Nach dem Tod eines Demonstranten: Landesweite Aktionen in Marokko – in Solidarität mit den Protesten im Rif

Der Tod von Imad El Attabi am Dienstag letzter Woche – der den Verletzungen erlag, die er bei einem Polizeieinsatz gegen eine Protestdemonstration im Juli erlitten hatte – ist der Anlass für den Aufruf zu einer landesweiten Demonstration in Rabat am 27. August 2017, zu der die Jugendverbände dreier verbündeter linker Gruppierungen aufrufen. Trotz der Begnadigungen durch den König (siehe dazu den Verweis am Ende dieses Beitrages) sind immer noch über 200 Menschen in Haft, aus dem einzigen Grund, weil sie sich an den monatelangen Protesten im Norden Marokkos beteiligt haben, wie sie von der Hirak-Bewegung organisiert worden waren. Was unter anderem durch die massive Repression verhindert werden sollte, nämlich ein „Übergreifen“ der Proteste auf andere Landesteile (und was an einigen Orten bereits im Juni und Juli geschehen war), scheint sich nun eben gerade als Reaktion auf diese Repression anzubahnen. Siehe dazu zwei aktuelle Beiträge und die Dokumentation einer Solidaritätserklärung verschiedener nordafrikanischer Gruppierungen mit der Rif-Bewegung:

• „Left-Wing Coalition Calls for National March on August 27 to Demand Release of Rif Detainees“ am 13. August 2017 bei den Morocco World News ist die Meldung über den Demonstrationsaufruf der drei linken Jugendorganisationen für den 27. August in Rabat. Darin wird unter anderem darauf verwiesen, dass etwa jene Gefangenen, die nach Casablanca verschleppt wurden, unter der Anklage stehen, sie hätten „die Loyalität der Bevölkerung zum Staat untergraben“. Wofür es auf dieser perversen Welt keinen Orden, sondern Strafe gibt.

• „Imad Attabi, muerto como mártir del Hirak“ von Issam El Yadari am 12. August 2017 bei Viento Sur ist ein Beitrag über den Tod Imad Attabis, dessen Bekanntwerdung zu sofortigen Protesten nicht nur in der ganzen Region des Rif-Gebirges im Norden Marokkos, sondern auch in anderen Gegenden des Landes geführt hat. Im Zentrum der Proteste war die spontane Demonstration der Trauer erneut Ziel massiver Polizeirepression. Dieser Tod spielt insofern eine besondere Rolle, als die ganze Protestbewegung ja im Herbst letzten Jahres ebenfalls aufgrund eines Todesopfers überhaupt erst richtig massiv geworden war und jahrelange Unzufriedenheit zur Aktivität gebracht hatte, die nun erneut sich auf andere Landesteile ausbreitet: Eine ebenfalls spontane Demonstration vor dem Parlament in Rabat wurde ebenfalls unterdrückt.

• „Solidarity statement with the protest movement in Morocco’s Rif region“ am 20. Juli 2017 bei Pambazuka dokumentiert und nun in englischer Übersetzung vorliegend, ist die gemeinsame Solidaritätserklärung von 20 Gruppierungen der sozialen Bewegung und der politischen Linken aus Marokko, Tunesien und Algerien mit der Rif – Bewegung, in der auch andere soziale Proteste, die in diesen Ländern zur Zeit der Verabschiedung dieser Erklärung aktuell stattfanden, erwähnt werden, wie die Proteste im Süden Tunesiens etwa.

• Zur Protestbewegung im Rif zuletzt: „Der marokkanische König „begnadigt“ über 1.000 Häftlinge – darunter auch viele aus der Protestbewegung des Nordens: Keine Organisatoren dabei“ am 31. Juli 2017 im LabourNet Germany (dort auch Verweise auf frühere Beiträge)