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- Initiativen der Linken gegen den Kapitalismus und dessen Krisen
- Interventionen gegen die neoliberale EU
- Mobilisierungsdebatte: Wie kämpfen (gegen Kapitalismus)?
- Proteste gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21
„Fridays for Future“: (Schul)Streiks für mehr Klimaschutz
Dossier
„In zahlreichen europäischen Städten demonstrierten am Freitag Zehntausende Jugendliche für effektiveren Klimaschutz. Unter dem Motto „Fridays for Future“ fanden heute in Belgien der Schweiz und Deutschland Schülerstreiks und -demonstrationen für mehr Klimaschutz statt.(…) In manchen Städten versuchten Schulleitungen und Schulbehörden die Schüler mit der Androhung von Sanktionen von der Teilnahem abzuhalten, doch die setzen andere Maßstäbe (…) In Heidelberg wurde die Schüler-Demo kurzfristig wegen unhaltbarer Auflagen abgesagt. Angeblich war der Anmelderin Haft angedroht worden…“ Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 18. Januar 2019 bei Telepolis zum ersten Streik, siehe hier zur weiteren Bewegung:
- Globaler Klimastreik am 20.09.24: Spart nicht unsere Zukunft kaputt!
„An Weser, Saar und Donau – in dichter Taktung haben Jahrhunderthochwasser in Deutschland die ersten Monate des Jahres geprägt. Auch weltweit nehmen Wetterextreme rasant zu. Sie zeigen, was uns droht, wenn wir weiter in die Klimakrise rasen: Tote und Verletzte. Verzweiflung bei denen, die ihr Zuhause verlieren. Volkswirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe, Jahr für Jahr. Und in vielen Ländern des Globalen Südens sind Ausmaß und Folgen noch weit drastischer. Es ist völlig absurd, dass CDU/CSU und FDP umso heftiger gegen Klimaschutz Stimmung machen und konkrete Maßnahmen verhindern, je spürbarer die Klimakrise wird. Sie attackieren das Aus für neue Verbrenner-Autos, die Wärmewende und Klimapolitik auf EU-Ebene. Die AfD leugnet die Klimakrise als Ganzes. All dies lähmt die Bundesregierung und die EU-Kommission, die kaum noch Klimaschutz voranbringen. Im Gegenteil: Weiterhin werden neue fossile Projekte gefördert, die die Klimakrise verschärfen und von denen einzig die Öl- und Gasindustrie mit ihren gestrigen Geschäftsmodellen profitiert. Wie viel wir als Klimabewegung erreichen können, haben wir gesehen, als wir zu Hunderttausenden die Straßen gefüllt haben. Jetzt sind wir wieder gefragt, für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit laut zu werden. Statt Verunsicherung in der Bevölkerung zu schüren, muss die Politik sozial gerechten Klimaschutz entschlossen umsetzen…“ Aufruf auf .klima-streik.org von Together for Future e.V. , siehe auch:- Klimastreik am 20. September 2024
„Immer mehr Menschen sind von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Überschwemmungen in Süddeutschland, extreme Hitze in Indien, Rekordbrände wegen Dürre im Amazonas-Regenwald – während täglich neue Meldungen von Überschwemmungen, Stürmen und Bränden das Ausmaß der Klimakrise deutlich machen, hat die Ampel das von uns erkämpfte Klimaschutzgesetz aufgeweicht. Das ist nicht nur fahrlässig, sondern auch respektlos all jenen gegenüber, die das Leid der Klimakrise erfahren. In diesen Tagen greifen rechte Kräfte Klimaschutz gezielt an und die Konservativen machen sich zu ihren Nachahmern – jede und jeder einzelne von uns ist gefragt, sich dem entgegenzustellen. Wenn die Katastrophen diktieren, schwinden die Überlebenschancen gerechter Demokratien. Die Bekämpfung der Klimakrise und der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas muss ganz oben auf die politische Agenda! Deshalb gehen wir am Freitag, den 20. September 2024 in ganz Deutschland und weltweit zum Globalen Klimastreik auf die Straßen!“ Aufruf auf der Aktionsseite bei FFF mit der Aktionskarte
- Klimastreik am 20. September 2024
- Klimastreik zur Europawahl am 31. Mai 2024
„Bei der Europawahl 2019 gab es unseretwegen eine historisch hohe Wahlbeteiligung, insbesondere bei jungen Menschen. Diese droht nun verloren zu gehen, wenn wir nicht aktiv werden. Bei der letzten EU-Wahl gab es durch uns auch historisch hohe Wahlergebnisse für progressive Parteien. Doch jetzt droht ein anti-ökologischer Rechtsruck. Die Europawahl hat eine hohe Bedeutung fürs Klima, für die Demokratie und auch dafür, welches Bild von der jungen Generation gezeichnet wird. Umso wichtiger ist es, dass erstmal ab 16 Jahren gewählt werden darf! Als Fridays for Future setzen wir uns dafür ein, dass junge Menschen über die Wahlen Bescheid wissen, mit ihrem Umfeld sprechen und demokratisch wählen gehen – für vereinten Klimaschutz in einem sicheren und gerechten Europa! Dafür gehen wir am 31. Mai groß auf die Straße. Sei dabei und sag es weiter!“ Aufruf und alle Infos bei fridaysforfuture.de - Globaler Klimastreik am 15. September 2023 – nun u.a. auch im sozial-ökologischen Bündnis
- #EndFossilFuels: Globaler Klimastreik am 15.09. allein in Deutschland in über 250 Städten mit zahlreichen Bündnispartnern
„Anlässlich des globalen Klimastreiks am 15. September 2023 wird Fridays for Future erneut gemeinsam mit zahlreichen Bündnispartnern auf die Straße gehen, um Klimagerechtigkeit einzufordern. Unter dem Motto #EndFossilFuels finden weltweit Proteste statt. In Deutschland sind Aktionen in über 250 Städten geplant. Fridays for Future fordert von der Ampel-Regierung die Umsetzung des im Koalitionsvertrag verankerten sozial gerechten Klimageldes in Kombination mit einer angemessenen CO2-Bepreisung. Außerdem setzt sich die Bewegung gegen die geplante Entkernung des Klimaschutzgesetzes ein…“ Pressemitteilung der FFF vom 13. September 2023- #EndFossilFuels – die Hintergründe zum 13. Globalen Klimastreik
- Siehe #EndFossilFuels und #Klimastreik
- Es gibt aber auch strategische Kritik, siehe dafür unser Dossier: Strategiedebatte zur Klimabewegung: „Die Deutschen haben die Pflicht, ungehorsam zu sein“
- Globaler Klimastreik am 15. September 2023
„Ob in Frankreich, Italien oder Myanmar: Weltweit erleben Menschen, wie unsere Lebensgrundlagen zerstört werden – die Klimakrise ist real. Doch anstatt die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, gehen Politik und Wirtschaft in den Verdrängungsmodus und betreiben skrupelloses Greenwashing. Grüne Märchen und Klimareden anstatt echter Emissionsminderungen sind die beliebten Methoden. Ganz vorne mit dabei ist der selbsternannte Klimakanzler Olaf Scholz. Vor dem G7-Gipfel startet er derzeit eine Lobby-Initiative für neue klimaschädliche Investitionen und wirbt für mehr fossiles Gas. Gleichzeitig stellt er sich hin und rühmt sich für das Vorreiterland Deutschland bei Erneuerbaren Energien. Es muss Schluss sein damit, grün zu sprechen und fossil zu handeln! Die nächsten fünf Jahre werden vermutlich die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Wir befinden uns mitten in der Klimakrise. Deswegen müssen wir jetzt raus aus Kohle, Öl und Gas, brauchen eine echte Verkehrswende und einen Aufbruch auf allen Ebenen. Nie zuvor war es wichtiger als in diesem Jahr, dass Menschen weltweit für Klimaschutz aufstehen und zeigen, dass ehrliches, schnelles Handeln dringend notwendig ist. Daher rufen wir am 15. September den nächsten Globalen Klimastreik aus!...“ Aufruf bei Fridays for Future mit Aktionskarte und allen Infos - Globaler Klimastreik: Fridays für soziale Gerechtigkeit – Fridays for Future und Paritätischer Gesamtverband schmieden ein neues Bündnis für Klimageld und sozial-ökologischen »Doppelwumms«
„Fridays for Future setzt die Kooperation mit Organisationen aus dem sozialen Bereich fort. Zum Klimastreik im März verbündete sich die Gruppe mit Verdi; zum nun anstehenden globalen Streiktermin am 15. September hat sie mit dem Paritätischen Gesamtverband eine »Allianz fürs Klimageld geschmiedet«. So nennt es Fridays-for-Future-Aktivistin Clara Duvigneau zur Einleitung der Pressekonferenz am Dienstag, die bei hochsommerlichen Temperaturen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin stattfindet. »Dieser Sommer zeigt, in welcher Phase der Klimakatastrophe wir uns befinden«, sagt Luisa Neubauer, Sprecherin der Bewegung, und betont: »Stand heute ist kein Ort mehr sicher vor der Klimakrise.« Die Bundesregierung tue jedoch nicht genug dagegen, sondern spiele »auf Zeit, die man nicht hat«. Vor allem kritisiert Neubauer, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) so tue, als würde Klimaschutz soziale Konflikte verschärfen. »Er instrumentalisiert die Ärmsten, um seine Klimablockade zu rechtfertigen.« (…) Die Lösung, die Fridays for Future und der Paritätische Gesamtverband fordern: ein Klimageld. Genau genommen hatte die Ampel-Regierung selbst ein solches Klimageld in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen. Gedacht ist es als Entlastung angesichts des steigenden CO2-Preises. Im kommenden Jahr soll dieser auf 40 Euro pro Tonne steigen. Dafür sollten alle Bürger*innen monatlich einen einheitlichen Betrag zurücküberwiesen bekommen. Da Reiche statistisch mehr CO2 ausstoßen als ärmere Menschen, würde dies automatisch eine Umverteilung »von oben nach unten« bedeuten. Dass die Bundesregierung die Einführung eines Klimageldes nun auf unbestimmte Zeit verschieben will, hält Neubauer für »eine Blockade des sozialen Ausgleichs«. Eine andere Frage, mit der Fridays for Future sich seit Anbeginn – und auch bei dieser Pressekonferenz – auseinandersetzen muss, lautet: Wer soll das bezahlen? Für die Antwort darauf hat sich das Bündnis nun ebenfalls Unterstützung geholt: von Marcel Fratzscher, Ökonom und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. (…) Konkret schlägt er zur Finanzierung den Abbau fossiler Investitionen vor – dann stünden schon mal 60 Milliarden Euro im Jahr zur Verfügung. Das Klimageld befürworte Fratzscher auch deshalb, weil Studien deutlich zeigen würden, dass der CO2-Preis Menschen mit geringem Einkommen stark belastet. Das Fazit von Pit Terjung, ebenfalls Sprecher von Fridays for Future: Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit seien zwei Seiten einer Medaille, entsprechend fordere man von der Bundesregierung einen »Doppelwumms« mit zwei Kernelementen: ein verschärftes Klimaschutzgesetz und die unverzügliche Einführung des Klimageldes. (…) Dafür gehe die Bewegung am 15. September wieder in ganz Deutschland zum globalen Klimastreik auf die Straße.“ Artikel von Louisa Theresa Braun vom 5. September 2023 in Neues Deutschland online - Paritätischer und Fridays for Future an die Bundesregierung: Dringend Klimageld einführen – Einführung darf nicht auf unbestimmte Zeit verschoben werden!
„Mit einem eindringlichen Plädoyer für die zügige Einführung eines Klimageldes wenden sich heute der Paritätische Gesamtverband und Fridays for Future an die Bundesregierung. Beide Organisationen betonen dabei ihre Unterstützung für die Kopplung steigender CO2-Preise mit einer Rückzahlung der Einnahmen als Pro-Kopf-Prämie. Mit Unverständnis reagieren sie dagegen auf Pläne der Bundesregierung, die Einführung des Klimageldes auf unbestimmte Zeit zu verschieben, während der CO2-Preis ab 2024 um ein Drittel steigen soll.
Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands: “Die Debatten der vergangenen Monate sollten allen gezeigt haben, dass wirksamer Klimaschutz dann die Akzeptanz verliert, wenn er nicht direkt mit Antworten darauf verknüpft wird, wie soziale Sicherheit hergestellt werden kann. Das darf nicht passieren. Wenn die Bundesregierung tatsächlich den CO2-Preis weiter anhebt, das versprochene Klimageld aber ausbleibt, wäre das aus sozial- und klimapolitischer Sicht fatal.”
Pit Terjung, Fridays for Future: “Die Hälfte der Ampel-Legislatur ist vorbei mit einer miserablen Klimaschutzbilanz. Nach der Sommerpause, in der sich die Extremwetterereignisse überschlagen haben, braucht es politische Konsequenzen. Wir fordern vom Kanzler einen Doppelwumms für Klima und Gerechtigkeit mit zwei Kernelementen: Ein verschärftes Klimaschutzgesetz und die unverzügliche Einführung des Klimagelds. Dafür gehen wir beim globalen Klimastreik am 15. September im ganzen Land auf die Straße.”
Angesichts der voranschreitenden Klimakrise verweisen der Paritätische und Fridays for Future darauf, dass sich Deutschland weder ein Ausbremsen des Klimaschutzes noch die Gefährdung der öffentlichen Unterstützung für eine wirksame Klimapolitik leisten kann…“ Pressemitteilung vom 5. September 2023 beim Paritätischen
- #EndFossilFuels: Globaler Klimastreik am 15.09. allein in Deutschland in über 250 Städten mit zahlreichen Bündnispartnern
- Globaler Klimastreik am 3. März 2023
„Am 3. März 2023 findet weltweit der nächste globale Klimastreik von Fridays for Future statt. Wir rufen alle dazu auf, sich uns anzuschließen und gemeinsam mit uns für Klimagerechtigkeit auf die Straße zu gehen. Während LNG-Terminals in nichtmal einem Jahr gebaut werden und somit neue fossile Infrastruktur geschaffen wird, stoppt der Ausbau der erneuerbaren Energien immer noch, Klimaziele werden von Ministerien gebrochen und nicht mal ausreichende Pläne zur Einhaltung der Klimaziele vorgelegt! Ein besonderer Fokus liegt in diesem Jahr auf Lützerath, einem Dorf, das abgerissen wurde, um mehr Kohle zu verbrennen und einen gerechten Beitrag Deutschlands zum 1,5°C-Ziel so unmöglich macht. Dies ist ein klares Beispiel dafür, dass die aktuelle Politik nicht ausreichend handelt, um die Klimakrise zu bekämpfen. Wir möchten mit unseren Aktionen auf die dringende Notwendigkeit hinweisen, endlich handlungsfähig zu werden und unsere Emissionen schnellstmöglich zu reduzieren. Wir hoffen, dass möglichst viele Menschen am 3. März an unserem Streik teilnehmen und gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft kämpfen. Lasst uns zeigen, dass wir bereit sind, für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen und uns nicht länger von der Politik ignorieren zu lassen.“ Aufruf bei Fridays for Future und dort aktuelle Infos, siehe auch Fridays for Future auf Twitter- Am Tag des nächsten globalen Klimastreiks werden in verschiedenen Städten auch verdi-Beschäftigte aus dem Nahverkehr Aktionen durchführen. Ziel ist es vor Ort Klimaaktive, ver.di und Beschäftigte anzusprechen und gemeinsame Aktionen zu machen. Siehe unter Telegram TVN 2024 #WirFahrenZusammen und #WirFahrenZusammen und im LabourNet das Dossier: Betriebsräte der ÖPNV-Unternehmen für den Ausbau des Nahverkehrs für die Verkehrswende – zusammen mit der Klimabewegung mit allen Infos zum 3.3.2023
- #WissingsAutowahn: Fridays for Future fordert von der Ampel ein Autobahnmoratorium und ruft für Freitag, 3.2. zu Aktionen auf: Keine neuen Autobahnen!
- „An diesem Freitag sind wir mit Aktionen im ganzen Land für eine klimagerechte Verkehrswende auf der Straße. Wir fordern: Keine neuen Autobahnen! Denn die Wissenschaft ist klar: Mehr Straßen = mehr Verkehr = mehr CO2! Alle Aktionen im Thread…“ Thread von Fridays for Future Germany vom 2. Feb. 2023 mit der Auflistung der Städte
- Siehe für weitere Infos deren Rubrik #WissingsAutowahn
- Globaler Klimastreik am 23. September 2022: #PeopleNotProfit
„Klimakatastrophen wie Überschwemmungen, Trockenheit und Hitzewellen werden immer häufiger und verursachen besonders im Globalen Süden unvorstellbares Leid. Gleichzeitig machen Entscheidungsträger:innen wie Olaf Scholz nicht mehr bloß schlechten Klimaschutz, sondern massive Rückschritte durch den Wiedereinstieg in fossile Energien. Unter dem Motto #PeopleNotProfit fordert Fridays for Future deshalb am 23. September 2022 auf allen Kontinenten und überall in Deutschland ein, dass die Politik nicht mehr länger Konzerninteressen über Menschenleben stellt!“ Aufruf und Infos bei Fridays for Future Deutschland- Fridays for Future-Aktionen in fast 600 Städten auf allen Kontinenten – Menschen statt Profit – auch junge Transportarbeiter:innen kämpfen für Klimagerechtigkeit
- Aktionen in fast 600 Städten auf allen Kontinenten: Fridays for Future fordert: „100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für den Klimaschutz!“
„… Mancher mag gehofft – andere befürchtet – haben, die Schulstreiks und Demonstrationen für Klimaschutz seien vorbei, die Luft aus der Jugendbewegung sei raus. Doch dem ist nicht so, wie der gestrige Freitag zeigte. Weltweit sind, wie angekündigt, Hunderttausende Menschen oder gar mehr für Klimaschutz und gegen die fortgesetzte Nutzung von Kohle, Öl und Gas auf die Straße gegangen. In einigen Ländern wie Südkorea wird es am heutigen Samstag weitere Kundgebungen geben. Eine unvollständige Aufstellung zeigt geplante Aktionen in fast 600 Städten auf allen Kontinenten. (Auch an arktischen und antarktischen Forschungsstationen gab es kleine Kundgebungen.) Aufgerufen hat die internationale Schulstreikbewegung Fridays for Future, für die es der elfte globale Aktionstag war. Unterstützt wurden die Jugendlichen von zahlreichen Umweltverbänden, den Scientists for Future und in einigen Ländern auch von Gewerkschaften. Aktionen gab es unter anderem in Bangladesch, in Österreich, in Indien, in Italien (eine Aktion auf der Rialto-Brücke in Venedig), in El Salvador, in Japan, in Uganda, in Pakistan und natürlich in Schweden. Hierzulande gingen laut einer Presseerklärung des deutschen Zweigs des internationalen Netzwerks in über 270 Orten zwischen Aachen und Frankfurt/Oder, zwischen Flensburg und Konstanz 280.000 Menschen auf die Straße. Gefordert wurde vor allem ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für den Klimaschutz und dass die reichen Industrienationen, für die den armen Ländern angerichteten Schäden aufkommen. Eine Forderung, wie sie am Dienstag auch UN-Generalsekretär António Guterres erhoben hatte. Fridays-for-Future-Sprecherin Darya Sotoodeh fordert daher die Entschuldung der Entwicklungsländer: „Weltweit zerstört die Klimakrise Menschenleben. Während Länder wie Deutschland die Klimakrise weiter befeuern, erleben Millionen von Menschen in Pakistan die Konsequenzen. Für uns ist klar: Die Regierung muss ihrer Verantwortung gerecht werden und jetzt konsequent handeln. Sie muss ihre selbsterklärten Ziele einhalten und die Länder entschulden, die am stärksten unter den Folgen der Klimakrise leiden.“ (…) Am gestrigen Freitag wurde ansonsten bekannt, dass die Bundesregierung die Verabschiedung ihres Klimasofortprogramms, das bereits für den Sommer versprochen war, erneut verschoben hat. Nun ist die Rede davon, dass das Kabinett im Oktober darüber abstimmen wird. Bis es dann durch Parlament und Bundesrat ist, wird es wohl schon Winter sein.“ Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 24. September 2022 bei Telepolis - Globaler Klimastreik: Fridays for Future demonstriert deutschlandweit mit 280.000 Menschen
„Allein in Deutschland gingen heute über 280.000 Menschen mit Fridays for Future anlässlich des elften Globalen Klimastreiks auf die Straße. In über 270 Orten fanden Aktionen statt, weltweit wurde und wird auf allen Kontinenten demonstriert. (…) In Berlin demonstrierten 36.000, in Hamburg 19.000 in Frankfurt am Main 10.000, in Freiburg 9.000 Menschen, in Köln 7.000 und in zahlreichen weiteren Orten ebenfalls Tausende Menschen für konkrete Klimaschutzmaßnahmen wie einen massiv beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien und bundesweit kostengünstigen ÖPNV auf der Straße...“ Pressemitteilung vom 23. September 2022 bei Fridays for Future - Menschen statt Profit – Junge Transportarbeiter kämpfen für Klimagerechtigkeit
„Die ITF unterstützt den Streik „Fridays for Future“, der am 23. September stattfindet. Mehr als 677 Aktionen in 404 Städten werden stattfinden, wenn junge Menschen Wiedergutmachung und Klimagerechtigkeit fordern. Junge Menschen bringen die Forderung nach dringenden Klimamaßnahmen zu führenden Politikern auf der ganzen Welt und beweisen damit, dass die Macht der demokratischen Stimme lebendig ist, und junge Verkehrsbeschäftigte unterstützen sie mit ihrer Stimme. Wir befinden uns in einem Wettlauf mit der Zeit, denn die gefährlichen Auswirkungen des Klimawandels sind bereits heute spürbar. 3,5 Milliarden Menschen, d. h. 45 % der Weltbevölkerung, leben in Gebieten, die besonders anfällig für den Klimawandel sind, und werden von Überschwemmungen, Dürren oder extremen Wetterereignissen stark betroffen sein. „Junge Transportarbeiter zahlen den Preis für die von anderen verursachte Klimazerstörung. Wir halten unsere Gemeinden und Volkswirtschaften in Bewegung, während wir mit neuen Hitzeextremen und steigenden Meeresspiegeln kämpfen, mit Überschwemmungen, Sturmfluten, Sandstürmen und anderen Klimakatastrophen fertig werden müssen. Die Länder, die den Planeten für ihr eigenes Fortkommen ausgebeutet haben, müssen die Verantwortung für die zunehmenden Gefahren übernehmen, denen wir ausgesetzt sind.“ Shanitah Birungi, ATGWU, Uganda. Vorsitzende des ATGWU-Jugendrats. Anfällige Verkehrssysteme in Entwicklungsländern sind den gefährlichen Auswirkungen des Klimawandels besonders ausgesetzt, da Häfen, Eisenbahnlinien, Landebahnen und Straßen beschädigt werden. Die Teile der Welt, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben und die am wenigsten dafür gerüstet sind, die Schäden zu bewältigen, tragen die Hauptlast der klimabedingten Verluste und Schäden an ihren Verkehrssystemen. Bis 2050 werden Verluste und Schäden voraussichtlich zwischen 1 und 1,8 Billionen USD kosten – zusätzlich zu den Verlusten an Menschenleben und anderen nichtwirtschaftlichen Schäden. „Die Klimakatastrophe verschärft die Probleme, mit denen junge Verkehrsbeschäftigte bereits konfrontiert sind. Viele von uns können nur informelle Arbeit ohne Schutz und unter schlechten Bedingungen annehmen. Wir haben das nicht verursacht und wir sind besonders gefährdet. Deshalb fordern wir Maßnahmen in Bezug auf Verluste und Schäden – die Frage, wie die Welt den Ländern hilft, die unter den extremsten Wettereinflüssen leiden, und den Ländern, die nicht mehr vor dem Klimawandel geschützt werden können.“ Preeti Singh, AIRF, Indien. Vertreterin der ITF für junge Eisenbahner/innen. Die ITF nimmt eine Delegation von Verkehrsbeschäftigten, darunter auch Frauen und junge Verkehrsbeschäftigte, zur COP 27 in Ägypten mit, um Verpflichtungen zur Klimafinanzierung zu fordern, die Klimagerechtigkeit und Arbeitnehmergerechtigkeit sicherstellen. „Verkehrsbeschäftigte – die Männer und Frauen, die Güter und Passagiere auf dem Meer, auf der Straße, auf der Schiene und in der Luft in Bewegung halten – müssen mit den Folgen des gefährlichen Klimawandels fertig werden…“Maschinenübersetzung der engl. Meldung des ITF am 23.9.2022 („People not profit – Young transport workers join the fight for climate justice“)
- Aktionen in fast 600 Städten auf allen Kontinenten: Fridays for Future fordert: „100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für den Klimaschutz!“
- Mind. 270 Demos – Demo vor Ort finden
- Antikapitalistischen Block beim Globalen Klimastreik!
Freitag, #b2309 | 12:00 | Invalidenpark 10115 Berlin – Aufruf zum Antikapitalistischen Block bei Enough14D (weitere auf Twitter gesehen, leider nicht mehr gefunden) - Streiken gegen das Krisenklima am 23. September: Fridays for Future bereiten den elften Globalen Klimastreik vor. Die Berliner Ortsgruppe will sich an Sozialprotesten beteiligen.
„Eine Handvoll junger Menschen wuselt in einem bereits von der Studentenbewegung besetzten Raum in der Technischen Universität Berlin herum. Einige der Aktivist:innen von Fridays for Future (FFF) kleckern Farbe auf Pappunterlagen, andere pinseln schon los, wieder andere sitzen im Flur in Zoom-Konferenzen der Bewegung. Auf dem Boden ausgerollt liegt ein großes Transparent, auf dem schon der Schriftzug „100 Milliarden für Klima statt Krise“ zu erkennen ist. Hier entsteht das Fronttransparent für die Berliner Demo des elften Globalen Klimastreiks, der am kommenden Freitag um 12 Uhr im Invalidenpark starten soll. Der Bannerspruch gibt bereits vor, wofür sich dieses Mal bundesweit Zehntausende Schüler:innen am weltweit stattfindenden Schulstreik beteiligen werden. Der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und die mit ihr einhergehenden sozialen Verwerfungen gehen auch an der Klimabewegung nicht spurlos vorbei. Vergangene Woche forderte die Bewegung ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro, das wie das Vermögen für die Bundeswehr finanziert und mit dem neben Klimaschutzmaßnahmen auch Entlastungen wie ein 0-Euro-Ticket für den Nahverkehr bezahlt werden soll. Während die anderen Banner malen, sagt Pressesprecherin Darya Sotoodeh der taz: „Unser Motto ist ‚People Not Profit‘, das gilt auch für die soziale Krise.“ Wenn Politiker:innen sagen würden, dass für Entlastungen kein Geld da wäre, stimme das nicht. „Es ist genug Geld da. Sowohl um Menschen zu entlasten, als auch um den Klimaschutz voranzutreiben.“ Nur weil die Politik nicht früher gehandelt und erneuerbare Energien massiv ausgebaut habe, könne Putin nun „Gas als politischen Spielball missbrauchen“. Wenn jetzt fossiles Gas benötigt würde, um Wohnungen warm zu halten, dürfe das nur für eine kurzmöglichste Übergangszeit so sein. (…) Dass zumindest die Berliner Ortsgruppe kapitalismuskritischer wird, spiegelt den durch die Untätigkeit der Politik befeuerten Radikalisierungsprozess der Klimabewegung als Ganzes. Beim Bannermalen erzählen die Aktivist:innen, einige aus der Ortsgruppe seien nun bei der Letzten Generation oder bei Ende Gelände aktiv. Damit der Klimastreik eine niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeit für neue Aktivist:innen bleibt, werde es aber zumindest von FFF auch am Freitag keine Aktionen des zivilen Ungehorsam geben.“ Artikel von Timm Kühn vom 21. September 2022 in der taz online
- Fridays for Future-Aktionen in fast 600 Städten auf allen Kontinenten – Menschen statt Profit – auch junge Transportarbeiter:innen kämpfen für Klimagerechtigkeit
- Petition: 100 Milliarden für Klima und Sicherheit jetzt!
„Klimakrise, Energiekrise, steigende Armut: Ursprung der Krisen sind fossile Energien und der fehlende politische Wille zu einer schnellen, gerechten Energiewende. Liebe Bundesregierung, es braucht jetzt ein Sondervermögen für Klima & Sicherheit! Wir fordern Sie auf, 100 Milliarden Euro bereitzustellen, um die Transformation zur Klimaneutralität radikal und auf allen Ebenen voranzubringen, unter anderem durch eine beispiellose Geschwindigkeitserhöhung beim Ausbau Erneuerbarer Energien und flächendeckend kostengünstigem ÖPNV, sowie einer angemessenen Klimafinanzierung für die heute schon am stärksten von der Klimakrise betroffenen Gebiete. Nutzen Sie hierfür die aktuellen Haushaltsverhandlungen! (…) Es ist möglich, aus der Krisenspirale herauszukommen – mit der Einhaltung der Schuldenbremse und ohne wirksame Umverteilung der Übergewinne wird es dafür jedoch keinen Weg geben. Daher fordern wir von Ihnen erstmals ein 100-Milliarden Euro schweres Sondervermögen für Klima und Sicherheit. Sie müssen anfangen, Menschen über Profite zu stellen, und aufhören, die Sorge vor dem Ende des Monats gegen die Sorge vor dem Ende des Jahrzehnts auszuspielen.“ Petition von Fridays for Future Deutschland vom September 2022 bei WeAct! - Globaler Klimastreik am Freitag, 25. März 2022: Weltweit in über 1.000 Städten
„… Die Klimastreiks der Schüler gehen weiter. Am gestrigen Freitag gingen Aktivist:innen erneut weltweit für eine effektive Politik gegen den Klimawandel auf die Straße. Die Teilnehmerzahlen waren beachtlich, wenn auch nicht so groß, wie in Vor-Pandemie-Zeiten. Die Veranstalterinnen und Veranstalter sprechen für Deutschland von mehr als 220.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in über 300 Städten. Dabei hat es die vermutlich größte Demonstration mit gut 22.000 Menschen (Veranstalterangaben) in Berlin. In einem langen Demozug ging es über die Spree am Bundestag und Kanzleramt vorbei zum Brandenburger Tor. Die Auftaktkundgebung vor dem Bundeswirtschaftsministerium war ganz dem Krieg in der Ukraine gewidmet. Die Forderung, den Import von Öl, Gas und Kohle aus Russland sofort einzustellen, fand viel Anklang. Kritik am Deal mit Katar war vereinzelt auf Schildern und Transparenten zu lesen, von der Bühne allerdings nicht zu vernehmen. Überhaupt bekam man den Reden lauschend den Eindruck, dass die Welt eigentlich ein recht friedlicher Ort wäre, wenn es nicht den russischen Angriff auf die Ukraine gäbe. Auch Kritik an der rassistischen Sortierung der Kriegsflüchtlinge und den Diskriminierungen der Menschen ohne ukrainischen Pass, die ebenfalls flüchten mussten, war in Berlin nicht zu vernehmen. (…) Die nördlichste Aktion deutscher Teilnehmer gab es auf Spitzbergen, wo sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung an den Klimaprotesten beteiligten. Auch am anderen Ende der Welt, in der deutschen Neumayer-Station in der Antarktis, solidarisierte man sich. Weitere Aktionen gab es unter anderem in Frankfurt am Main, in Flensburg, in Bremen, in Paderborn, in Karlsruhe, in Aachen, in Freiburg und in Dortmund. Viele Aktionen machten deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler und anderen Klimaschützer – in Berlin waren ein paar vereinzelte Gewerkschaftsfahnen und Transparente von Umweltverbänden zu sehen – ihre Geduld mit der Bundesregierung verlieren. (…) Weltweit gab es in über 1000 Städten Proteste, darunter in Bangladesch, wo gegen den Bau von Kohlekraftwerken und für Entschädigung für die vom Klimawandel angerichteten Schäden durch die vermögenden Länder demonstriert wurde. Weitere Aktionen gab es in Freetown (Sierra Leone), in Manila (Philippinen), in Nairobi (Kenia), in Göteborg (Schweden), in Uganda, wo sich der Protest gegen den Bau einer Erdölpipeline durch den französischen Konzern Total richtete, in Paris (Frankreich), in Ljubljana (Slowenien), in New York City (USA) und in Dublin (Irland). Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet über Aktionen in Jakarta, Rom und Neu-Delhi. In der Schweiz gab es an neun Orten Demonstrationen, wie die dortigen Veranstalterinnen und Veranstalter vom „Klimastreik“ berichten. Im Mittelpunkt habe die Kritik an Plänen für neue Gaskraftwerke gestanden…“ Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 26. März 2022 bei Telepolis , siehe auch Fridays for Future - Globaler Klimastreik am 25. März 2022
„Es ist Krieg in Europa und wir rufen zum Streik auf. Für den Frieden und für Klimagerechtigkeit. Denn die Sache ist die: Kohle. Öl. Gas. Für diese fossilen Energien zahlt die EU jeden Tag hunderte Millionen Euro an Putin. Deutschland hat sich von Putins Energien abhängig gemacht – Profis haben gewarnt, aber man hat nicht auf sie gehört. Jetzt stehen wir vor den Konsequenzen: Weltweit kollabieren Lebensgrundlagen und wir sind politisch erpressbar geworden. Der neue Bericht des Weltklimarats zeigt, dass die Auswirkungen der Klimakrise bereits enorm sind und immer häufiger zu einer Frage des Überlebens werden. Wenn wir nicht endlich unsere Abhängigkeit von fossilen Energien beenden, werden Extremwetter-Ereignisse und das Artensterben noch weiter zunehmen. Die Folgen werden mit jedem Zehntelgrad dramatischer. Und trotzdem stehen noch immer die Profitinteressen der Chefetagen über den Lebensgrundlagen von uns allen. Daher fordern wir #PeopleNotProfit. Wir stehen für #PeaceAndJustice ein und fordern ein Ende des Krieges und einen Importstopp von Kohle, Öl und Gas aus Russland. Neben kurzfristigen Alternativen braucht es vor allem einen starken Ausbau Erneuerbarer Energien! Nur so schaffen wir Unabhängigkeit von Autokraten und halten die Klimakrise auf. Angesichts steigender Preise braucht es gleichzeitig sozial gerechte Entlastungsmaßnahmen. Für soziale gerechte und klimaschützende Lösungen gehen wir am 25.03. bundesweit auf die Straße….“ Aufruf bei FFF mit Aktionskarte - Druck auf Klimaschützer: Staatsschutz geht gegen Fridays vor
„Fridays for Future protestiert friedlich für radikalen Klimaschutz. Doch die Bewegung sieht sich immer häufiger mit Repressionen konfrontiert. System change, not climate change: Wer dieser Forderung nach Klimaschutz anhängt, ruft staatliche Skepsis auf den Plan. Was das konkret bedeutet, hat ein Mitglied der Osnabrücker Ortsgruppe von Fridays for Future (FFF) erlebt. Seither kämpft er mit den Folgen eines Ermittlungseinsatzes. Klimaschützer*innen sehen darin einen staatlichen Angriff auf die gesamte Umweltbewegung. (…) Niedersachsens Verfassungsschutzbericht 2020 warnt, dass „Linksextremisten“ den Klimaschutz „für sich entdeckt haben und seitdem versuchen, die Klimaschutzbewegung für ihre Interessen zu vereinnahmen“. Auch Fridays for Future ist ins Visier von Bernhard Witthaut geraten, Niedersachsens Verfassungsschutzpräsident. FFF sei zwar „nichtextremistisch“, sei „ohne linksextremistische Einflussnahme entstanden“, aber es gebe „Linksextremisten in ihren Reihen“…“ Artikel von Harff-Peter Schönherr vom 10.01.2022 in der taz online mit einigen Beispielen - [#COP26Glasgow] Geste mit Sprengkraft. Klimaaktivistin Greta Thunberg lädt streikende Arbeiter zu Protesten beim Weltklimagipfel in Glasgow ein
„… Dass es angesichts dieser Zustände zu Demonstrationen der Klimabewegung kommen wird, ist logisch und notwendig. Abseits der großen Weltbühne hat sich in der Vorbereitung der Proteste dabei eine kleine Szene zugetragen, in der die wirkliche Hoffnung dieser Tage liegt: Die einflussreiche Klimaaktivistin Greta Thunberg lud streikende Arbeiter aus Glasgow ein, sich den Kundgebungen anzuschließen. »Klimagerechtigkeit bedeutet auch soziale Gerechtigkeit und dass wir niemanden zurücklassen«, sagte sie. Die britische Gewerkschaft GMB antwortete mit »Dank und Solidarität«. In dieser symbolischen Geste steckt Sprengkraft. Damit sie zur Geltung kommt, müsste das Bündnis zwischen Klimaaktivisten und Arbeitern jedoch zu einer tatsächlichen politischen Kraft werden. Dafür gilt es noch einige Hürden zu überwinden. Gute Ansätze bestehen indes: In Deutschland solidarisierten sich linke Aktivisten von Fridays for Future mit dem Tarifkampf im öffentlichen Personennahverkehr, in München gründete sich jüngst eine Allianz zwischen Klimaaktivisten und Bosch-Arbeitern, um die Schließung einer Fabrik zu verhindern. Eine ernsthafte ökologische und sozial gerechte Transformation wird nicht zu erreichen sein, ohne sich mit Kapitalinteressen anzulegen. Diese Erkenntnis dämmert zum Glück langsam in beiden Bewegungen.“ Artikel von Sebastian Bähr vom 28.10.2021 im ND online und die Antwort von Glasgow GMB auf Twitter – siehe auch #COP26Glasgow - #IhrLasstUnsKeineWahl: bundesweiter Klimastreik am 22. Oktober 2021
„Die Parteien versagen aktuell darin, eine echte Antwort auf die Klimakrise zu formulieren – trotzdem sind sie es, die im Oktober über unsere Zukunft verhandeln. Weil uns die Politik keine Wahl lässt, gehen wir am 22.10. erneut massenweise auf die Straße! Wir wissen, dass eine gerechtere Welt ohne Klimakrise ist möglich. Am 22. Oktober fahren wir aus ganz Deutschland nach Berlin, um uns mit einem bunten, großen, und widerständigen Klimastreik unüberhörbar in die Verhandlungen einzumischen! Im Anschluss des Klimastreik finden Aktionstage von “Gerechtigkeit jetzt” statt, wo unter dem Motto #IhrLasstUnsKeineWahl ein breites Bündnis, mit dem sich Fridays for Future solidarisiert, protestiert…“ Aufruf bei Fridays for Future Deutschland – siehe dazu- Knüppel für Klimaretter. »Fridays for Future«: Tausende fordern in Berlin wirksamen Klimaschutz. Polizei attackiert Demonstrationsteilnehmer
„An der nächsten Bundesregierung wird mit ziemlicher Sicherheit Bündnis 90/Die Grünen beteiligt sein. Auch wenn die Partei das Thema für sich beansprucht: Wirksamen Klimaschutz wird es mit ihr nicht geben, vor allem nicht in einer »Ampel«-Koalition. Unter dem Motto »Ihr lasst uns keine Wahl« protestierten deswegen am Freitag rund 10.000 Anhänger (laut Polizeiangaben) von »Fridays for Future« (FFF) in Berlin, um ihre Forderungen an die künftige Regierung zu untermauern. (…) Knapp vier Wochen nach der Bundestagswahl konzentriert sich die Kritik der Aktivisten besonders auf Bündnis 90/Die Grünen, für die während des Wahlkampfes ein Teil von FFF noch mobilisiert hatte; einige Mitglieder der Bewegung hatten sich für die Partei auch aufstellen lassen. (…) Am Nachmittag zirkulierten auf Twitter Videos, auf denen zu sehen war, wie die Polizei die Demonstration heftig attackierte. Ziel war der antikapitalistische Block der Demonstration; die Einsatzkräfte setzten Tränengas und Schlagstöcke gegen die Teilnehmer ein. Laut dem Berliner Polizeisprecher Martin Halweg war dem »eine Attacke einer Demonstrationsteilnehmerin auf einen Beamten mit einer Fahnenstange« vorausgegangen, so die Erklärung gegenüber dieser Zeitung. Die Frau wurde aus dem Block herausgeholt, dabei hätten »Zwangsmaßnahmen« eingesetzt werden müssen. Die Auseinandersetzung kam nicht überraschend: Bereits zu Demobeginn verfolgten zahlreiche Einsatzkräfte den antikapitalistischen Block auf Schritt und Tritt. FFF-Sprecherin Reemtsma bezeichnete die Angriffe der Polizei als »skandalös« und »unverhältnismäßig«, sie gefährdeten die Protestierenden. »Wir sind friedlich«, betonte sie am Nachmittag per Telefon, als sie an einer Sitzblockade vor der SPD-Parteizentrale teilnahm.“ Artikel von Raphaël Schmeller in der jungen Welt vom 23.10.2021 , siehe auch: - Klimastreik in Berlin: Protest vor der SPD-Zentrale
„Mehr als 10.000 Menschen fordern von der nächsten Bundesregierung mehr Einsatz für das Klima. Besonders die SPD wird kritisiert…“ Artikel von Shoko Bethke vom 22.10.2021 in der taz online - siehe auch unser Dossier: “Gerechtigkeit Jetzt!”-Aktionstage vom 20.10. bis 29.10. in Berlin, Demo „Solidarisch geht anders!“ am 24.10.2021
- Knüppel für Klimaretter. »Fridays for Future«: Tausende fordern in Berlin wirksamen Klimaschutz. Polizei attackiert Demonstrationsteilnehmer
- [Allein in Deutschland 620.000 für Fridays for Future] „Ohne uns wird nichts passieren“
„Die Klima-Jugendbewegung Fridays for Future bringt wieder Hunderttausende auf die Straße. Kurz vor den Bundestagswahlen hatte sie am gestrigen Freitag, wie berichtet, zum globalen Aktionstag aufgerufen. In über 70 Ländern waren etwas mehr als 1.400 Demonstrationen und Kundgebungen angemeldet worden. 471 davon allein in Deutschland, wo von Flensburg an der dänischen Grenze bis nach Lörrach im äußersten Südwesten, von Bergen auf Rügen bis nach Görlitz an der Neiße Menschen auf die Straße gingen. 620.000 seien es insgesamt gewesen, schreibt Fridays for Future Deutschland in einer Pressemitteilung. Das reicht nicht an den bisher für Deutschland größten Klimaaktionstag im September 2019 heran, als 1,4 Millionen Menschen auf die Straße gingen. Doch angesichts der vielfältigen Schwierigkeiten durch die Pandemie ist die Teilnehmerzahl noch ganz ansehnlich. (…)Auch viele ältere Menschen beteiligten sich an den Protesten, die jedoch von den oft sehr jungen Schülerinnen und Schülern dominiert wurden. Verschiedene Umweltorganisationen wie der BUND und der Nabu hatten gemeinsam mit dem globalisierungskritischen Netzwerk Attac und anderen zur Beteiligung aufgerufen. In einer gemeinsamen Stellungnahme wurde unter anderem der Kohleausstieg bis spätestens 2030 gefordert. Alle neuen Autobahnprojekte müssten zudem gestoppt und stattdessen in einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr und in die Fahrradinfrastruktur investiert werden. Es brauche „ein festes Datum für ein sozialverträgliches Ende der Neuzulassung von Verbrennungsmotoren bei PKWs festlegt. Unser Vorschlag ist ein Ausstieg vor 2030“. Weiter wurde „eine sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft“ gefordert, die „für gute Löhne sorgt und einen solidarischen Sozialstaat schafft, damit Strom, Wohnen, Lebensmittel und Mobilität klimafreundlich und gleichzeitig für alle bezahlbar sind“. Außerdem wurden „klimaschädliche (Freihandels-)Abkommen wie CETA und das EU-Mercosur-Abkommen“ sowie der EU-Energiecharta-Vertrag kritisiert (…) International gab es Demonstrationen unter anderem in Kopenhagen, Montreal, in verschiedenen Regionen Ugandas und Bangladeschs, in Edinburgh und London, in Nairobi und Wien, in Prag, Delhi, Mailand, Turin, Wellington, Manila, Santiago de Chile und Buenos Aires.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 25. September 2021 in Telepolis - Globaler Klimastreik am 24. September: #AlleFürsKlima
„Another world is possible – eine bessere Welt ist möglich, deswegen stehen wir #AlleFürsKlima! Als größte Jugendbewegung Deutschlands und unterstützt von diversen gesamtgesellschaftlichen Bündnissen sind wir uns dessen sicher. Deshalb gehen wir am 24. September auf die Straße. Wir sind uns ebenso sicher: wenn dieses Jahr der Bundestag neu gewählt wird, entscheidet das über unser aller Zukunft. Nur, wenn in den nächsten vier Jahren konsequent gehandelt wird, können wir die dramatischen Folgen der Klimakrise noch eindämmen. Wir können, wir dürfen nicht mehr auf die leeren Versprechen und Lobbyinteressen windiger Politiker*innen hoffen. Wir können, wir dürfen nicht mehr warten. Wir werden nicht mehr warten. Wir streiken. Im ganzen Land und auf der ganzen Welt gehen wir deshalb am 24. September auf die Straßen – für den Wandel, für Klimagerechtigkeit. Denn diese Wahl ist entscheidend. Denn die Gesellschaft steht hinter uns. Denn Klimagerechtigkeit wird das wahlentscheidende Thema. Denn wir sind hier und wir sind laut – wir stehen gemeinsam auf für eine gerechte und konsequente Klimapolitik…“ Aufruf bei Fridaysforfuture , siehe auch den Aufruf bei klima-streik.org und #Klimastreik #FridaysForFuture #AlleFürsKlima- ver.di: Politik muss beim Klimaschutz aufs Tempo drücken – Macht mit beim Klimastreik
„48 Stunden vor der Bundestagswahl ruft Fridays for Future (FFF) auch in diesem Jahr zu einem weltweiten Klimastreik auf. Am 24. September 2021 werden die Menschen in hunderten Städten des Landes ihren Alltag unterbrechen, um an den Demonstrationen teilzunehmen. Ein breites Bündnis aus Umwelt-, Wohlfahrts-, Kultur- und Entwicklungsverbänden, Kirchen, Klimaschutzinitiativen, sozialen Bewegungen wie auch Unternehmen und Gewerkschaften – darunter auch ver.di – unterstützt die Protestaktionen für sofortige Maßnahmen für einen gerechten und wirksamen Klimaschutz. Bundesweit sind bislang 444 Klimastreik-Demonstrationen geplant. Das Klima zu schützen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen und dem Klimawandel jetzt entschieden entgegenzuwirken, ist weltweit eine Herausforderung von absoluter Dringlichkeit. Der Klimawandel bedroht die Lebensgrundlagen künftiger Generationen, ja die Menschheit als Gattung. In Berlin startet die Demonstration um 12 Uhr am Bundestag. Dort wird auch die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg erwartet. In Deutschland behandele „kein Politiker, keine Politikerin, keine Partei die Klimakrise wie einen Notfall“, sagte Thunberg gegenüber dem Tagesspiegel, selbst nicht nach der „schrecklichen Fluttragödie im Sommer“. (…) Die Akteure von Fridays for Future haben den Druck spürbar erhöht und dem Ruf nach energischem klimapolitischem Handeln weltweit Schub verliehen. Die jungen Menschen, die freitags auf die Straße gehen, sorgen sich zu Recht um die Zukunft. Um ihre und unser aller Zukunft. Ihr Anliegen verdient unser aller Unterstützung. Es muss klimapolitisch mehr passieren als bisher. Und auch der ver.di-Bundesvorstand ruft deshalb dazu auf, sich am 24. September – außerhalb der Arbeitszeit – an den Aktionen der Fridays for Future zu beteiligen…“ Pressemitteilung vom 22. September 2021
- ver.di: Politik muss beim Klimaschutz aufs Tempo drücken – Macht mit beim Klimastreik
- Mehr Radikalität bei Klimaprotesten: Seid Sand im Getriebe!
„Um das Klima zu retten, reichen Appelle nicht. Deshalb muss Fridays for Future radikaler werden. Gemeinsam radikal die Verantwortung übernehmen, so endet der Text von Luisa Neubauer und Carla Reemtsma von Fridays for Future zum IPCC-Bericht in der taz vom 9. August. Der Titel lautete „1,5 Grad sind möglich“. Das klingt erst mal gut, doch was genau heißt das? Nach drei Jahren Streik fehlen vor allem konkrete Veränderungen. Nicht durch freundliche Appelle, sondern durch direkte Aktion bauen wir den notwendigen politischen Druck auf, um das zerstörerische Nichtstun endlich zu beenden. Klar, ihr ruft zum 24. 9. die gesamte Gesellschaft zu einem weiteren globalen Streik auf. Allerdings gab es schon ein paar solcher Streiks. Sie zwingen die Verantwortlichen nicht zum Handeln. Natürlich wurdet ihr Fridays öffentlichkeitswirksam in jede Fernsehshow und zu Gesprächen mit Spitzenpolitiker*innen eingeladen. Man dankt euch viel für euer Engagement. Zugegeben, ihr habt in der Zivilgesellschaft viele Menschen erreicht, und darauf könnt ihr stolz sein. Dennoch sind für 2021 wieder steigende CO2-Emissionen prognostiziert und eure Streiks sind mittlerweile kaum mehr als eine symbolische Mahnwache, die keinerlei Druck erzeugt. Sicher, ihr ruft auch zum Wählen am 26. 9. auf. Natürlich sind Mehrheiten im Bundestag wichtig. Wir werden in Deutschland vermutlich bald eine Koalition haben, die sich mit Mühe auf einen Kohleausstieg 2034 einigen kann. Das reicht bei Weitem nicht für das Einhalten des 1,5-Grad- Ziels und erst recht nicht für Klimagerechtigkeit. Was ist also unser strategischer Plan, diesen Druck auszuüben? Die Reaktion muss sein dem parteipolitischen Nichthandeln, dem Status quo, unsere Unterstützung zu entziehen, anstatt ihn durch Appelle doch endlich zu handeln, weiter zu legitimieren. Es müssen sich, wie ihr in der taz schreibt, „Gott und die Welt in Bewegung setzen“. Aber sich in Bewegung zu setzen fängt bei euch, Fridays, und eurer Bewegung an. Statt weiter stur die Taktik des mittlerweile symbolischen Protests zu verfolgen, solltet ihr ehrlich reflektieren, was dadurch (nicht) erreicht wird, und euch von dieser lähmenden Taktik lösen. Ihr habt die Reichweite und die Verantwortung, direkte Aktion nicht nur in Worten zu unterstützen, sondern selbst umzusetzen und damit den Handlungsdruck massiv zu erhöhen. (…) Spätestens am 27. 9. packen alle ihre Sachen und reisen nach Lützerath. Wenn wir entschlossen und gut organisiert sind, dann kann RWE nicht weiter baggern und selbst die Polizei wird uns machtlos gegenüber stehen. Nur durch direkte Aktion können wir den Kohleausstieg erstreiten. Niemand sagt, dass es angenehm ist politisch unbequem zu sein. Es kann persönliche Konsequenzen haben, doch diese sind im Vergleich zur Klimakrise marginal. Weiterhin nur freundlich zu appellieren hat für die Bewegung und den Klimaschutz weitreichende Folgen…“ Gastkommentar von Carola Rackete am 13.9.2021 in der taz online – eine Antwort auf Luisa Neubauer und Carla Reemtsma - Fridays for Future: Perspektiven in Zeiten der Pandemie
„… In einem Vorgespräch wurde ich von der Vertretern*innen der bundesweiten F4F-Strategie-AG gebeten, auf folgende Fragen in meinem Vortrag einzugehen: 1. Was ist die treibende Kraft einer gesellschaftlichen Veränderung? Welche theoretischen Ansätze gibt es hierfür? 2. Wie kann F4F von erfolgreichen sozialen Bewegungen der Vergangenheit lernen und einen wirksamen Einfluss auf Gegenwart und Zukunft nehmen? 3. Was könnten die Kriterien für inhaltliche und strategische Ziele für F4F für das neue Jahr 2021 (und darüber hinaus) sein, die zu einer Veränderung der Klimapolitik führen können? Im vorliegenden Text gehe ich auf diese Fragen ausführlicher ein, als mir dies während des Vortrags möglich gewesen ist. (…) Wenn die Bewegung Fridays for Future die Zeichen der Zeit erkennt, sich mit anderen gesellschaftlichen Bewegungen vernetzt, die Coronaphase mit veränderten und digital gestützten Aktivitätsformaten sowie strategischer und organisatorischer Weiterentwicklung produktiv nutzt, sich auch wirkungsvoll in die Wahlkampfprogrammatik der Parteien und in aktuelle und zukünftige Wahlen einschaltet, sich konzeptionell weiterentwickelt, wird die F4F-Bewegung nicht an Bedeutung verlieren. Im Gegenteil: Angesichts der – auch nach der Pandemie – immer bedrohlicher erfahrbaren Klimakrise und ihrer gesellschaftlichen Verwerfungen wird unter den genannten Voraussetzungen dieser von der Jugend getragenen Bewegung eine historische Rolle zukommen, welche die gesellschaftliche Bedeutung der 68-er Bewegung noch übertreffen kann. Wie bereits eingangs gesagt: Dies ist meine eigene Einschätzung der Lage und der Perspektiven von F4F – eines Politikwissenschaftlers am Ende seines 7. Lebensjahrzehnts, der sich der Ehre bewusst ist, als Experte zu der bundesweiten Strategie-Tagung von F4F eingeladen worden zu sein, die für eine Neubestimmung von Strategien und Zielen gedacht war…“ Diskussionsbeitrag von Klaus Moegling vom 29. Januar 2021 bei Telepolis (dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag und der Diskussion mit den Klima-Aktivisten*innen von Fridays for Future (F4F) im Januar 2021, den der Autor auf Einladung zu einem bundesweiten F4F-Strategiekongress als Mitglied der Scientists for Future sowie als Politikwissenschaftler, der sich mit der Rolle gesellschaftlicher Protestbewegungen befasst hat, gehalten hat). - Vom Klimastreik zur Klassenpolitik: Nach dem Aktionstag stellt sich für Fridays for Future die Strategiefrage
„… In den letzten Monaten hatten Vertreter*innen von Fridays for Future über Frustration geklagt. Zwar hat die Bewegung maßgeblich zur Veränderung des gesellschaftlichen Diskurses beigetragen, doch konkrete politische Entscheidungen, die die Erde vor dem Klimakollaps bewahren könnten, stehen weiter aus. Die Bewegung ist uneins in der Strategiefrage. Einige kündigten an, für den Bundestag zu kandidieren, andere setzen auf zivilen Ungehorsam und radikale Gesellschaftskritik. Die junge Klimabewegung steht womöglich an einem Scheidepunkt: schaumstoff schlagende Grüne oder bedeutungslose Autonome? (…) Auch Ansätze eines Green New Deal werden bei Fridays for Future so kontrovers diskutiert wie anderswo in der politischen Linken. Das Konzept meint eine gesellschaftliche Veränderung hin zu einer sozial-ökologischen Welt, getragen als gemeinsames Projekt von Parteien, Gewerkschaften und Klimabewegungen. Der Kern des Konzepts: den Klimawandel stoppen bei gleichbleibendem Wohlstand. Das soll durch ein staatliches Investitionsprogramm erreicht werden, bei dem die wegfallenden Jobs in der fossilen Energiegewinnung durch Umschulungen aufgefangen werden und es für jeden eine Jobgarantie gibt. (…) Für ein Umsteuern müssten alle an einem Strang ziehen. Das Anti-Kohle-Bündnis Ende Gelände etwa sieht aber die Zusammenarbeit mit Parteien eher kritisch. «Wir können nicht mehr auf Mehrheiten, Kommissionen oder Chartas warten – die Klimakrise passiert jetzt, und die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass kein politischer Wille besteht, die Klimakrise zu stoppen. Keine der derzeitigen Parteien hat ein Konzept, das die 1,5-Grad-Grenze einhalten würde», erklärt Ronja Weil, Pressesprecherin von Ende Gelände, dem «nd». Sie betont aber, dass es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, den Systemwandel einzuleiten und durchzusetzen. (…) Zuletzt kritisierte der Paritätische Wohlfahrtsverband Fridays for Future scharf und stieg kurzerhand als Unterstützer aus – mitten in der heißen Phase der Streikvorbereitungen. «Was wir bis heute vermissen, ist eine klare Positionierung von Fridays for Future als Bewegung für eine solche sozial gerechte Klimawende», erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, in einem Statement zu der Entscheidung. (…) Bei Ende Gelände ist bereits jetzt klar, dass man «die Kämpfe verbinden» will. «Zum Beispiel im Care-Bereich: Als Ende-Gelände-Ortsgruppe haben wir mit dem Gesundheitspersonal dafür gekämpft, das Fallpauschalensystem abzusetzen», sagt Sprecherin Weil. Auch für Fridays for Future könnten die neuen Bündnisse eine Chance sein, den hochgesteckten Zielen näherzukommen.“ Artikel von Jordi Ziour vom 26. September 2020 in neues Deutschland online - »Das funktioniert auch mit zivilem Ungehorsam«. Fridays-for-Future-Aktivist Maximilian Reimers zu Strategiedebatten, Gewerkschaftsbündnissen und einer Mitte-links-Bundesregierung
„… Ich fand persönlich eine grüne Konsumkritik, die auch manche meiner Kolleg*innen teilen, immer schon falsch. Es ist nicht nur erniedrigend, wie dadurch ärmeren Menschen Schamgefühle eingeredet werden sollen – solch ein Ansatz ist auch strategisch unklug und unwirksam. Die tatsächlichen Verschmutzer*innen sind diejenigen, die von diesem System des fossilen Kapitalismus profitieren. Mit ihrem Reichtum haben sie auch mehr CO2-Emissionen zu verantworten. Da nützt es aber nun nichts, einzelne Leute zu kritisieren – man muss an die Machtstrukturen ran. (…) Natürlich geht es um Systemwandel. Unser Motto ist ja auch »system change – not climate change«. Wie der Wandel dann letztlich aussieht, muss man gemeinsam gestalten. Das verhandelt man aber nicht mit Konzernchefs, sondern mit der Zivilgesellschaft, Kolleg*innen und Aktivist*innen. (…) Die Stärke von Fridays for Future ist nach wie vor, eine Massenbewegung mit niedrigschwelligen Aktionsangeboten zu sein. Das funktioniert auch mit zivilem Ungehorsam. In der Schweiz besetzen etwa am Freitag Feund*innen und Genoss*innen den Vorplatz vom Nationalrat. In Deutschland hatten Aktive auch schon Banken blockiert…“ Interview von Sebastian Bähr vom 24.09.2020 im ND online - Siehe die letzte Pressemitteilung des Bündnisses vom 23.9.20 und die Aktionskarte sowie für Aktuelles auf Twitter @FridayForFuture
- Klimaschutz: Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen die Bürger freiwillig mitmachen – Gedanken zur Großen Klimademo der Fridays for Future-Bewegung am 25.09.2020
„Fridays for Future hat zu bundesweiten Demonstrationen am Freitag, den 25.09.2020, für den Klimaschutz aufgerufen. In ihrem Aufruf heißt es: „Fridays For Future fordert die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens und des 1,5°C-Ziels. (…) Und weiter heißt es: „Von April 2019 bis jetzt hat die Politik es geschafft, unsere Forderungen konsequent zu ignorieren und mit ihrem Klimapäckchen gezeigt, wie wenig sie von einer lebenswerten Zukunft halten.“ Das ist leider richtig beobachtet und sollte den jungen Aktivisten eine Warnung sein, denn es ist kaum zu erwarten, dass sich die Grundhaltung der Politik zur Energiewende geändert hat. Es steht zu befürchten, dass die Politik auch die weiteren Klimaproteste aussitzen wird. (…)Wirklich Abhilfe kann nur der massive Ausbau von Solar- und Windstromerzeugung auf mindestens das 6-Fache der heutige Leistung sowie der Übertragungs- und Verteilnetze schaffen. Dazu der Übergang zur Elektromobilität und die Umstellung der Gebäudeheizungen auf Wärmepumpen. Deshalb sollten die FFF-Aktivisten ihre Forderungen überdenken. Sie sind zu allgemein und zu leicht zu umgehen. Was fehlt, ist ein Masterplan, der genau sagt, wie die Energiewende ablaufen soll, wo wir stehen und was konkret zu tun ist. Wir müssen nicht nur sagen, wo wir hinwollen, sondern auch den Weg dahin ganz klar vorgeben, damit die Politik nicht ausweichen kann. Prinzipiell könnte man dabei auf Ansätze zurückgreifen, die hier angesprochen wurden: Die Energiewende wieder in Schwung bringen …“ Artikel von Klaus Kohrs vom 25. September 2020 bei telepolis - Fridays for Future: Globaler Klimastreik am 25. September 2020 – Save the date – Save the climate!
„… Ein Jahr nach unserem bisher größten Streiktag und nach unzähligen Onlinestreiks ist es wieder so weit: wir rufen zum großen Offline-Protesttag am 25. September auf. Am 25.9. geht es wieder auf die Straßen, am 25.9. das wir noch da und lauter als je zu vor sind, am 25.9. rufen wir in vielen hundert deutschen und internationalen Städten zum großen Klimastreik auf. Denn wenn die Corona-Krise eines gezeigt hat, dann: Treat every crisis like a crisis. Wir haben gesehen: die Politik kann handeln, wenn es darauf ankommt. Jetzt fordern wir: tut das auch bei der Klimakatastrophe! Kurz nach Ende der Bundestags-Sommerpause fluten wir also die Straßen und zeigen, dass gute Klimapolitik wichtiger ist, denn je und Klimagerechtigkeit unvermeidbar für eine Zukunft, in der wir gut und gerne leben. Aber das schaffen wir nicht allein – dafür brauchen wir dich! Trage den Termin jetzt in Deinen Kalender ein, teile ihn mit all Deinen Freunden und organisiere einen Streik auch in Deiner Stadt. Natürlich wird bei allen unseren Aktionen auf die Einhaltung wichtiger Corona-Maßnahmen geachtet!“ Aufruf von Fridays for Future vom Juli 2020 - Schulstreiks: Forderungen an die EU – Schüleraktionen gehen weiter. Offener Brief an EU wird auch von zahlreichen Wissenschaftlern unterstützt. „Werteunion“ stänkert
„… Aus den Reihen der internationalen Fridays-for-Future-Bewegung ist in diesen Tagen ein offener Brief an die Staats- und Regierungschefs der EU geschrieben worden, die sich derzeit zu einem Gipfel treffen, auf dem vor allem über den Haushalt für die kommenden Jahre beraten wird. Der noch zur Zeichnung offene Brief wurde bisher von über 300 Wissenschaftlern, einigen Nobelpreisträger und Prominenten sowie von über 50.000 weiteren Personen aus 50 Ländern unterschrieben. In dem Brief wird unter anderem gefordert, sofort alle neuen Investitionen in fossile Energieträger und ihre Infrastruktur einzustellen und feste und bindende Treibhausgasbudgets für alle EU-Länder einzuführen. (…) Die Politiker würden eine unverantwortliche Wette („irresponsible gamble“) eingehen. Die EU-Klimaziele seien unzureichend und bedeuteten eine Aufgabe des Klimaschutzes. „Das ist für uns einfach keine Option.“ Die Unterzeichner fordern zugleich unmissverständlich ein, was sie Klimagerechtigkeit nennen: „Entwickeln sie Klimapolitik, die die Arbeiter und die am meisten Gefährdeten schützt und alle Formen der Ungleichheit – sei es ökonomische, rassische oder geschlechtsbasierte – abbaut.“ Hans-Georg Maaßen, Mitglied der „Werteunion“ und ehemaliger Präsident des Inlandsgeheimdienstes, der unter seiner Leitung vor allem durch die massive, willentliche oder versehentliche Behinderung der Ermittlungen rund um das NSU-Terrornetzwerk auffiel, nimmt derweil den offenen Brief zum Anlass, junge Frauen zu denunzieren. Luisa Neubauer und Greta Thunberg, die zu den Initiatorinnen des Briefs gehören, könnten womöglich so verstanden werden, dass sie die Abschaffung der Demokratie und die Errichtung einer Klimadiktatur verlangen, twitterte er am Donnerstag. Wie absurd dieser Vorwurf ist, zeigt unter anderem ein Blick in den Brief, der die EU-Regierungen explizit auffordert, die Demokratie zu schützen. Offensichtlich hat Maaßen aber eine ganz andere Vorstellung vom Inhalt der Demokratie. Interessant jedenfalls, dass sich der Werteunionist an den bei Rechten so beliebten diffamierenden Angriffe auf selbstbewusste prominente Frauen beteiligt, die zuletzt in einer Serie von Morddrohungen gegen linke Politikerinnen, Medienschaffende und Anwältinnen gipfelten…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 18. Juli 2020 bei Telepolis – zu den Forderungen und zum Mitunterzeichnen siehe den englischsprachigen offenen Brief „Face the Climate Emergency“ bei Climate Emergency EU.org - 24.4.20: #NETZSTREIKFÜRSKLIMA / Zweiter Offener Brief von #FFFbleibtAktiv
- 24.4.20: #NETZSTREIKFÜRSKLIMA
„… Wir bringen den Protest von der Straße ins Netz – unsere Demoschilder platzieren wir sichtbar in Fenstern, an Briefkästen, am Arbeitsplatz, im Baum vor der Haustür, im Ladeneingang oder wo sonst es gut sichtbar ist!...“ Aufruf bei fridaysforfuture.de - Zweiter Offener Brief von #FFFbleibtAktiv
Offener Brief vom 11.04.2020 bei indymedia v.a. mit umfangreichen Bericht von Aktionstag #LeaveNoOneBehind
- 24.4.20: #NETZSTREIKFÜRSKLIMA
- Fridays For Future: Zwei Krisen gerecht werden. Schülerinnen und Schüler protestieren im Internet für Klimaschutz und Solidarität mit dem Pflegepersonal
„Auch am vergangenen Freitag war für die international Jugendbewegung Fridays For Future wieder Aktionstag. In vielen Ländern sind die Schulen inzwischen geschlossen und Versammlungen nicht möglich, also wurde der Protest für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit ins Internet verlegt.
Dort posteten dann Jugendliche zum Beispiel aus Schottland, Indien oder Russland, aus dem Senegal, Großbritannien und Sierra Leone oder aus Uganda Fotos von sich mit ihren Protestschildern. (…) Derweil haben Umwelt- und Klimaschützer nicht nur in Deutschland Angst vor vermeidbaren Nebenwirkungen der Konjunkturpakete, die der durch die Coronakrise schwer angeschlagenen – und schon vorher kriselnde – Wirtschaft auf die Beine helfen sollen. In Kanada macht ein Aktivist mit seinem Schild darauf aufmerksam, dass „die fossilen Industrien“, also Ölkonzerne, Kraftwerksbetreiber, Autoindustrie und ähnliches, 15 Milliarden kanadische Dollar (9,6 Milliarden Euro) an Unterstützung erhalten sollen. Für Berliner Fridays-For-Future-Aktivisten steht derzeit die Unterstützung des Pflegepersonals im Vordergrund…“Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 29. März 2020 in telepolis - Schüler verlegen ihre Klimaschutz-Aktionen ins Netz und in Kleingruppen, um der Ausbreitung des Corona-Virus keinen Vorschub zu leisten. Globale Temperatur klettert weiter
„Über die – völlig berechtigte – Aufregung wegen der Corona-Pandemie gerät in der schnelllebigen Medienwelt eine der anderen Krisen, vor denen die globale Menschheit steht, etwas aus dem Blick: die Klimakrise. Nicht so allerdings bei den Schülern, die zwar in Deutschland, Italien, Spanien und vermutlich noch manchem anderen Land die meisten Demos abgesagt haben, aber statt dessen einen #NetzstreikFürsKlima (auch unter dem Hashtag #ClimateStrikeOnline) in den sozialen Medien wie Twitter und Instagram organisiert haben. Natürlich fehlte es nicht an der Häme jeder Menge rechter Trolle. Doch letztlich haben die Organisatorinnen und Organisatoren der Fridays-for-Future-Proteste nach Rücksprache mit Virologen und Epidemiologen das getan, was sie auch sonst immer wieder betonen und von den politisch Verantwortlichen fordern: Sie haben auf die Wissenschaft gehört und rufen zur Rücksicht auf die besonders Gefährdeten auf. In der Schweiz, wo die Ausbreitung der deutschen einige Tage voraus ist, wird von den Schülern versucht, Hilfe zu organisieren. Statt größerer Demos gab es also am vergangenen Freitag außer den Aktivitäten im Netz in Europa und Nordamerika nur kleinere Aktionen am Straßenrand. Aus Afrika gibt es Tweets wie hier aus Sierra Leone, Kenia und Ghana, von kleinen Happenings in Schulen…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 14. März 2020 bei telepolis - Klimaschutz in Zeiten der Corona-Epidemie
„Die Energie- und Klimawochenschau: Fridays-For-Future demonstriert künftig im Netz, österreichische Richter kritisieren Polizeigewalt gegen Klimaschützer und Japans Regierung will mit Olympiade Reaktorkatastrophe vergessen machen (…) Doch die Demonstrationen der Schüler für ernsthaften Klimaschutz gehen weiter, wenn auch mit Einschränkungen. Auch am vergangenen Freitag waren wieder in zahlreichen Städten im In- und Ausland Schüler für das Klima auf der Straße, ohne dabei den Kampf gegen den neuen Faschismus zu vergessen. Nur Italien, bisher einer der Schwerpunkte der internationalen Bewegung, wird wohl bis auf Weiteres ausfallen. (…) Bisher halten die umtriebigen Jugendlichen jedoch dran fest, am 24. April einen globalen Aktionstag zu organisieren. Es gebe keinen Kohle-Konsens und das Kohlekraftwerk Datteln 4 dürfe nicht ans Netz. Es gehe um Klimagerechtigkeit, die Zerstörung ganzer Landstriche durch Ölkonzerne in Nigeria, gegen die Brandrodungen am Amazonas, für die Rechte der indischen Kleinbäuerinnen und -bauern und gegen die Zerstörung sibirischer Dörfer für den Abbau von Steinkohle, heißt es in dem kurzen Aufruf für die Aktionen in Deutschland. In der Schweiz scheinen die Schülerinnen und Schüler schon einen Schritt weiter und haben den Schulterschluss mit den Gewerkschaften geschafft. Für den 15. Mai plant man dort einen nationalen Klimastreik gemeinsam mit den Beschäftigten in Büros und Betrieben . Am 15.3. soll es dafür in diversen Schweizer Städten Klimaversammlungen geben. Man wird allerdings sehen müssen, was in Zeiten der Corona-Krise noch möglich ist. Ebenfalls am 15.3. wird in Bayern das Wahlvolk an die Urnen gerufen, um die Gemeinderäte, Ratsversammlungen und Kreistage zu wählen. Die dortigen Schülerinnen und Schüler wollen daher für Freitag, den 13. März, besonders stark mobilisieren, um die Kommunalwahl zur „Klimawahl“ zu machen. (…) Am kommenden Freitag wolle man in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #NetzstreikFürsKlima Präsenz zeigen…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 10. März 2020 bei telepolis - Schulstreiks: Ratschlag und nächste Höhepunkte. Auch die Bayernwahl soll zur Klimawahl gemacht werden. Australier freuen sich über Erfolg
„… Am vergangenen Freitag wurde wieder in zahlreichen Städten hierzulande und in vielen anderen Ländern demonstriert. Zum Beispiel in Russlands hohem Norden am Weißen Meer und an anderen Orten in dem großen Land, im US-amerikanischen New York City und im britischen Bristol, wo Greta Thunberg zu Gast war, in Dänemark und Uganda, in Oldenburg, am Bodensee und in Neu Delhi. Im australischen Sydney wurde auch die Schule bestreikt und zugleich hatte man dort einen Grund zum feiern. Das norwegische Unternehmen Equinor hatte, wie berichtet seine Pläne aufgegeben, in der Tiefsee vor Australiens Südküste nach Öl zu bohren. Nächster Meilenstein für die Klimaschützer Down under wird nun sein, den geplanten Kohle-Tagebau von Adani zu verhindern, für dessen Kohlebahn Siemens die Signaltechnik liefern soll. Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, denn womöglich wird das indische Unternehmen Schwierigkeiten haben, Abnehmer zu finden. In Indien meinte kürzlich der zuständige Minister, dass man ab dem Finanzjahr 23/24 keine Kohle mehr importieren wolle. Derweil beraten hierzulande übers Wochenende Schüler und Studierende auf einem Ratschlag in Köln , wie es mit der Klimaschutzbewegung weiter gehen soll. Klar ist, dass am 13.3., kurz vor den Kommunalwahlen in Bayern, ein Schwerpunkt im Freistaat gesetzt werden soll. Außerdem steht bereits der 24. April als Datum für den nächsten globalen Aktionstag fest. In Berlin tanzte man sich dafür schon mal am Samstagnachmittag warm. Mit einer Aktion „Den roten Teppich erobern“ wurde am Rande der dortigen Berlinale das Rampenlicht der internationalen Presse genutzt, um auf Klimakrise und Artensterben aufmerksam zu machen.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 01. März 2020 bei telepolis - Schulstreiks: Zehntausende in Hamburg auf der Straße
„Sollte jemand gemeint haben, die um das globale Klima besorgten Schüler würden langsam erlahmen, der wurde am gestrigen Freitag in Hamburg eines besseren belehrt. 60.000 Menschen gingen dort nach Zählung der Veranstalter auf die Straße, um vor den morgigen Bürgerschaftswahlen in der alten Hansestadt ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen. Die Polizei hatte – wie üblich – mit 20.000 deutlich weniger Teilnehmer gezählt, ist einem ausführlichen Bericht des NDRs zu entnehmen. Wie dem auch sei, auf Twitter gibt es jedenfalls beeindruckende Bilder der Demonstration zu der auch Greta Thunberg aus Stockholm angereist war. Auch Beschäftigte aus dem Gesundheitssektor, die sich als Health For Future organisieren, beteiligten sich mit der Forderung „Gesundheit braucht Klimaschutz“. (Hier ein langer Mitschnitt der Kundgebung mit den meisten Reden.) (…) Derweil gehen auch in vielen anderen die Schulstreiks für ernsthaften Klimaschutz weiter. In Deutschland gab es am Freitag Aktionen in 16 Städten. Demonstration, Kundgebungen oder andere Aktionnen gab es außerdem unter anderem im sibirischen Krasnojarsk, im indischen Mumbai, auf der irischen Clare Island, im ugandischen Kampala, im US-amerikanischen Seattle, im schwedischen Götebrog, im pakistanischen Gilgit oder im britischen Woodbridge.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 22. Februar 2020 bei telepolis - Am 24. April 2020 ist der nächste globale Klimastreik
„Die Brände in Australien und im Amazonas, die Dürren in Florida und Kenia, die Überschwemmungen von Tuvalu und Venedig sind nur einige Beispiele für die schreckliche Realität der Klimakrise für Millionen von Menschen. Gleichzeitig sind die Proteste für Klimagerechtigkeit größer denn je – gegen die Zerstörung von Landstrichen in Nigeria durch große Ölkonzerne, für den Erhalt ihrer Dörfer statt den Abbau von Steinkohle in Sibirien, für die Rechte von Kleinbäuer*innen in Indien, gegen die Brandrodungen im Amazonas. Mit den Bildern von tausenden Klimastreiks weltweit im Hinterkopf werden wir 2020 noch einmal mehr zeigen, wie groß, vielfältig und stark wir gemeinsam sind. Am 24. April machen wir weltweit und in Deutschland klar, dass eine klimagerechte Welt möglich ist. Altmaiers Kohlekompromiss ist kein Konsens. Kein weiteres Dorf darf für Kohle vernichtet, Datteln4 nicht angeschaltet und dem Hambi nicht das Wasser abgebaggert werden. (…) Wir tragen unseren Protest vor die Rathäuser und auf die Marktplätze, vor die Ministerien und in die Klassenzimmer, in Konzernzentralen und auf Straßenkreuzungen. Am 24. April werden wir überall laut, wütend und unbequem sein – wir stehen zu unserer Forderung: 1,5-Grad-Ziel einhalten, Klimagerechtigkeit jetzt!.“ Aus dem Aufruf bei fridaysforfuture.de mit ersten teilnehmenden Städten – siehe auch die globale Mobilisierung - Nicht kaufen lassen: Über die neue Strategie von »Fridays for Future«
„Hunderte Schüler von »Fridays for Future« (FfF) haben in München gegen die Aktionärsversammlung von Siemens demonstriert. Sie kritisierten die Entscheidung des Konzerns, ein Kohleminenprojekt in Australien zu unterstützen. Die Protestaktion steht sinnbildlich für einen Strategiewechsel von FfF: Über ein Jahr lang hatten die Aktivisten den Unterricht bestreikt, um auf die Politik Druck auszuüben. Doch trotz großspuriger Lippenbekenntnisse erwies sich die Bundesregierung als unfähig zur Einhaltung der Pariser Klimaziele. Anfang des Jahres beschloss FfF nun, auch weitere klimaschädliche Akteure anzugreifen. Der erste Gegner: Siemens. Die Entscheidung für die Strategieänderung ist verständlich – sie birgt neben Chancen jedoch auch Risiken. Wenn man sich mit Konzernen anlegt, gilt es, klassische Fettnäpfchen zu vermeiden. Einerseits droht die Gefahr, mit einer verkürzten und personalisierten Kritik an der »Gier« Einzelner, den systemischen Zusammenhang von Kapitalismus und Umweltzerstörung aus dem Blick zu verlieren. Andererseits darf man sich durch Gespräche mit Unternehmensspitzen nicht für ein »Greenwashing« instrumentalisieren lassen. Es kann somit der Bewegung nicht schaden, flexibel zu bleiben und auch andere Profiteure der Klimakrise zu markieren. Sie darf dabei jedoch das große Ganze nicht aus dem Blick verlieren – und muss eine klare Grenze zu ihren Gegnern wahren.“ Kommentar von Sebastian Bähr bei neues Deutschland vom 5. Februar 2020 - Fridays for Future gegen Konzerne: Euer Haus, euer Auto, euer Boot
„Der Protest gegen Siemens sorgte für Furore. Deshalb denken die Klimaschützer*innen darüber nach, verstärkt Unternehmen ins Visier zu nehmen. (…) Die wöchentlichen Streiks sind über die Winterwochen in vielen Städten zu klein geworden, um die Öffentlichkeit noch zu interessieren. Zu kräftezehrend sind sie, dafür, dass sie kaum reale Effekte erzielen. Deshalb hat Fridays for Future angefangen, sich über neue Strategien Gedanken zu machen – und Unternehmen in den Fokus der Kritik zu rücken. Die Idee für die Kampagne gegen Siemens entstand Anfang Januar auf dem Nordkongress. 300 Aktivist*innen hatten sich in Hamburg zu einer Tagung mit Workshops und Plena getroffen. Auch dabei: die NGO Urgewald, die sich mit der Finanzindustrie beschäftigt (…) Zwar konnten die Schüler*innen den Konzern nicht stoppen. Aber ihnen ist etwas klar geworden. „Wir haben einen Nerv getroffen“, sagt Blasel. Dass sich Kaeser überhaupt mit Neubauer getroffen habe, dass er nervös gewesen sei – das habe deutlich gemacht, dass es für Siemens um mehr gegangen sei als nur um Signalanlagen. „Unternehmen sind in vielerlei Hinsicht bessere Adressaten als Politiker*innen“, sagt Reemtsma, „ihre Entscheidungen sind volatiler.“ Die wöchentlichen Schulstreiks haben auch gezeigt, wie träge die Politik reagiert – egal wie viele Menschen ein Thema bewegt. Die Vertreter*innen der Parteien denken in Legislaturperioden, im Zeitplan von Ausschuss- und Kommissionssitzungen, und sie halten 2038 für ein ausreichendes Datum für den Kohleausstieg. Unternehmenschef*innen hingegen können sofort reagieren, potenzielle Kund*innen können sich sofort gegen sie entscheiden. Trotzdem denken vor allem familiengeführte Unternehmen langfristig, schließlich sollen ihre Unternehmen möglichst in jahrhundertelanger Familientradition an Kinder und Enkel vererbt werden. Konzernchef*innen sind angreifbarer, besser erreichbar und flexibler. (…) Ein ziemlich großer Klimakiller ist die Finanzindustrie. Über 92 Milliarden Euro sind laut Recherchen von Urgewald seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens von europäischen Banken an Firmen geflossen, die neue Kohlekraftwerke bauen. In Europa gehören dazu Energieriesen wie Uniper, Fortum aus Finnland oder PGE aus Polen. Die Deutsche Bank, Santander, Barclays und BNP Paribas investieren in die Kohle-Unternehmen, geben ihnen Kredite, beraten sie. „Alle deutschen Finanzinstitute sind in klimaschädliche Geschäfte verwickelt“, sagt die Geschäftsführerin von Urgewald, Heffa Schücking…“ Artikel von Katharina Schipkowski vom 26. Januar 2020 bei der taz online - Schulstreiks: Gegen Datteln 4. Klimademonstrationen der Jugend in zahlreichen Ländern. Forderungen an Wirtschaft und Politik
„Auch an diesem Freitag gingen wieder in zahlreichen Städten in Deutschland und in 148 weiteren Ländern Schüler auf die Straße, um mehr Klimaschutz zu fordern. Hierzulande gab es Demonstrationen in mindestens 31 Städten, weltweit waren es 1655. Allein in Indien gab es nach den Angaben auf der internationalen Fridays-for-Future-Seite 181 Veranstaltungen, in Italien 72, in den USA 340 und in Schweden 104, wobei diese Angaben im einzelnen nicht nachzuprüfen und damit bestenfalls ein Hinweis auf die Größenordnungen sind. Worum geht es den jungen Menschen? Im Vorfeld des Davoser Weltwirtschaftsforums hatten einige Sprecherinnen und Sprecher der Bewegung, darunter Mina Pohnakova und Greta Thunberg aus Schweden, Licipriya Kangujam aus Indien, Julia Haddad aus dem Libanon, Oladosu Adenike aus Nigerien, Iqbal Badruddin aus Pakistan, Arshak Makichyan aus Russland, Vanessa Nakate aus Uganda und Tokata Iron Eyes aus den USA in der britischen Zeitung Guardian ihre Forderungen an die dort versammelten Wirtschaftsbosse formuliert: „Wir verlangen, dass die Teilnehmer von allen Gesellschaften, Banken, Institutionen und Regierungen sofort alle Investitionen in Erschließung und Ausbeutung fossiler Brennstoffe sowie alle Subventionen für diese einstellen. (…) Wir wollen das nicht 2050, 2030 oder 2021, wir verlangen, dass dies jetzt geschieht. Sofort.“ (…) Derweil spielte am Freitag in Berlin, wo sich nach Augenzeugenberichten 300 bis 400 Menschen beteiligten, auch die Ablehnung der Inbetriebnahme eines neuen Kohlekraftwerks in Datteln eine wichtige Rolle. In der Ruhrgebietsstadt gab es ebenfalls eine Demonstration, an der sich auch Erwachsene beteiligten. Die Auseinandersetzung um Datteln 4 verspricht 2020 zu einem der Knackpunkte in der bundesweiten Auseinandersetzung um den Klimaschutz und die Zukunft der Stromversorgung zu werden.Die nächsten wichtigen Termine sind für die deutsche Fridays-for-Future-Bewegung der 21. Februar, an dem die Hamburger unterstützt werden sollen. Dort wird am 23. Februar die Bürgerschaft, das hanseatische Landesparlament, gewählt. Die Schüler wollen die Wahl zur Klimawahl machen. Außerdem will man zuvor am 5. Februar den Druck auf Siemens erhöhen. An diesem Tag findet in München die Hauptversammlung der Siemens AG statt. Der Konzern war in den letzten Wochen unter heftigen Beschuss geraten, weil es an den Verträgen im Zusammenhang mit einer Kohlebahn für den Carmichael Tagebau festhält, den der indische Adani-Konzern in Australien erschließen will…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 25. Januar 2020 bei telepolis
- Fridays for Future will mehr zivilen Ungehorsam anwenden
„Die Klimaschutzbewegung »Fridays for Future« will mit neuen Bündnispartnern und Aktionen des zivilen Ungehorsams den Druck auf die politischen Akteure in diesem Jahr verstärken. Auf einer Demonstration von rund 5000 Menschen sagte der Klimaschutzaktivist Maurice Conrad am Freitag in Mainz, in den nächsten Monaten werde die in Deutschland seit einem Jahr aktive Bewegung Antworten auf die Fragen entwickeln, welche Protestformen nötig seien und welche Verbündeten gewonnen werden sollten. An der Demonstration unter dem Motto »Die Uhr tickt« nahmen in Mainz Ortsgruppen der Schülerbewegung aus Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland teil. Conrad fügte hinzu, es gehe um »eine Symbiose aus zivilem Ungehorsam und der Vernetzung mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, vielleicht auch Parteien«. (…) »Fridays for Future« will in diesem Jahr verstärkt Unternehmen ins Visier nehmen, wie die Klimaaktivistin Luisa Neubauer am Donnerstagabend dem »Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten« sagte. »Wir haben uns im letzten Jahr sehr auf die Bundesregierung, die Landesregierungen und auch auf Kommunen konzentriert. Dieses Jahr wollen wir uns deutlich mehr auf wirtschaftliche Akteure fokussieren«, führte sie aus. Dazu wollen die Aktivisten verstärkt auf Aktionärsversammlungen demonstrieren…“ Agenturmeldung vom 17.01.2020 beim ND online – siehe auch: Aktivisten, Betroffene und Umweltverbände setzen auf das Verfassungsgericht - Schulstreiks: Schüler geben nicht auf – In Hamburg und Bayern sollen die Wahlen zur „Klimawahl“ gemacht werden
„Wo sind die Demonstrationen, fragt ein Forent, angesichts der großzügigen Geschenke für einen verspäteten Kohleausstieg, der RWE und EPH (LEAG, Mibrag) das Abschalten unrentabler Anlagen vergoldet. Die Antwort ist einfach: Immer wieder Freitags auf den Straßen aller bewohnten Kontinente, so wie diese Woche. Auch am Freitag haben wieder Schüler die Schule Schule sein lassen und sind für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit, für einen viel schnelleren Kohleausstieg und gegen Siemens Zusammenarbeit mit Adani auf die Straßen gegangen. Auch wenn Politiker wenig Einsicht zeigen, wie der jüngste Handel zwischen Bundes- und Landesregierungen zeigt, bleiben die Jugendlichen hartnäckig. Über Proteste wird auf Twitter unter anderem berichtet aus verschiedenen Städten Afrikas – dort meist sehr klein – aus dem britischen Oxford, dem schwedischen Falun, dem US-amerikaisichen Iowa City, Russlands Hauptstadt Moskau oder in Irlands Hauptsadt Dublin. Insgesamt waren laut einer Aufstellung auf der internationalen Seite der Bewegung in 1660 Städte in 149 Ländern Aktionen angemeldet. Unter anderem in Angola, Argentinien, Australien, Indien (dort immerhin in 181 Städten), Kamerun, Chile, Kanada, Finland, Indonesien, im Iran, Japan, Nigeria, Schweden, der Türkei und mit 344 die meisten in den USA. Mit 15.000 Teilnehmern besonders groß fiel die Demo im Schweizer Lausanne aus, was daran gelegen haben dürfte, dass sich Greta Thunberg dort beteiligte. Hierzulande gab es in mindestens 30 Städten Demonstrationen…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 18. Januar 2020 bei telepolis - Schulstreiks: Auch in den Ferien – Nicht überall pausieren die Schüler zwischen den Feiertagen
„Zur Zeit sind in vielen Ländern Schulferien, aber lange nicht in allen. In China gibt es erst zum chinesischen Neujahrsfest Ende Januar für rund vier Wochen frei – zumindest in Beijing –, in Indien haben die Schüler nur in einigen Bundesstaaten zwischen Weihnachten und Neujahr frei und in einem Teil der orthodoxen Länder wird Weihnachten erst am 6. und 7. Januar gefeiert. In Russland war daher bis zum Freitag noch Schule und Arshak Makichyan aus Moskau nutzte die Gelegenheit, um noch einmal für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Er genießt in der Schüler-Szene inzwischen internationale Bekanntheit für seine oft einsamen Aktionen, die ihn gerade eine Haftstrafe von sieben Tagen eingebracht hatten. Auch sonst bedeuten die Ferien noch lange nicht, dass es keine Aktion der Fridays-for-Future-Schüler gibt. In Wien wurde zum Beispiel demonstriert, in Togo, Uganda, Nanjing, Mumbai und in Washington DC. In Deutschland in nicht so viele Städten, aber zum Beispiel in in Leipzig, wo sich Fridays-for-Future-Schüler auch auf dem Kongress des Chaos-Computer-Clubs FFF-Demo einbringen, oder in Hamburg, wo gemeinsam mit Eltern und Großeltern demonstriert wurde. (Letzteres nur für jene betont, die keine Ironie verstehen.) Außerdem gab es in mehreren Städten Critcal-Mass-Fahradddemonstrationen, an denen sich of auch die örtlichen Fridays-for-Future-Gruppen beteiligten. Dabei handelt es sich um unorganisierte Demonstrationen größerer Gruppen von Fahrradfahrern, die gemeinsam auf einer spontanen Route durch die jeweilige Stadt fahren. In Berlin gehen die Teilnehmerzahlen jeweils am letzten Freitag im Monat schon mal in die Tausende. In Australien sind die dortigen Schüleraktivisten aufgebracht angesichts der Untätigkeit ihrer Regierung, die trotz der weiter wütenden Waldbrände neue Kohleminen – übrigens mit der Beteiligung von Siemens – erschließen will. Natürlich muss dafür wieder einmal das Arbeitsplatzargument herhalten…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 29. Dezember 2019 bei telepolis - Schulstreiks: CDU-Ministerpräsident findet Schüler zu frech und diese ihn vermutlich zu faul
„Auch am gestrigen Freitag gingen wieder rund um den Globus in zahlreichen Städten Jugendliche auf die Straße, um effektiven Klimaschutz zu fordern. Nach der Auflistung auf der offiziellen Seite der Bewegung gab es Aktionen in 148 Ländern und 1639 Städten. Besonders viele Kundgebungen und Demonstrationen wurden wieder aus den USA (331 Städte), Indien (179), Schweden (101) und Spanien (67) gemeldet, aber auch aus Mexiko (42), Brasilien (20), Südafrika (16), den Philippinen (16) und Somalia (4). Auch aus Chile gab es 24 Meldungen, aber dort gehen die Aktionen völlig in den Auseinandersetzungen um eine neuen Verfassung unter. Vielfach werden sich die jungen Klimaschützer einfach, wie letzte Woche in Santiago de Chile, an den freitäglichen Demonstrationen gegen die rechte Regierung beteiligen, die in der Hauptstadt und vielen anderen Städten stattfinden. Das chilenische Fernsehen zeigte gestern Abend eine viel tausendköpfige Menschenmenge im Zentrum Santiagos. In Deutschland protestierten an 36 Orten Schüler unter anderem gegen die als äußerst mangelhaft empfundene Politik der Bundesregierung, wie eine Aufstellung auf der deutschen FFF-Seite zeigt. Hierzulande wird nun eine Weihnachtspause eingelegt. Im Januar soll es weiter gehen...“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 14. Dezember 2019 bei telepolis - Schulstreiks: Forderungen an die SPD
„Auch am heutigen Freitag gehen wieder in aller Welt Schüler und andere für mehr Klimaschutz auf die Straße. Nach dem großen internationalen Aktionstag von letzter Woche scheint aber erst einmal eine kleine Verschnaufpause angesagt. In Deutschland wurden aus 17 Städten Demonstrationen angemeldet , in den vergangenen Monaten waren es oft eher 40 gewesen. Weltweit beteiligten sich in 148 Ländern Menschen an diversen Aktionen. Unter anderem gab es in Spanien, wo gerade die UN-Klimakonferenz tagt, in 65 Städten Demonstrationen, 15 auf den Philippinen, eine auf Jamaica, 71 in Italien, 180 in Indien. In Santiago de Chile, wo die Klimakonferenz ursprünglich hätte tagen sollen, nachdem Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro sie ausgeladen hatte , war für den Nachmittag (Ortszeit) eine größere Demonstration diverser Umweltgruppen geplant. Dort finden zurzeit auch zwei sogenannte Gegengipfel statt. In Berlin geht es dann am Nachmittag noch weiter zur SPD. Die schwächelnde alte Tante der deutschen Parteienlandschaft hält in der Hauptstadt ihren Bundesparteitag ab, um eine neue Spitze zu wählen. Die Schüler fordern von ihr, „echte Neuverhandlungen des Klimapakets einzufordern und im Zweifel die Zukunft der Koalition in Frage zu stellen„…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 06. Dezember 2019 bei telepolis - Schulstreiks: Vorbereitungen für den großen Tag
„Freitag ist immer noch Streiktag. Auch gestern gab es in zahlreichen Ländern Demonstrationen und kleinere Aktionen für schnellen und effektiven Klimaschutz, für die Einhaltung der Pariser Klimaübereinkunft. (…) Den Anfang mit den Kundgebungen und Schulstreiks machten, dem Lauf der Sonne folgend, wieder Japan, wo es zumindest eine kleine Aktion gab. In Neuseeland und Australien scheint es hingegen in dieser Woche keine Streiks gegeben zu haben. Dort bereitet man sich aber auf die kommenden großen internationalen Aktionstag am 29. November vor. Interessant ist außerdem an der australischen Aktionsseite , dass der enge Schulterschluss mit den Gewerkschaften gesucht und gewerkschaftsfeindliche Gesetzesvorhaben der Regierung kritisiert werden . Auf dem fünften Kontinent wüten derweil weiter katastrophale Brände, aber zugleich tobt eine absurde öffentliche Debatte, weil die politisch Verantwortlichen jeden Verbindung zum Klimawandel leugnen und, wo das nicht mehr zu halten ist, Australiens Mitverantwortung für das globale Problem herunter spielen. Scheint ein international beliebtes Muster zu sein.
In Russland haben die wenigen Aktivisten, die sich trauen, mit harschem Vorgehen der Polizei und Justiz zu rechnen, wie die britische Zeitung Independent berichtet. Vor einigen Wochen habe man drei Studenten unter dem Vorwurf festgenommen, einen ungenehmigten Massenprotest organisiert zu haben. Teilnehmer: die drei Festgenommenen. (…) Hierzulande werden auf der Liste der bundesweiten Koordination Aktionen in 25 Städten angeführt. Ansonsten wird sich auch in Deutschland kräftig auf den großen globalen Streiktag am 29.11. vorbereitet. Weltweit haben sich inzwischen aus 1741 Städten in 149 Ländern Schüler mit Aktionen bi der internationalen Liste angemeldet.
An den hieisigen Unis soll schon in den Tagen davor der normale Lehrbetrieb boykottiert werden. Ab dem 25. wird es stattdessen bis zum Ende der Woche an zahlreichen Hochschulen im Land eine sogenannte Public Climate School geben, das heißt, Vorlesungsreihen, die über Themen rund um Klimawandel und Energieversorgung und Verkehrspolitik informieren. Allein an 13 Berliner Unis wurden Veranstaltungen angemeldet.“ Wöchentlicher Überblick von Wolfgang Pomrehn vom 23. November 2019 bei telepolis
- Immer wieder Freitags Demos für ernsthaften Klimaschutz – auch von Wissenschaftlern vorm Kanzleramt
“Freitag ist Klima-Streiktag. Den Auftakt machten diesmal in Berlin rund 200 Wissenschaftler, die vor dem Bundeskanzleramt mit einer Schweigeaktion auf die Untätigkeit der Regierung aufmerksam machten. Mit zugeklebten Mündern versammelten sich die Teilnehmer hinter Transparenten, auf denen stand „Es wurde alles gesagt! Jetzt handeln!“ und „Jahrzehnte der Klimaforschung ignoriert!“. Das am heutigen Freitag im Bundestag von den Regierungsfraktionen verabschiedete Bundes-Klimaschutzgesetz reichte bei weitem weder den Wissenschaftlern noch den Schülern. „Uns – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – macht das Regierungsversagen sprachlos. Seit Jahren weisen wir auf die hohen Risiken der Klimakrise hin. Wir werden in Gremien und Kommissionen eingeladen – aber unsere Erkenntnisse werden ignoriert. Wir haben alles gesagt – jetzt muss gehandelt werden!“ Aus der Erklärung der Wissenschaftler zu ihrer heutigen Aktion. …“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 15.11.2019 bei Telepolis
- Schulstreiks: Andi Scheuer lässt kein Fettnäpfchen aus. Wie jeden Freitag Schüleraktionen in zahlreichen Ländern, zunehmend auch im globalen Süden
„Die Schulstreiks für mehr Klimaschutz halten unvermindert an. In Deutschland gingen am heutigen Freitag in 32 Städten zwischen Dresden und Grevenbroich, Sylt und Konstanz Schüler auf die Straße, wie eine Übersicht auf der Internetseite der bundesweiten Koordination zeigt. Weltweit waren Aktionen in über Tausend Städten in rund 130 Ländern angemeldet . Darunter wieder auffallend viele in Indien und Bangladesch, aber auch eine zunehmende Zahl zum Beispiel in Nigeria, Ostafrika, Nahost sowie Indonesien und weiter zahlreiche Demonstrationen, Kundgebungen und andere Aktionen in diversen europäischen Ländern, in beiden Amerikas sowie Ozeanien. (…) In Bayerns Landeshauptstadt München sollte diese Woche der dortige Kohlevolksentscheid im Mittelpunkt stehen, der bereits vor zwei Jahren mit deutlicher Mehrheit angenommen worden war, aber von der Kommunalpolitik, so die Kritik von Fridays for Future München, eher ignoriert wird. Derweil machte Bundesverkehrsminister Andi Scheuer, der wegen der Affäre um die gescheiterte Maut und voreiligen Vertragsabschluss mit Privatfirmen unter Beschuss der Opposition steht, mit besonders undiplomatischen Auslassungen auf sich aufmerksam. Auf dem sogenannten Wasserstoffgipfel meinte er auf die Schüler gemünzt: „Ich treffe lieber junge Ingenieure als rückwärtsgewandte Protestierer.“…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 08. November 2019 bei telepolis
- Fridays for Future: Nicht mehr nur betroffen. Eine Ein-Punkt-Bewegung fängt an, Zusammenhänge herzustellen
„Das ist nicht mehr die bloße Minderheitenposition einiger besonders linker FFF-Gruppen, sondern fast schon Konsens in der immer noch wachsenden Bewegung. Dass der kapitalistische Frieden und der kapitalistische Krieg zwei Seiten ein- und derselben Medaille sind – für diese Erkenntnis ist es vielleicht noch ein bisschen früh. Auf jeden Fall ließen die Reaktionen von Neonazis auf die internationale Solidarität der FFF-Anhänger nicht lange auf sich warten. Hat also Fridays for Future die engen Fesseln der ökologischen Erweckungsrhetorik hinter sich gelassen? Das wird sich zeigen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass der Sprung vom Fanclub zur neuen politischen Kraft tatsächlich schon vollständig gelungen ist. Es gibt beunruhigende Anzeichen dafür, dass Teile der Klimaszene von der Heiligenverehrung zu völlig verstrahlten Mysterienspielen fortgeschritten sind. Und selbstverständlich wird das Spektakel um Greta Thunberg zumindest noch eine Zeit lang weitergehen. Aber langsam scheint sich die Perspektive durchzusetzen, dass ökologische Destruktivität nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum entsteht, sondern dass sie in einem inneren Zusammenhang mit anderen Formen der Destruktivität steht und folglich nicht isoliert betrachtet und bekämpft werden kann…“ Kommentar von Marcus Hammerschmitt vom 04. November 2019 bei telepolis
- Warum nicht alle gleich von Umweltproblemen betroffen sind
„Im Fahnenmeer von „Fridays for Future“ fallen Abeni und die schwarzen Kinder und Jugendlichen kaum auf. Rebecca Abena Kennedy-Asante, genannt Abeni ist Teil des „BPoC Environmental and Climate Justice Collective“, einer von vielen Initiativen, die sich seit dem großen Klimastreik regelmäßig an den Demos beteiligen. BPOC steht für Schwarze Menschen und People of Color. (…) Im März veröffentlichte das Institut für Protest- und Bewegungsforschung eine Studie über die Zusammensetzung von rund 800 FfF-Teilnehmenden in Bremen und Berlin. Das Ergebnis: 92 Prozent haben Abitur oder streben eines an. Viele haben studiert, mehr als 70 Prozent sehen sich als Teil der Mittel- und Oberschicht. Nur 16 Prozent hatten einen Migrationshintergrund – dabei hat den inzwischen fast jeder vierte Deutsche. (Protestinstitut ) Ist die Herkunft wirklich wichtig für Klima- und Umweltaktivismus? Die zentrale Forderung von „Fridays for Future“ ist die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 1,5 Grad. Und unter den Folgen der Klimaerwärmung leiden wir am Ende alle gleichermaßen. Oder? „Die Frage ist, wer in welchem Ausmaß leidet.“ Da sei zum einen die geografische Dimension. Bereits ein Durchschnittsanstieg von 1,5 Grad hätte in einem Land wie Mali verheerende Auswirkungen. (Paper ) In Mali leben etwa 80 Prozent der Menschen von Landwirtschaft. Durch fehlenden Regen drohen ihnen Ernteausfälle und Hunger. Der Klimawandel entzöge mehr Menschen die Lebensgrundlage als in Deutschland – wo nur 1,4 Prozent der Erwerbstätigen im Agrarsektor arbeiten. (Statista ) Aber nicht nur global sind Menschen unterschiedlich stark von Umweltbelastungen betroffen, sondern auch innerhalb des globalen Nordens. Das ist die soziale Dimension der Umweltgerechtigkeit. (…) Die Gefahr, in den USA an den Folgen von Luftverschmutzung zu sterben, sind für Schwarze dreimal höher, berichtet Quartz. Eine der letzten großen menschengemachten Umweltkatastrophen, die Flint-Wasserkrise, traf eine überwiegend schwarze Gemeinde in den USA. (…) Die Forscherinnen verglichen Daten über industrielle Verschmutzung mit demographischen Daten. Das Ergebnis: Menschen mit Migrationshintergrund und Migrantinnen sind überdurchschnittlich oft von Umweltverschmutzung betroffen. Der Zusammenhang zeigte sich sowohl in der gesamtdeutschen Betrachtung als auch innerhalb von Städten. (…) Laut einer Studie des Bundesumweltamtes von 2017 verursachen ärmere Menschen weniger Emissionen als die wohlhabenderen. Wer mehr verdient, leistet sich mehr Wohnraum, größere Autos und öfter mal Urlaubsreisen in andere Länder. Selbst wenn wohlhabende Menschen sonst bewusst leben (Bio-Lebensmitteln kaufen, auf Fleisch verzichten und Müll trennen), hat das insgesamt gesehen einen geringeren Effekt als mangelndes Einkommen. (Umweltbundesamt ) Was heißt das für „Fridays for Future“? Fairness für zukünftige Generationen zu verlangen, ist redlich. Aber bereits jetzt sind wir unterschiedlich vom menschengemachten Klimawandel und Umweltzerstörung betroffen. Umweltpolitik muss sozial gerecht sein – das zeigte schon die Debatte um die CO2-Steuer …“ Artikel von Paul Léonard Dziedzic vom 04.11.2019 bei Bento
- Schulstreiks: Kulturrevolution in Thailand. Auch in Südostasien sind es vor allem junge Frauen und Mädchen, die die Demonstrationen organisieren. Chilenen protestieren gegen Gipfelabsage
„Die Schulstreiks für Klimaschutz gehen unvermindert weiter. In Deutschland wurden Schulsstreiks in 19 Städten angemeldet . Weltweit gibt es am heutigen Freitag Demonstartionen und Aktionen in 1537 Städten in 139 Ländern. Darunter 19 in Argentinien, 43 in Bangladesch, 21 in Brasilien, 84 in Kanada, 174 in Indien und 23 in Chile. Dort haben übrigens die Umweltorganisationen gegen die Absage der UN-Klimakonferenz protestiert . Das Land sei von großer Ungleichheit gezeichnet und befinde sich in einer schweren ökonomischen, soziale und Umweltkrise. Es werde deutlich, dass es ohne soziale Gerechtigkeit keine Klimagerechtigkeit gebe. Auch in Thailand wird inzwischen fleißig für das Klima gestreikt. Dort bedeuten die Proteste auch eine Kulturrevolution, weil in Siam bisher von jüngeren Generationen Zurückhaltung erwartet wird. (…) Am 29.11. wird es den nächsten internationalen Aktionstag geben. An den hiesigen Hochschulen plant das Netzwerk Students for Future eine ganze Aktions- und Streikwoche. Dazu werden Unterschriften unter einen Wissenschaftler-Aufruf gesammelt, mit dem für das Vorhaben zusätzlich geworben wird.“ Überblick von Wolfgang Pomrehn vom 31. Oktober 2019 bei telepolis
- Climate Justice Now! Wie viel Umsturz steckt in Fridays for Future?
„Fridays for Future: Was als kleiner Schülerprotest begann, ist eine weltweite Bewegung geworden. Wohin entwickelt sie sich? Autor Ferdinand Meyen hat Fridays For Future fast ein Jahr begleitet und beobachtet: Einige Aktivist*innen beginnen, ihren Ton zu verschärfen. (…) „How dare you“, sagt Greta Thunberg in ihrer Rede auf dem UN-Klimagipfel, vier Tage nach dem großen Klimastreik im September. Schluss mit den Märchen vom ewigen Wirtschaftswachstum. Die Politik soll ihr Handeln auf die Klimakrise ausrichten, nicht auf Profit. Greta Thunberg greift nicht nur die individuelle Lebensweise an, sondern auch die Wirtschaftsweise an sich. (…) „Wir müssen die Welt verändern.“ Das sagt der ecuadorianische Wirtschaftswissenschaftler Alberto Acosta. Er hat selbst gesehen, wie transnationale Unternehmen Ressourcen aus dem globalen Süden stehlen. Ressourcen, die eigentlich von der Bevölkerung vor Ort benötigt werden. (…) Acosta sagt: Der Regenwald in Brasilien brennt nicht zufällig. Er brennt, weil Unternehmen aus Ländern des globalen Nordens die Rohstoffe im globalen Süden stehlen, also Regierungen wie Bolsonaro dazu anhalten, ihre Wälder Weideflächen zu opfern. (…) Wer sich genauer mit den Protesten von Fridays for Future auseinandersetzt, merkt, dass die Parolen und Forderungen auf den Demos nicht nur Veränderungen der individuellen Lebensweise betreffen. Es geht eben nicht nur darum, dass wir weniger fliegen, weniger Fleisch essen und weniger Autofahren. Aktivistin Pia fordert zum Beispiel eine Abkehr vom globalen Kapitalismus. (…) Doch Demonstrantinnen wie Pia sind nur die eine Seite der Medaille. Fridays for Future ist auch deshalb so erfolgreich, weil der Systemwandel nicht sofort offen artikuliert wird. Die Zielsetzung bleibt vage – und das führt zu einer großen Offenheit für alle möglichen politischen Ideen. Das Institut über Protest und Bewegungsforschung hat Fridays for Future in einer Studie untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass die Vielfalt der Umweltbewegung entscheidend für ihren Erfolg ist. So sagt Professorin Sabrina Zajak, eine der Herausgeberinnen der Studie, die enorme Vielfalt und Masse an Menschen könne nur mobilisiert werden, weil das Ziel klar ist, nicht aber der Weg. (…) Die Wissenschaft bestätigt zum Beispiel seit langem, dass die Energiespeicher für Solarenergie oder Windkraft längst zur Verfügung stünden. Auch eine Umstellung auf ticketlosen Nahverkehr ist theoretisch möglich. Aber nicht in diesem System…“ Radiofeature von Ferdinand Meyen vom 24. Oktober 2019 beim Zündfunk Generator BR2 (Audiolänge: 47:20 Min.)
- Freitag ist Streiktag: In Deutschland wird auf den Demos Solidarität mit der syrischen Region Rojava gezeigt und Rechtextreme bedrohen Aktivisten
“… In der 45. Woche gingen heute in Deutschland und der ganzen Welt Schüler auf die Straße, um für ernsthaften Klimaschutz zu demonstrieren. In einigen Ländern bereits etwas länger als hierzulande – namentlich in Schweden – in anderen noch nicht so lange. In den letzten Monaten haben sich Indien und Bangladesch zu neuen Schwerpunkten der Jugendbewegung entwickelt. Auch in Ost- und Südostasien nehmen die Aktionen zu. Eine Liste der heutigen Aktionen führt Demonstrationen und Kundgebungen in 138 Ländern und 1.555 Städten auf. (…)In Deutschland gingen Schüler in 51 Städten zwischen Sylt und Überlingen, zwischen Stralsund und Saarlouis auf die Straße. Das geht aus den Daten auf der deutschen Fridays-For-Future-Seite hervor. Aus dem sächsischen Chemnitz berichten die dortigen Organisatoren, dass sie bei ihrer Demonstration von Rechtsextremen bedroht worden seien. Als einige Teilnehmer ein Transparent als Sichtschutz vor einen Teil der Kundgebung hielten, um nicht von den Rechten fotografiert werden zu können, sei dies von der Polizei mit dem Verweis auf das Vermummungsverbot untersagt worden. Bei einer Pegida-Demonstration am Wochenende in Dresden hatte die Polizei hingegen keine Einwände gegen einen langen, mindestens zwei Meter hohen Sichtschutz der rechten Demonstranten gehabt. Auch nicht, als aus den Reihen der Rechtsextremen Buttersäure auf die nach Veranstalterangaben 8.000 Gegendemonstranten geworfen wurde. Die Chemnitzer Demonstration ging auch zum örtlichen CDU-Büro, das am heutigen Freitag zeitweise aus Protest gegen den Angriff auf die kurdischen, armenischen und arabischen Anti-IS-Kämpfer in Nordsyrien besetzt worden war. Die Besetzer werfen der Union und ihrer Vorsitzenden Kumpanei mit den türkischen Angreifern und islamistischen Milizen vor. Die CDU sei mitschuldig an den Verbrechen, die nun in Nordsyrien geschehen würden, heißt es in einer Presseerklärung der Besetzer. Die Fridays-For-Future-Schüler solidarisierten sich mit der Besetzung; sie berichten von gewalttätigen Angriffen durch zwei Rechte auf ihre Demo vor dem CDU-Büro. …“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 25.10.2019 bei Telepolis
- Schulstreiks am 18.10. in über 1.500 Städten weltweit und in Deutschland ging es auch gegen Rüstungsexporte und um Solidarität mit Rojava
“… In 37 deutschen Städten gingen heute die Schüler auf die Straße, um für effektiven Klimaschutz zu demonstrieren, wie eine Liste der bundesweiten Koordination zeigt. In einigen Bundesländern wie Berlin und Schleswig-Holstein sind derzeit noch Ferien. Demos gab es unter anderem in München, in Dortmund, in Berlin und in Göttingen. Vielfach ging es dabei auch um Solidarität mit den Bewohnern Nordsyriens und insbesondere mit der dortigen Umweltbewegung . Zum Teil führten die Demonstrationen daher vor örtliche Rüstungsbetriebe. Auf einer internationalen Liste sind für heute 1.547 Aktionen in 141 Ländern verzeichnet. Darunter sind Länder wie Afghanistan und Algerien, die Türkei, Bangladesch, Aserbaidschan, China, Ägypten, Ghana, Kenia, Griechenland, Russland, Mexiko und nicht zuletzt Schweden. Klimaschutz hat natürlich viel mit einem Ausstieg aus der Kohle und mit einem Umbau der Energieversorgung zu tun. Und hier haben die Schüler nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Mehrheit der Gesellschaft eindeutig auf ihrer Seite. Entgegen lautem Geunke von interessierter Seite scheint nämlich die Zustimmung der Bevölkerung zur Energiewende nach wie vor sehr hoch zu sein. Das ist zumindest das Ergebnis einer Umfrage , die von der Agentur für Erneuerbare Energien in Auftrag gegeben wurde. …“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 18.10.2019 bei Telepolis
- Schulstreiks gehen weiter. Jugendliche politisieren sich zunehmend und stellen Zusammenhänge mit anderen Bewegungen her
„Auch am heutigen Freitag wurden wieder in aller Welt Schulen bestreikt und demonstriert, um von den Regierungen wirksamen Klimaschutz und die Begrenzung der globalen Erwärmung einzufordern. Eine unvollständige internationale Liste zeigt Einträge aus 141 Ländern, darunter Afghanistan, Argentinien, Algerien, Bangladesch, Brasilien, Frankreich, Indien, die Tschechische Republik, Russland, die Niederlande, Tansania, Uganda,Thailand und Togo. (…) Derweil sehen die jugendlichen Aktivisten ihren Kampf für Klimaschutz offensichtlich nicht losgelöst von anderen Auseinandersetzungen in der Gesellschaft. In den letzten Monaten hat sich zum Beispiel eine zunehmende Zahl der Ortsgruppen explizit als antifaschistisch bezeichnet. Das ist heute leider nicht mehr ganz selbstverständlich, nachdem bürgerliche Parteien, Polizei und Verfassungsschutz in den letzten Jahren viel Energie darauf verwendet haben, den in den 1980ern in Westdeutschland erreichten antifaschistischen Grundkonsens aufzuweichen und den Begriff zu stigmatisieren. Auch der Angriff der türkischen Armee auf die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien stößt auf explizite Kritik. So solidarisieren sich zum Beispiel Aurich for Future und Ende Gelände auf Twitter mit den Einwohnern der Region die „mittels Gewalt des türkischen Militärs grausam bekämpft und vertrieben werden“. Eine per Email verschickte Erklärung der Antikapitalistischen Plattform innerhalb Fridays For Future erinnert daran, dass die betroffene Region vom klerikal-faschistischen IS befreit werden musste und zwar von jenen Kräften, die jetzt angegriffen und als Terroristen bezeichnet werden. Feminismus, Ökologie und Basisdemokratie seien die Grundpfeiler der dort eingerichteten Verwaltung und auch dort gebe es eine Initiative Fridays-For-Future-Rojava sowie eine Kampagne „Make Rojava Green Again“…“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 11. Oktober 2019 bei Telepolis
- Schulstreiks: „Regierung im Tiefschlaf“. Die Streiks gehen weiter, ebenso „Aktionen des zivilen Ungehorsams“
„… Die Schüler rufen derweil den nächsten internationalen Aktionstag aus. Da man weder auf der nationalen wie internationalen Ebene Fortschritte im Klimaschutz erkennen kann, heißt es bei Fridays-For-Future-Deutschland, rufe man zu Streiks und Aktionen am 29.11. auf. Drei Tage später beginnt in Chiles Hauptstadt Santiago die diesjährige UN-Klimakonferenz, auf der sich die Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention und der Pariser Übereinkunft treffen. Aus über 100 deutschen Städten gebe es bereits Ankündigungen für Proteste am 29.11. Die Schüler erneuerten auch ihre Forderung, noch in diesem Jahr mit dem Kohleausstieg zu beginnen. (…) In einem offenen Brief an Regierung und Koalitionsspitzen wirft die deutsche Fridays-For-Future-Koordination den Empfängern vor, dass sie sich weiter im Tiefschlaf befinden und die Pariser Übereinkunft fortwährend missachten…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 05. Oktober 2019 bei telepolis , siehe dazu:- „Fridays for Future“ und „Extinction Rebellion“: Neue Proteste angekündigt
“Die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ und die Gruppe „Extinction Rebellion“ haben neue Aktionen angekündigt. „Fridays for Future“ ruft für den 29. November zu einem weiteren weltweiten Protesttag auf. Wenige Tage später beginnt in Chile die UNO-Klimakonferenz. In einem Offenen Brief reagierte „Fridays for Future“ auch auf das von der Bundesregierung verabredete Klimapaket. Es handle sich um eine politische Bankrotterklärung. (…) Auch die Bewegung „Extinction Rebellion“ erhöht den Druck auf die Politik. Sie hat in Berlin zu einer Woche des zivilen Ungehorsams aufgerufen. Ab kommendem Montag sollen Straßen und Plätze blockiert werden. Auch weltweit sind Proteste angekündigt. Geplant sind nach Angaben von „Extinction Rebellion“ über zwei Wochen Aktionen zivilen Ungehorsams vor allem in Städten in Europa, Nordamerika und Australien, aber auch in Argentinien, Südafrika und Indien. (…) Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ haben etwa 90 Prominente einen Offenen Brief an die Bundesregierung unterzeichnet. Darin erklären sie sich mit den Zielen und Protestformen der Bewegung solidarisch.“ Beitrag vom 04.10.2019 beim Deutschlandfunk online - Siehe dazu auch unser Dossier: Klima-Bewegung “Extinction Rebellion”: “Wir sind der Aufstand für das Leben”
- „Fridays for Future“ und „Extinction Rebellion“: Neue Proteste angekündigt
- 29. November – 4. Globaler Klimastreik
„Neben unseren Streiks werden wir dieses Mal auch mit weiteren kreativen Aktionen Klimagerechtigkeit einfordern. Nach den desaströsen Ergebnissen des Klimakabinetts und kurz vor Beginn der UN Klimakonferenz (COP25) werden wir an diesem Freitag wieder weltweit auf die Straßen gehen. Wir rufen erneut alle Generationen dazu auf, mit dabei zu sein. Wir haben keine andere Wahl, als eine konsequente Klimapolitik durch unsere Aktionen zu erzwingen – und zusammen können wir das schaffen! Unter Anderem in diesen 129 Städten sind am 29. November Aktionen geplant…“ Aufruf und Aktionskarte bei Fridays for Future
- Rote Hilfe e.V.: Stoppt die Repression gegen die Klimabewegung!
„Die massenhaften Schulstreiks der „Fridays for Future“-Bewegung haben das Thema Klimagerechtigkeit mit Großdemonstrationen in die Innenstädte getragen und die notwendige gesellschaftliche Debatte weiter angefacht. (…) Schon gegen andere Aktionsformen und Initiativen aus diesem Themenbereich wie „Ende Gelände“ oder die Waldbesetzungen im Hambacher Forst hatte der Repressionsapparat zunehmend brutal durchgegriffen und von seinem gesamten Unterdrückungsarsenal Gebrauch gemacht: martialische Polizeieinsätze unter Einsatz von exzessiver Gewalt, monatelange Untersuchungshaft nach der Besetzung von Kohlebaggern und hohe Geldstrafen sollten die Betroffenen einschüchtern und die Bewegung schwächen. Inzwischen nimmt der Staat auch die „Fridays for Future“ zunehmend als Bedrohung wahr und testet verschiedene Repressionsformen, um die jugendlichen Aktivist*innen von ihrem politischen Engagement abzuhalten. Erste Sanktionen waren Bußgelder, die im Fall von Versäumen des Unterrichts angedroht und in wenigen Einzelfällen auch verhängt wurden. Vorreiterin war dabei das Land Baden-Württemberg, dessen grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann ein politischer Unterstützer dieser absurden Maßnahme ist. Aufgrund breiter Massenproteste sah sich die Stadt Mannheim, die die Bußgelder verhängt hatte, Mitte Juli 2019 innerhalb weniger Stunden gezwungen, diese zurückzunehmen. Dennoch steht die Drohung mit Strafen im teilweise dreistelligen Bereich weiter im Raum. Dass sich die Situation nun weiter zuspitzt, war bei der brachialen Räumung der Blockade zu sehen, die am 20. September im Anschluss an die Demonstration von „Fridays for Future“ in Hamburg stattfand. (…) Die Rote Hilfe e.V. erklärt sich solidarisch mit den Klimaaktivist*innen. Wir verurteilen die Polizeigewalt gegen Sitzblockaden in Hamburg während des globalen Klimastreiks ebenso wie die Androhung von Bußgeldern im Fall der Teilnahme an den wöchentlichen Demonstrationen. Betroffene können sich an unsere Ortsgruppen wenden und werden dort solidarisch beraten und politisch unterstützt. Ob bei Demonstrationen in den Innenstädten, im Kohlerevier oder im Hambi: im Fall von Repression stehen wir an eurer Seite.“ Meldung vom 02.10.19 von und bei Rote Hilfe
- Die globale Aktionswoche der Schüler für konsequenten Klimaschutz ist am Samstag (28.09.2019) zu Ende gegangen – Über sieben Millionen Menschen weltweit auf der Straße
“Eine unvollständige Übersicht spricht von 7,6 Millionen Teilnehmern an mehr als 6.100 Aktionen in 185 Ländern zwischen dem 20. und 28. September. Dabei hatte Italien mit 1,5 Millionen streikenden Schülern und unterstützenden Demonstranten knapp die Nase vor Deutschland, wo 1,4 Millionen gezählt wurden. Im Gegensatz zu Deutschland, wo der wichtigste Tag der Aktionswoche bereits am 20. September war, hatten andere Länder den Schwerpunkt auf den 27. oder in einzelnen Fällen auch auf den 28. gelegt. (…) Interessant am Rande, dass nicht überall in Europa und Nordamerika die Schulstreiks eine so migrantenferne Veranstaltung zu sein scheinen wie in Deutschland. Aus London berichtet eine Beobachterin, dass dort viele Sprecher aus Einwandererfamilien kamen und auch hier in Los Angeles, wo man offensichtlich auch über die Beschränktheit des Kapitalismus nachzudenken beginnt, gab es nicht nur weiße Redner. (…) Derweil gab es nach dem vergangenen Wochenende in Hamburg – regiert von SPD und Grünen – Kritik an der massiven Polizeigewalt gegen gewaltfreie Sitzblockierer. Die mit diversen Videos und Bildern belegten gezielten Schmerzgriffe der Beamtinnen und Beamten lassen die Frage aufkommen, ob hier nicht von gezielter Folter gesprochen werden muss, wie die Frankfurter Rundschau meinte. Die jungen Aktivisten wollen sich auf jeden Fall von der behördlichen Gewalt weder einschüchtern noch provozieren lassen sondern weiter machen, wie sie in einer Erklärung zum Abschluss ihrer Aktion erläuterten.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 30.September 2019 bei telepolis
- Internationale Schulstreikbewegung Fridays For Future geht in ihre 51. Woche
„Die internationale Schulstreikbewegung Fridays For Future geht in ihre 51. Woche. In Deutschland wird seit letztem Dezember gestreikt. Am heutigen Freitag gingen hierzulande in 30 Städten Schüler auf die Straße, darunter in Berlin, Ravensburg, Osnabrück, Jena, Weilburg, Lübeck, Frankfurt am Main und Zwickau. Meist fanden die Veranstaltungen außerhalb der Schulzeit statt, denn in vielen Bundesländern sind noch Schulferien. Schon am gestrigen Donnerstag hatte es in 17 deutschen Städten spontane Schülerdemos gegeben. Anlass war die Veröffentlichung eines Sonderberichts des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Fragen des Klimawandels), in dem dieser den Wissenstand über den Zusammenhang zwischen Landnutzung und Klimawandel zusammenfasst. (…)Weltweit beteiligten sich unterdessen am heutigen Freitag nach einer Aufstellung auf der internationalen Seite der Fridays-for-Future-Bewegung in 102 Länder und 749 Städte Schüler an Aktionen für mehr Klimaschutz. Auch in Lausanne ging man auf die Straße. Dorthin hatte der sehr aktive Schweizer Ableger der internationalen Bewegung zu einem Europa-Treffen der jungen Klimaschützer eingeladen, das am heutigen Freitag zu Ende ging. Über 450 Teilnehmer aus 38 Ländern wurden gezählt. Der Kongress habe gezeigt, dass die FFF-Bewegung über die Sommerferien stärker geworden sei, heißt es in einer zum Abschluss verbreiteten Presseerklärung . Auf der einen Seite müsse die Bewegung die Notbremse ziehen, in dem sie mit Mitteln des zivilen Ungehorsams gegen die Untätigkeit der Regierungen vorgehe. Zum anderen suche sie aber auch Wege zu einer nachhaltigen Gesellschaft…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 09. August 2019 bei telepolis : Schulstreiks: Unterstützung von den Gewerkschaften
- Fridays for Future Sommerkongress: Alle müssen streiken
„Die meisten Leute verstehen nun, dass der Planet brennt. Jetzt müssen alle handeln. FFF plant einen Generalstreik, die Politik stellt sich noch quer. Fridays for Future – FFF. Sommerkongress. Etwa 1.400 Menschen sind aus über 200 Orten zu der mehrtägigen Veranstaltung in Dortmund angereist; die Hälfte minderjährig. Über 200 Veranstaltungen mit Gewerkschaftler*innen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen, Klimaschutz-Lobbyist*innen, Prominenten stehen auf dem Programm. Die Stimmung ist angespannt. Denn anders als viele, die den Klimawandel wie ein Phänomen from outer space betrachten, lesen die vorwiegend jungen Menschen die Berichte des Weltklimarats. Die verheißen nichts Gutes. (…) Anne Klein-Hitpaß vom Thinktank Agora Verkehrswende, die an der Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft arbeitet, ist da optimistischer. Die jungen Leute hätten gar keine Ahnung, wie sehr sie störten. Fridays for Future sei es zu verdanken, dass sich das ganze Land in Sachen Klimawandel nun positionieren müsse. Positionieren indes reicht nicht. Schließlich steht auf den Schildern von FFF nicht: „Wir streiken, bis ihr euch positioniert.“ Auf den Schildern steht: „Wir streiken, bis ihr handelt.“ (…) Nun also statt Schulstreik Generalstreik. Aber politischer Streik: ist der in Deutschland nicht verboten? (…) Das juristisch umstrittene Verbot von Generalstreiks basiert auf einem Gutachten von 1955. Dort steht, Streiks seien nur im Rahmen von Tarifforderungen zulässig. Verfasst hat es der damalige Präsident des Bundesarbeitsgerichts, Hans Carl Nipperdey – ein Karrierist im Dritten Reich. Bis heute wird sein Gutachten als generelles Verbot politischer Streiks in Deutschland interpretiert. „Klimaschutz, da darf uns der Mund nicht verboten werden“, sagt Luca Samlidis von Fridays for Future. „Da geht es um die Zukunft unser aller und derjenigen, die nach uns auf diesem Planeten leben wollen.“ Zuletzt fand 1948 ein Generalstreik statt. Geht es nach Fridays for Future, wird sich das am 20. September 2019 ändern.“Artikel von Anett Selle vom 2.8.2019 bei der taz online – siehe für Details unser neues Dossier Klimastreik am 20. September 2019 – ökologische Notwendigkeit und gewerkschaftliche Debatte (um das Streikrecht)
- Schulstreiks: Aktionen in 101 Ländern – Schülerproteste halten an. Bundesweiter Kongress und europaweites Treffen in den Ferien
„Die Schüleraktionen für schnellen Klimaschutz gehen weiter. Am gestrigen Freitag wurde wieder in in 101 Ländern in über 800 Städten demonstriert und zum Teil auch gestreikt, wo es noch keine Ferien gibt. 102 Städte waren allein in den USA beteiligt, 26 in Mexiko, 12 in der Türkei, vier in Nigeria, je 62 in Indien und Italien sowie 43 in Deutschland. Demonstrationen gabe es unter anderem in Berlin, aber auch in diversen Städten im am Freitag noch besonders heißen Westen. An einem Tagebau im rheinischen Braunkohlerevier wurde ebenfalls protestiert. Ebenso in Österreichs Hauptstadt Wien, in Ugandas Kapitale Kampala oder in dem kleinen ostindischen Dorf Ukhra. In Stuttgart gab es zur Abwechslung mal keine Aktion in der Innenstadt. Statt dessen trafen sich die Protestierenden am dortigen Flughafen, wie der SWR berichtet. Mit Plakataufschriften wie „Weniger fliegen besser leben“, „No more Billigflieger“ und „Klimaschutz jetzt“ machten sie auf die schädlichen Folgen des Fliegens für das Klima aufmerksam. (…) Auch in Großbritannien fanden in 36 Städten Aktionen der Schüler statt. Dort hat dieser Tage eine Umfrage ergeben, dass 71 Prozent der Briten der Ansicht sind, der Klimawandel sei langfristig wichtiger als die Brexitfrage. Sieben von zehn Erwachsenen hätten geantwortet, dass die Regierung auf diesem Feld zu wenig mache, wobei diese Meinung von Frauen sowie die jüngeren Befragten häufiger vertreten werde. Hierzulande treffen sich die Schüler nächste Woche zu einem bundesweiten Sommerkongress in Dortmund. Im Anschluss geht es denn gleich weiter zu einem offenen Europatreffen ins schweizerische Lausanne, wo vom 5. bis zum 9. August über Strategien und Perspektiven diskutiert werden soll.“ Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 27. Juli 2019 bei Telepolis
- Schulstreiks: Proteste auch in den Ferien
„… Auch am gestrigen Freitag gingen wieder in zahlreichen Ländern Schüler auf die Straße, um für schnellen Klimaschutz zu demonstrieren. In Deutschland waren in 42 Städten Aktionen angemeldet. In Köln ging eine ganze Streikwoche zu Ende. In Berlin hatte sich Greta Thunberg angekündigt, jene junge Schwedin, die zu Beginn des ausgehenden Schuljahres die inzwischen fast weltweiten Aktionen mit ihrem Sitzstreik vor dem Stockholmer Parlament ins Rollen gebracht hatte. In Berlin, wo Thunberg vor vielen hundert Menschen sprach, sind bereits seit Juni Schulferien und inzwischen haben sie auch in den meisten anderen Bundesländern begonnen. Trotzdem hält ein harter Kern von Aktivisten weiter durch und will Ende Juli zu einem Sommerkongress in Dortmund zusammen kommen. In Großbritannien war gestern der letzte Schultag. In London kamen vielleicht 200 bis 300 Schüler vor dem Parlament zusammen. Im Anschluss blockierten sie gemeinsam mit Aktivisten der Extinction Rebellion die benachbarte Westminster Brücke. (…) Auch in Schweden, Australien, Brasilien, Spanien, Indien, Italien, Argentinien und in 94 weiteren Ländern fanden Schulstreiks, Demonstrationen und andere Aktionen statt. Mit 101 die meisten in den USA, während Schweden mit 78 Städten gemessen an der Bevölkerung die höchste Protestdichte haben dürfte. In einigen Ländern, wie etwa Polen, sind es allerdings nur einzelne Aktive…“ Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 20. Juli 2019 bei Telepolis
- Berliner Rechtsanwältin: „Fridays for Future ist kein Schulschwänzen“
„Die jungen Klima-Demonstranten bekommen juristische Unterstützung. Die Berliner Rechtsanwältin Sissy Brucker (45) hat untersucht, ob die „Fridays For Future“-Demonstranten sich ins Unrecht setzen – und kommt zu dem Schluss: Nein! Der Kampf für das Klima ist eine höhere Sache, also ein Menschenrecht und damit wichtiger als ein Gesetz mit Ordnungsmaßnahmen zur Durchsetzung der Schulpflicht“, so die promovierte Verteidigerin mit Kudamm-Kanzlei, die Fachanwältin für Strafrecht, Vorstand der Berliner Rechtsanwaltskammer, Expertin für Menschenrechte und Dozentin der Berliner Polizeifachhochschule ist. Sie will die Schüler über ihre Rechte aufklären. „Sie haben mich mit ihrer Aktion berührt. Es geht darum, dass sie argumentieren können, wenn ihnen das nächste Mal Schulschwänzen vorgeworfen wird.“…“ Artikel von Katja Colmenares vom 20. Juli 2019 bei der Berliner Zeitung online
- Mannheim: Stadt hebt Bußgelder gegen „Fridays for Future“-Teilnehmer wieder auf
„Die Stadt Mannheim hebt die zuvor von ihr erhobenen Bußgeldbescheide gegen vier Teilnehmer der „Fridays for Future“-Proteste wieder auf. Das teilte die Verwaltung am Donnerstagnachmittag mit. Man habe sich „nach einer umfassenden Prüfung dazu entschlossen“. Demnach seien die Bescheide „routinemäßig“ auf Initiative der der Geschwister-Scholl-Schule verschickt worden und „formal korrekt – aber nicht geboten“. (…) Die vier Bußgeldbescheide seien noch nicht rechtskräftig. Mit der Aufhebung der Bescheide entfalle auch die Zahlungspflicht. „Die Schulleitung der Geschwister-Scholl-Schule hatte Anfang Juni in fünf Fällen bei der Stadt Mannheim Anzeige erstattet, weil die Schüler wiederholt während der Unterrichtszeit gefehlt hatten, um zu demonstrieren. In vier Fällen wurden Bußgeldbescheide erlassen. Nur in einem weiteren Fall wurden von dem Betroffenen Aussagen zur Sache gemacht, weshalb eine vertiefte Prüfung durch die Stadt Mannheim stattfand und kein Bußgeldbescheid erlassen wurde“, so die Stadt am Donnerstagnachmittag. Die Bußgeldhöhe der vier erlassenen Bescheide lag demnach bei 60 Euro zuzüglich 25 Euro Verwaltungsgebühr sowie 3,50 Euro für die Zustellung des Bescheids.“ Meldung vom 18. Juli 2019 vom und beim Mannheimer Morgen online
- GEW und ver.di rufen auf zur Fridays for Future Sommerdemo am Freitag 12.7. in Düsseldorf/Neuss
Am kommenden Freitag 12.7. wird es in Düsseldorf/Neuss eine Großdemo von Fridays for Future mit anschliessender/m Kundgebung/Konzert geben. Dazu haben erstmalig auch die Gewerkschaften GEW und ver.di aufgerufen: 12.07.2019, 13:00h – Treffpunkt: Am Südfriedhof 16, 40000 Düsseldorf. Siehe Aufruf und Infos beim ver.di Bezirk Düssel-Rhein-Wupper – KlimagewerkschafterInnen sind natürlich dabei!- Fünf-Tage-Nonstop für das Klima. Dauerprotest in Köln beginnt am Montag / Aktivisten wollen nach den Ferien Klimastreiks fortsetzen
„Die »Fridays for Future«-Bewegung will in dieser Woche fünf Tage am Stück in Köln demonstrieren. Die Teilnehmer wollen ab Montagmorgen 9 Uhr fünf Tage und um die Uhr auf dem Alten Markt in der Altstadt präsent sein und für den Klimaschutz eintreten. Das Ganze ende am Freitag – dem letzten Tag vor den Sommerferien – mit einer Abschlusskundgebung, sagte eine Sprecherin. Danach verabschiede man sich in die Sommerpause. Die Organisatoren erwarten, dass an allen Tagen jeweils 30 bis 50 Teilnehmer anwesend sind. Es solle in verschiedenen Schichten demonstriert werden. In der letzten Woche vor den Sommerferien finde in den Schulen ohnehin meist nicht mehr viel Unterricht statt, so dass die Zeit besser für einen guten Zweck genutzt werden könne, sagte die Sprecherin. Nach den Sommerferien will die Bewegung ihre Streiks für den Klimaschutz fortsetzen. Für den 20. September seien auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit zum Streiken aufgerufen…“ Meldung vom 08.07.2019 beim ND online
- Fünf-Tage-Nonstop für das Klima. Dauerprotest in Köln beginnt am Montag / Aktivisten wollen nach den Ferien Klimastreiks fortsetzen
- Schulstreiks: Lob von der OPEC – In 100 Ländern waren heute Schüler auf der Straße um mehr Klimaschutz zu fordern. Deutsche Rechtsextremisten schüren blanken Hass gegen sie
„Auch diesen Freitag gingen wieder in zahlreichen Ländern Schüler auf die Straße, um mehr Klimaschutz zu fordern. Meist handelte es sich um Schulstreiks, aber auch in Berlin, wo bereits Sommerferien sind, gab es Aktionen. Am Nachmittag hatte wie jeden Freitag das örtliche Naturkunde Museum seine Tore für den Nachwuchs geöffnet und lud zu einer Sommerschule Klimawissen ein. Robert Pietzcker vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung sprach mit den Jugendlichen über deutsche und europäische Klimapolitik. Insgesamt waren für Deutschland am heutigen Freitag Demonstrationen in 50 Städten angekündigt. Weltweit wollten in 811 Städten in 100 Ländern Jugendliche demonstrieren. Darunter waren zum Beispiel 57 Städte in Indien, 62 in Italien, drei in Russland, je eine auf Vanuatu und auf Mauritius, 25 in Mexiko, vier in Nigeria, 53 in Spanien, 11 in der Türkei, 76 in Schweden und 95 in den USA. Derweil schlagen verhetzte Äußerungen von PEGIDA-Demonstranten über den ermordeten CDU-Politiker Walter Lübgcke medial hohe Wellen, die am Donnerstag das ARD-Magazin Kontraste dokumentiert hatte. Nach Angaben der Neuen Osnabrücker Zeitung hat die Staatsanwaltschaft Dresden inzwischen Ermittlungen gegen Unbekannt eingeleitet. Im gleichen Kontraste-Beitrag wird auch abgrundtiefer Hass der rechtsextremen Demonstranten, die mancher Journalist noch immer für „besorgte Bürger“ zu halten scheint, gegen Klimaschützer und -wissenschaftler belegt. (…) Unterdessen fühlt sich Thunberg durch eine andere Kritik geadelt. Jüngste Äußerungen des Generalsekretärs der OPEC, Mohammed Barkindo, bezeichnete sie als bisher größte Bedrohung. Barkindo hatte Anfang der Woche auf einer Sitzung seiner Organisation in Wien laut Agenturberichten geäußert, dass es eine „wachsende Massenmobilisierung der weltweiten öffentlichen Meinung gegen das Öl“ gebe. Diese „beginnt die Politik und Konzernentscheidungen zu diktieren, auch Entscheidungen über Investitionen in die Industrie“. Dies sei womöglich die größte Bedrohung für die Ölindustrie.“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 5. Juli 2019 bei Telepolis
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Klima retten vor den Sommerferien: »Fridays for Future« kündigt Fünf-Tage-Demo in Köln an
„Die »Fridays for Future«-Bewegung in Köln will in der kommenden Woche fünf Tage am Stück demonstrieren. Die Teilnehmer wollen von Montag bis Freitag (8. bis 12. Juli) rund um die Uhr auf dem Alter Markt in der Altstadt präsent sein und für den Klimaschutz eintreten, teilte die Kölner Gruppe von »Fridays for Future« mit. Geplant sei ein buntes Programm mit Workshops, Diskussionen und Live-Musik. So solle ein verstärktes Signal an die Kölner Politiker gesendet werden, die Klimakrise endlich ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Die Organisatoren erwarten nach Angaben einer Sprecherin, dass an allen Tagen jeweils 30 bis 50 Teilnehmer anwesend sind. Es solle in verschiedenen Schichten gearbeitet werden. In der letzten Woche vor den Sommerferien fände in den Schulen ohnehin meist nicht mehr viel Unterricht statt, so dass die Zeit besser für einen guten Zweck genutzt werden könne, sagte die Sprecherin…“ Meldung von und bei neues Deutschland vom 3. Juli 2019
- Schulstreiks: Menschenkette um den Bundestag
„… Die Schüler lassen nicht locker. Auch am heutigen Freitag finden wieder rund um den Globus Schulstreiks und andere Aktionen für mehr Klimaschutz statt. In einer vermutlich unvollständigen Liste werden 785 Städte angeführt, in denen sich Jugendliche versammeln wollen. Unter anderem gibt es 53 Meldungen aus Kanada, 13 aus Brasilien, 14 aus Chile, 16 aus der Tschechischen Republik, 29 aus Frankreich, 99 aus den USA, 4 von Taiwan, zehn aus Indonesien und 59 aus Indien, wo noch immer diverse Landesteile unter einer schweren Dürre leiden, während Mumbai unter sintflutartigen Niederschlägen stöhnt. In Deutschland soll es, so eine Aufzählung der hiesigen Fridays-for-Future-Bewegung, in 56 Städten Kundgebungen, Menschenketten, Demonstrationen und Fahrradkorsos geben. Darunter auf Fehmarn, in Neubrandenburg, Kassel, Jena, Kiel, Leipzig, München, Fulda und Worms. In Berlin, wo bereits Schulferien sind, gibt es zur Stunde eine Menschenkette um den Bundestag. (…) Passend dazu hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung gestern sein Sondergutachten „Demokratisch regieren in ökologischen Grenzen – Zur Legitimation von Umweltpolitik“ übergeben. Darin werden prozedurale und institutionelle Veränderungen vorgeschlagen, „um ein demokratisches Regieren innerhalb ökologischer Belastungsgrenzen zu ermöglichen“. Zum Beispiel könnte das Bundesumweltministerium auch Gesetze außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs zu initiieren, beispielsweise für Landwirtschaft oder Verkehr. „Ein neu einzurichtender ‚Rat für Generationengerechtigkeit‘ könnte helfen, Interessen der jungen und künftigen Generationen im Zyklus der Wahlperioden eine Stimme zu geben“, heißt es beim SRU. Für diesen wird ein bedingtes Veto-Recht mit aufschiebender Wirkung für Gesetzesvorhaben mit Umweltauswirkungen gefordert. Das würde sicherlich für mehr öffentliche Debatte sorgen, wie auch der SRU meint. Eine Minderheit des SRU sieht das allerdings kritisch und befürchtet eine Lähmung der Gesetzgebungsverfahren…“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 28. Juni 2019 bei Telepolis
- Zentraler, internationaler FFF-Streik am 21. Juni in Aachen / Demonstration am 22.6
„Am Freitag, den 21.06, findet der erste internationale, zentrale Streik von Fridays for Future in Aachen statt. Aus insgesamt 16 Ländern kommen Schüler*innen, Studierende, Eltern, Wissenschaftler*innen, Lehrer*innen, Künstler*innen und alle Anderen in die Kaiserstadt, um für eine gerechte und verantwortungsbewusste Klimapolitik zu demonstrieren. Hier hat Geschichte stattgefunden, und jetzt wollen wir die Zukunft schaffen. Aachen liegt direkt am rheinischen Braunkohlerevier, welches die größte CO2-Quelle in ganz Europa ist. Wir können nicht länger zusehen und wollen es auch nicht: Vor unseren Augen wird aktiv unser Klima zerstört. Das nehmen wir nicht hin! Warum gerade in Aachen liegt auf der Hand: Durch die Lage im Drei-Länder-Eck bringt die Stadt hervorragende internationale Voraussetzungen mit sich. Zudem ist Klimaschutz keine Ländersache. Dieses globale Problem gilt es gemeinsam zu lösen. Dafür gehen wir auf die Straße mit unserem Motto „Climate Justice without borders – United For a Future“.“ Aufruf mit Video auf der Aktionsseite, dort Infos zum Ablauf und mehr. Siehe auch Newsblog zu Ende Gelände beim ND online und hier:- So gut sortiert wie nie – Selbst für die Polizei: berechenbar
„Die größte Schülerbewegung der Geschichte Fridays for Future verändert auch die radikale Linke: Sie ist einfühlsam geworden. (…) Über eintausend Menschen erstürmten am Wochenende den Tagebau in Garzweiler, Hunderte blockierten über Stunden und Tage die nahe gelegenen Schienengleise am Kohlekraftwerk Neurath und am rund 40 Kilometer entfernten Hambacher Forst. Zehntausende gingen zuvor in Aachen und Hochneukirch für ein rasches Ende der Kohleförderung und eine effektivere Klimaschutzpolitik auf die Straßen. Es waren wieder viele Bewegungsrekorde dabei, eine Neugeburt der Anti-Kohle-Bewegung in Deutschland und vor allem: Ausdruck einer Veränderung. Die radikale Umweltbewegung ist einfühlsam geworden über die Jahre, erwachsen, etabliert und heute wohl so organisiert wie nie zuvor. Wäre diese Bewegung ein Mensch, dann ein Elternteil. Hätte sie eine Küche, dann eine saubere. Jetzt hat diese Bewegung Nachwuchs bekommen: Die Schülerinnen sind da und die Schüler, die Kinder von Fridays for Future, die in weniger als einem Jahr schafften, was radikale Kraftwerks- und Tagebaubesetzer seit über zehn Jahren versuchen: dass ganz Deutschland über Klimawandel redet. (…) Ein gutes Jahrzehnt bereits reifte die einst sehr überschaubare Klimabewegung in Deutschland zu diesem Moment heran. Erst waren es kleine Klimacamps, oft besucht von nur ein paar Dutzend Teilnehmern, vor allem aus antikapitalistischen Gruppen, die den Begriff der Klimagerechtigkeit in Deutschland einführten. Gemeint war damit: daran zu denken, dass die Emissionsquoten in Deutschland Auswirkungen vor allem auf die armen Bevölkerungsteile am anderen Ende der Welt haben würden. Nun ist diese Botschaft angekommen, spätestens wohl, seit ein YouTube-Star namens Rezo es seinen Zuschauern neulich in einem Internetvideo zu erklären versuchte. Mit dem Erwachsenwerden, mit dem Vordringen in die gesellschaftliche Mitte hat sich auch die radikale Linke verändert. So sortiert war sie noch nie. Selbst für die Polizei: berechenbar…“ Artikel von Martin Kaul vom 23. 6. 2019 bei der taz online - [Fridays for Future] „Wir streiken, bis Politiker endlich ihren Job machen“
„… Während die EU-Regierungen sich auf ihrem Gipfeltreffen nicht einmal auf das unzureichende Ziel der Klimaneutralität bis 2050 einigen konnte, demonstrieren und streiken die Schüler unverdrossen weiter. Für 796 Städte in 100 Ländern waren für den heutigen Freitag Schulstreiks und Protestaktionen angemeldet. In Deutschland waren es zwischen Friedrichshafen und Niebüll 32 – und zum Beispiel Indien, wo die Menschen gerade unter einer tödlichen Hitzewelle und einer extremen Dürre ächzen, 58 Städte. Hierzulande gab es neben den dezentralen Schulstreiks auch eine zentrale, internationale Demonstration in Aachen, in der Nachbarschaft des rheinischen Braunkohlereviers. Mindestens 35.000 Menschen kamen aus dem In- und Ausland in die alte Kaiserstadt, um für Klimagerechtigkeit und den schnellen Ausstieg aus der Kohle zu demonstrieren. Redner machten auf den Auftakt- und Abschlusskundgebungen klar, dass man so lange weiter streiken werde, „bis Politiker endlich ihren Job machen“. Die deutsche Fridays-for-Future-Bewegung fordert unter anderem den Stopp aller Subventionen für fossile Energieträger, einen Kohleausstieg bis 2030 und die Stilllegung der ersten 25 Prozent noch in diesem Jahr. Die Demonstration war geprägt von den Schülern und ihrer guten Stimmung, aber es waren alle Generationen vertreten…“ Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 21. Juni 2019 bei Telepolis mit vielen Fotos – à propos Enteignung: In Garzweiler darf die RWE immer noch legal die Bewohner ganzer Dörfer zwecks Kohletagebau aus Profitgründen enteignen – trotz Widerstand - Fridays for Future in Aachen: Der aktuelle Stand zum internationalen Streik am 21. und der Demonstration am 22.6
„Am Freitag, den 21. Juni, findet der erste internationale, zentrale Streik von Fridays for Future in Aachen statt. Aus insgesamt 16 Ländern kommen Schüler*innen, Studierende, Erwachsene, Wissenschaftler*innen, Lehrer* innen, Künstler*innen und viele mehr in die Kaiserstadt, um für eine gerechte und verantwortungsbewusste Klimapolitik zu demonstrieren. Aachen liegt direkt am rheinischen Braunkohlerevier. Dieses Gebiet ist die größte CO2-Quelle in ganz Europa. (…) FREITAG, 21. JUNI IN AACHEN: INTERNATIONALER STREIK
Nach der Anreise am Freitag bis 12 Uhr treffen sich alle Teilnehmenden an den jeweiligen Startpunkten: am Aachener Hauptbahnhof (Normaluhr), im Westpark und am C.A.R.L. bei der RWTH. Von den drei Treffpunkten aus starten die einzelnen Schweife in Richtung Innenstadt, wo sie zusammenfinden und zu einem großen Demozug werden. Dieser Demozug macht sich dann geschlossen auf den Weg zum Tivoli. Dort findet die große Kundgebung mit einem vielfältigen Programm statt. (…) Nach dem großen Streik in Aachen findet am Samstag eine Demonstration direkt am Tagebau Garzweiler statt. Der Treffpunkt für die Demonstration ist auf dem Marktplatz des Dorfs Hochneukirch um 11 Uhr. Von dort verläuft die Route unter der Autobahn hindurch direkt zum Rand des Tagebau Garzweiler. Die Fridays planen eine Presseaktion und bitten alle Unterstützer*innen, ein typisches »Schulobjekt« wie bspw. einen College-Block, ein Schulbuch oder Ähnliches mitzubringen. Die Demo endet bei der Kundgebung von #AlleDörfer-Bleiben direkt vor Keyenberg…“ Programm aus dem parentsforfuture Newsletter #3 – siehe die Aktionsseite - Siehe auch: Rheinisches Braunkohlerevier soll stillgelegt werden – Ende Gelände plant Massenaktion des zivilen Ungehorsams für Juni 2019
- So gut sortiert wie nie – Selbst für die Polizei: berechenbar
- Erste Schule erklärt: Teilnahme an Fridays for Future ist kein Schwänzen!
„Seit Monaten gehen junge Menschen, vor allem Schülerinnen und Schüler, jeden Freitag gegen den Klimawandel auf die Straße. Statt die Forderungen der Jugend, wie auch der Wissenschaft ernst zu nehmen, fordern Politikerinnen und Politiker von CDU, CSU, FDP und AfD harte Sanktionen gegen die Demonstrierenden. Eine Dormunder Schule hat darauf reagiert, allerdings anders als erwartet, sie erklärt, dass die Teilnahme an Fridays for Future kein Schwänzen ist! Die Gesamtschule Gartenstadt in Dortmund hat mit ihrer Erklärung, dass die Teilnahme an der von Greta Thunberg ins Leben gerufenen Fridays for Future- Bewegung kein Schwänzen ist, ein Signal gesendet, denn sie ist die erste Schule in ganz NRW…“ Beitrag vom 16.6.2019 bei Freiheitsliebe , siehe dazu:- Gesamtschule Gartenstadt arbeitet mit Fridays for Future zusammen [Demonstrationen jetzt Bildungsausflug]
„… Eltern, Schüler und Lehrer haben sich für eine offizielle Zusammenarbeit mit Fridays for Future ausgesprochen. Damit sind die Besuche der Demonstrationen mit kurzen Vorträgen kein „Schulschwänzen“ mehr. Sie ist die erste Schule in NRW, die eine solche Zusammenarbeit offiziell beschließt. Damit reagiert die Schule auf die scharfe Kritik der NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer, FDP. (…) Die Gesamtschule Gartenstadt aus Dortmund beruft sich auf das NRW-Schulgesetz. Dort sind Bildungskooperationen mit externen Partner vorgesehen – wenn sich die Schulkonferenz aus Eltern, Schülern und Lehrern mit Mehrheit dafür ausspricht. So waren in der Vergangenheit an Schulen Auftritte beispielsweise der Bundeswehr begründet worden. (…) Harry Jääskeläinen, Elternvertreter der Gesamtschule Gartenstadt, hat den Antrag eingebracht. Er freut sich über den Beschluss…“ Meldung des WDR vom 14. Juni 2019
- Gesamtschule Gartenstadt arbeitet mit Fridays for Future zusammen [Demonstrationen jetzt Bildungsausflug]
- Stellungnahme von Psycholog*innen, ärztlichen/psychologischen Psychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen zu den Protesten für mehr Klimaschutz
„Die aktuellen Proteste der Klimabewegung sind konsequent, klar und gut begründet. Eine weiterhin so schnelle Erderwärmung gefährdet unsere natürlichen Lebensgrundlagen sowie unsere körperliche und psychische Unversehrtheit. Sie ist eine existenzielle Bedrohung. Diverse internationale psychologische und medizinische Fakultäten forschen bereits seit vielen Jahren an den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und Psychologie / Psychotherapie. Die American Psychological Association beispielsweise hat bereits 2008 zu diesem Zweck eine entsprechende „Task Force“ gegründet. Als Berufsgruppe sehen wir uns in der Verpflichtung, unser Expertenwissen einzubringen…“ Stellungnahme vom 04.06.2019 auf deren Homepage – #Psychologists4Future / #Psychotherapists4Future
- Schulstreiks: Schüler demonstrieren, Regierung verkohlt Journalisten
„Klimaproteste der Jugend halten an, Regierungssprecher meinen derweil, dass die Bürger einfach ein bisschen ihr Verhalten ändern sollten und dann schon alles gut sei
Auch an diesem Freitag – in einigen Bundesländern ein Ferientag – demonstrierten wieder in vielen Städten im In- und Ausland die Schüler für konsequenten Klimaschutz. In Deutschland gab es in mindestens 21 Städten Aktionen, unter anderem in Berlin, auf Fehmarn, in München, auch in mancher Kleinstadt und anderswo in mindestens 730 weiteren Orten in aller Welt. Besonders viele Teilnehmer gab es diesmal mit 32.000 in Wien. Unterdessen kam Großbritannien, das Mutterland der industriellen Revolution, am Freitag bereits seit 14 Tagen gänzlich ohne Kohlekraftwerke für seine Stromversorgung aus, wie der britische Sender itv auf seiner Internetseite schreibt. Das sei die längste kohlefreie Periode seit dem Beginn der industriellen Revolution. Hierzulande ist derlei für viele Ältere offenbar noch immer unvorstellbar. Lieber droht man Schülern, die eben dafür auf die Straße gehen, mit Sanktionen. Wie die Zeitung die Welt berichtet, wurde 13 Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klassen des Lessing-Gymnasiums in Berlin-Wedding angedroht, dass sie nicht versetzt würden, sollten sie bis zu den Sommerferien noch einmal am Freitag streiken. Unterdessen hat sich das Klimakabinett, wie berichtet, ohne Ergebnisse vertagt…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 01. Juni 2019 bei telepolis
- Stellungnahme der Pädagogen For Future
„Wir sind Erzieher*innen, Lehrer*innen, Pädagog*innen und Ehrenamtliche im Bildungsbereich, denen eine gute Zukunft kommender Generationen am Herzen liegt und erklären unsere Unterstützung für die Forderungen der „Fridays For Future“ – Bewegung. (…) Wir als Erzieher*innen, Lehrer*innen, Pädagog*innen und Ehrenamtliche im Bildungsbereich nehmen unsere Verantwortung wahr, im Namen der heutigen und künftigen Menschen auf dieser Erde auf die Folgen unzureichenden Handelns hinzuweisen. Wir schließen uns der Forderung der jungen Menschen und der Klima-Forscher*innen an und sagen: Unsere Gesellschaft muss sich ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichten. Die in den Bildungsverordnungen verankerte Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat als Grundlage die Verbindung von Menschenwürde, Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und Gerechtigkeit hinsichtlich der Lebenschancen für heute lebende Menschen und für zukünftige Generationen (Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege 2014). Gelingende BNE bedarf aber veränderter struktureller Rahmenbedingungen und breiter Unterstützung, ohne die ein konsequenter Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft nicht möglich ist. Vor allem aber wird sie von den Kindern und Jugendlichen zu Recht als unglaubwürdig empfunden, wenn sie andere Ziele und Werte vermittelt, als sie in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vorgelebt werden. Wir fordern, dass jetzt schnell gehandelt wird, um diesen Wandel einzuleiten und eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen…“ Stellungnahme vom 14.05.2019 von Erzieher*innen, Lehrer*innen, Pädagog*innen und Ehrenamtlichen im Bildungsbereich zu den Schüler*innen-Protesten für mehr Klimaschutz und zu den Stellungnahmen von Wissenschaftler* innen und Eltern
- Climate Resistance Handbook: Or, I was part of a climate action. Now what?
Climate Resistance Handbook featuring a foreword by Greta Thunberg
- 2. Globaler Aktionstag am 24.5 in 114 Ländern: Studierende, Schüler, Eltern und Forscher rufen weltweit zu Demos für effektiven Klimaschutz auf
„Kommen nach den Schülern nun auch die Studenten in Bewegung? An einigen Hochschulen, unter anderem in Berlin und Leipzig, fanden am Dienstag und Mittwoch Vollversammlungen statt. In Mannheim und Köln sind solche für Freitag vormittag geplant. (…) In rund 500 deutschen Städten gibt es inzwischen Ortsgruppen junger Menschen, die Teil der Bewegung »Fridays for Future« sind. Am morgigen Freitag wollen sich zumindest in einigen Städten auch Studierende an einem internationalen Aktionstag beteiligen. Darüber hinaus rufen Eltern und Wissenschaftler über die Netzwerke »Parents for Future« und »Scientists for Future« zur Beteiligung auf. Einen Appell, in dem die Schülerproteste als wissenschaftlich fundiert und gerechtfertigt bezeichnet werden, haben in den deutschsprachigen Ländern mehr als 26.000 aktive Wissenschaftler unterzeichnet. An der Berliner Humboldt-Universität verabschiedete am späten Dienstag nachmittag eine Vollversammlung einen Forderungskatalog an die Hochschulverwaltung und die Landesregierung. (…) Für den morgigen Freitag sind von Usedom bis Zwickau, von der ostfriesischen Insel Juist bis ins bayerische Berchtesgaden, von Flensburg bis nach Lindau am Bodensee Schulstreiks und Demonstrationen in mehr als 220 Orten angemeldet. Weltweit sind nach einer unvollständigen Liste in 1.429 Städten in 114 Ländern – darunter neben den meisten europäischen Staaten auch Indien, Brasilien, Uganda, Südafrika, den USA und Kanada – Aktionen geplant.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn in der jungen Welt vom 23.05.2019- Der Aufruf samt Karte bei FfF
- Aufruf von „Fridays for Future“: Streikt mit uns!
„Einmal mehr wird man unsere Stimmen auf den Straßen hören, aber es kann nicht nur an uns hängen bleiben. Deshalb rufen wir alle Menschen zu einem weltweiten Klimastreik auf…“ Gastbeitrag von Greta Thunberg, Luisa Neubauer und Aktivistinnen von „Fridays for Future“ – Doku am 23. Mai 2019 bei der Süddeutschen online
- Entrepreneurs for Future: „Das Wichtigste ist, dass die jungen Leute weiter nerven“
„Sind die Forderungen von „Fridays for Future“ weltfremd? Nach Forschern widersprechen jetzt auch Unternehmer dieser Kritik. Die „Entrepreneurs for Future“ sagen: Die Schüler haben recht – und wir die geforderten Alternativen. (…)Zusammen mit anderen Firmenchefs stellte Melzer am Dienstag in Berlin die Initiative „Entrepreneurs for Future“ vor. Sie solidarisiert sich mit den von der Schwedin Greta Thunberg begonnenen Klimastreiks – ähnlich, wie es zuvor schon die Wissenschaftler-Initiative „Science for Future“ getan hat. Tausend „Unternehmen der innovativen Wirtschaft“ unterzeichneten bislang einen Forderungskatalog, der jenem der Schüler ähnelt. Zu seinen insgesamt acht Punkten gehören ein umfassender CO2-Preis, ein schneller Kohleausstieg und die Einhaltung des sogenannten 1,5-Grad-Ziels. Neben einigen Großunternehmen wie dem Versorger Veolia oder dem Recyclingkonzern Remondis sind viele Mittelständler vertreten, etwa der Babykosthersteller Hipp oder der Maschinenbauer elobau…“ Artikel von David Böcking vom 21.05.2019 beim Spiegel online
- „Die jungen Leute werden ignoriert und vergessen“ – Die Energie- und Klimawochenschau
„Die Schüler streiken weiter – in Deutschland nunmehr seit gut fünf Monaten – und am kommenden Freitag soll es besonders groß werden. Nicht zuletzt aufgrund der bevorstehenden Wahlen des EU-Parlaments ist dieser zum internationalen Aktionstag ausgerufen worden. Schwerpunkte sind neben Deutschland unter anderem Kanada, die skandinavischen Länder, einige andere EU-Länder, die USA und Indien. Klimademonstrationen sind daneben auch auf Grönland, im Iran und in Kenia geplant. Insgesamt wurden bisher aus 110 Staaten Aktionen angemeldet. Hier eine unvollständige Übersicht. Vor zwei Monaten hatten sich am 15. März am ersten internationalen Aktionstag der Schülerstreiks knapp 1,9 Millionen Menschen in 134 Staaten und Territorien an den Protesten beteiligt. Die internationale Zusammenarbeit ist für die Jugendlichen offensichtlich selbstverständlich. Anfang des Monats hatten Schüler aus verschiedenen Ländern vor dem Gipfel der G-7-Umweltminister im französischen Metz gemeinsam mit „Gelbwesten“ „für ökologische und soziale Gerechtigkeit“ demonstriert. In einem offenen Brief beklagten Schüler aus Kanada, den USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien, dass noch immer gewaltige Investitionen in fossile Energieträger getätigt würden. Die Zeichen in der Natur seien eindeutig, die Warnungen der Wissenschaft ebenfalls, aber nichts ändere sich. „Wir, die jungen Leute, werden ignoriert, vergessen.“ (…) Wie das Manager-Magazin am Montag berichtete, weitet sich in einem bereits seit letztem Jahr laufenden Prüfverfahren gegen Daimler ein Verdacht aus. Demnach könnte auch in anderen Modellen eine Software zum Einsatz kommen, die den Stickstoffoxid-Ausstoß auf dem Prüfstand gegenüber den Werten im Normalbetrieb drückt. (…) Äußerst unangenehme Nachrichten kommen derweil aus der Antarktis. Die im Westen des Kontinents liegende Eismasse verkleinert sich schneller als bisher gedacht. Das ist das Ergebnis einer Analyse von Satellitendaten der letzten knapp 30 Jahre, über der britische Guardian berichtet…“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 21. Mai 2019 bei Telepolis
- Immer wieder freitags. Der »Klimastreik« der Schülerbewegung »Fridays for Future« bewegt sich zwischen ökologischer Modernisierung und Systemfrage
„… In der Bundesrepublik hat die Dachorganisation Fridays for Future Deutschland (FFFD, »Freitage für die Zukunft«) nach eigenen Angaben mittlerweile über 400 Ortsgruppen, die freitags mit Tausenden Teilnehmern auf die Straße statt in die Schule gehen. Am 15. März demonstrierte beim ersten internationalen Aktionstag in mehreren Dutzend Staaten weltweit mehr als eine Million junge Menschen »für die Zukunft«. In Deutschland haben sich unterdessen auch Eltern mit der Initiative Parents for Future und Wissenschaftler mit einer Erklärung hinter die junge ökologische Bewegung gestellt. In der Bundesrespublik reagiert der rechte Flügel des bürgerlichen Blocks bis dato ungehalten auf das gerechtfertigte Aufbegehren für eine Kehrtwende in der Klimapolitik. Man versucht die Bewegung politisch zu diskreditieren, indem man den zivilen Ungehorsam der Jugendlichen skandalisiert. (…) Die herrschende Klasse reagiert auf die neue Jugend- und Umweltbewegung aber keineswegs einheitlich. Daher hofieren insbesondere die politischen und kulturellen Repräsentanten der gesellschaftspolitisch liberaleren Fraktion die Bewegung. Sie versuchen zu integrieren, für ihre Politik zu funktionalisieren und politische Radikalität zu kanalisieren. (…) Neben Anfeindungen und Integrationsangeboten wird die FFF-Avantgarde in Deutschland wie international in Windeseile politisch und medial zu Ikonen aufgebaut. (…) Insgesamt fällt auf, dass die Grenzen bürgerlicher Ökonomie und Politik an keinem Punkt überschritten werden. Eigentumsfragen werden nicht gestellt, eine transformatorische, geschweige denn revolutionäre Perspektive wird nicht eröffnet. Auch von Eingriffen in die »privatwirtschaftliche« Produktion, wo die meisten CO2-Emissionen entstehen, sieht FFFD mit Ausnahme der Kohlebranche ab. Statt dessen befürwortet die deutsche Sektion der jungen Ökologiebewegung mit ihrem Vorschlag der CO2-Steuer ausdrücklich die Inwertsetzung der Natur. Dabei sind gerade die Kommodifizierung und der Handel mit der Natur eines der Kernprobleme kapitalistischer Naturzerstörung. Darüber hinaus wird die ökologische Frage von FFFD nicht als soziale Klassenfrage gestellt, sondern wahlweise als anthropologische oder – häufiger – als intergenerationelle. (…) Innerhalb von FFFD werden auch Alternativen zur dominanten Ausrichtung der Bewegung formuliert. Aktivisten aus 31 Ortsgruppen haben jüngst die »Antikapitalistische Plattform in FFF« gegründet und aus diesem Anlass ein Grundsatzpapier mit dem Titel »Die Systemfrage stellen!« publiziert. Sie plädieren darin für einen antikapitalistischen Kurs und eine Verbindung des Kampfes für den Umweltschutz mit dem für Arbeiterrechte, Frieden und Flüchtlinge. Die »Diktatur der großen Konzerne« müsse beendet werden und »die Arbeiterklasse das Eigentum an den Produktionsmitteln« erkämpfen, »damit die Bedürfnisse sowohl des Menschen als auch seiner Umwelt im Mittelpunkt« der Gesellschaft stehen könnten…“ Artikel von Christian Stache in der jungen Welt vom 10.05.2019
- »Extinction Rebellion« und »Change for Future«: Jenseits von Greta
„Die »Fridays for Future«-Bewegung beginnt, sich auszudifferenzieren. Manche suchen radikalere Formen des Protests. An einem Montag Mitte April war an der Oberbaumbrücke, die die Berliner Stadtteile Kreuzberg und Friedrichshain verbindet, für Stunden kein Durchkommen. Es lag nicht am üblichen Berufsverkehr – mehrere Hundert Klimaaktivisten hatten die Brücke blockiert. Das geschah im Rahmen der transnationalen »Rebellion Week«. Sie wurde von einer Bewegung initiiert, die sich »Extinction Rebellion« nennt, also sinngemäß Rebellion gegen das Aussterben oder auch gegen das Artensterben. Das Symbol der Bewegung ist eine Sanduhr, die anzeigen soll, dass die Zeit für eine Änderung in der Klimapolitik knapp wird. (…) Die Anhänger von »Extinction Rebellion« betrachten die Proteste am 15. April in Berlin als Erfolg, auch wenn sich nur wenige Hundert Menschen daran beteiligten. Man sehe sich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu »Fridays for Future« (FFF), der Bewegung von Schülerinnen und Schülern für den Klimaschutz, sagte eine Teilnehmerin. Um über die wöchentlichen Freitagsdemonstrationen hinauszukommen, habe unter den Aktiven eine Perspektivendiskussion begonnen. »Wir hatten jetzt die maximale mediale Aufmerksamkeit. Viele Politiker haben bekundet, uns zu unterstützen. Wir wurden teilweise mit Lob und Glückwünschen überhäuft«, berichtete eine Studentin, die sich an den Freitagsdemonstrationen beteiligt. Ihr sei, wie vielen ihrer Mitstreiter, klar, dass sich die mediale Aufmerksamkeit der ersten Wochen auf die Dauer nicht aufrechterhalten lasse. Zudem seien vor allem viele der sehr jungen Protestteilnehmer enttäuscht, dass es trotz vieler schöner Worte wenig handfeste Zusagen für eine Änderung in der Klimapolitik gibt…“ Beitrag von Peter Nowak vom 2. Mai 2019 bei Jungle World 2019/18
- [Petition] Friday for Future: Kein Bußgeld für Schulstreiks!
„Sie streiken für unser Klima – und müssen jetzt privat Folgen fürchten. Politiker*innen fordern Strafen für Jugendliche, die Teil der #FridaysForFuture-Bewegung sind. Sogar der grüne Ministerpräsident Kretschmann findet Sanktionen richtig. Wir wollen zeigen: Die Angriffe machen die Klimaproteste nur noch stärker. Seien Sie dabei! Solidarisieren Sie sich jetzt mit den Jugendlichen und unterzeichnen Sie!…“ Campact-Onlinepetition vom Mai 2019
- Schulstreiks: Schüler schwänzen die Ferien
„Schüler gehen weiter auf allen bewohnten Kontinenten für Klimaschutz auf die Straße. Auch am heutigen Freitag gingen in über 70 deutschen Städten und in 71 weiteren Ländern die Schulstreiks für mehr Klimaschutz weiter. In manchem Bundesland wurden auch die Ferien geschwänzt. Demonstriert wurde unter anderem auch in Pakistan, der Schweiz und in Spanien. Nicht unbedingt eine Schüleraktion und Teil der Schulstreikbewegung für effektiven Klimaschutz, aber trotzdem ein Zeichen dafür, dass international immer mehr Menschen aktiv werden, war die Blockade eines Kohlekraftwerks im niederländischen Rotterdam am gestrigen Donnerstag. Hierzulande wurde mancherorts im Regen demonstriert, während der Osten des Landes weiter nach Niederschlag lechzt und in Mecklenburg-Vorpommern Sandstürme toben (ähnliche Probleme hat auch Niedersachsen). In Bonn demonstrierten derweil mehrere hundert Schüler vor der Jahreshauptversammlung der Bayer AG. Einige von ihnen wollten sich das ganze aus der Nähe anschauen und hatten dafür Stimmrechtskarten von Aktionären übertragen bekommen. Trotzdem wurden sie offenbar nicht eingelassen, wie auf Twitter berichtet. Die Begründung sei gewesen, dass sie noch keine 18 Jahre alt seien…“ Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 26. April 2019 bei Telepolis
- Schulstreiks: Klima-Demos auch in den Ferien
„Auch am Karfreitag, also in den Schulferien, gingen in Deutschland und in diversen anderen Ländern (insgesamt in über 400 Städten u.a. in Argentinien, Guatemala, Belgien, in der Tschechischen Republik, Mazedonien, Indien, Kenia, Tansania, Indonesien und Südkorea) wieder Zehntausende, wenn nicht gar mehr Schüler auf die Straße, um für schnellen und wirksamen Klimaschutz zu demonstrieren. Hierzulande gehört, wie berichtet, der Ausstieg aus der Kohle bis 2030, die Erfüllung der Verpflichtungen aus der Pariser Klima-Übereinkunft und das sofortige Ende aller Subventionen für fossile Energieträger zu den Kernforderungen der jungen Bewegung. In einem Tweet stellt die deutsche Koordination auf Twitter indirekt den Zusammenhang mit den ebenfalls an diesem Wochenende laufenden Ostermärschen her. Der Klimaschutz sei eng verbunden mit der Frage von Frieden und Sicherheit. Die Klimakrise verschärfe in Ländern wie Irak, Jemen und Afghanistan die Ressourcenknappheit – gemeint ist vermutlich vor allem die Wasserknappheit – und damit auch die Konflikte. Schon jetzt gehörten zudem Dürren und Extremwetter und der steigende Meeresspiegel zu den wichtigsten Fluchtursachen. Auch dadurch könne es zu Konflikten kommen. (…) Unterdessen sind dieser Tage bei der CDU Spenden der BMW-Eigner, der Industriellenfamilie Quandt, in Höhe von knapp 700.000 Euro eingegangen, wie unter anderem das Handelsblatt berichtet. Wundert es da noch jemanden, dass die Autoindustrie trotz aller Betrügereien fest darauf vertrauen kann, dass sie weder die geprellten Käufer angemessen entschädigen, noch wirklich strenge Abgas-Vorgaben oder gar eine Verkehrswende zu Gunsten des Klimas fürchten muss, die öffentlichem Nahverkehr und der Bahn endlich den Vorrang gegenüber dem Auto geben würde.“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 19. April 2019 bei Telepolis
- [Petition] Klimaschutz – Verabschiedung eines verbindlichen, sektorübergreifenden Klimaschutzgesetzes
„Der Deutsche Bundestag möge beschließen, innerhalb der nächsten sechs Monate ein verbindliches, sektorübergreifendes Klimaschutzgesetz zu verabschieden, das zum Ziel hat, die Netto-Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen schnell abzusenken und bis 2040 möglichst auf null zu reduzieren. Die Klimaziele müssen verbindlich, unaufschiebbar und überprüfbar sein. Das Klimaschutzgesetz muss so schnell wie möglich mit dem Ziel die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, in Kraft treten. Begründung: Fridays for Future – eine Bewegung hat auch Deutschland erfasst. Tausende Schüler*innen und nun auch Erwachsene gehen für echten, effektiven Klimaschutz auf die Straße. Am 12. März 2019 veröffentlichten auch über 23.000 anerkannte Wissenschaftler*innen als “Scientists4Future” eine Erklärung, die schnelle Taten einfordert und die Klimastreiks der Schüler*innen fundiert unterstützt. (…) Für die Petentin zeigt sich anhand der Differenzen zwischen den Ministerien schon jetzt, wie wichtig eine klare und verbindliche Gesamtstrategie ist. Sinn- und wirkungsvolle Einzelmaßnahmen sind sicher hilfreich, aber sie haben sich bislang bei weitem nicht als ausreichend erweisen. Deutschland benötigt so schnell wie möglich ein verbindliches Gesetz, um bei der Klimaerwärmung eine wirksame Notbremse zu ziehen. Wir haben lange genug geredet: Deutschland braucht ein Klimaschutzgesetz. Jetzt.“ E-Petition 92294 an den Deutschen Bundestag vom 17. März 2019
- Change for Future: „Ein Wirtschaftssystem, das auf Wachstum und Profit ausgelegt ist, kann nicht nachhaltig sein“
Ein Telepolis-Interview von Tomasz Konicz vom 17. April 2019 „mit Aktivisten der Plattform Change for Future, die als antikapitalistische Strömung innerhalb der Schülerbewegung Fridays for Future agiert. (…) Change for Future: Eine ökologische Reformpolitik, also Reformen, die am bestehenden System vorgenommen werden und Systemzwängen unterworfen sind, können nicht ausreichen, um die drastischen Ausmaße der kommenden weltweiten Klimakatastrophe einzudämmen. Eine Abwendung der schlimmsten Folgen für die gesamte Menschheit lässt sich nicht mit dem Kapitalismus vereinbaren. Alle politischen Akteure, auch unsere Bundesregierung, sind immer den Zwängen des Systems unterworfen. Nichts anderes geben die vielen Regierungen dieser Welt immer wieder aufs Neue zu, wenn sie von Sachzwängen oder Hemmnissen sprechen. Auch an den wissenschaftlichen Studien ist zu sehen, dass das System bisher von sich aus immer wieder gegen den Klimaschutz gelaufen ist und momentan läuft. Es scheint keinen Ausweg aus der Klimakatastrophe zu geben, und falls dieser Ausweg kommen sollte, dann wahrscheinlich zu spät. Das erklärt sich daraus, dass unser Wirtschaftssystem auf Wachstum und Profit ausgelegt ist. (…) Reformpolitik ist ineffizient, stellt sich bei fehlenden Konflikten selbst ein und untergräbt schließlich die langfristigen und progressiven Ziele der ursprünglichen Gegenbewegung. Sie ist also bloße Zeitverschwendung und Beruhigung. Warum sollten wir sie deshalb überhaupt betreiben? (…) Es braucht eine grundlegende Neuorientierung, um den Herausforderungen des Klimawandels gewachsen zu sein. Wir streben eine Demokratisierung der gesamten Gesellschaft an. Eine Gesellschaft, in der die Produktionsmittel in den Händen der Mehrheit der Menschen ist, welche miteinander und nicht gegeneinander agieren. Eine Welt, in der die internationale Solidarität hoch geschrieben wird und Ausgrenzung und Ausbeutung Geschichte sind…“
- Artists4Future: Stellungnahme von Künstler*innen zu den Protesten für mehr Klima- und Umweltschutz
„… Die Proteste der Fridays-for-Future-Bewegung verfolgen wir mit Respekt und Dankbarkeit. Sie haben Kraft. Die Forderungen der Schüler*innen sind einfach, ohne die Komplexität des Problems zu verleugnen. Wir wollen sie in ihrer Haltung bestärken und unsere Unterstützung einbringen. Auch wir sind aufgefordert, den von den Schüler*innen aufgebauten Druck zu erhöhen und gemeinsam die Entscheidungsträger*innen zum Handeln zu bewegen. Unsere Möglichkeiten das zu tun, liegen im künstlerischen Ausdruck und in der Herstellung von Öffentlichkeit. Das Kernanliegen der Proteste – die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten – sollte für unsere Regierungen eine Selbstverständlichkeit sein. Gerade im Sinne der politischen Glaubwürdigkeit. Sie selbst haben das Abkommen verhandelt, es unterzeichnet und ratifiziert. Ganz zu schweigen davon, dass sie dem Wohl aller, auch künftiger Generationen, verpflichtet sind. Umso irritierender empfinden wir Teile der öffentlichen Debatte über die Proteste: Wir erleben ablenkende Diskussionen zum Thema Schulpflicht, die hetzerische Diffamierung von Beteiligten in den sozialen Netzwerken und leicht durchschaubare Versuche einiger Politiker*innen, die Proteste ohne erkennbaren Handlungswillen in Lob zu ersticken…“ Stellungnahme von #Artists4Future vom April 2019
- Schulstreiks: Internationale Aktionstage geplant – der nächste am 24. Mai – antikapitalistische Plattform gegründet
„Die besorgten Schüler zeigen Ausdauer. Auch am heutigen Freitag wurde wieder in 72 Ländern gestreikt. Zum Beispiel auch in Uganda und Metropolen wie Wien oder Neu Delhi. Der britische Guardian hat einen Ticker über die heutigen Demos auf der Insel eingerichtet. Dort waren landesweit Demos in 58 Städten angemeldet, auch in Schottland, wo bereits Schulferien sind. In Deutschland gingen in 98 Städten Schüler auf die Straße, unter anderem in Leipzig, Potsdam, Stuttgart, München, Mannheim, Hamburg, Konstanz und Koblenz. Mit dabei oft auch organisierte Gruppen von Eltern, die Parents For Future, die inzwischen hier und da auch zusätzlich Wochenenddemonstrationen organisieren. Zum Beispiel am morgigen Samstag in Dortmund. Das Magazin Neue Energie, herausgegeben von Bundesverband Windenergie, hat ein sehenswertes Video produziert , dass die internationale Bewegung vorstellt. (…) Wie der oben verlinkte Guardian Ticker zeigt, stellt sich in Großbritannien mancher Jugendlicher die Frage, ob der Kapitalismus überhaupt zu derart tiefgreifenden Reformen fähig ist. Das scheint auch hierzulande einen Teil der Jugend umzutreiben. Innerhalb der Fridays-For-Future-Gruppen hat sich kürzlich eine antikapitalistische Plattform gegründet, die die „Systemfrage stellen“ will. „Die Umweltzerstörung der Konzerne“ durch Appelle zu verhindern sei realitätsfern. Eine andere Welt sei nötig und möglich. Derweil werden international die nächsten Schwerpunkte geplant. In Australien wird es zum Beispiel der 3.Mai sein. Der soll zum nationalen Aktionstag gemacht werden, an dem die dortige Schulstreik-Bewegung im Vorfeld der Parlamentswahlen Druck auf die Parteien ausüben will. (…) In Deutschland gibt es den Vorschlag, dass die fast 500 örtlichen FFF-Gruppen die jeweiligen Bundestagsabgeordneten aus ihrer Region mit den Schüler-Forderungen konfrontieren und so versuchen, die anstehende Diskussion über ein Klimaschutzgesetz beeinflussen. (…) Der nächste große internationale Aktionstag wird dann der 24. Mai sein, für den die örtliche Mobilisierung bereits hier und da anläuft. In Westeuropa ist er mit der Idee verbunden, kurz vor der Wahl des EU-Parlaments von den antretenden Parteien mehr Klimaschutz zu verlangen. Richtig international soll es dann einen Monat später in Aachen werden, wo im Dreiländer-Eck Deutschland-Belgien-Niederlande eine grenzüberschreitende Demo geplant ist, zu der selbst in der Schweiz Vorbereitungen laufen.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 12. April 2019 bei telepolis
- Erklärung der Farmers for Future
„Wir Öko-Bäuerinnen und -Bauern fordern wirksame Maßnahmen zum Schutz des bedrohten Weltklimas und solidarisieren uns mit #FridaysforFuture sowie #Scientists4Future! Denn der Klimawandel gefährdet die Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit weltweit. Die jungen Menschen haben Recht, für ihre Zukunft auf die Straße zu gehen. Die Landwirtschaft ist zugleich Mitverursacherin und Betroffene des Klimawandels. Schon jetzt sind die Schäden und Ernteausfälle durch extreme Starkregen, Hochwasser und Dürren gewaltig. Besonders betroffen sind Bäuerinnen und Bauern in den Ländern des globalen Südens, aber auch in Deutschland, wie der Sommer 2018 zeigte. Der Klimawandel macht vormals fruchtbares Land zu Risikostandorten, weite Landstriche werden landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar sein. Wir fordern: Die Bundesregierung muss jetzt entschlossen handeln! Es sind nun deutlich größere Anstrengungen nötig, um das selbstgesteckte CO2-Reduktionsziel der Bundesrepublik von 40 Prozent bis 2020 zumindest annähernd umzusetzen. Das langfristige Ziel der Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 95 Prozent bis 2050 darf keinesfalls aufgeweicht werden! Die Bundesregierung muss außerdem schon jetzt verbindliche Zwischenziele für die Zeit nach 2020 festlegen, beispielsweise 55 Prozent bis 2030 als realistischen Meilenstein. Wir fordern von der Politik verbindliche und wirksame Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgasemissionen, die bei den Hauptverursachern des Klimawandels ansetzen, um das 1,5 Grad-Ziel noch zu erreichen…“ Erklärung von und bei Farmers for Future
- Die Anstalt vom 9. April 2019: Das Narrenschiff und die Energiewende
Die Anstalt vom 9. April 2019 in der ZDF-Mediathek und der Faktencheck
- Schulstreiks: Was wollen die Schüler? Kohleausstieg bis 2030, ein Viertel alle Kohlekraftwerke sofort abschalten 180 Euro pro Tonne CO2. Sonst wird weiter gestreikt
„“Die Naturgesetze lassen sich nicht verhandeln“, sagte Svenja Kannt, eine der Sprecherinnen der streikenden Schüler des deutschen Ablegers der FridaysForFuture-Bewegung, die am Montag in Berlin ihre Forderung vorstellte – ihre Forderungen an die hiesigen Politiker und nicht allgemein an die Weltgemeinschaft, denn: „Deutschland darf seine Probleme nicht den armen Ländern aufhalsen“, ergänzte Šana Strahinjić, eine Mistreiterin von Kannt. Überhaupt spielt Klimagerechtigkeit für die Schüler eine große Rolle. Das ist sowohl auf den Demonstrationen zu hören und zu sehen, wie es auch im vorgestellten kurzen Grundsatzpapier deutlich wird. „Sozial ausgewogenen Klimaschutz, der niemanden zurücklässt“, forderte Linus Steinmmetz, der am Montag mit auf dem Podium saß. Als reiches Land habe Deutschland eine besondere Verantwortung, so Sebastian Grieme, in Berlin der Vierte im Bunde. Bis 2035 müssten die Emissionen spätestens auf Null sein, eigentlich müsste es sogar noch schneller gehen. (…)Die Schüler haben derweil ihre mit fast 500 Ortsgruppen in Deutschland abgestimmten Forderungen bewusst allgemein gehalten. Man habe nur Ziele formulieren wollen. Dorthin gebe es verschiedene Wege, die von Politik und Wissenschaft beschrieben werden müssten. Die Ziele haben es aber immerhin in sich. (…) Aufgeben wollen die Schüler jedenfalls noch lange nicht. Man werde weiter streiken, bis Deutschland auf den Weg ist, die Pariser Ziele zu erreichen, so Steinmetz. Trotz allen Diskussionen über Lebensstilveränderungen, die bei den Schülern offensichtlich beliebt sind, wurde auch klar, dass es um das große Ganze geht: „Solange die Politik nicht handelt, kann das Individuum die Welt nicht retten“, so Grieme…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 09. April 2019 bei telepolis- Kulturwandel als Ziel: Die „Fridays for Future“-Organisatoren haben konkrete Forderungen bekräftigt. Wichtiger ist: Sie sind dabei, die kulturelle Hegemonie zu gewinnen.
„Die OrganisatorInnen der SchülerInnenstreikbewegung „Fridays for Future“ haben einmal mehr gezeigt, dass sie klug und vorausschauend sind. In einem am Montag vorgestellten Positionspapier haben sie ihre Forderungen für mehr Klimaschutz bekräftigt, etwa die Begrenzung der Erderwärmung auf eine Zunahme von maximal 1,5 Grad oder den Kohleausstieg in Deutschland bis 2030 – statt wie von der zuständigen Regierungskommission vorgesehen erst bis 2038. Die SprecherInnen der SchulstreikerInnen sagen zwar, dass sie bewusst nur Ziele und keine Maßnahmen fordern, aber drei interessante sehr konkrete Dinge benennen sie trotzdem: das Ende aller Subventionen für fossile Energieträger, die Einführung einer CO2-Steuer und die Abschaltung eines Viertels der Kohlekraftwerke. Diese drei Maßnahmen sollen bis Ende dieses Jahres umgesetzt werden, also schnell. Das ist konkret genug, um die jungen AktivistInnen weiter in Bewegung zu setzen und gleichzeitig allgemein genug, um sich nicht in unproduktive Detaildiskussion verstricken zu lassen. Und das reicht auch an Programmatik. Denn es ist nicht Aufgabe der jungen Leute, en detail den Notfallplan gegen die Klimakrise zu entwerfen. Ihre selbst gestellte Aufgabe ist, die Gleichgültigen und professionellen Auf-das-nächste-Mal-VerschieberInnen wach zu rütteln. Das haben sie geschafft. (…) Die SchulstreikerInnen sind auf dem Weg, die kulturelle Hegemonie zu gewinnen. Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung, um im Hier und Jetzt etwas zu verändern.“ Kommentar von Anja Krüger vom 8. April 2019 in der taz online
- Kulturwandel als Ziel: Die „Fridays for Future“-Organisatoren haben konkrete Forderungen bekräftigt. Wichtiger ist: Sie sind dabei, die kulturelle Hegemonie zu gewinnen.
- Parents for Future rufen in einer Erklärung zu weltweiten Klimastreiks auf: Eltern und Grosseltern für eine sichere, gerechte und saubere Zukunft
„… Was unsere Kinder uns heute sagen, ist nichts anderes als das, wovor uns die Wissenschaft bereits seit vielen Jahren warnt. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Der Klimawandel ist keine abstrakte Bedrohung mehr. (…) Die weltweite Jugendbewegung für den Klimaschutz leistet aktuell den schwierigsten Beitrag: Sie lehnt sich gegen die Trägheit des gegenwärtigen Systems auf um nicht nur ihre, sondern auch unsere Zukunft zu schützen. Unsere Kinder gaben uns den Impuls. Es ist jetzt unsere moralische Pflicht, als Erwachsene zu reagieren. Wir – Eltern, Großeltern und alle, die sich um die jungen Menschen der nächsten Generation kümmern – stehen für die Zukunft unserer Kinder ein, im engen Schulterschluss mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft. (…) Deshalb fordern wir, dass den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens und den Empfehlungen des Sonderberichts des Weltklimarats (IPCC) zur globalen Erwärmung von 1,5°C zu entsprechen ist. Das bedeutet nicht nur, dass die weltweiten Emissionen insgesamt auf null reduziert werden müssen, sondern auch, dass dies nun so schnell wie möglich und auf der Grundlage der Klimagerechtigkeit erfolgen muss. (…) Die Bewegung erlebt eine enorme Dynamik. Diese Dynamik wird jedoch nur weiter wachsen, wenn wir sie mit unserem eigenen Handeln fördern und sich ihr noch mehr Menschen anschließen. Die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen bei ihrem weltweiten Klimastreik war der erste Schritt. Als Eltern und Großeltern müssen wir jetzt entschlossen handeln, um die Zukunft unserer Kinder und Enkel zu sichern. Als Bürgerinnen und Bürger müssen wir ihren Stimmen die Macht unserer Stimmen an der Wahlurne verleihen. Wir müssen unser Konsumverhalten hinterfragen und bei Kaufentscheidungen Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen. (…) Eltern! Wir sind überall Teil der Gesellschaft: In Klassenzimmern, auf Ackerflächen, in Fabriken, in Krankenhäusern, in Vorstandsetagen und Parlamenten. Wir haben die Kraft, diese sichere, gerechte und saubere Zukunft für unsere Kinder und uns alle zu erreichen. Die Eindämmung des menschengemachten Klimawandels muss die größte Errungenschaft dieses Jahrhunderts werden. Gemeinsam sind wir bereit!“ Internationaler Aufruf in der dt. Version – Parents for Future und über 50 andere Elternorganisationen haben sich in 19 Ländern zusammengeschlossen und rufen zu weltweiten Klimastreiks und -aktionen auf.
- [Vorbildlich] Schleswig-Holsteinische Strafverteidiger bieten kostenlose Beratung bei Bußgeldbescheiden wegen Fridays for Future an
„Die Schleswig-Holsteinische Strafverteidigervereinigung e.V. erklärt sich mit der Bewegung „Fridays for Future“ solidarisch. Es wird eine kostenlose Beratung angeboten, wenn aufgrund der Teilnahme am Streik ein Bußgeldbescheid erlassen werden soll. Hier finden Sie eine Liste von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten, die bereit sind, die Beratung kostenlos zu übernehmen.“ Liste vom April 2019 – nun ebenso die Strafverteidigervereinigung NRW (via Twitter)
- Mit Bußgeld gegen die Schülerstreiks
„Für die Eltern der „Fridays for Future“-Demonstranten sollen künftig Bußgelder ausgestellt werden, wenn deren Kinder die Schule schwänzen – so will es der Direktor des Münchner Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums. Andere Schulen sollen sich angeschlossen haben. „Das gilt ab heute“, erklärt Direktor Hansjakob. Für die Zukunft seien die Spielregeln nun geklärt. (…) Bußgelder wegen „Fridays for Future“, das sei noch nicht dagewesen, heißt es von den Münchner Organisatoren der Demonstrationen. Im Orga-Team seien sie über diese Nachricht schockiert gewesen. Auch im Bildungsreferat, an dem die zuständige Bußgeldstelle angesiedelt ist, ist von solchen Schritten noch nichts bekannt; man werte gerade das Vorgehen der städtischen Schulen aus, damit sei man noch nicht fertig. Bislang aber seien selbst Verweise nur in einzelnen Fällen ausgestellt worden…“ Artikel von Jakob Wetzel vom 2. April 2019 bei der Süddeutschen Zeitung online- Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium: Doch kein Bußgeld wegen Schülerstreiks
„Schritt zurück: Ein Münchner Gymnasium will nun doch keine Sanktionen gegen Eltern einführen, deren Kinder zu den „Fridays for Future“-Demos gehen, statt den Unterricht zu besuchen. (…) Anzeigen an die städtische Bußgeldstelle soll es demnach keine geben; stattdessen soll eine Regelung gefunden werden, wie sich die Schüler an den „Fridays for Future“-Kundgebungen beteiligen können. Zudem soll es neue Angebote geben, um die Umweltbildung an der Schule zu stärken und Ansätze zu vermitteln, was die Schüler selbst konkret für mehr Klimaschutz unternehmen können. Die Einzelheiten werden demnach noch geklärt…“ Meldung vom 4. April 2019 bei der Süddeutschen Zeitung online - Ihr Beitrag für sanktionierte Schüler*innen!
„Bußgelder sind angedroht, weil Schülerinnen und Schüler für Ihre Zukunft kämpfen und sich bei #fridaysforfuture engagieren. Unterstützen Sie hier betroffene Jugendliche, denn ihr Protest für die Zukunft gehört belohnt, nicht bestraft…“ Spendenaufruf der GLS-Bank – siehe dazu auch einen ND-Bericht
- Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium: Doch kein Bußgeld wegen Schülerstreiks
- [Kurzgutachten] Fridays for Future: Verfassungsschranken für Sanktionen bei schulischer Abwesenheit
„Das vorliegende Rechtsgutachten untersucht die Grenzen des (deutschen) Ordnungswidrigkeitenrechts bezogen auf schulische Abwesenheiten im Zuge der Fridays-for-Future-Bewegung. Dabei wird besonders auch der verfassungsrechtliche Rahmen im Zuge des Klimawandels in die Betrachtung einbezogen, ebenso wie die Reichweite der weithin übersehenen oder verkannten – völkerrechtlich verbindlichen – Zielstellungen des Paris-Abkommens. Eine wichtige Rolle spielt insoweit auch das Verhältnis zum Vorsorgeprinzip sowie zum gebotenen Menschenrechtsschutz von Leben und Gesundheit im Zeichen des Klimawandels. (…) Wir haben gesehen, dass die Verletzung der Schulpflicht grundsätzlich im Recht der 16 Bundesländer (so wie auch in anderen Staaten) sanktioniert wird, dass aber wegen der Kompatibilität politischer Aktivitäten mit dem schulischen Bildungsauftrag schon zweifelhaft ist, ob das gelegentliche, mit sehr begrenztem schulischem Fehlen verbundene Demonstrieren bei den Fridays for Future überhaupt als unentschuldigtes Fehlen einzuordnen ist. Selbst wenn man trotzdem von unentschuldigtem Fehlen sprechen wollte, so wären Sanktionen hiergegen wie gesehen jedoch unverhältnismäßig. Denn es richten sich die Fridays-for-Future-Demonstrationen auf die Wiederherstellung rechtmäßiger Zustände im Klimaschutz. Kommt dies zur geringen Dauer des Schulausfalls (selbst bei regelmäßigen Demonstrationen), der grundsätzlichen Kompatibilität mit dem Bildungsanliegen der Schule und dem Gewicht der Versammlungsfreiheit hinzu, sind Sanktionen gegen entsprechende Schüler/innen schlechterdings nicht mehr vertretbar. Der Hinweis, man könne all dies auch außerhalb der Schulzeit vortragen, verfängt insoweit wie gezeigt nicht. Denn wie erwähnt ist die Aufmerksamkeit für die Fridays-for-Future-Demonstrationen maßgeblich auf die bewusste –und sehr begrenzte –Verletzung der Schulpflicht im Sinne zivilen Ungehorsams zurückzuführen. Grundsätzlich dürfte diese Argumentation auch außerhalb Deutschlands in anderen EU-Staaten, ggf. sogar überhaupt allen europäischen Staaten tragen, vermittelt über die EMRK und die EU-Grundrechtecharta. Die Betroffenen sollten bei alledem beachten, dass jegliche schriftliche Anordnungen, Sanktionen, Verpflichtungen u.a.m. die Möglichkeit eines Einspruchs oder Widerspruchs an die erlassende Behörde vorsehen, die dann in der im Bescheid genannten Frist ergriffen werden muss. Dann wird die Rechtmäßigkeit des Verwaltungshandelns erneut behördlich geprüft.“ Kurzgutachten von Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, LL.M., M.A., Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik, Leipzig/Berlin vom 31. März 2019 im Auftrag des Solarenergie-Fördervereins Deutschland e.V.
- Schulstreiks: Erst der Anfang des Anfangs
„… Auch an diesem Freitag gingen wieder in zahlreichen Ländern (mindestens 69 Staaten und Territorien) die Schüler auf die Straße, um für schnellen und effektiven Klimaschutz zu demonstrieren. In Deutschland werden Aktionen aus 44 Städten gemeldet. Die vermutlich größte Demo fand in Berlin statt, an der sich nach Veranstalterangaben über 20.000, nach eigenem Augenschein auf jeden Fall deutlich über 10.000 Menschen beteiligten. Darunter waren auch viele Erwachsene, aber die Schüler dominierten nach wie vor und haben auch weiter die Organisation in der Hand. Zahlreiche Schilder und Reden zeigten eine sehr kritische Haltung gegenüber der Wirtschaft. „Wir brauchen nicht eine wirtschaftstaugliche Demokratie, sondern eine demokratietaugliche Wirtschaft“, forderte ein Redner, offensichtlich auf das von Bundeskanzlerin Angela Merkel formulierte Leitbild einer „marktkonformen Demokratie“ anspielend. In Berlin sprach auch die junge Schwedin Greta Thunberg, die den Regierungen versprach, die Proteste seien erst der Anfang des Anfangs. Die Berliner Zeitung berichtet, das Thunberg am Samstag im Rahmen der Goldenen Kamera ein Sonderpreis verliehen werden soll und sie am Sonntagabend bei Anne Will eingeladen sei. Dort steht sie mit Grünen-Chef Robert Habeck, Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Kubicki (FDP, MdB, stellvertretender Parteichef), Therese Kah (aktive Schulstreikerin aus Witten) sowie Harald Lesch (Astrophysiker und Philosoph) auf der Talkshow-Gästeliste. (…) Derweil ist die Unterstützung aus der Wissenschaft für die Schüler überwältigend. Das Berliner Naturkunde Museum – in dessen Nachbarschaft FridaysForFuture sich allwöchentlich zum Auftakt trifft – hatte die Schüler für den Nachmittag im Anschluss an die Demo zum wiederholten Male zum Treffen mit Wissenschaftlern eingeladen. Und aus der Antarktis kamen solidarische Foto-Grüße von der Besatzung des deutschen Forschungsschiffs „Polarstern“, das dort gerade die Nordspitze der Antarktischen Halbinsel erkundet. Es sei geradezu absurd, meinte eine andere Rednerin in Berlin, dass die Schüler die Wissenschaftler gegenüber der Regierung verteidigen müssen.“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 29. März 2019 bei Telepolis
- Fridays for Future: Hört auf, eure Kinder zu beklatschen!
„Einfach mal die Welt retten lassen: Eltern gratulieren sich zum klimabewussten Nachwuchs und twittern begeistert über Greta Thunberg. Wo bleibt „Saturdays for Future“? (…) Früher war das anders, da fanden es Eltern nicht ausnahmslos super, wenn sich der Nachwuchs in Wackersdorf Schlachten mit der Polizei lieferte oder sich im Wendland an die Gleise kettete. Aber seit Eltern und Kinder die besten Freunde sind, unterstützt man sich eben gegenseitig. Das kann man in diesem Fall für eine vorbildliche Erziehungsmethode halten. Oder einfach nur für bequem. Im elterlichen Applaus für die jungen Klimademonstranten schwingt schon eine gewisse Selbstgefälligkeit mit: Fridays for Future ist die It-Bag moderner Großstadteltern. Man schmückt sich mit dem Engagement der Kinder, twittert voll Ergriffenheit, wie sich das Familienleben von heute auf morgen geändert habe (kein Plastik mehr, jetzt aber wirklich mit den Öffis). Und so ein Protestevent mit Greta Thunberg in Berlin und dem engagierten Nachwuchs gibt auch ein super Handyfilmchen ab. Ein bisschen Woodstock-Feeling für die Familienchronik. Zeigen, dass man dabei war. Dabei? Was haben sie denn eigentlich bisher so gemacht, die Eltern der Friday-Kids? Sind sie vielleicht jetzt so euphorisiert, weil die Protestaktionen ihr Gewissen erleichtern? (…) Warum gibt es noch kein grenzüberschreitendes Erwachsenenschwänzen? Warum keine große Klimastreikbewegung? Werktag for Future? Huch, da würde doch das Bruttoinlandsprodukt einknicken. Na gut, dann gern auch Saturday For Future. Ach so, geht nicht, wegen der Eröffnung der East-West-Mall und dem Wochenendtrip nach Barcelona, schon klar. Veränderung fängt erst an, wenn es wehtut. Also Schluss mit dem Applaudieren, Loben und Hochlebenlassen. Eltern auf die Straße, aktiv werden, an welchem Wochentag auch immer…“ Kommentar von Carolin Ströbele vom 29. März 2019 bei der Zeit online
- Schulstreiks: Wer sind die Schüler? Befragung von Sozialwissenschaftlern gibt Aufschluss über Motive und Selbsteinschätzung der neuen Protestbewegung
„Wer sind eigentlich die Schüler, die Woche für Woche auf die Straße gehen, um für den schnellen Kohleausstieg, gegen das Fliegen und gegen Massentierhaltung, für eine rasche Verkehrswende, für schnellen und effektiven Klimaschutz also zu demonstrieren? Angesichts der fast globalen Ausmaße der Bewegung ist das natürlich eine schwierige Frage – in mindestens 144 Ländern und Territorien haben bereits Aktionen stattgefunden. Für Deutschland gibt es jedoch schon ein paar empirische Antworten. Das Institut für Protest- und Bewegungsforschung hat erste Ergebnisse einer Befragung hiesiger Teilnehmer der Proteste veröffentlicht. (…) Ähnliche Erhebungen wurden auch in Schweden, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Belgien, Polen, der Schweiz, Österreich und Italien von Wissenschaftlern durchgeführt, doch liegen von dort noch keine Ergebnisse vor. (…) Knapp 25 Prozent der Befragten schätzten sich selbst als „ganz links“ und weitere 53 Prozent als „links“ ein. In der Mitte sahen sich nicht ganz 21 Prozent. Entsprechend sieht das Vertrauen in Parteien aus. 40 Prozent gaben an, keine Parteipräferenz zu haben, 36 Prozent bevorzugen die Grünen, 12 Prozent die Linkspartei. (Alle Zahlen gerundet.) Dass die Regierung etwas zum Klimaschutz beiträgt, glaubte kaum einer der Befragten, das Vertrauen in die Wirtschaft sieht noch schlechter aus. (…)Inzwischen gibt es hierzulande übrigens neben ParentsForFuture , Scientists4Future und Teachers4Future auch LawyersForFuture , die die streikenden Schüler unterstützen wollen. ParentsForFuture hat vor einigen Tagen eine Bundestagspetition gestartet, die ein allgemeines Tempolimit von 130 km/h auf den Autobahnen fordert und bereits knapp 37.000 Zeichner hat.“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 27. März 2019 bei telepolis
- Offener Brief der Windrather Talschule an Ministerpräsident Armin Laschet und Schulministerin Yvonne Gebauer gegen Strafen und Strafandrohungen
„… [In] einem Brief an alle Schulleiterinnen und Schulleiter des Landes fordert das Schulministerium dazu auf, im Zusammenhang mit den hauptsächlich von Schülerinnen und Schülern getragenen Demonstrationen „Fridays for Future“, die „Schulpflicht durchzusetzen“, und bezeichnet die Proteste als „grundsätzlich unzulässig“. Wir, die Schulgemeinschaft der Windrather Talschule, möchten in diesem offenen, einigen Medien zugestellten Brief bekunden, dass wir der in dieser Weise erhobenen Forderung, die verbunden sein kann mit Strafen und Strafandrohungen für betroffene Schülerinnen und Schüler bzw. deren Eltern, nicht nachkommen wollen und können.Wir sind uns der bestehenden Schulpflicht bewusst, vermissen aber eine rechtlich belastbare Abwägung dieser Verpflichtung mit den Zukunftsinteressen der nachwachsenden Generation. Die UN-Kinderrechtskonvention und ebenso die UN-Behindertenrechtskonvention halten dazu an, bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, im Konflikt unterschiedlicher Interessen das Wohl des Kindes vorrangig zu berücksichtigen. Der Präsident der Kultusministerkonferenz hat in zwei von ihm erstellten völkerrechtlichen Gutachten festgestellt, dass behördliche Maßnahmen ohne diese explizite, gerichtsfest begründete Abwägung rechtswidrig sind. Zur Abwägung stehen hier die Schulpflicht und die durch die Klimaerwärmung in Frage gestellte Zukunft der nächsten Generation und deren Recht, für einen Politikwechsel zu demonstrieren. Dies entspricht der staatlichen Ver-pflichtung, in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen, sodass die Schülerinnen und Schüler nur vertreten, was ihnen völkerrechtlich und nach dem Grundgesetz zusteht. Demgegenüber die Schulpflicht höher zu bewerten, leuchtet schon deshalb nicht ein, weil andere europäische Länder es zur Umsetzung des Rechts auf Bildung mit guten Gründen bei einer Bildungspflicht belassen. Angesichts der auch von der Wissenschaft als extrem dramatisch eingeschätzten Situation begründen die Jugendlichen die Durchführung während der Unterrichtszeit überzeugend damit, dass auch sonst bei Streiks möglichst effektive Formen gewählt werden. Auch damit müsste sich das Ministerium auseinandersetzen…“ Offener Brief der Schulleitung und des Kollegiums der Windrather Talschule vom 21. März 2019 zum Erlass des Schulministeriums vom 13. Februar 2019
- Offener Brief NRW von Parents for Future – Schluss mit dem Druck auf Schüler*innen und Schulen! Solidarität mit den Fridays for Future Protesten! [mit der Bitte um Unterschrift]
„Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen versucht durch Druck auf die Schulen und Herabwürdigung der protestierenden Schüler*innen die Fridays for Future Bewegung zu diskreditieren. Wir von Parents for Future weisen diesen Versuch in einem offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet und Schulministerin Yvonne Gebauer deutlich zurück.“ Aus dem offenen Brief von Parents for Future vom März 2019 : „ Sehr geehrter Herr Laschet, sehr geehrte Frau Gebauer, in öffentlichen Stellungnahmen sowie in einem Brief des Schulministeriums an alle Schulen im Land NRW kritisieren Sie die Schüler*innen, die seit Wochen in NRW, aber auch in ganz Deutschland und weltweit unter dem Motto „Fridays for Future“ auf die Straße gehen. Sie argumentieren, dass die Schulpflicht ein regelmässiges Fernbleiben vom Unterricht, wie es ein „Streik“ darstellt, verbietet. Die Schüler*innen sollen außerhalb der Schulzeit demonstrieren, statt „den leichten Weg zu gehen und die Schule zu schwänzen“ (Armin Laschet). Dies sei „glaubwürdiger“. Die Unterzeichnenden, Eltern, Großeltern und Freund*innen der von Ihnen angesprochenen Schüler*innen weisen Ihre Kritik in aller Deutlichkeit zurück. Wir fordern Sie auf, nicht länger mit Drohungen (Schulpflicht-Durchsetzung) oder Herabsetzung („schwänzen, leichter Weg“) den Protest der jungen Menschen zu diskreditieren! Wir sind der Überzeugung, dass der Klimaprotest der Schüler*innen absolut notwendig und auch in seiner Form dringend geboten ist. Wir sind stolz darauf, dass hier eine Generation aufsteht und mit Nachdruck das fortgesetzte Versagen der älteren Generation und vor allem der politischen und wirtschaftlichen Verantwortungsträger anprangert…“
- Fridays For Future: Schulschwänzen muss bestraft werden, Zukunftsmissbrauch nicht?
“ Liebe kleine Leute, die ihr jeden Freitag demonstriert für eine bessere Zukunft, welche euch von den Großen »Profis« versaut wird. Mal Butter bei die Fische: Hätten im Dritten Reich auch alle deutschen Schüler gegen die millionenfache Massenvernichtung von Menschen durch eure Vorfahren protestiert, hätte es in der Folge keine klugen Köpfe geben können, welche in Deutschland in den Folgejahren des Dritten Reiches bis heute dafür sorgen hätten können, dass die Verbrechen des deutschen Staates nicht geahndet werden und alle hochrangigen daran Beteiligten, allen voran die furchtbaren Juristen, niemals einer empfindlichen Strafe zugeführt wurden. Diese klugen Köpfe hätten auch nicht dafür sorgen können, dass heute noch nationalsozialistische Gesetze existieren, nach denen eure Eltern z.B. ihre Einkommensteuern zahlen müssen, oder dass deutsche Schulpflicht über der Pflicht zur Schaffung einer besseren Zukunft steht. Das müsst ihr doch einsehen. Also haltet euch an die Schulgesetze, auch wenn die für den Missbrauch eurer Zukunft Verantwortlichen alle Gesetze brechen und Menschenrechte verletzen werden, derer sie habhaft werden können durch den Willen eines großen Teils unseres Volkes, welcher euch am liebsten hinter Gittern sehen würde – mit Schulzwang selbstverständlich, damit aus euch einmal etwas so Ordentliches wird, wie aus den Schülern des Dritten Reiches. (…) Es ist eure Zukunft. Unsere Zukunft ist bald vorbei. Tragt die Schule des Lebens auf die Straßen in die Öffentlichkeit. Lasst unsere Gegenwart nicht eure Zukunft werden. Studiert das Grundgesetz und lasst euch nicht einreden, diejenigen, welche eure Zukunft zerstören, hätten die Deutungshoheit über eure Grundrechte auf eine gute Zukunft. Eure Grundrechte sind unmittelbar geltendes Verfassungsrecht und stehen über jeder Schulpflicht in einer Schule, die euch darauf vorbereitet, euch nicht zu wehren, sondern eure Welt immer besser zu zerstören…“ Beitrag von Ingmar Vetter vom 16. März 2019 bei Grundrechte.org
- Streik ist ein Bildungsziel. Was passiert mit den Schülern, die gegen die Klimakatastrophe auf die Straße gehen?
„Hand in Hand gehen Grundschüler an mir vorbei, in Zweiergruppen. Sie singen nicht »Laterne, Laterne«, sondern rufen in die Öffentlichkeit: »Wir sind hier! Wir sind laut! Weil Ihr uns die Zukunft klaut!« Zu meiner Linken läuft ein etwa 16-jähriges Mädchen mit Kopftuch und weißen Turnschuhen und streckt dabei ein Plakat in die Luft: »Frieden für die Erde.« An ihrer Seite geht ein gleichaltriges Mädchen mit bunten Haaren und einem abgenutzten, dünnen Ledermantel, die ebenfalls auf einem Plakat etwas zu mitzuteilen hat: »Fickt euch! Nicht das Klima.« Etwa zwei Meter vor mir bilden junge Menschen einen Kreis. Das erinnert mich an Ärger oder eine Schlägerei auf dem Pausenhof, was beobachtende Mitschüler aus Langeweile zum Spektakel machen – Irrtum. Auf dem Boden hockt ein Schüler. Seine braunen Locken, bedeckt mit einer schwarzen Adidas-Kappe, fallen ihm über Ohren und Wangen. Er zieht mit Kreide Striche auf den Asphalt: »Change the System“…“ Bericht von Mesut Bayraktar bei neues Deutschland vom 20. März 2019 (im Abo!)
- Schulstreiks: Die Jugend will Taten sehen
„… Der globale Schulstreik für mehr Klimaschutz, dessen Aktionen am Freitagnachmittag (MEZ) in den beiden Amerikas noch andauerten oder noch beginnen sollten, scheint ein voller Erfolg zu werden. Allein in Deutschland wurde in über 222 Städten demonstriert. An die 300.000 Menschen sollen sich beteiligt haben. 5.000 zum Beispiel in Kiel, 1.000 in Recklinghausen, 25.000 in Berlin 5.000 in Bonn, 7.000 in Düsseldorf, 3000 in Kassel, 3.000 im verregneten Aachen, 700 in Erfurt (alle Angaben hier und in weiteren jeweils nach Angaben der Veranstalter, wenn nicht anders vermerkt.) Aus einer internationalen Zusammenstellung geht hervor, dass in 125 Ländern und Territorien Aktionen stattfanden oder in den nächsten Stunden noch stattfinden werden, darunter auch eine vor einer Forschungsstation in der Antarktis. Der Anfang wurde in Neuseeland gemacht, wo in etwa 30 Städten Schüler auf die Straße gingen. Eine Erklärung von über 1.000 Wissenschaftlern und Lehrern hatte sie darin bestärkt. Im benachbarten Australien beteiligten sich insgesamt 150.000 Menschen an den Klimaprotesten, davon allein 20.000 in Melbourne. 30.000 waren es in Sydney schätzt der Guardian. Auch in Hongkong gab es eine kleine Klimademonstration, Ebenso in Japan, auf Taiwan und in einigen chinesischen Städten auf dem Festland. Neben Deutschland gab es auch in Italien, den USA und Frankreich in über 200 Städten Aktionen, die meisten mit fast 250 in Italien. Im deutlich dünner besiedelten Schweden (rund zehn Millionen Einwohner) wurden allerdings auch beachtliche 178 Schulstreiks angemeldet. Aus dem spanischen Madrid Spanien sind auf Twitter Bilder dicht besuchter Plätze zu finden, ebenso aus Portugal.(…) Inzwischen haben über 23.000 Wissenschaftler aus der Schweiz, Österreich und Deutschland die Stellungnahme der Initiative Scientists for Future unterschrieben, die heute auf zahlreichen Kundgebungen in den genannten Ländern vorgestellt wurde…“ Bericht von Wolfgang Pomrehn vom 15. März 2019 bei Telepolis
- Großdemonstrationen #Fridaysforfuture: „An diesem Freitag müssen die Schulen beurlauben“
„Auch an diesem Freitag werden weltweit Schüler gegen den Klimawandel demonstrieren. Die Nerven liegen blank, in NRW gehen Gerüchte von Denunziationen um. Juristisch geht es um Grundrechtskollisionen – und um Sanktionen gegen die Schüler. (…) Das Versammlungsrecht aus Art. 8 Grundgesetz (GG) kollidiert mit dem Recht auf Bildung aus Art 7 GG, aus dem nach fast ganz herrschender Meinung auch die Schulpflicht abgeleitet wird. Wichtiger Aspekt: „Die Versammlungsfreiheit erfordert Gründrechtsmündigkeit, die aber selbstverständlich auch bei Minderjährigen gegeben ist, soweit sie die Bedeutung ihrer politischen Freiheitsrechte verstehen“, sagt Prof. Dr. Klaus Ferdinand Gärditz. (…) Die Demonstranten brauchen allerdings eine Beurlaubung von der Schule – oder sie müssen mit Sanktionen rechnen. „So moralisch nachvollziehbar eine solche Demonstration sein mag, die Schulpflicht kann das Versammlungsrecht einschränken“, erklärt Gärditz. Weil die Versammlung allerdings nicht illegal ist, muss die Schulleitung ihr Ermessen pflichtgemäß ausüben, wenn Schüler eine Beurlaubung beantragen. (…) Die möglichen Sanktionen haben in Nordrhein-Westpalen derweil besondere Blüten getrieben. Während NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer im Landtag und in einem Brief an die Schulen darüber informiert hatte, dass eine Teilnahme am weltweiten Aktionstag als Projekttag möglich sei, war über Twitter am Donnerstag zu lesen, dass die Bezirksregierung Düsseldorf die Schulen bitte, die Schüler namentlich zu benennen, die am Freitag an der #fridaysforfuture-Demonstration teilnehmen. Das stimmt so nicht. (…) Die Bezirksregierung in Düsseldorf hingegen teilte als mögliche Sanktionen mit: erzieherische Maßnahmen als pädagogische Einwirkung (z.B. Hinweise, Ermahnungen, Eintrag ins Klassenbuch, Ansprache des Direktors), Ordnungsmaßnahmen (z.B. Androhung eines Schulverweises), Zwangszuführung durch das Ordnungsamt oder die Polizei oder die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens (kann mit der Festsetzung eines Bußgeldes enden). Zwangsvorführungen oder Bußgelder sind Maßnahmen, die normalerweise bei notorischen „Keinen Bock“-Schulschwänzern ergriffen werden…“ Artikel von Tanja Podolski vom 14.03.2019 bei LTO online
- Schulstreiks: Unterstützung aus der Wissenschaft / Globalstrike am 15.3. in In 98 Ländern, in 190 dt. Städten
„… Ähnliche Wissenschaftler Initiativen gibt es auch in anderen Ländern wie etwa Australien, Großbritannien und Belgien. Derweil ziehen die Vorbereitungen für den globalen Schulstreik am kommenden Freitag immer weitere Kreise. In 98 Ländern werden Aktionen vorbereitet . Allein in Deutschland wird es in 190 Städten Streiks und Demonstrationen geben. Selbst auf so unterschiedlichen wie entlegenen Inseln wie Spitzbergen und Mauritius wird es Demonstrationen von Schülern geben. Die Schwerpunkte liegen in Australien, Westeuropa und den beiden Amerikas, aber auch in verschiedenen afrikanischen Staaten, Russland und selbst in China wird es Schüleraktionen geben.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 13. März 2019 bei telepolis- Fotos: fridays for future weltweit
„Am ersten Internationalen „Fridays for Future“-Streik am 15. März beteiligten sich Schüler*innen aus 2000 Städten in 125 Ländern. Weltweit gingen über eine Million junge Menschen gemeinsam auf die Straße, um für einen konsequenten Klimaschutz zu demonstrieren. In Berlin zogen rund 20 000 Menschen vom Bundeswirtschaftsministerium am Invalidenpark durch das Regierungsviertel zum Bundeskanzleramt. Über 23.000 namhafte Wissenschaftler*innen unterstützten die „Fridays for Future“-Bewegung in einer Stellungnahme und mit einer Unterschriftenliste, die sie auf der Berliner Demonstration überreichten.“ Siehe Fotogalerie von und bei Umbruch-Bildarchiv - Siehe Weltweite Klima-Proteste: Live Ticker zu #FridaysForFuture bei Antenne Düsseldorf
- Fotos: fridays for future weltweit
- Die Klimakrise ist ein medizinischer Notfall – Gesundheitsberufe unterstützen den Schüler*innen-Streik
„Als Angehörige der Gesundheitsberufe unterstützen wir den weltweiten Streik der Schüler*innen gegen eine Klimapolitik der Untätigkeit und Halbherzigkeit. Die Bewegung Fridays for future ist ein wichtiger Impuls zur breiten Mobilisierung für einen effektiven Klimaschutz! KLUG ist die „Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit“, ein Netzwerk aus Gesundheitsberufen und Patient*innenvertreter*innen, dessen Ziel es ist, deutlich zu machen, dass der Klimawandel eine wichtige Herausforderung für den Gesundheitssektor ist und zum Zielpunkt des Handelns werden muss. Spätestens seit dem letzten Bericht des Weltklimarates ist klar, dass die Klimakrise eine Dramatik und Dringlichkeit erreicht hat, die sofortiges Handeln erfordert. Wenn wir nicht entschieden und schnell gegensteuern, ist die menschliche Zivilisation in Gefahr. So erklärt auch der Risikobericht 2019 des Weltwirtschaftsforums Davos, die Welt gehe „schlafwandelnd einer Katastrophe entgegen“. Die Erderhitzung und die fortschreitende Umweltzerstörung bedrohen die natürlichen Grundlagen, von denen alles Leben abhängt. Ärzt*innen und Gesundheitswissenschaftler*innen sprechen daher von der globalen Erwärmung als medizinischem Notfall. Der Kampf gegen die Klimakrise ist deshalb auch eine Pflicht der Gesundheitsberufe…“ Erklärung der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) zum internationalen Klimastreik am 15. März 2019 vom 14.03.2019
- Students for future – Aufruf zum Klimastreik am 15.03.
„“Wir fordern besonders Hochschulen auf, öffentlich klar Stellung für den Kampf gegen den Klimawandel zu beziehen und ihren Worten Taten folgen zu lassen. Hochschulen als wichtige gesellschaftliche Akteurinnen sollten eine Vorbildfunktion einnehmen. Außerdem sind alle Wissenschaftler*innen aufgefordert, sich den Scientists For Futures anzuschließen“ (…) Das Engagement der streikenden Schüler*innen betrachtet der fzs als vorbildlich: „Wir unterstützen, dass Schüler*innen und Student*innen die Politik selbst in die Hand nehmen. Das sollte auch das Ziel von Bildung in Schule und Hochschule sein: Sich mit einem Thema so auseinanderzusetzen, dass man sich dazu eine Meinung bilden kann und gemeinsam mit anderen das eigene und das gesellschafltiche Leben gestalten kann. Es ist also völlig legitim und ein demokratisches Mittel, dass die Schule oder Hochschule bestreikt wird. Politiker*innen, die das kleinreden oder verhindern wollen, fürchten nur basisdemokratisches Engagement“, kritisiert Marcus Lamprecht, Vorstandsmitglied des fzs…“ Pressemitteilung des freien zusammenschlusses von student*innenschaften, fzs, zum internationalen Klimastreik am 15. März
- Scientists for Future: „Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt“
„„Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt“ – so die Überschrift einer Stellungnahme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern , die unter dem Namen „Scientists For Future“ die seit Wochen demonstrierenden Jugendlichen unterstützen und deren Forderungen nach schnellem Handeln wissenschaftlich bekräftigen. Bis heute (Stand 12.3.2019) haben 12.155 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz den Aufruf bereits unterzeichnet. (…) Die Stellungnahme kann noch bis Donnerstag, 14.3.2019, 23.59 Uhr von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter www.scientists4future.org unterzeichnet werden. Die endgültige Zahl der Unterzeichnenden wird am Freitag, 15.3.2019 auf der Fridays For Future-Demonstration verkündet.“ Pressemitteilung der Initiative Scientists for Future vom 12. März 2019
- Spendenkampagne: Unterstütze Fridays for Future Deutschland
„… Dafür brauchen wir Eure Unterstützung. Es ist schwierig und teuer, einen internationalen Streiktag zu organisieren – hierfür brauchen wir Geld um Reisekosten mit dem Bus zu decken, Material zu produzieren, Technik und Lautsprecher zu mieten, für den Aufbau und Abbau, Vorbereitung und Nachbereitung des Tages und vieles mehr. Es wird ein langer Weg, um unser Ziel zu erreichen. Insbesondere wenn du selbst nicht mit streikst, weil du vielleicht nicht mehr zur Schule gehst: Wir können deine Hilfe gebrauchen. Wir haben bisher alles – jeden Flyer, unsere Telefonate oder unsere Website, eher chaotisch finanziert. Dabei haben einige auch ihr Taschengeld benutzt. Damit wir unsere ehrenamtliche Arbeit Woche für Woche in Zukunft noch unabhängiger und noch eigenständiger organisieren können, brauchen wir deine Spende. Egal ob viel oder wenig. Egal ob einmalig oder regelmäßig. Wir können jede Unterstützung gebrauchen! Das Geld geht auf unser Spendenkonto – wir finanzieren damit die Bewegungsarbeit und verteilen es an unsere über 200 Regionalgruppen…“ Spendenaufruf von von Fridays for Future Deutschland bei GoFundMe
- Schulstreiks und Klimaschutz: 40.000 in Amsterdam auf der Straße / geplante Aktionen und Demonstrationen in fast 1.000 Städten in 82 Ländern am 15.3.
„In Amsterdam haben sich am Samstag bei strömenden Regen nach Angaben der Veranstalter an die 40.000 Menschen an einem „Klimaatmars“, das heißt an einem Klimamarsch, beteiligt. Bei der Umweltorganisation Milieudefensie spricht man von einem der größten Demonstrationen für Klimaschutz, die das Land je gesehen habe. Zum Auftakt hätten neben Wissenschaftlern auch Vertreter der streikenden Schüler gesprochen. (…) In den Niederlanden laufen noch fünf Kohlekraftwerke. Ansonsten besteht der konventionelle Kraftwerkspark aus Gaskraftwerken – und einem mit fast 46 Jahren Betriebszeit bereits ziemlich betagten Atomkraftwerk. Die beiden ältesten Kohlekraftwerke sollten nach bisheriger Planung eigentlich 2024 vom Netz gehen und die restlichen drei 2030 (…) Die Proteste sind also auch in den Niederlanden noch lange nicht am Ziel angelangt, weshalb es dort wie in vielen anderen Ländern in dieser Woche wieder Schulstreiks geben wird. Für den kommenden Freitag, den 15. März, haben Schüler in zahlreichen Ländern zu einem globalen Streiktag für das Klima aufgerufen. Eine Übersicht zeigt geplante Aktionen und Demonstrationen in fast 1.000 Städten in 82 Ländern . Schwerpunkte sind unter anderem Schweden, Italien, Australien, die USA und Deutschland, aber auch in Frankreich und Spanien werden in besonders vielen Orten Vorbereitungen getroffen.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 11. März 2019 bei telepolis
- Schulstreiks: CSU mag keine selbstbewussten Jugendlichen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer drischt am Aschermittwoch auf die streikenden Schüler ein
„Die CSU will offensichtlich keine empathischen, jungen, um die Zukunft besorgten Wähler. Es reicht ihr, die Oberhoheit über den Stammtischen der Schenkelklopfer zu verteidigen. Dieser Eindruck drängt sich angesichts des Aschermittwochs in Passau auf. Dort kanzelte Andreas Scheuer, jener Minister, der Verkehrspoltik vor allem als Autopolitk versteht, der Minister, der die Diesel-Pkw-Besitzer im Regen stehen lässt, statt sie gegen betrügerische Machenschaften der Hersteller zu schützen, der die Konzerne weiter gewähren lässt und lieber gegen zu hohe Grenzwerte wettert, die er noch höher setzen möchte, die streikenden Schüler als Schulschwänzer ab, die man nicht brauche. Der Applaus seiner Partei war ihm sicher. Offenbar möchte man seine Gemütlichkeit, sein Leben auf Kosten anderer und auf Kosten zukünftiger Generationen, nicht von einer neuen, aufmüpfigen Jugendbewegung in Frage stellen lassen. Die lässt sich indes nicht beirren. Für den morgigen Freitag sind Aktionen in 23 deutschen Städten geplant. Auch in diversen anderen Ländern, darunter zum Beispiel auch in der Türkei, im Libanon, in Malaysia, Südkorea und Mauretanien, finden Schulstreiks und Demonstrationen statt. (…) Der 15. März wurde zum internationalen Schulstreiktag ausgerufen. Allein in Deutschland werden in 130 Städten Aktionen vorbereitet. Eine globale Übersichtskarte zeigt Vorbereitungen in dutzenden Staaten auf allen bewohnten Kontinenten.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 07. März 2019 bei telepolis
- #Scientists4future. Eine gemeinsame Stellungnahme Deutscher, Österreichischer und Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu den Protesten für mehr Klimaschutz
„Zurzeit demonstrieren regelmäßig viele junge Menschen für Klimaschutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Als Wissenschaftlerinnen und Wissen-schaftler erklären wir auf Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse: Diese Anliegen sind berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus. (…) Die jungen Menschen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet. Ohne tiefgreifenden und konsequenten Wandel ist ihre Zukunft in Gefahr. Dieser Wandel bedeutet unter anderem: Wir führen mit neuem Mut und mit der notwendigen Geschwindigkeit erneuerbare Energiequellen ein. Wir setzen Energiesparmaßnahmen konsequent um. Und wir verändern unsere Ernährungs-, Mobilitäts- und Konsummuster grundlegend. (…) Die enorme Mobilisierung der „Fridays for Future“-Bewegung zeigt, dass die jungen Menschen die Situation verstanden haben. Ihre Forderung nach schnellem und konsequentem Handeln können wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nur nachdrücklich unterstreichen. Als Menschen, die mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut sind und denen die derzeitigen Entwicklungen große Sorgen bereiten, sehen wir es als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, auf die Folgen unzureichenden Handelns hinzuweisen…“ Stellungnahme von 700 Wissenschaftler*innen , die weitere sucht
- Die Schulstreiks für Klimaschutz sind bürgerlicher Ungehorsam
„Nichts zu verändern, passt besser zur kurzfristigen Gewinnsucht der Aktienmärkte, die Regierungen machen zu wenig. Bürgerlicher Ungehorsam: So muss man wohl die aktuellen Schulstreiks nennen – diese Streiks, die bewusst durch entgangene Schulzeit provozieren. Wieder sind ihm Tausende gefolgt, wie schon so oft an Freitagen am Monatsanfang. Das Ziel: Tut mehr für den Klimaschutz! Denn sonst ist unsere Zukunft finster – und dann brauchen wir keine Bildung. Wenn man sich den Blick auf die Realitäten spart, könnte man dieses „Schulschwänzen“ für abmahnungswürdig halten – so wie viele der Schuldirektoren ja reagiert haben, mit Verweisen wegen Fernbleibens vom Unterricht. Nur so einfach ist das nicht, nicht einmal der Rechtsstandpunkt, vom pädagogischen Geschick ganz abgesehen. Denn bisher ist es unseren Regierungen nicht gelungen, den Klimawandel ernsthaft einzubremsen. Vielmehr bleiben in Deutschland die klimaschädlichen Emissionen seit Jahren konstant und die Welt läuft auf eine mittlere Erhöhung von drei bis fünf Grad zu. Das führt zu Aufsteilungen im Wetterablauf, bei denen nach Meinung vieler Wissenschaftler der Globus in einigen Jahrzehnten in vielen heute bewohnten Gegenden nicht mehr bewohnbar sein wird. (…) Die Situation erinnert an den Weg zum genfreien Europa, der in Deutschland begann. Auch da war unklar, ob die Gentechnik tatsächlich frei von jedem Risiko ist. Bagatellisieren konnte man sie nicht. Deshalb wurden die genveränderten Mais- und Kartoffelpflanzungen der Versuchsanstalten immer wieder von Aktivisten zerstört. Diese wurden gefasst, kamen vor Gericht – aber wurden schließlich, nach mehreren Gerichtsverfahren, freigesprochen! Wenn der Staat den Schutz seiner Bürger nicht konsequent gewährleistet, kann „bürgerlicher Ungehorsam“ angebracht sein, so war die Begründung. Ob ein Vergehen vorlag, wurde also zur richterlichen Ermessensfrage. Genau solche „Einmischung“ kommt jetzt von den Schülern. Diese Gier der Wirtschaft und das Zögern der Politik gehen sie schließlich am meisten an als die Generation von morgen. Und über ihre Sorgen zu den Risiken von Klimaveränderungen gibt es einen viel eindeutigeren wissenschaftlichen Konsens als bei der Gentechnik. Die Streiks scheinen in jedem Fall berechtigt und erzeugen deutlich verstärkte Aufmerksamkeit, viel mehr, als die 35.000 Teilnehmer eines Streiks gegen die Braunkohle in Berlin vor einigen Monaten. Die Wahl der Schulzeit könnte also vielleicht richterliche Milde finden…“ Beitrag von Peter H. Grassmann vom 2. März 2019 bei Telepolis
- Schulstreiks: Unbeirrt fürs Klima – Greta Thunberg spricht in Hamburg. Eltern rufen auf, den internationalen Klimastreik am 15.3. zu unterstützen
„Auch in dieser Woche gehen wieder Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Schüler in zahlreichen Ländern auf die Straße, um für wirksamen Klimaschutz zu demonstrieren. Am gestrigen Donnerstag waren bereits 3.000 in Antwerpen und eine unbekannte Zahl in anderen belgischen Städten unterwegs. In Deutschland gingen am heutigen Freitag in mindestens 29 Städten Schüler auf die Straße, wenn die bei FridaysForFuture veröffentliche Liste halbwegs vollständig ist. Zum Beispiel auch im westfälischen Münster oder in Osnabrück. Die größte hiesige Demonstration dürfte am Vormittag in Hamburg stattgefunden haben. Dort ist an diesem Freitag auch Greta Thunberg dabei, jene junge Schwedin, die mit ihrem zunächst einsamen Sitzstreik vor dem Stockholmer Parlament den Anstoß zu den inzwischen in ganz Westeuropa und darüber hinaus verbreiteten Protesten geben hat. (…) Derweil fällt Bundesbildungsministerin Anja Karliszek (CDU) zu den anhaltenden Protesten der Schüler nicht viel mehr ein, als auf die Einhaltung der Schulpflicht zu pochen, wie die Berliner Tageszeitung taz schreibt. Das unterstützenswerte Engagement gehöre in die Freizeit. Eine Ansicht, die auch Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) zu teilen scheint. Er drohte laut taz den Schülern mit Einträgen in die Zeugnisse. Eine Hamburger Schülerin schildert hingegen in einem Panorama-Beitrag (Video) ihre Motive und verweist darauf, dass die Schüler ohne den Regelbruch gar nicht die notwendige Aufmerksamkeit bekämen. Inzwischen hat sich eine Elterninitiative namens Parents for Future gegründet…“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 1. März 2019 bei Telepolis
- Ministerin pocht auf Schulpflicht – Aktivistin Greta Thunberg unterstützt am Freitag deutsche SchülerInnen bei Klimaprotesten. Die sollen in ihrer Freizeit demonstrieren, fordert Karliczek.
„Im Vorfeld der erstmaligen Teilnahme der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg an den SchülerInnenaktionen für Klimaschutz in Deutschland hat Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) die Einhaltung der Schulpflicht angemahnt. Dass Schülerinnen und Schüler sich gesellschaftlich für Klima- und Umweltschutz engagierten, begrüße sie sehr, sagte die CDU-Politikerin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Trotzdem gelte: „Auch unterstützenswertes Engagement gehört in die Freizeit und rechtfertigt nicht das Schulschwänzen.“ (…) Auch die Hamburger Schulbehörde plädierte für Aktionen nach Unterrichtsschluss oder am Wochenende. Die Teilnahme an einer Demo sei keine besondere Form des Unterrichts, sagte der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Wer unentschuldigt fehlt, hat den verpassten Unterrichtsstoff selbstständig nachzuholen, verpasste mündliche Leistungen, Tests oder Klausuren werden mit null Punkten gewertet, und es erfolgt ein Eintrag ins Zeugnis“, kündigte er in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ an. (…) Susanne Eisenmann, erklärte, sie wolle das Thema „von der Straße ins Klassenzimmer holen und den Schülern damit zeigen, dass wir ihre Sorgen ernst nehmen und dass ihr Engagement etwas bewirkt“.“ Meldung vom 1. März 2019 von und bei der taz online
- Aufruf: Lehrer*innen fürs Klima. Lehrer*innen solidarisieren sich mit streikenden Schüler*innen im Vorfeld des globalen Schulstreiks am 15. März 2019
„Die großartigen Bilder der letzten Wochen haben gezeigt: Die Fridays for Future Schulstreiks werden zur Massenbewegung für Klimagerechtigkeit. In Deutschland, in Frankreich, in Belgien, in der Schweiz, und in vielen anderen Ländern der Welt. Engagierte Lehrer*innen und Eltern tun sich gerade vielerorts zusammen, um die streikende Kinder zu unterstützen. Nachdem die Schüler*innen von Fridays for Future in Deutschland für ihr Engagement teilweise heftig angegriffen wurden, hat sich die Gruppe “Parents for Future” gegründet. In Frankreich haben innerhalb von wenigen Tagen tausende Lehrer*innen einen Aufruf zur Solidarität unterschrieben. Angelehnt am französischen Appel wollen Lehrer*innen in Deutschland nun sich mit den streikenden Schüler*innen solidarisieren. Bist du Lehrer*in? Oder vielleicht jemand aus deiner Familie oder in deinem Freundeskreis? Wenn dir der Klimaschutz wichtig ist und du dich engagieren willst, unterstütze den Schulstreik indem du unseren Aufruf unterzeichnest…“ Aufruf vom 27.2.2019 bei Fossil Free Deutschland – Am 15 März 2019 gehen junge Menschen in ganz Deutschland und weltweit gemeinsam auf die Straße. Bundesweit sind bisher weit über 100 Streiks geplant
- Solidarität mit Fridays for Future! „Wir sind auf eurer Seite – ihr seid wunderbar!“ Offener Brief an die NRW Landesregierung von Parents for Future
„Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen versucht durch Druck auf die Schulen und Herabwürdigung der protestierenden Schüler*innen die Fridays for Future Bewegung zu diskreditieren. Wir von Parents for Future weisen diesen Versuch in einem offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet und Schulministerin Yvonne Gebauer deutlich zurück. (…) Sie argumentieren, dass die Schulpflicht ein regelmässiges Fernbleiben vom Unterricht, wie es ein „Streik“ darstellt, verbietet. Die Schüler*innen sollen außerhalb der Schulzeit demonstrieren, statt „den leichten Weg zu gehen und die Schule zu schwänzen“ (Armin Laschet). Dies sei „glaubwürdiger“. Die Unterzeichnenden, Eltern, Großeltern und Freund*innen der von Ihnen angesprochenen Schüler*innen weisen Ihre Kritik in aller Deutlichkeit zurück. Wir fordern Sie auf, nicht länger mit Drohungen (Schulpflicht-Durchsetzung) oder Herabsetzung („schwänzen, leichter Weg“) den Protest der jungen Menschen zu diskreditieren! Wir sind der Überzeugung, dass der Klimaprotest der Schüler*innen absolut notwendig und auch in seiner Form dringend geboten ist. Wir sind stolz darauf, dass hier eine Generation aufsteht und mit Nachdruck das fortgesetzte Versagen der älteren Generation und vor allem der politischen und wirtschaftlichen Verantwortungsträger anprangert. (…) Beenden Sie die Verunglimpfung der Proteste – sprechen Sie den Schüler*innen nicht das Engagement ab, das Sie selbst als Verantwortliche beim Klimaschutz vermissen lassen. Geben Sie den Schulen die Freiheit, sich eigenverantwortlich und kreativ für den Klimaschutz einzusetzen, statt die Schulgemeinschaften zu spalten und Lehrer*innen und Schulleitungen zu Gehilfen Ihrer Einschüchterungsversuche zu machen. (…) Und allen Schüler*innen, die freitags auf die Straße gehen, um für Ihre Zukunft zu kämpfen, versprechen wir: Wir sind auf eurer Seite – ihr seid wunderbar!“ Offener Brief an die NRW Landesregierung zum Mitzeichnen von und bei Parents for Future
- Schulstreiks: Entschlossenheit und Drohungen
„… Am Donnerstag und am Freitag haben erneut Schüler in zahlreichen Städten im In- und Ausland für Klimaschutz demonstriert. In Berlin waren es knapp Tausend nach eigenem Augenschein, die bei sonnigen Wetter und entschlossener Stimmung vor das Kanzleramt zogen. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, war einer der beliebtesten Slogans. Der Internetauftritt der hiesigen Organisatoren weist 38 weitere Städte in Deutschland aus, in denen Schüler während des Unterrichts auf die Straße gegangen waren. Am Donnerstag hatten bereits rund 11.000 Menschen in Brüssel demonstriert. Gestern protestierten außerdem mehrere Tausend im österreichischen Graz für mehr Klimaschutz. Über den Ärmelkanal hat es die Bewegung ebenfalls inzwischen geschafft. In Großbritannien gab es in 55 Städten Schulstreiks. Auch in der Schweiz machten Jugendliche wieder mobil, unter anderem in Bern, Zürich, Schaffhausen, St. Gallen und Basel. Eine sicherlich unvollständige Weltkarte zeigt Aktionen vor allem in Westeuropa, Australien und Nordamerika, aber auch in Seoul (Südkorea), Bamako (Mali), Kampala (Uganda), Arusha (Tansania), Panchgani (Indien) und Istanbul (Türkei). Am 15. März soll es einen großen internationalen Streiktag geben. In einigen Ländern rufen die Schüler auch die Gewerkschaften auf, sich daran zu beteiligen. Derweil hat in Nordrhein-Westfalen nach einem Bericht des WDR das Schulministerium eine Dienstanweisung an die Schulen verschickt, in der von „zwangsweiser Zuführung“ und „Ordnungswidrigkeitsverfahren“ bei dauerhaftem Fortbleiben vom Unterricht die Rede ist. Passend dazu versucht die Landesregierung in Düsseldorf beim Ergebnis der Kohlekommission zu tricksen und bis 2022 einen Braunkohleblock weniger als von der Kohlekommission vorgesehen vom Netz zu nehmen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet…“ Beitrag von Wolfgang Pomrehn vom 16. Februar 2019 bei Telepolis
- Fridays for future – „Das kann eine Langzeitbewegung werden“
„Tausende Schüler haben gestern wieder für besseren Klimaschutz demonstriert. Mehr als ein Greta-Effekt? Ja, sagt Klaus Hurrelmann. Die Jugend hat politische Kraft wie lange nicht. (…) Wir müssen lange zurückdenken, dass sich so viele junge Leute an einer politischen Demonstration beteiligt haben. Und zwar nicht nur als Mitläufer, sondern als Initiatoren und mit aktiver Rolle. Das ist etwas Besonderes. (…) Es ist auffällig, dass wir hier ein Element von zivilem Ungehorsam haben. Man demonstriert nicht in der Freizeit, sondern in der Schulpflichtzeit. Das ist ein bewusster kalkulierter Verstoß gegen bestehende Regeln. Und die Schüler müssen in Kauf nehmen, dass sie dafür sanktioniert werden. Ich hoffe, sie werden sanktioniert! Denn wenn das nicht geschähe, also wenn man das stillschweigend in den Schulen durchgehen ließe, dann würde man die Bewegung entwerten. Die jungen Leute denken sich ja was dabei. Sie wollen zeigen: Wir sind zornig, wir lehnen uns auf, wir protestieren. (…) Zum ersten Mal seit langem haben wir eine Anti-ältere-Generationen-Stimmung. Die jungen Leute sagen: Ihr Älteren habt nicht dafür gesorgt, dass alles in der Klimapolitik in Ordnung ist. Ihr habt versagt! Diesen Ton haben wir schon lange nicht mehr gehört. Aus der gewissen Aggressivität schließe ich auch, dass das eine Langzeitbewegung werden könnte. Es sieht momentan so aus, also es nicht nur ein kurzes Aufflackern zu einem Thema ist…“ Interview von Lars Bohnsack vom 16.02.2019 bei heute.de
- Schulstreiks: Eine globale Jugendbewegung
„Auch heute streikten wieder in diversen Ländern und zahlreichen Städten Schüler für mehr Klimaschutz. In Berlin gingen sie trotz Schulferien auf die Straße
Die Schulstreiks für Klimaschutz gehen weiter und ziehen auch international immer weitere Kreise. Im niederländischen Den Haag waren bereits gestern rund 10.000 Menschen auf der Straße. In Belgien wurde erneut in verschiedenen Städten demonstriert. 20.000 sollen es im ganzen Land gewesen sein, 11.000 allein in Löwen. Die belgische Umweltministerin Joke Schauvlieg hat inzwischen, wie unter anderem der Guardian berichtet, zurücktreten müssen, da sie die neue Jugendbewegung mit wirren Verschwörungstheorien erklären wollte. Der Geheimdienst habe sie informiert, wer wirklich hinter den Protesten stecke und das diese orchestriert seien. 38 hiesige Städte listet die deutsche Webseite FridaysForFuture.de auf. In Flensburg, wo heute zum ersten Mal gestreikt wurde, beteiligten sich nach einem Tweet des Bundestagsabgeordneten der Linkspartei Lorenz Gösta Beutin über 700 Menschen. Weitere Aktionen gab es am heutigen Freitag unter anderem in Mailand und Genua. Auch in Italien haben sich inzwischen in zahlreichen Städten Gruppen gebildet, die Aktionen vorbereiten. (…) In Australien haben Wissenschaftler inzwischen eine Solidaritätsadresse an die Schüler formuliert, in der sie den Aktionstag am 15. März unterstützen. Das Schreiben trägt bisher über 200 meist australische Unterschriften, beginnt aber sich auch international auszubreiten.“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 8. Februar 2019 bei telepolis
- Brüssel und Berlin: Schüler streiken fürs Klima
„Heute gehen in Berlin voraussichtlich Tausende Schüler auf die Straße um von der Kohle-Kommission einen ernsthaften Vorschlag zu verlangen. Doch dort liegt der Entwurf eines faulen Kompromisses auf dem Tisch
In Brüssel haben am gestrigen Donnerstag 32.000 Schüler und Studenten für effektiven Klimaschutz demonstriert, schreibt der Spiegel. Das war dort bereits die dritte derartige Demonstration in drei Wochen. Es begann mit 3.000 Teilnehmern, letzte Wochen waren es 15.000. Die belgischen Schüler folgen damit einer Initiative der Stockholmer Schülerin Greta Thunberg, die seit dem vergangenen Sommer jeden Freitag vor dem dortigen Parlament sitzt und einen „Schulstreik für das Klima“ durchführt. Nur am heutigen Freitag nicht. Da ist sie im Schweizer Davos, um auf dem Weltwirtschaftsforum den Mächtigen dieser Welt ins Gewissen zu reden. (…) Anlass ist das vermutlich letzte Treffen der Kohlekommission. Vor deren Tagungsort, im Berliner Bundeswirtschaftsministerium, soll es heute Mittag eine große Schülerdemo geben, zu der Busse aus allen Teilen der Republik anreisen. In rund 100 deutschen Städten gibt es inzwischen Regionalgruppen der neuen Schulstreikbewegung. Von der Kommission ist in den vergangenen Tagen der Entwurf eines Abschlussberichts durchgesickert. Der zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass er kein festes Datum für das Ende des letzten Kohlekraftwerks vorsieht…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn vom 25. Januar 2019 bei telepolis
Siehe auch im LabourNet:
- speziell zum globalen Streik unser Dossier Klimastreik am 20. September 2019 – ökologische Notwendigkeit und gewerkschaftliche Debatte (um das Streikrecht)
- und November 2019: 4. Globaler Klimastreik
- sowie auch das Dossier: Klima-Bewegung “Extinction Rebellion” und Kritik