Die Lüge von der Leistungsgesellschaft
„Wer viel leistet, soll ein gutes Leben haben. Wer mehr leistet, ein noch besseres. Das Mantra der freien Wirtschaft. (…) Das Problem: Die wirtschaftliche Leistung des Einzelnen lässt sich überhaupt nicht errechnen. Und was sich errechnen lässt, hat mit der gängigen Vorstellung von Leistung wenig zu tun. (…) Das Einkommen richtet sich auch nicht danach, wie gesellschaftlich nützlich eine Arbeitsleistung ist (…) Dass sich der Gedanke, die Leistung begründe den Lohn, so hartnäckig hält, liegt laut Horn an einem beliebten Zirkelschluss: „Wenn jemand viel verdient, wird schlicht davon ausgegangen, dass er viel leistet – andernfalls würde er ja weniger verdienen.“ Damit jedoch bewegt sich das Argument im Kreis – der Lohn bemisst sich an der Leistung und die Leistung misst sich am Lohn. Dieser Zirkelschluss hat Folgen: Denn wer ihn vollzieht, macht die Individuen für die Höhe ihres Einkommens verantwortlich. Wer wenig verdient, soll sich also nicht beschweren, sondern durch mehr Leistung „sein Leben selbst in die Hand nehmen“, rät die FDP.“ Beitrag von Stephan Kaufmann vom 14. Juli 2017 bei der Frankfurter Rundschau online