Ein deutsch-französisches Europa? Kann die reanimierte Achse Berlin-Paris die Zentrifugalkräfte in der EU in Schach halten?
„… Merkel und Macron beschworen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die alte „deutsch-französische Achse“ als künftigen Motor europäischer Entwicklung – damit endlich „alles wieder gut“ werde (…). Kanzlerin Merkel und ihr neuer Juniorpartner aus Paris, der frischgewählte Emmanuel Macron, sollen es also richten und die vom drohenden Brexit gezeichnete EU in eine neue, strahlende Zukunft führen. Die reanimierte Achse Berlin-Paris soll die Erosionsprozesse in der EU revidieren, damit Europa gestärkt aus der Krise hervorgehe. Dabei ist nicht alles Schall und Rauch bei dieser anachronischen Inszenierung europäischer Harmonie. Es gibt partielle Interessensübereinstimmungen zwischen Paris und Berlin, die auf einigen Politikfeldern eine stärkere Kooperation beider Länder wieder wahrscheinlich machen. (…) Das Duo Merkel-Macron wird überdies von einer negativen Motivation angetrieben, die auf einer grundlegenden, quasi systemischen Ebene wirkt: Es ist schlicht die Angst vor den Folgen eines Zerfalls der EU, die selbst für das ökonomisch immer stärker dominierende Deutschland kaum absehbar wären. (…) Die Frage, ob die EU ein europäisches Deutschland eindämmen, oder ob sie zu einem Deutschen Europa verkomme, „ist schon lange beantwortet worden“, resümierte Market Watch. „Ein gemeinsamer Haushalt und ein Finanzminister würden nur den nächsten Schritt darstellen.“ Macron hege eindeutig die Ambitionen, die Ungleichgewichte in der Eurozone zu korrigieren, doch werde es für Merkel ein Leichtes sein, ihn auszuspielen.“ Artikel von Tomasz Konicz vom 28. Juni 2017 bei Telepolis