Stansted 15: Wenn aus Protest ganz plötzlich «Terrorismus» wird

„Fünfzehn AktivistInnen könnte wegen der britischen Antiterrorgesetze lebenslange Haft drohen. Ihr Delikt: Sie haben mit einer Blockade am Flughafen die Ausschaffung von MigrantInnen verhindert. (…) Zu den Gruppen, die die Aktion organisierten, gehört Lesbians und Gays Support the Migrants (LGSM). «Wir gründeten die Organisation 2015, auf dem Höhepunkt der ‹Migrationskrise›, wie man sie nennt», sagt der 31-jährige Morten Thaysen. «Wir wollten unsere Solidarität mit den Flüchtlingen zeigen, um der ablehnenden Politik der britischen Regierung entgegenzuwirken.» Seither organisiert LGSM Geldsammlungen und Informationsveranstaltungen, berät AsylbewerberInnen, denen die Abschiebung droht. Über Kontakte mit anderen Menschenrechtskampagnen brachten Thaysen und seine KollegInnen Details über einen Ausschaffungsflug in Erfahrung, der von Stansted nach Ghana und Nigeria gehen sollte. (…) Die Blockade war erfolgreich, das Flugzeug konnte nicht abheben, und die MigrantInnen blieben vorerst im Land. Doch für die Stansted 15, wie die Protestierenden bald genannt wurden, begannen die Probleme erst. (…) Amnesty International befürchtet, dass die Anklage versuche, Protestierende in Zukunft von ähnlichen Aktionen abzuschrecken. Auch für Morten Thaysen besteht kein Zweifel, dass es dem Staat vor allem um Abschreckung geht: «Es gibt keinen anderen logischen Grund, friedliche Aktivisten wegen Terrorismus anzuklagen.» Dabei sollte nicht erstaunen, dass der britische Staat gerade bei einem Migrationsfall so scharf reagiert: Die Einwanderungs- und Asylpolitik ist geprägt von Hartherzigkeit und rechtlich dubioser Praxis…“ Artikel von Peter Stäuber, Chelmsford, in der WoZ vom 06.12.2018 , siehe dazu nun:

• Stansted 15 nach dem Anti-Terror-Gesetz verurteilt!
  Ausgerechnet am TagderMenschenrechte, dem 10.12.2018, hat ein Gericht in Großbritannien die 15 MenschenrechtsaktivistInnen verurteilt – weil sie eine Abschiebung verhindert hatten. Dem Gericht nach haben sie damit einen „terroristischen Akt“ begangen, ihnen droht nun lebenslange Haft… Siehe dazu Proteste in Großbritannien:
  • UK: ‘Out of control’ Home Office should have been in the dock, not us: #Stansted15 respond to guilty verdict
    „The Stansted 15 protesters, who stopped a government deportation flight from taking off in March last year, have today (December 10) been found guilty of breaching terror laws. After 9 weeks the jury found all fifteen defendants guilty of intentional disruption of services and endangerment at an aerodrome under the 1990 Aviation and Maritime Security Act – a controversial use of terror-related law…“ Beitrag vom 11.12.18 bei Enough is Enough!
  • ‚We are guilty of nothing more than intervening to prevent harm.‘ A message from the Stansted15 from the steps of court.
    Solidarity with the #Stansted15 – protest at the Home Office. Statement der Verurteilten unf Aufruf zum Protest vor dem Home Office am 11.12.18 bei Fratzebuch
  • Convicted for peaceful protest: Show the Stansted 15 we stand with them. Send them a message of solidarity today
    Aufruf von und bei Amnesty UK
  • Siehe auch bei Twitter #Stansted15