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[Buch] Kapitalkollaps. Die finale Krise der Weltwirtschaft
„Haben Sie sich in der Dauerkrise des kapitalistischen Weltsystems schon häuslich eingerichtet? Können Sie noch den Überblick behalten über all die Schuldenberge, die gerade zusammenbrechen? Wie sortieren sich für Sie Klima-, Wirtschafts-, Schulden-, Euro-, Öko- und „Flüchtlingskrise“? Wo fängt die eine an, wo hört die andere auf? Für alle, die im Krisendickicht endlich durchblicken wollen, ist dieses Buch – endlich mit verbesserter Kapitalismuskritikformel! – unentbehrlich: Werden Sie mit seiner Hilfe in wenigen Stunden zum Krisenexperten. In zehn Kapiteln werden Ursachen, Verlauf und Perspektive der Großen Systemkrise allgemeinverständlich beschrieben und die häufigsten Krisenmythen entlarvt. Danach kann Sie nichts mehr erschüttern. Mit Ausnahme des nächsten Krisenschubs, versteht sich.“ Klappentext zum Buch von Tomasz Konicz (Reihe konkret texte 68, 2. Auflage 2016, 276 Seiten, ISBN 978-3-930786-80-0, 23,00 €) – siehe dazu Infos und exklusive Leseprobe. Und neu:
- Am 15. Mai 2017 Diskussions-Veranstaltung mit Tomasz Konicz in Dortmund:„Kapitalkollaps: Die finale Krise der Weltwirtschaft – Wie bedrohlich ist die Lage, was tun?“
(Kulturhaus Taranta Babu, Humboldtstraße 44 in 44137 Dortmund um 19 Uhr – eine Veranstaltung des Rosa Luxemburg Clubs Dortmund/Bochum)- Tomasz Konicz, Jahrgang 1973, studierte Geschichte, Soziologie und Philosophie in Hannover sowie Wirtschaftsgeschichte in Poznan. Seit rund zehn Jahren bearbeitet er als Publizist und freier Journalist das Schwerpunktthema „Krisenanalyse“ – u. a. für „Konkret“, „Neues Deutschland“ und „Telepolis“. Buchveröffentlichungen: Politik in der Krisenfalle (2012), Krisenideologie. Wahn und Wirklichkeit spätkapitalistischer Krisenverarbeitung (2013), Aufstieg und Zerfall des Deutschen Europa (2015). Mitarbeit an diversen Sammelbänden, u.a.: Die Dynamik der europäischen Rechten. Geschichte, Kontinuitäten und Wandel (2010), Aufbruch ins Ungewisse: Auf der Suche nach Alternativen zur kapitalistischen Dauerkrise (2014), Deutschland.Kritik (2015).
- Zu dem im Konkret-Verlag 2016 erschienenen Buch „Kapitalkollaps“ schreibt der Autor in seiner Einleitung:
„Das vorliegende Buch ist daher vor allem ein Versuch, im Wettlauf mit der fortschreitenden Krisendynamik doch noch zu einem Verständnis der fundamentalen Krise beizutragen, in der das spätkapitalistische System verfangen ist. Vielleicht ist ja bereits einiges gewonnen, wenn zumindest einer substantiellen Minderheit klar ist, was vor sich geht. Ein solches Wissen könnte selbst nach dem nächsten Krisenschub ausstrahlen und der reaktionär-ideologischen Krisenverarbeitung entgegenwirken.
Aufbauend auf den theoretischen Erkenntnissen der Wertkritik, wie sie von den Gruppen Krisis und Exit erschlossen worden sind, wird hier der Versuch unternommen, der Leserin, dem Leser möglichst allgemeinverständlich die Ursachen der gegenwärtigen Krise und ihres Verlaufs zu erläutern. Die zentrale These des Buches ist, dass der Kapital ismus an seiner Widersprüchen zugrunde gehen wird und dabei die menschliche Zivilisation mit in den Abgrund zu reißen droht. Angetrieben wird der Krisenprzess vom konkurrenzvermittelten Drang des Kapitals, sich seiner eigenen Substanz der wertbildenden Arbeit in der Warenproduktion, zu entledigen, was letztlich zur Produktion einer ‚ökonomisch überflüssigen‘ Menschheit führt. Das Kapital könne sich an alles anpassen, nur nicht an sich selbst. bemerkte der Krisentheoretiker Robert Kurz hierzu treffend. … Die ersten beiden Kapitel dieses Buches (widmen sich) der Geschichte der gegenwärtigen Systemkrise – sowohl in den Zentren als auch in der Peripherie. Die Krise wird als langfristiger, mit dem Auslaufen des fordistischen Nachkriegsbooms in den Siebzigern einsetzender Prozess beschrieben, der sich innerhalb von Dekaden in Schüben von der Peripherie in die Zentren des kapitalistischen Weltsystems frisst und dabei immer größere Spekulationsblasen auf den wuchernden Weltfinanzmärkten ausbildet. Im Anschluss (Kapitel 3) folgt eine Darstellung der gegenwärtigen Liquiditätsblase, in der das spätkapitalistische Weltsystem steckt. Kapitel 4 und 5 beleuchten die innere, autodestruktive Mechanik des global stotternden Motors der Kapitalverwertung, indem die Grundzüge der sogenannten inneren wie äußeren Schranke des Kapitals möglichst allgemeinverständlich erläutert werden. Dabei werden auch die ökologischen Folgen des Krisenprozesses diskutiert. Es wird sich zeigen, dass auch die ökologische Schranke des Kapitals das Kapital selber ist.„ - Inhaltsübersicht: Einleitung – 1. Die Krise in den Zentren – 2. Der Zusammenbruch der Peripherie – 3. Die große Liquiditätsblase – 4. Die innere Schranke des Kapitals – 5. Die äußere Schranke des Kapitals – 6. Ideologie in der Krise – 7. Illusionen nationaler Politik – Die historische Schranke bürgerlicher Demokratie – 8. Krisenimperialismus – 9. Der große Transformationskampf – 10. Was kann die Linke tun?
- Siehe dazu auch die Rezension von Manfred Sohn in der Ausgabe 21/2016 der Zeitschrift „Ossietzky“
- [Buchbesprechung] Wer zieht die Notbremse?
„Man will es auch außerhalb der Winterzeit nicht gerne wahrhaben, aber Konicz hat mit seiner bitteren Diagnose Recht. Die Auswirkungen der fundamentalen Krise des Kapitalismus sind »längst auch in den Zentren spürbar, ein Großteil der Peripherie ist von ihr bereits voll erfasst«, wie er schreibt. Materialreich trägt Konicz zusammen, an welche inneren und äußeren Schranken die globale Kapitalverwertung gestoßen ist und warum die Mechanik des Kapitalismus selbstzerstörerisch ist – in sozialer ebenso wie in ökologischer Hinsicht. All die letztlich hilflosen Reaktionen der bürgerlichen Politik werden von Konicz als »Krisenimperialismus« beschrieben. Gleich ob neu-alter Nationalismus, »Extremismus der Mitte« oder Ausgrenzung von Geflüchteten – all das sind nur vergebliche Versuche, aufzuhalten, was nicht aufzuhalten ist: Dass das Kapital an seine systemischen Grenzen stößt…“ Beitrag von Christian Stock in iz3w – informationszentrum 3. welt vom 17. Januar 2017 (dokumentiert bei Linksnet) über „Kapitalkollaps. Die finale Krise der Weltwirtschaft.“ von Tomasz Konicz
- Sagen, was Sache ist. Teil des Schlusskapitels als exklusive Leseprobe im LabourNet Germany – wir danken!
Sagen, was Sache ist
In dieser Situation, in der die antikapitalistische Linke – von wenigen Ausnahmen abgesehen – über keinerlei Hebel verfügt, um den Krisen- und Transformationsprozess nennenswert zu beeinflussen, bleibt vorerst nur die Möglichkeit der Aufklärung. Der erste revolutionäre Schritt besteht darin, den Menschen die ungeschminkte Wahrheit möglichst verständlich mitzuteilen: zu sagen, was Sache ist, den Menschen also zu erklären, dass die Krise nicht überwunden werden kann, dass es schlimmer kommen wird, dass sie ihr gewohntes Leben werden aufgeben müssen, dass das Kapital in seiner Agonie die menschliche Zivilisation zu zerstören droht. Kurz: Nichts wird bleiben, wie es ist.
Dabei muss der systemische Charakter des Krisenprozesses betont werden, der nicht durch irgendwelche Bösewichte – an denen es im Kapitalismus ja tatsächlich nicht mangelt – vorangetrieben wird, sondern aus den eskalierenden, von einer marktvermittelten Eigendynamik angetriebenen inneren Widersprüchen des Kapitals folgt. Die Krise verschärft sich ja gerade deswegen, weil alle Marktakteure möglichst erfolgreich genau das praktizieren, was das System von ihnen verlangt. Es ist sein alltägliches »Funktionieren«, das viele Funktionsträger und Charaktermasken in Politik und Wirtschaft schuldig werden lässt: an forcierter Ausbeutung, Unterdrückung, an Angriffskriegen, Demokratieabbau, rassistischer Hetze etc., die infolge der sozioökonomischen Verwerfungen ins Extrem getrieben werden. Aber am Krisenausbruch ist tatsächlich niemand »schuld«. Der Skandal ist das alltägliche »Funktionieren « des Kapitalismus, nicht seine Krise.
Generell ist eine Beteiligung der Linken an der Suche nach einem Sündenbock in der gegenwärtigen Krise kontraproduktiv, auch wenn es aus Gründen der Propaganda verlockend scheint, dem faschistischen Feindbild des Ausländers oder des Juden das des Bankers oder »Bonzen« als Krisenverursacher entgegenzustellen. Dadurch verbaut sich die Linke die Möglichkeit radikaler Systemkritik. Die Suche nach Sündenböcken impliziert rein logisch, dass das System ohne sie reibungslos funktionieren würde; es geht somit solcher Betrachtung darum, es als Ganzes zu erhalten, zu »reparieren«. Der scheinbare taktische Vorteil einer linken Argumentation, die bestimmte Teile der Funktionseliten für die Krise verantwortlich macht, wandelt sich in einen groben strategischen Fehler, da diese »Klassenperspektive« den Blick auf die notwendig aufzuhebenden basalen Formen der Vergesellschaftung verstellt (Staat, Markt, Geld als allgemeines Wertäquivalent etc.).
Die Krise wird in der affirmativen Kritik unter der Hand zu einer bloßen Verteilungsfrage, statt als Systemkrise verstanden zu werden. Sicher, manchen erscheint es »zu radikal«, in der Krise mit der Notwendigkeit der Überwindung des Kapitalverhältnisses zu argumentieren, was ja notwendigerweise auch die Überwindung der Vermittlungsformen kapitalistischer Herrschaft und Ausbeutung – Markt und Staat – einschließt. Doch hier sollte ein Blick gen Süden helfen, dort ist der systemische Charakter der Krise unschwer zu erkennen. Markt und Staat sind in der Peripherie längst zusammengebrochen, sie werden aufgrund der zunehmenden Widerspruchsentfaltung des kollabierenden Kapitalverhältnisses untergehen. Diesem Zusammenbruch, der in die Barbarei zu münden droht, sollte mit einer emanzipatorischen, letztlich revolutionären Überwindung der in Auflösung befindlichen Vergesellschaftungsformen begegnet werden.
Es ist eine Frage des Überlebens. Seiner Eigendynamik überlassen, treibt das System in Barbarei und/oder Selbstzerstörung. Es gilt daher, den Überlebenswillen der Menschen anzusprechen, der in der Krise in seiner unbewussten Form zur Intensivierung der Konkurrenz beiträgt. Unbewusst reagieren die meisten Insassen des Spätkapitalismus ja längst auf die zunehmenden systemischen Verwerfungen: mit einer quasi instinktiven Intensivierung des Konkurrenzkampfs. Der Überlebenstrieb entfaltet sich unbewusst in der härteren Konkurrenz: Das eigene Überleben soll durch den Untergang der Konkurrenten gewährleistet werden. Gerade diese Krisenkonkurrenz ist es, die zur Barbarisierung des Kapitalismus ursächlich beiträgt.
Dieser in der spätkapitalistischen Alltagskonkurrenz verfangene Überlebenstrieb müsste eigentlich nur »sublimiert« werden. Darunter wird hier die bewusste Reflexion der unbewussten Wechselwirkung von Konkurrenzverhalten und systemischem Krisenprozess verstanden, durch die die »barbarisierende« Wirkung des individuellen Konkurrenzkampfs erhellt würde. So wie der individuelle Überlebenstrieb heute die Krisendynamik beschleunigt und der Barbarei Tür und Tor öffnet, so könnte ein kollektives Überlebenwollen, das sich der Notwendigkeit der gesamtgesellschaftlichen Überwindung des Kapitals versichert hat, ein mächtiger Motivationsfaktor im Transformationskampf sein. Und das ist keine Frage, die nur den linken Radikalinski tangiert. Ein auf diese Weise bewusst hergestellter Zusammenhang zwischen dem – kollektiven – Überleben und der Notwendigkeit der Systemüberwindung kann auch zum Anliegen des Spießers werden, der seinen Kindern eine lebenswerte Zukunft sichern will.
Der Krisenprozess hat im gesellschaftlichen Unterbewusstsein des Spätkapitalismus längst breite Spuren hinterlassen, sichtbar in der massenhaften Produktion apokalyptischer Waren in der Kulturindustrie. Auch an dieser Stelle käme es darauf an, das deformiert artikulierte Krisengefühl der breiten Masse in ein reflektiertes Krisenbewusstsein zu überführen. Es ginge abermals darum, unbewusst Empfundenes der Reflexion zugänglich zu machen. Das ist nicht einmal die Hauptschwierigkeit bei der Verbreitung eines emanzipatorischen Bewusstseins in der Krise; schwieriger ist die Vermittlung der Überzeugung von der Machbarkeit einer Alternative zum kollabierenden Kapital.