Phoenix…“ Debattenaufruf von Stephan Krull vom 17.10.2012
- FORUM MANAGER – Zu Gast: IG Metall-Vorsitzender Berthold Huber
Am 14. Oktober: Sigmund Gottlieb und Marc Beise sprechen im FORUM MANAGER mit Berthold Huber über seine Person, seine vielfältigen Tätigkeiten und über aktuelle politische und wirtschaftliche Entwicklungen. Das FORUM MANAGER ist eine Kooperation von PHOENIX und Süddeutsche Zeitung. Video und Hintergrundinfos bei Phoenix . Kommentar eines LabourNet-Lesers: „SCHANDE! IG Metall-Vorsitzender Huber plädiert für geringere Löhne und flexiblere Arbeitszeiten – in Spanien. Hohe Löhne und unflexible Arbeitsmärkte sind schuld an der Massenarbeitslosigkeit, laut Huber. Huber ist auch Vorsitzender der internationalen Industriegewerkschaft. Wirklich eine Schande! Forum Manager bei Phoenix. Hört’s genau an, dann wissen wir, warum es in Deutschland und Europa so läuft. Ein Gewerkschaftsvorsitzender tritt den Beschäftigten in den Rücken! Pfui Deibel, ich bin stocksauer! Eine unangenehme Mischung von Arroganz, Ignoranz, Intoleranz und Überheblichkeit.“ Siehe dazu
- die Bewertung durch Marc Beise: Summa summarum: Ein Gewerkschafts-Chef mit neoliberalen Zügen
„Er vertritt 2,3 Millionen Mitglieder: IG-Metall-Chef Berthold Huber präsentiert sich ganz offen und überrascht mit fast neoliberalen Ansichten.“ Video von Marc Beise vom 12.10.2012 von und bei Süddeutsche.de . Kommentar eines (anderen!) LabourNet-Lesers: „…ist es dem jetzigen beginnenden „Niedergang“ des Neoliberalismus geschuldet, dass der auch in der SZ nicht mehr so wichtige und neoliberale Hardliner Marc Beise – einer jener „Maschinisten des ökonomischen Mainstreams“ – sich jetzt mit einem Gewerkschaftschef „schmücken“ möchte – und das auch kann?“