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US-Gewerkschaften und Trump: Auf den – reaktionären? – Nenner gebracht…
Jede Menge Pipelines bauen, eine gigantische Mauer zur Menschenabwehr, schlechte Jobs im eigenen Land anbieten, statt nach Asien zu verlagern – das Programm Trumps spaltet die Gewerkschaftsbewegung. Und es sind nicht nur die Baugewerkschaften, die vor lauter Jobs begeistert sind – ähnlich wie deutsche Rüstungsgewerkschaften oder Gewerkschaften ziviler Rotkreuz-, nein: Bundeswehrbeschäftigter. Die gesamte, ohnehin eher im Sinkflug begriffene US-Gewerkschaftsbewegung reagiert reichlich gespalten auf Trumps Offensive. Derweil Beschäftigte im traditionell gewerkschaftsfreien Süden der USA (wo eine Gouverneurin glatt weg sagt, „Gewerkschaften sind bei uns nicht willkommen“), bei den Banken und auch bei Herrn Musk (Tesla) mit seinen Selbstfahrautos versuchen, meist erstmalig, sich zu organisieren. Siehe dazu unsere kleine aktuelle Materialsammlung „Trump und die Gewerkschaften“ vom 03. März 2017:
Trump und die Gewerkschaften
„AFL-CIO president on Trump speech: One of his finest moments“ am 01. März 2017 bei Fox Business ist ein Interview mit dem Vorsitzenden des Gewerkschaftsbundes AFL-CIO Richard Trumka über die Rede Trumps vor dem Kongress – „einer seiner besten Momente“ befand Trumka, auf die diversen Versprechungen bezüglich Arbeitsplätzen verweisend. Diese Stellungnahme gibt in der Tat die Reaktion einer großen Strömung in dem Gewerkschaftsbund wieder – in erster Linie, aber keineswegs nur – der verschiedenen im Bausektor präsenten Gewerkschaften, die dem nationalistischen Programm Trumps positiv gegenüber stehen
„Viewpoints: Building Trades Activists Argue for a Different Approach to Trump“ von Len Shindel und Kevin Norton am 15. Februar 2017 bei den Labornotes ist ein Beitrag über die Debatten, die es als Reaktion auf Trumps Pläne innerhalb der Baugewerkschaften der USA gibt. Dabei heben die Aktivisten vor allem hervor, dass bei aller Begeisterung über Arbeitsplätze, die geschaffen würden, kein Wort mehr fällt über solche Fragen wie Bezahlung, Arbeitsbedingungen und ähnliches – also Zustände, wie in der BRD
„America’s Construction Carnage“ von Sam Pizzigati am 03. Februar 2017 beim ZNet dokumentiert, ist ein Beitrag, der in der ganzen Debatte um neue Jobs in der Bauindustrie einen, meist nicht diskutierten, „Aspekt“ behandelt: Das Sterben und Leiden auf Amerikas Baustellen. Nicht irgendwo in der Pampa, sondern in allein in der Stadt New York sind in den letzten zwei Jahren 31 Bauarbeiter gestorben, im Jahr 2014 waren es landesweit sage und schreibe 899 Todesopfer.
„American trade unions face a dilemma – how close should they get to Trump?“ von Tony Burke am 27. Februar 2017 bei Left Foot Forward ist ein Beitrag, der vor allem von den gewerkschaftlichen Reaktionen auf Trumps Vorstöße gegen Freihandelsabkommen berichtet. Dabei geht er von dem Wahlergebnis aus, dass Trump eben wegen dieser Anti-Freihandelspolitik solche Bundesstaaten wie Michigan, Wisconsin, Ohio und Pennsylvania, in denen die Gewerkschaften noch einen mächtigen Faktor darstellen, gewonnen hat. Dass das allgemeine Programm Trumps nun keineswegs gewerkschaftsnah ist, ist allgemein bekannt – auch den Gewerkschaftsfunktionären der USA, die wissen dass „Recht auf Arbeit“ a la Republikaner heißt, sonst aber kein einziges Recht, keinen höheren Mindestlohn und der ganze Katalog an Unternehmerwünschen
„The Boeing Vote Was Not a Referendum on Organizing the South“ von Chris Brooks am 17. Februar 2017 bei den Labornotes ist ein Diskussionsbeitrag über die krachende Niederlage bei der ersten großen Gewerkschaftsabstimmung nach Trumps Wahlsieg. Bei Boeing in Charleston hatten sich von den 3.000 Beschäftigten rund 2.800 an der Abstimmung darüber beteiligt, ob sie eine Gewerkschaft wollen – oder nicht. 2.097 stimmten dagegen, nur 731 dafür. Klar spielten Erpressungen und Drohungen dabei auch eine wesentliche Rolle – aber es wurde schon deutlich, dass die Südstaaten der USA, trotz aller registrierbaren Veränderungen – oder, eher: Veränderungstendenzen – immer noch ein schwieriges Feld für Gewerkschaften sind: In South Carolina beträgt der gewerkschaftliche Organisationsgrad 1,6%. Der Autor vertritt in seinem Artikel die These, dass dies kein Referendum über Gewerkschaften an sich gewesen sei. Nach der Abstimmung überschlug sich die Geschäftsleitung: „Jetzt können wir den Präsidenten empfangen“ der wenige Tage später, seit längerem angekündigt, zu Besuch erschien (natürlich um Boeing Jobs im Land zu halten, das im Kern diesen Wahlkampf geführt hatte mit der Losung „Wenn Gewerkschaft – dann China“).
Stunning rebuke to machinists’ union at South Carolina Boeing plant“ von Jerry White am 17. Februar 2017 bei wsws ist ein Artikel über dieselbe Gewerkschaftswahl bei Boeing. Darin wird als wichtigster Grund für die politische Schlappe das Wirken der Gewerkschaft International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM) selbst hervor gehoben. Und auch wenn man die Position, mit einer anderen Gewerkschaft wäre alles anders gelaufen, nicht unumwunden teilen muss, ist der Beitrag in jedem Falle lesenswert, weil er ausführlich die verschiedenen Entwicklungen und Haltungen der Gewerkschaft in einem knappen historischen Abriss darstellt.
„Bank Workers Will Protest to Form Their First US Union — And The Whole World Is Watching“ am 21. Februar 2017 bei We bail out people ist ein Bericht über die stark anwachsenden Bestrebungen, erstmals in der Geschichte der USA eine Gewerkschaft im Bankensektor zu organisieren. Bei Santander haben 15.000 Beschäftigte eine entsprechende Entschließung gefasst
„Elon Musk Slams Criticism of Tesla Working Conditions, Promises Fun and Frozen Yogurt“ von Leon Kaye am 27. Februar 2017 bei Triple Pundit berichtet über die Reaktion des Herrn Musk („Bei mir fahren Computer Leute tot“) auf Bestrebungen in seinem kalifornischen Tesla-Werk die 6.200 Beschäftigten gewerkschaftlich zu organisieren. Unter anderem erboste den feinen Herrn, dass es tatsächlich unter den Beschäftigten seiner ach so modernen Firma Menschen gibt, die sich beispielsweise wundern, warum da Arbeitsbedingungen des 19. Jahrhunderts herrschen – etwa bei 70 Arbeitsstunden die Woche.