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Peter Turrini: Wie die Kurz-Regierung die Arbeiter verachtet

Peter Turrini„“Es findet ein Klassenkampf statt, und zwar von oben nach unten. Diese Regierung nimmt den Schwächeren und gibt den Reicheren, und am Ende zahlen die Arbeiter, die Arbeitslosen, die alleinerziehenden Mütter mit niedrigem Einkommen und die Flüchtlinge drauf“. Der Schriftsteller Peter Turrini ruft bei seiner Rede im Parlament dazu auf, in politisch schwierigen Zeiten die „Grenzen des Mutes“ zu erweitern – und sich für Demokratie und gegen Unrecht einzusetzen.“ Video der Rede von Peter Turrini externer Link bei einer Veranstaltung zum Republiks-Jubiläum im Parlament vom 31.10.2018 bei youtube und ihre Langfassung sowie Informationen zu der spannenden Person Peter Turrini selbst:

  • Peter Turrini: „Es findet ein Klassenkampf statt, und zwar von oben nach unten.“
    Peter Turrini gehört zu den großen Schriftstellern Österreichs. Er hat über 40 Bühnen-Stücke und die Drehbücher für die Fernsehserien „Alpensaga“ und „Arbeitersaga“ mitverfasst. Turrini hat in seinen Arbeiten mit romantisierten Heimat-Klischees aufgeräumt und greift Themen wie Ungleichheit und Ausgrenzung von Menschen auf. In einer Rede im Parlament hat Turrini dazu aufgerufen, in politisch schwierigen Zeiten, in denen der Klassenkampf „von oben nach unten“ geführt wird, die „Grenzen des Mutes“ zu erweitern – und sich für Demokratie und gegen Unrecht einzusetzen. Am 30. Oktober 1918 trat die provisorische Nationalversammlung und legte die Grundsteine für die Gründung der Republik Österreich. Am selben Tag im Jahr 2018 wirft Peter Turrini anlässlich einer Jubliäumsveranstaltung zur Geschichte der Republik und Demokratie einen Blick zurück. Seine Bilanz aus den letzten Jahrzehnten: Das Klima ist rauer geworden, der soziale Zusammenhalt hat abgenommen. Die Menschen sind zunehmend verroht, findet Peter Turrini. Wo einst Solidarität selbstverständlich war, wo man Schwächeren gern geholfen hat, weil man musste, das man selbst auch mal Hilfe braucht, wird jetzt weggeschaut, werden Sicherheitsnetze zerschnitten und werden Arme ärmer gemacht (…) Die Schwachen, das sind auch die, die als „fremd“ klassifiziert werden. Sie haben nichts, aber weil sie nicht von hier sind, wollen ihnen viele nicht helfen. Für Turrini muss sich jeder Mensch eine Grundsatzfrage stellen: „Verbleiben wir in der Mieselsucht, in der Kleinkariertheit, in der Abschottung gegenüber dem Fremden, in der Ausgrenzung des Anderen, bei der Verhöhnung des Schwächeren […] oder versuchen wir über uns selbst hinaus zu wachsen, indem wir anderen Menschen helfen?“ (…) „An der Entwicklung in diesem Land leide ich besonders“, gesteht Turrini. „Es ist ja auch mein Land. Als Sohn eines italienischen Einwanderers, welcher nie so recht in der deutschen Sprache ankam und es nicht bis an den Stammtisch der Einheimischen schaffte, habe ich lange genug gebraucht, dieses Land als mein Land zu empfinden. Ich will es mir von einem adrett zugerichteten jungen Mann in der Bundeskanzlerpose und von einer Horde Burschenschafter in Ministerbüros nicht mehr nehmen lassen.“ Die Regierung, so Turrini, betreibt falsche Umverweilung von unten nach oben. Die Gewinner sind die, die ohnehin viel haben – für sie macht die ÖVP Politik. Und die FPÖ? Die macht in der Zwischenzeit aus Österreich einen autoritären Staat (…) Besonders unerträglich findet Turrini die Verachtung der Arbeiterklasse – jener, die Beschäftigung haben, jener, die sie suchen und jener, die nicht arbeiten können. Auf sie alle wird hinuntergeschaut, ihnen wird unterstellt, zu wenig zur Leistungsgesellschaft beizutragen. (…) „Es findet ein Klassenkampf statt, und zwar von oben nach unten. Diese Regierung nimmt den Schwächeren und gibt den Reicheren, und trotz aller Jonglierkünste dieses populistischen Kanzlers zahlen am Ende die Arbeiter, die Arbeitslosen, die alleinerziehenden Mütter mit niedrigem Einkommen und die Flüchtlinge drauf“, bilanziert Turrini. Die Arbeiterklasse, die soll es ja gar nicht mehr geben, das sei ein überholter Begriff. Und auch mit den Menschen selbst, die viele Stunden für wenig Geld schuften, will man – wenn möglich – nur wenig zu tun haben. Es sei denn, das Büro muss geputzt, die Kinder müssen versorgt oder das Klo muss repariert werden. „Dann“, so Peter Turrini „muss die angeblich nicht vorhandene Arbeiterklasse dringend her und möglichst schnell wieder weg.“ Und damit diese Vielen, die hart Arbeitenden, die Jobsuchenden, die Pensionierten, die Kranken nicht erkennen, dass sie die Mehrheit sind – und dass sie mächtig sind – greift die Regierung ihre Organisationen an…“ Zusammenfassung der Rede durch die Kontrast-Redaktion am 30. Oktober 2018 externer Link 

Siehe zu der spannenden Person Peter Turrini selbst:

  • Peter Turrini – Eine komische Katastrophe – zum 75. Geburtstag am 26. September 2019
    Als der dicke Tischlerbub Peter aus Maria Saal mit 13 seine ersten Gedichte verfasste, tat er es aus einer Not heraus. Und daran hat sich für einen der meistgespielten deutschsprachigen Dramatiker bis heute nichts geändert…“ Ein Porträt von Danielle Proskar des ORF am 28.09.2019 bei 3SAT in der Mediathek externer Link anlässlich seines 75. Geburtstags am 26. September 2019
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=155073
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