[London, 10.-12. Februar 2017] Das dritte Treffen der ‘Transnational Social Strike Plattform’

Dossier

Transnational social strike – London assembly 10th-11th february 2017 in Vorbereitung von 20F: Transnationaler Migrant_innenstreik „Tag ohne uns“ / „a day without us“Am Wochenende 11. und 12. Februar 2017 fand in London eine Konferenz der Transnational Social Strike Platform statt, die der Vorbereitung der Beteiligung des Netzwerkes am „Tag ohne MigrantInnen“ am 20. Februar in Großbritannien dienen sollte und auch des globalen Frauenstreiks am 08. März. Es versammelten sich etwas über 160 Menschen, die 40 Gruppierungen aus neun verschiedenen Ländern repräsentierten. Aus der gesamten Entstehungsgeschichte des Netzwerkes heraus ist es naheliegend, dass die inhaltlich diskutierten Hauptthemen des Treffens die Arbeit im Logistiksektor, im Care-Bereich und Arbeit und Leben von MigrantInnen waren. Darüber wird noch berichtet werden – es gab jedoch auch zwei Neuerungen vorzustellen. Zum einen ein – als etwa zweimonatiger geplant – eigener Newsletter, der unter anderem über die jeweiligen Aktivitäten einzelner Gruppierungen ebenso informieren soll, wie zur Vorbereitung der Teilnahme an Aktionen dienen. Und zum anderen die neue Rubrik auf der Webseite des Netzwerkes mit dem Titel  „Conflict Cornerexterner Link, wo konkrete Kämpfe und Aktionen berichtet und analysiert werden sollen, um möglicherweise von Erfahrungen anderswo zu profitieren. Diese Rubrik gibt es seit Januar 2017 und sie wird in der Regel einmal wöchentlich mit neuem Material versehen – in der ersten Ausgabe des Newsletters sind unter anderen Artikeln auch die ersten Beiträge der Rubrik conflict corner dokumentiert. Siehe zum Hauptergebnis das Dossier 20. Februar 2017: Transnationaler Migrant_innenstreik „Tag ohne uns“ / „a day without us“ nun weitere Berichte:

  • Am 10.-12. Februar fand in London das dritte Treffen der ‘Transnational Social Strike Plattform’ statt, nun liegt die deutsche Übersetzung des ersten Berichtes vor:  Aus dem Inneren der Streikbewegung. Aufbau einer politischen Infrastruktur für zukünftige Kämpfe
    Seit 2008 haben soziale Bewegungen darum gerungen, die Grenzen von Organisierung zu überwinden, die als Antwort entwickelt worden war auf die rapiden wirktschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen. Verschiedene Arten von Kämpfen gegen die neoliberale Ordnung fanden in den letzten Jahren statt: Gegen das Krisenregime und Widerstand an den Grenzen, Ungehorsam am Arbeitsplatz bishin zu Platzbesetzungen.
    Vor kurzem konnten wir das kraftvolle Auftauchen des Streiks als zentrale antagonische Form verfolgen, den sich Prekäre, Migrant*innen und Arbeiter*innen, Frauen und Männer angeignet haben. Der Steik wurde das Mittel, um zuvor unverbundene Kämpfe miteinander zu verbinden, indem öffentliche Plätze und Arbeitsplätze besetzt wurden, indem der Widerstand gegen neoliberale Institutionen und gegen das Grenzregime mit der Weigerung gegen Ausbeutung und gegen die Spaltung der Arbeit nach Geschlecht verbunden wurde. Diese erneuerte Präsenz des Streiks wurde zuvor in Frankreich sichtbar in der Bewegung gegen das Loi travail und seine Ideen, es wurde sichtbar in dem Aufruf zum Generalstreik gegen die Trump-Regierung, in den migrantischen «Tagen ohne uns» in den USA und Großbritannien und im Women’s strike in Polen und Argentinien und schließlich im ersten globalen Women’s strike am 8. März, der den Streik als feministische Massenaktion weltweit auf die Agenda brachte.
    Der Streik bildet nicht nur ein Verhandlungsinstrument für alltägliche Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz. Er ist etwas mehr, wenn er Teil einer sozialen transnational Bewegung ist. Wir sehen, wie politisch der Steik geworden ist, da er nicht mehr länger nur einer Arbeitskategorie zuzuordnen ist, wie Lohn, dem Arbeitsplatz selbst, oder einem Sektor oder gar einer Nation. Der Streik ist sozial, sofern erkannt wird, dass man Kämpfe um Lohn und Arbeitsbedingungen, um soziale Rechte und Bewegungsfreiheit zusammendenken muss, indem jegliche Form von Ausbeutung angefriffen werden muss. Er wird transnational, weil der Maßstab, nach dem der Angriff auf uns geführt wird, aber auch die Möglichkeiten für uns zu gewinnen, transnational ist. Mit der Freisetzung verschiedener Arten von Kämpfen gegen den Neoliberalismus hat der Steik sich selbst als ein Weg präsentiert, auf dem soziale Bewegungen auf wirksame Interventionen treffen, die in der Lage sind, die herrschende Gegenwart zu unterbrechen.
    Am 10.-12. Februar fand in London das dritte Treffen der ‘Transnational Social Strike Plattform’ statt. Diese Plattform ist eine internationale politische Infrastruktur, die sich aus Arbeiter*innen, Migrant*innen, Basisgewerkschaften und Aktivist*innen zusammensetzt. Sie alle haben als politisches Ziel die Vergrößerung und Vertiefung der Streikbewegung auf transnationaler Ebene. An dem Treffen in London nahmen 160 Menschen von 40 Organisationen und aua neun Ländern teil und diskutierten und organisierten sich entlang den Fragen der transnationalen and sozialen Dimensionen des Streiks. Es fanden Workshops zu den Themen Erstarken des Nationalismus, Women’s Strike, Streiks im Logistikbereich, Kämpfe um Wohnraum und zu Reproduktion statt. Das Treffen widmete sich insbesondere der Verbreiterung hinsichlich des migrantischen «One Day Without Us» am 20. Februar und dem weltweiten Women’s Strike am 8. März.
    Das Treffen sollte außerdem Erfahrungen von Ungehorsam teilen und gemeinsame Einschätzungen zu Theorie und Praxis vertiefen. Das Wochenende sollte herausfinden, wie die TSS Plattform eindeutiger als politische Infrastruktur wirken kann, welche die Kämpfe von Migrant*innen, Prekären und Arbeiter*innen gegen das neoliberale System aufnimmt. Dabei wurde deutlich, dass wir zusammen eine gemeinsame Vision entwickeln müssen, um aktuelle Kämpfe zu stärken und das Unerwartbare möglich zu machen.
    Gehälter und Löhne, Forderungen nach sozialen Rechten, für Mobilität und Bewegungsfreiheit sind als zentrale Kampffelder ausgemacht worden. Wir sehen darin einen Wendepunkt im Vergleich zu früheren Erfahrungen im Networking auf transnationaler Ebene: Die TSS Plattform möchte nicht einfach eine Verbindung sein, die zu einem bestimmten Anlass oder Bündnistreffen zusammenkommt. Unser Ziel ist es, eine Infrastruktur aus der Streikbewegung heraus aufzubauen und zu vertiefen, die sowohl die Steigerung unserer Kapazitäten hinsichtlich Organisierung auf transnationaler Ebene angeht als auch den Bedarf, stragetisch zusammenzukommen auf gemeinsamen Feldern unserer Initiativen.
    Auf diesen Treffen wurde vereinbart, mehr über gemeinsame «strategische Horizonte» zu sprechen, auf dem nächsten Treffen, das am 20.-21. Mai in Ljubljana stattfinden wird. Das Wochenende in London markiert einen wichtigen Schritt für die Plattform, es symbolisiert «das Ende des Anfangs» der TSS Plattform and läutet eine neue Phase unseres transnationalen kollektiven Experiments ein: Die Vertiefung des gegenseitigen Verstehens, unserer Verbindungen, Kapazitäten und Verabredungen für die Kämpfe, die noch vor uns liegen.

Zur Vorgeschichte:

  • Transnational Social Strike meeting 2.-4. Oktober 2015 in Poznan, Poland – EINEM TRANSNATIONALEN SOZIALEN STREIK ENTGEGEN. AUFRUF ZU EINEM TRANSNATIONALEN TREFFEN IN POZNAN 2/3/4. OKTOBER 2015 – Beitrag im LabourNet Germany
  • 24h ohne uns! Aufruf für einen 1. März 2016 gegen Grenzregime und Prekarisierung. Für einen transnationalen sozialen Streik! – Beitrag im LabourNet Germany
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=114490
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