IG BAU: Der König ist tot, es lebe der Kaiser
Kommentar eines ehemaligen Hauptamtlichen vom 12.9.2013
Nach 18 Jahren hat der König sein Königreich verlassen. 18 Jahre dirigierte Klaus Wiesenhügel die IG BAU. Unzählige innergewerkschaftliche Strukturreformen, 18 Jahre tarifpolitische Höhen und Tiefen. Nach 18 Jahren als Bundesvorsitzender der IG BAU ist Klaus Wiesenhügel auf dem 21.Gewerkschaftstag der IG BAU nicht mehr als Bundesvorsitzender angetreten. Als Mitglied des Schattenkabinetts von Peer Steinbrück ist Klaus Wiesenhügel als Arbeits – und Sozialminister einer sozialdemokratischen Regierung vorgesehen. Mit Klaus Wiesenhügel verliert die IG BAU Ihren König, der die IG BAU hart und zentralistisch regierte. Es endete eine Ära von 18 Jahren, die nicht gerade vom Erfolg geprägt wurde. Tarifpolitische Erfolge standen bei der IG BAU selten auf der Tagesordnung. Politische Aussagefähigkeit wurde klein geschrieben. Als Baumeister einer neuen Gewerkschaft, einer neuen IG BAU wollte sich Wiesenhügel einen Namen machen. Das Ergebnis ist verherrend. Die Mitgliederzahlen haben sich in der Ära Wiesenhügel halbiert, die IG BAU hat sich aus der Fläche zurückgezogen, hauptamtliche Sekretäre wurden entmündigt. Wiesenhügel wollte die IG BAU den Mitgliedern zurückgeben. Zurück lässt er eine “ zahnlose“ Gewerkschaft, die noch weiter verschlankt werden soll, um eigenständig zu überleben. Die Frage, die sich die Delegierten auf dem Gewerkschaftstag stellen mussten!
Ist der „Abgang“ von Klaus Wiesenhügel ein Befreiungsschlag für die IG BAU? Mit großen Erwartungen reisten über 300 Delegierte nach Berlin, in der Erwartung, eine Aufbruchstimmung zu erleben. Sie erlebten einen “ Wahlkongress “ der SPD. Bereits vor dem Gewerkschaftstag zeigte die IG BAU ihre Wahlempfehlung deutlich, erstmals wurde im Grundstein (IG BAU Zeitung), ein Wahlaufruf der SPD veröffentlicht. Die mit Spannung erwarteten Wahlen des neuen Bundesvorstandes der IG BAU waren ohne große Überraschungen. Farblos wie noch nie setzt sich die neue Führungsriege der IG BAU zusammen.
Mit Robert Feiger wählten die Delegierten einen neuen Bundesvorsitzenden der zuletzt unter Wiesenhügel für Personal und Finanzen zuständig war. In seiner Antrittsrede sprach Feiger von einer schlanken Organisation, nicht von einer Kampforganisation, die eine Gewerkschaft sein sollte. Feiger sprach zwischen den Zeilen von einer neuen Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft im Bereich Werkverträge und illegale Beschäftigung. Der neue Vorsitzende Feiger kündigte weiter an, die Gewerkschaftsarbeit vor Ort stärken zu wollen und die Mitgliedergewinnung ganz oben auf die Tagesordnung zu stellen. „Wir wollen eine starke, politisch mündige und selbstständige IG BAU „, so Feiger. Rezepte, wie dies umgesetzt werden soll, nannte Feiger nicht.
Ein Farbtupfer im Bundesvorstand ist der “ Gewerkschafter “ Dietmar Schäfers, ein Gewerkschafter von der Picke auf, verkörpert für viele IG BAU Mitglieder die Außendarstellung ihrer IG BAU, kampfeslustig, kritisch und ein Gewerkschafter durch und durch, mit knapp über 90% wurde Schäfers wieder zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt.
Mit Harald Schaum wurde ein weiteres Bundesvorstandsmitglied zum Stellvertreter gewählt. Schaum, der für den grünen Bereich innerhalb der IG BAU steht, spiegelt das Bild der „neuen IG BAU“ wieder, sozialpartnerschaftlich, sozialdemokratisch, anpassungsfähig und ohne Ecken und Kanten.
Bei einer Kampfabstimmung um die beiden weiteren Sitze im Bundesvorstand setzen sich Ulrike Laux und Carsten Burckhardt durch. Laux, die für die Frauen in der IG BAU steht, wird dem linken Flügel in der IG BAU zugeordnet.
Mit dem 40jährigen Carsten Burckhardt ist – nach Ansicht vieler – ein Hardliner und Karrierist neu in den Bundesvorstand gewählt worden. Burckhardt sehe in vielen Dingen seine eigene Karriere im Vordergrund und ginge als „Handlanger“ des Bundesvorstandes gnadenlos seinen Weg, linientreu und immer nur seinen eigenen Weg im Blick, setze Burckhardt sich ins rechte Licht, ob als Bundesjugendsekretär, Fachreferent oder Regionalleiter. Der Begriff Führungskraft würde durch Burckhardt in der IG BAU neu geprägt, mal Linker, mal Sozialdemokrat – das Fähnchen immer in die richtige Richtung – so wird aus hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kreisen kolportiert.
Die innergewerkschaftlichen Diskussionen und Aufbruchstimmung spielen auf dem Gewerkschaftstag nur noch eine Nebenrolle. Die notwendige Neuausrichtung der IG BAU zu einer Kampforganisation spiegelt sich nur zum Teil in den Anträgen und Diskussionen wieder. Viele ehrenamtliche Funktionäre stehen der IG BAU Struktur hilflos gegenüber und sahen den 21.Gewerkschaftstag als letzten ordentlichen Gewerkschaftstag der IG BAU. Vielen Mitgliedern und Funktionären ist bewusst, dass diese IG BAU alleine nicht überlebensfähig ist. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wann die IG BAU schlank genug für eine Übernahme ist. Sinkende Mitglieds- und Beitragszahlen lassen die IG BAU teilweise vom „Tafelsilber“ leben, Grundstücke und Immobilien sind bereits zum Teil verkauft, um die Löcher zu stopfen. Ob der neue „Kaiser“ die IG BAU auf einen neuen Kurs, der sie überlebensfähig macht, führen kann, steht nach diesem Gewerkschaft Tag mehr als fraglich in den Sternen.