Kein Grund das Sterben an der EU-Außengrenze zu relativieren. Wie Norbert Häring seine Leser täuscht
Debatte
„Dass es viel zu streiten gibt innerhalb des Spektrums, was sich als „links“ versteht, ist nichts Besonderes. Dies betrifft seit Längerem auch den Umgang mit Flucht und Migration. Leider gibt es dazu auch Beiträge, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob der Verfasser wirklich das meint, was er da als seine Position zum Ausdruck bringt. So hat Norbert Häring am 31. Januar ein schon sehr fragwürdiges Statement abgegeben. Für mich ist nicht nur seine Position zum Sterben im Mittelmeer erschreckend, sondern auch seine Art der Problembehandlung. Häring unterstellt nämlich anderen Manipulation bei der Wertung des UNHCR-Berichts, obwohl er es ist, der hier manipuliert. Auch wenn ich es eher ablehne, inhaltliche Debatten auf der persönlichen Ebene zu führen, hat für mich Norbert Häring hier eine Grenze überschritten. Diese besteht darin, dass ich nichts Positives an der tödlichen EU-Abschottungspolitik erkennen kann. Im Gegenteil. Sie wird immer widerwärtiger…“ Kommentar von Armin Kammrad vom 4. Februar 2019 zu einer angeblichen Täuschung durch das ZDF – siehe dazu die Replik von Norbert Häring:
- Armin Kammrad: Worin unsere Hauptdifferenzen bestehen
„Auf meine Kritik vom 4. Februar an dem von Norbert Häring am 31. Januar erhobenen Vorwurf der Publikumstäuschung durch das ZDF und seinem Umgang mit der politisch bewusst erhöhten Gefährlichkeit der Flucht über das Mittelmeer, antwortete mir Häring am 8. Februar mit dem Anspruch, meine angeblich massiven Verfälschungen zu korrigieren. Schade. Denn einmal abgesehen von den zwei Fehlern in meinem Text, auf die Häring mich völlig korrekt aufmerksam macht , versucht Häring nur zu beweisen, dass er alles richtig gemacht hätte. Abschließend von mir deshalb hier nur noch eine Gegenüberstellung der unterschiedlichen Sichtweisen anhand Härings Antwort auf meine Kritik…“ Anmerkungen von Armin Kammrad vom 17.02.2019 zur Antwort von Norbert Häring auf seine Kritik- Aus unserer Sicht wesentlich: „… Ich halte die Behinderung der privaten und den Rückgang der offiziellen Seenotrettung für einen wesentlichen Grund, dass sowohl der Anteil der Ertrunkenen im Verhältnis zu denen, die es 2018 über das Mittelmeer noch nach Europa schafften, extrem gestiegen ist (in Spanien sogar – laut UNHCR – um das Vierfache gegenüber dem Vorjahr), als auch für das Sinken der Anzahl von Fluchtversuchen über das Mittelmeer. Erschwerend kommt noch die, von der EU tolerierte, Behinderung durch libysche Milizen hinzu, die Flüchtlinge in Lager sperren, dort brutal behandeln, ungestraft vergewaltigen und sogar als Sklaven verkaufen. Wer von einem Sinken der Anzahl der Ertrunkenen ausgeht, sollte die Gründe des Rückgangs untersuchen und diese auch benennen. Es ist jedenfalls nicht so, dass es nichts mehr zu retten gab, weil die Anzahl der Ertrunkenen „gesunken ist“. 2. Ist es seriös, die Gründe für den Rückgang nicht zu erwähnen? Eindeutig, nein. Ich lehne solches Herangehen bereits schon deshalb ab, weil es typisch für einen rechten Umgang mit dem Fluchtproblem ist. Unter „rechts“ verstehe ich in diesem Zusammenhang eine Haltung, die sich darauf reduziert, jede Art von Flüchtlingsabwehr zu begrüßen, egal wie viele Opfer sie kostet und wie sie rechtlich zu bewerten ist. (…) Aufgrund der bewusst erhöhten Gefährlichkeit konnten es immer weniger schaffen – nicht nur über das Mittelmeer. Nur das bringen die UNHCR-Angaben zum Ausdruck. Der rechten Logik: „Je weniger es schaffen, umso besser“, setzt Häring mit der Logik: „Je weniger es versuchen, umso besser“, nichts entgegen. Viel mehr verwischt er den, für die Betroffenen lebenswichtigen Unterschied zwischen erfolgreichen und erfolglosen, tödlichen Versuch. Die politisch bewusst erhöhte Lebensgefahr, bleibt so ausgeblendet…“
- Replik von Norbert Häring zu „Kein Grund das Sterben an der EU-Außengrenze zu relativieren. Wie Norbert Häring seine Leser täuscht“
Die Replik von Norbert Häring vom 8.2.2019 auf die Vorwürfe von Armin Kammrad – in Ermangelung eines aussagekräftigen und zugleich kurzen Zitats empfehlen wir die gesamte Lektüre und danken dem Autor!