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Kampagne gegen Lohnklau (nicht nur) im bulgarischen Einzelhandel
Belegschaften verschiedener Niederlassungen der Einzelhandelskette Piccadilly – eine der großen des Landes – machten den Anfang: Sie organisierten sich bereits im März 2017, um den Kampf für die Ausbezahlung ihrer Löhne zu führen: Ein Problem, das sie aber bei weitem nicht alleine haben. Weswegen nach den ersten Protesten sich auch andere Belegschaften anschlossen, die dasselbe Anliegen verfolgen. Bei Max Telecom wie bei den Bergarbeitern von Bobov Dol, Textilbeschäftigte aus Dupnitsa und ChemiearbeiterInnen aus Dimitrovgrad folgten ihnen: Auch sie organisierten sich in Basisgewerkschaften, um ihr Anliegen zu verfolgen, dem die anderen Gewerkschaften bis dahin zumindest gleichgültig gegenüber standen. Sie kämpfen für eine sofortige Ausbezahlung der Außenstände, das gesetzliche Verbot von Lohnklau, das Verbot, ein Unternehmen, das Löhne und Gehälter schuldet, weiter zu verkaufen und für einen Vorrang der Bezahlung von Außenständen im Pleitefall – die Belegschaften müssten vor den Banken an der Reihe sein, ist der Grundkonsens. Der Besitzer der Einzelhandelskette ist „verschwunden“… Siehe dazu einen Aktionsbericht und den Brief eines Beschäftigten, der die Lage schildert:
- „Joint protest of workers against wage theft in Bulgaria“ am 07. September 2017 bei libcom.org war der Aktionsbericht vom ersten Protest vor dem Parlament in Sofia, der von der Autonomen Arbeitergewerkschaft organisiert wurde. Die Aktion, an der sich rund 150 Beschäftigte verschiedener Unternehmen beteiligten, wurde auch als Fortsetzung der spontanen Proteste seit letztem Jahr betrachtet, die den Dutzenden von Fällen galten, in denen Löhne und Gehälter schlichtweg nicht bezahlt wurden. Stattdessen waren eine ganze Reihe solcher Unternehmen in der Zwischenzeit mehrfach weiter verkauft worden – und die neuen Eigentümer taten in der Regel so, als hätten sie mit den Schulden gegenüber der Belegschaft nichts zu tun. Der Beitrag ist auch mit einer Reihe von Fotos der Aktion versehen.
- „An Open Letter by a Picadilly worker in Bulgaria“ am 18. September 2017 bei Redmed ist die Dokumentation des offenen Briefes eines der Piccadilly-Beschäftigten an verschiedene Regierungsstellen – inklusive einer tatsächlich bestehenden „zeitweisen Kommission für unbezahlte Gehälter“. Der Schreiber, der 12 Jahre bei Piccadilly gearbeitet hat, fordert in seinem Brief Regierung und Behörden auf, aktiv zu werden, den betrügerischen Exbesitzer endlich zu suchen und die nötigen Schritte einzuleiten, damit er und 700 weitere ehemalige und noch beschäftigte der Einzelhandelskette endlich die ihnen seit langem zustehenden Beträge bekommen – in seinem Fall sind es zwei Monatsgehälter.