OECD: Deutschland verstellt Geflüchteten Zugang zu Arbeit
„… Eine am Dienstag in Berlin im Rahmen einer Konferenz veröffentlichte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zieht ein ernüchterndes Fazit der Bemühungen. Integration sei ein »langwieriger Prozess«. Während die Beschäftigungsquoten von Flüchtlingen in den ersten fünf Jahren relativ rasch steigen, verlangsamt sich dieser Prozess anschließend erheblich, bis nach 10 bis 15 Jahren eine Obergrenze erreicht ist, die häufig deutlich unter der Beschäftigungsquote der im Inland geborenen Bevölkerung liegt. Während sich 31 Prozent aller vor 2014 angekommenen Flüchtlinge in einem Arbeitsverhältnis befinden, beträgt die Quote für Neuankömmlinge von 2015 und 2016 nur 22 beziehungsweise 14 Prozent. (…) In der anschließenden Diskussion beklagte Achim Dercks, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, vor allem die Rechtsunsicherheit für die Betriebe. Viele scheuten sich, Asylbewerber zu beschäftigen und zu qualifizieren, wenn unklar sei, ob diese plötzlich das Land verlassen müssten. (…) Dieses Problem sieht auch Annelie Buntenbach vom geschäftsführenden DGB-Bundesvorstand, die aber vor allem vor Bestrebungen warnt, einen neuen, prekären Sektor auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen. Es gehe um Integration in gute Arbeit: »Das bedeutet, dass alle Standards, also auch der Mindestlohn und Tarifverträge, uneingeschränkt auch für Flüchtlinge und Asylbewerber gelten.« Wenn Zuwanderer als »Lohndrücker« wahrgenommen würden, befördere dies Ressentiments und die gesellschaftliche Spaltung, so Buntenbach. Die Gewerkschaften würden die Herausforderungen bei der Integration jedenfalls annehmen, denn gerade Betriebsräten komme dabei eine »wichtige Lotsenfunktion« zu.“ Beitrag von Rainer Balcerowiak bei neues Deutschland vom 15. März 2017